GOLDHAUBENGRUPPE(Karl Hahn)
Foto: Logo Goldhaubengruppe (70/2121)
Geschichtliches[1]
Die Linzer Goldhaube hat sich um 1780 aus der „Bändlhaube“ entwickelt. Das frühere „Bändl“ ist später zum Knauf geworden, der sich im Laufe der Jahre immer höher gehoben und schließlich die uns bekannte abgerundete Form gefunden hat. Die schwarze Masche ist ebenfalls ein altes Erbstück. Sie geht auf die schwarzen Bänder zurück, die früher rückwärts an der Haube heruntergehangen sind. Daher hat jede neu angefertigte Haube einen Knauf und eine schwarze Masche.
In der Biedermeierzeit war die Goldhaube ein selbstverständlicher Teil der Festtracht und erlebte ihre erste Hochblüte. Damals galt diese Kopfbedeckung als Statussymbol reicher Bürgerfrauen und wohlhabender Bäuerinnen. Die Zahl der Trägerinnen in OÖ. betrug daher nur etwa 2000. (Heute hat die Gemeinschaft der OÖ. Goldhauben-, Kopftuch- und Hutgruppen mehr als 18.000 Mitglieder.) An Werktagen wurde die schwarze Flor- oder Perlhaube getragen.
Was heutzutage ein goldener Ring an der rechten Hand signalisiert, das verkündete in alten Zeiten eine Haube auf dem Kopf der Frau - diese Dame ist verheiratet. Aber von der Regel, dass nur verheiratete Frauen eine Goldhaube tragen, wurde in der Gegenwart bereits abgegangen. Junge Mädchen sollten jedoch unter keinen Umständen eine Goldhaube aufsetzen, denn für sie gibt es das sehr kleidsame Mädchenhäubchen.
Zur Goldhaube trägt man natürlich ein dazu passendes Kleid, welches keinesfalls eine modische Fasson haben darf. Es werden dazu Originalschnitte verwendet und nachgearbeitet. Das Material bestand zur Biedermeierzeit aus Seide. Heute gibt es außer Seide noch viele andere edle Stoffarten, die dazu verarbeitet werden. Aber nicht nur Haube und Kleid, auch Tasche, Schuhe, Strümpfe, Gebetbuch, Schirm, Tuch und Schmuck sollen wirklich schmücken und nicht das Gesamtbild überladen.
Jede Goldhaubenfrau sollte ihre Tracht mit Würde tragen, wo sie doch schon oft von Generation zu Generation getragen und weitergegeben wurde.
Foto: Goldhaubengruppe Dimbach am 9. Juli 1950 anlässlich der Glockenweihe (v.l.n.r.): Maria Peböck, Theresia Reiter, Maria Riener, Mathilde Sickinger (Brandl), Anna Schauer, Frau Reichl, Frau Lieb (70/435)
Foto: Goldhauben- und Kopftuchgruppe Dimbach beim Festzug anlässlich der Weihe der neuen Kirchenglocken (70/676)
Foto: Goldhaubenfrauen bei der Glockenweihe am 9. Juli 1950 (90/355)
In Dimbach bemühte sich Frau Anna Rafetseder, Gassen 38, einige Frauen und Mädchen dazu zu bewegen, sich eine Gold- oder Perlhaube zu sticken. So begann im November 1983 in Dimbach ein Goldhaubenstickkurs. Frau Maria Tauber aus Wartberg erklärte sich bereit, diesen zu leiten. Mit viel handwerklichem Geschick und Fleiß wurden diese Werkstücke gefertigt. Nach dem Stickkurs wurde auch gleich ein Trachtennähkurs abgehalten und die Frauen nähten sich ihre Goldhaubentracht selber. Wie lange man an einer Goldhaube stickt, hängt von der persönlichen Begabung und von der Fingerfertigkeit ab. Auch das Muster, das entweder selbst entworfen oder von alten Hauben nachgestickt wird, ist ausschlaggebend. Man rechnet mit ca. 250-300 Stunden.
Im März 1984 war diese mühevolle und aufwendige Arbeit abgeschlossen. Die Goldhaubengruppe Dimbach bestand damals aus 14 Mitgliedern, davon eine Perlhaubenträgerin. Als Obfrau wurde Frau Theresia Leitner, Gassen 2, gewählt und ihre Stellvertreterin war Frau Margarete Schauer, Gassen 22.
Die erste Ausrückung der Goldhaubengruppe fand am 20. Mai 1984 bei der Feier der „Goldenen Hochzeit“ des Jubelpaares Agnes und Franz Lumesberger (Unter Ebersdorfer) statt.
Nachdem die Obfrau-Stellvertreterin Margarete Schauer an den Folgen eines Arbeitsunfalls verstorben war, wurde am 25. Februar 1985 Frau Maria Paireder mit dieser Funktion betraut.
Nach 7-jähriger Tätigkeit legte Theresia Leitner ihre Obfrauenstelle zurück. Die Neuwahl am 28. Jänner 1991 brachte folgendes Ergebnis:
Obfrau: Brigitte Fichtinger, Dimbachreith 4
Stellvertreterin: Maria Paireder, Dimbach 49
Kassierin: Renate Hofer, Dimbach 7
Schriftführerin: Silvia Kaiselgruber, Dimbachreith 4.
Tätigkeiten der Dimbacher Goldhaubenfrauen
Von 1986 bis 1991 wurden jedes Jahr die Silberhochzeitspaare zu einem gemeinsamen Festgottesdienst eingeladen. Die Goldhaubenfrauen begleiteten sie in ihrer Tracht in die Kirche. Seit 1992 laden die Goldhaubenfrauen auch zum 40-jährigen- (Rubinhochzeit), zum 50-jährigen- (Goldene Hochzeit) und zum 60-jährigen Ehejubiläum (Diamanthochzeit) ein.
