Die Hohlwege rund um Dimbach
(Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Dimbach keine zufriedenstellenden Verkehrsverbindungen. Die einzigen Straßenverbindungen waren die Marchsteiner Bezirksstraße, das ist die jetzige Bundesstraße 119, und die Straße über Langenbach nach Waldhausen. Alle anderen Straßen und Güterwege wurden erst in den letzten 40 Jahren gebaut. Richtung Grein gab es von Dimbach aus im Winter, wenn es heftiger schneite, oftmals kein Durchkommen. Von den Wegmachern wurden acht bis zehn Pferde zusammengespannt und mit dem Holzschneepflug in einer Tagestour die Straße nach Grein geräumt. Dann konnte das Postauto wieder fahren. Nach St. Georgen war es ebenso. Die meisten Wege waren tief ausgeschwemmte Hohlwege mit großen Auskehren. Zwischen Kamleitner und Mach war ein besonders tiefer Hohlweg herunter über das Feld Richtung Wegerer und weiter beim Wegerer vorbei aufs Rauh zu. Es waren fürchterliche „Schindereien“ für die Pferde oder Ochsen, etwas zu fuhrwerken oder das Getreide oder Heu heimzubringen.
An einige lustige Situationen in diesen Hohlwegen kann ich mich noch gut erinnern. An einem Sonntag hörte ich aus dem Wegerer Hohlweg ein arges Grunzen. Ein Mann, ein alter Bauer aus Dimbachreith, lag zusammengekauert auf Händen und Knien im Hohlweg und konnte nicht mehr aufstehen. Ich kletterte über die Böschung hinunter und wollte ihm aufhelfen. Da bemerkte ich, dass er sternhagelvoll betrunken war, und das am Sonntagmittag und im schönen schwarzen Anzug. Ich ließ ihn liegen und sagte den Eltern Bescheid. Mein Vater sah ihn an und meinte: „Nach ein paar Stunden wird er schon wieder heim können.“ Dem war dann auch so.
Foto: Aufgelassener Hohlweg (22/2295)
An einem anderen Tag lag etwas weiter unten im Hohlweg ein anderer Mann, der aus Gassen stammte. Er wollte zum Rauh hinunter, denn sie waren alte Saufkumpane. Wir Kinder ärgerten ihn und sagten ihm, er wäre ein „halber 14er“. Das hat ihn fürchterlich aufgeregt. Er war im ersten Weltkrieg nämlich beim 14er Regiment und darauf mächtig stolz. Das hatten wir gewusst und ihn damit aufgezogen.
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