Ein Arzt von damals berichtet
Quelle: Dr. Max Zeilinger, Gemeindearzt i.R., aufgezeichnet von Maria Fichtinger
Foto: Dr. Max Zeilinger im Jahre 2008 (22/1487)
„Geboren wurde ich 1909 in Ried im Innkreis und habe in Enzenkirchen meine erste Praxis angefangen. Unter Hitler bin ich zwangsweise am 1. August 1938 nach Waldhausen gekommen und war nicht sehr glücklich darüber, denn ich war nur Vertretung und musste die ganzen Visiten mit dem Fahrrad machen.
Neben Waldhausen gehörten auch noch Dimbach, Dorfstetten, Gloxwald und St. Oswald zu meinen Gebieten.
Im Laufe der Jahre hatte ich ca. 80 Quadratkilometer zum Versorgen, zuerst mit dem Pferd und später mit dem Motorrad. Schnee war immer ein großes Problem für das Fortkommen. Von Dimbach bis St. Georgen am Walde war einmal 14 Tage lang gesperrt, weil so viel Schnee war. Die alten Männer und Frauen wurden zusammengerufen zum Ausschaufeln. Es hat auch fast 14 Tage gedauert bis sie fertig waren, weil der Schnee so hoch war, aber es war wenigstens eine Spur frei.
Bis zu meiner Pensionierung hatte ich ungefähr drei Nachtvisiten pro Woche. Ich brauchte ganz schön lange, bis ich das ausgehalten habe. In der Ordination in Waldhausen war meine Frau Assistentin, die dazu noch 7 Kinder hatte und mit der ich 70 Jahre lang verheiratet war. Ich konnte ihr kein normales Kindsbett bewilligen, weil ich sie in der Ordination gebraucht habe. Sie war immer sehr fleißig.
Ein Tag pro Woche Ordination in Dimbach - Wie es dazu kam!
Daran hatten die „Menzlweiber“ Schuld. Sie hießen Marie und Viktoria und waren auffallend schön. Sie sagten, ich solle vorbeischauen, wenn ich in der Nähe sei. Bei jedem Besuch habe ich Kaffee bekommen, mit einer dicken Haut drauf. Mir hat immer sehr gegraust. Bis ich drauf kam, dass es ganz praktisch ist, wenn ich den Kaffee in den Blumenstock hineinschütte.
Ich ließ mich von den zwei Frauen erweichen, einmal in der Woche nach Dimbach zu kommen und machte im Gasthaus Luger meine Ordination bis 1981/82. Ich arbeitete in einem Nebenzimmer, während die Patienten in der Gaststube warteten.
Zähne reißen als Hobby
Im Spital habe ich das Zähne reißen gelernt. Bei einer leichten Operation ließen mich die Patienten in den Mund schauen. Nach der Operation, vor dem Erwachen, zog ich schnell auch noch die schlechten Zähne.
In meiner Ordination gab es als Betäubung beim Zähne ziehen das sogenannte „Pfeiferl“, es ist so ähnlich wie Lachgas. Da war man für ein paar Sekunden betäubt, und man musste schnell den schmerzenden Zahn ziehen.
Das Zähne reißen war mein Hobby, und die Leute hatten mich deswegen recht gern, weil ich mit dem Zähne ziehen gut umgehen konnte.“
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