Foto: Feier der Jubelhochzeiten im Jahre 2005. (70/2212)
Erntedank, Kräuterweihe und Fronleichnam sind ebenfalls Kirchenfeiern, an denen die Goldhaubenfrauen in ihrer Tracht mitwirken.
Weiters wird auch an Veranstaltungen außerhalb des Gemeindegebietes wie zum Beispiel an Bezirksgoldhaubentreffen, Bezirkserntedankfesten und Kameradschaftstreffen teilgenommen.
Dem Leitspruch der Oö. Goldhaubenfrauen folgend – „Schönheit ins Leben tragen“, wobei nicht nur die Schönheit von außen – durch die Festtracht – gemeint ist, sondern auch die „Schönheit im Inneren“ wie Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit – werden verschiedene gemeinnützige Organisationen durch Spenden unterstützt. Auch in der eigenen Pfarre werden regelmäßig verschiedene Projekte gefördert. Das Geld dafür wird unter anderem durch die Herstellung und den Verkauf der „Dimbacher Schecken“ aufgebracht (siehe Kapitel „Dimbacher Schecken“).
Seit dem Jahr 1998 findet jährlich im Winter ein Klosterarbeitenkurs statt. An diesem nehmen regelmäßig 8-10 Frauen teil und fertigen dabei kunstvolle Arbeiten an. Die erste Ausstellung von Klosterarbeiten wurde im Rahmen des 15-jährigen Bestandsjubiläums durchgeführt.
Am 22. März 2009 wurde das 25-jährige Bestandsjubiläum gefeiert. Im Zuge dieser Feier wurde eine neue Veranstaltung (Liebstattsonntag) ins Leben gerufen.
Das Feiern kommt aber auch innerhalb der Gruppe nicht zu kurz. Jeder runde Geburtstag eines Gruppenmitgliedes ab 50 wird groß gefeiert. Tradition haben auch schon die jährliche Weihnachtsfeier und der Verkaufsstand der Goldhaubengruppe beim Bauernmarkt im Sommer. Ausflüge und Wanderungen runden das Jahresprogramm ab.
Dimbacher Tracht
Im Jahr 2010 regte die Obfrau der Goldhaubengruppe, Brigitte Fichtinger, die Herstellung einer „Dimbacher Tracht“ an und setzte das Vorhaben auch gleich in die Tat um. Die Merkmale dieses Kleidungsstücks, welches als Sommertracht, Festtracht und Herrentracht ausgeführt wird, zeigen die enge Verbundenheit mit unserer Heimat, unserem Ort und unserer Landschaft.
Sommertracht:
Das Leibchen wird aus ungemustertem, feinen Leinen oder Baumwolle in allen Farben hergestellt. Der Halsausschnitt reicht bis zur Taille, die Armausschnitte und die Rückenteilungen werden mit Leibchenstoff gepaspelt. Am Rückenteil wird in Silber oder in leichtem Beige der Schwan aus dem Gemeindewappen eingestickt. Schwanenknöpfe bilden auch den Verschluss des Leibchens. Der Latz wird aus dem Leibchenstoff gearbeitet.
Der Rock besteht aus geblümtem oder gestreiftem Baumwolldruck, ebenso die Schürze. Sie wird farblich auf Leibchen und Rock abgestimmt.
Die Bluse in einfacher Machart besteht aus Leinen oder feiner Baumwolle.
Festtracht:
Die Machart der Festtracht ist ähnlich der Sommertracht, es werden allerdings edlere Stoffe wie Seide und Wollstoff verwendet. Am Latz, der rechts fix angenäht und links mit Hafteln geschlossen wird, wird der Schwan aus dem Gemeindewappen angebracht. Die Bluse in festlicher Machart ist mit Spitzen verziert.
Foto: Obfrau Brigitte Fichtinger mit der neuen Dimbacher Tracht. (70/1888)
Männertracht:
Der Rock aus Loden oder grauem Kammgarn wird mit fünf Metallknöpfen mit Schwan geschlossen, sein Stehkragen in Waldgrün mit weinroter Paspelierung gearbeitet. Den Rückenteil verziert eine Rückenmittelnaht und ein Dragoner mit einer Paspelierung, welche auch an den Taschen angebracht ist. Die Ärmel sind mit zwei Metallknöpfen verziert.
Die lange Hose besteht aus gleichem Material wie der Rock oder wird in schwarz gehalten.
Eine hochgeschlossene oder mit spitzem Ausschnitt versehene, farblich zum Rock passende Weste aus Seide ergänzt die „Dimbacher Männertracht“, welche erstmals beim Ball der Oberösterreicher in Wien am 22. Jänner 2011 vorgestellt wurde.
Foto: Dimbacher Männertracht (70/2313)
Personelles
Am 24. März 1996 verstarb nach längerer Krankheit die erste Goldhaubenobfrau Theresia Leitner. Im Jahre 2005 legte nach 20-jähriger Tätigkeit die Obfrau-Stellvertreterin Maria Paireder, Dimbach 49, ihr Amt zurück. Ihre Nachfolgerin wurde Barbara Leitner, Gassen 2.
Die Goldhaubengruppe Dimbach umfasst derzeit (2010) 31 Mitglieder. Von diesen sind 21 Goldhaubenträgerinnen, 9 Perlhaubenträgerinnen und 1 Kopftuchträgerin. 5 Mädchen mit Häubchen runden die Mitgliederpalette ab.
Foto: Die Mitglieder der Goldhauben- und Kopftuchgruppe Dimbach im Jahre 2010. (70/1094)
http://www.goldhauben.net/index.php?id=23 (8.3.2011)
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