Leopold Neulinger – Altbürgermeister und Nimrod
Nach einem Bericht von Josef Puchner in den „Mühlviertler Nachrichten“ vom 9. Oktober 1952.
Leopold Neulinger leitete 21 Jahre lang mit Umsicht die Bürgermeistergeschäfte der Gemeinde, die ihm bereits 1938 das Ehrenbürgerrecht verlieh. Mehr als ein Dutzend Jahre musste er allein – ohne irgendwelche Hilfskräfte in der Kanzlei – alle Verwaltungsarbeiten besorgen. Auch Vater und Großvater hatten ehemals das Amt eines Bürgermeisters inne.
Lokalhistorisch erscheint Folgendes als erwähnenswert: Der Großvater von Leopold Neulinger, ein tüchtiger Webermeister, wurde von Kaiser Franz Joseph – dem er die Bitte eines Dimbachers zwecks Befreiung von der Militärdienstpflicht vortrug – in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts am Hofe zu Wien in Audienz empfangen.
Bunte Begebenheiten und Geschehnisse kennzeichnen das Leben dieses großen Dimbachers.
Er selbst saß noch als junger Mann neben dem Postillion aus St. Georgen auf dem Kutschbock, der auf der damals eben neu eröffneten Greiner Höhenstraße im Angesicht des Donaustädtchens gerne mit melodischen Hornweisen die Fahrgäste erfreute. Solch eine Fahrt kam auf einen Gulden und zwanzig Kreuzer zu stehen.
Herr Neulinger war lange Zeit mit der Post verbunden, leitete er doch bis nach dem ersten Weltkrieg das Postamt von Dimbach. Hier hatte er bis zur Einführung des Telefons den Telegraphen zu bedienen. 20 bis 25 Telegramme wurden durchschnittlich im Monat abgefertigt. Der Dienst eines Briefträgers war in jenen noch nicht von solch jagender Hast wie heute erfüllten Tagen zumeist dem Gemeindediener anvertraut.
Kaum einen Weg oder Steg gibt es in Dimbach und seiner Umgebung, auf dem Herr Neulinger nicht geschritten. Denn er widmete sich buchstäblich in jeder freien Stunde, die ihm sein Dienst schenkte, der Pflege seines geliebten Weidwerks.
Der junge Leopold schulterte, von seinem Vater begleitet, der so wie der Sohn auch Jagdpächter gewesen, anfangs gemeinsam mit diesem die Büchse zu fröhlicher Pirsch. Unzählige große Treibjagden sahen ihn während seiner langen Zeit als Jäger inmitten vieler Jagdfreunde, welche heute bereits im himmlischen Revier am Tische St. Hubertus‘ sitzen und gewiss dort schmunzelnd ihrer irdischen Jagdzüge gedenken.
Rund 400 Kapitalböcke und mehr als ein Dutzend „Könige des Waldes“ – Hirsche sind zumeist seltene Gäste im Revier! – mussten ihm ihre Kopfzierate als Trophäen überlassen. Den Weidmann zeichnete man für seine Hingabe im Dienste der „Grünen Gilde“ mit dem „Goldenen Bruch“ aus.
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