Theaterschecken (Karl Hahn)

Foto: Logo Theaterschecken (76/2291)

„Man darf ruhig sagen, dass das Theater zu den ältesten Institutionen der Menschheit gehört. Schon die Vertreibung aus dem Paradies wies alle Anzeichen einer Theatervorstellung auf, wobei die beiden Hauptdarsteller einen geradezu unglaublichen Dilettantismus an den Tag legten und der Engel mit dem Flammenschwert ein völlig überflüssiges Pathos. Sehr überzeugend wirkte hingegen die Schlange, zumal im pantomimischen Teil ihrer Rolle, aber Schurken zu spielen ist ja immer sehr dankbar.

Seither befindet sich die Menschheit auf Tournee, und das Niveau ihrer Darbietungen ist nach wie vor erbärmlich.

Die eigentlichen Schwierigkeiten begannen, als der Mensch entdeckte, dass er Publikum braucht. Irgendwann in grauer Vorzeit hatte ein Affe, der in einer halb dunklen Höhle hockte, die Hände gegeneinander geschlagen und damit den Applaus erfunden.“ (Kishon, Ephraim: Kein Applaus für Podmanitzki)

Den Aufzeichnungen in der Pfarr- bzw. Schulchronik ist zu entnehmen, dass zu Weihnachten 1893 zum ersten Male von den Schulkindern Theater gespielt wurde. Das Weihnachtsspiel „Frohe Botschaft“ wurde mit einem derartig großen Erfolg aufgeführt, dass nicht bloß alle neu angeschafften Theatergeräte bezahlt werden konnten, sondern auch noch ein bedeutender Reingewinn für die Suppenanstalt übrig blieb. Die Suppenanstalt war eine im Jahre 1893 gegründete Einrichtung mit dem Zweck, den Kindern, welche zu Mittag nicht die Möglichkeit hatten, zu Hause eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen, in der Schule eine warme Suppe anzubieten. Neben einer allgemeinen Sammlung und den Spenden von wohltätigen Personen und Institutionen war das Theaterspielen der Schulkinder eine bedeutende Einnahmequelle für diesen Zweck.

Regelmäßig wurden nun von den Schulkindern Theaterstücke aufgeführt.

Foto aus Pfarrchronik von 1901: Zu Weihnachten 1901 und zu Neujahr wurde unter der Leitung des Herrn Kooperator Karl Achleitner in der Schule das Kindertheater „Rosa von Tannenburg“ aufgeführt. (76/1037)

Zu Weihnachten 1902 gab man unter der Leitung von Kooperator Josef Platzer das Kindertheater „Elisabeth von Türingen“ zum Besten, 1906 „Das Zauberglöcklein“.

1937 wurde der Erlös aus dem Theaterspiel der Kinder und dem Spiel des Mädchen-Vereins zur Anschaffung einer neuen Krippe verwendet.

Am 8. Dezember 1954 fand die Einweihung des neuen Pfarrheims statt, in welchem dann die Schulkinder bereits zu Weihnachten ein Weihnachtsspiel aufführten. Im folgenden Fasching 1955 spielte die Jugend ein lustiges Theater, dessen Reingewinn zum Abbau der Schulden des Pfarrheimbaus verwendet wurde.

Am Beginn der 1960er Jahre tastete man sich zunächst durch die Aufführung von Einaktern an das Theaterspiel heran. In der Pfarrchronik heißt es im Jahre 1961: „Im Februar hielt unsere Kath. Jugend ihren Jugendball, der durch seine saubere Unterhaltung durch Einakter, Lieder und Volkstänze allgemein Anklang fand und sehr gut besucht war, sogar die hochwürdigen Seelsorger aus Waldhausen und St. Georgen am Walde waren gekommen.“[1]

Aus der Katholischen Jugend entwickelte sich eine Theatergruppe, welche unter anderem in der Faschingszeit des Jahres 1962 das bekannte Volksstück „`s Nullerl“ zur Aufführung brachte. Die Kath. Jugend stand damals unter der Leitung von Alois Leitner, Gassen 2.

Im darauf folgenden Jahr 1963 wurde unter der Leitung von Jugendführer Anton Sickinger, Gassen 5, das Stück „Die eingefrorenen Zwillingsbrüder“ zum Besten gegeben.

Foto: „Die eingefrorenen Zwillingsbrüder“ (76/931)

1964 bis 1966 war Josef Buchberger, Großerlau 21, Jugendführer. „Der Kurpfuscher von Rupfing“ (1964), „`s Dirndl von der Au“ (1965) und „Der bekehrte Hausdrachen“ (1966) waren die gerne und zahlreich besuchten Theateraufführungen in diesen Jahren.

Foto: „Der bekehrte Hausdrachen“ (76/930)

1968 wurde unter der Leitung von Franz Luger, Großerlau 34, das Stück „Die Sternhofer-Buam auf Brautschau“ zum Besten gegeben.

Gespielt wurde in all den Jahren im Pfarrheim, dessen bauliche Sicherheit aber mit der Zeit nicht mehr gegeben war. Dies war unter anderem auch der Grund, warum ab 1969 keine Aufführungen mehr stattfanden. Erst 1976 wurden auf Initiative von Josef Buchberger, Großerlau 21, mit einer Handvoll Gleichgesinnter erste Vorbereitungen zur Wiederbelebung des Theaterspielens begonnen. Da das Pfarrheim nicht zur Verfügung stand, wurde in den Saal des Gasthauses Luger ausgewichen und dieser in Eigenregie und zunächst auf eigene Kosten von Josef Buchberger in einen Theatersaal verwandelt und die notwendigen Requisiten angeschafft bzw. angefertigt. Auch im Gemeinderat wurde am 29. April 1976 über eine Unterstützung der neu gegründeten Theatergruppe diskutiert.

Von 1976 bis 1980 wurde schließlich regelmäßig unter der Spielleitung von Josef Buchberger und der geschäftlichen Leitung von Franz Fichtinger, Großerlau 15, Theater gespielt. Die Stücke „Mein Sohn, der Herr Doktor“ (1976), „`s Nullerl“ (1978), „`s Dirndl von der Au“ (1979) und „Sternecker lernt Autofahren“ (1980) fanden begeisterte Aufnahme bei den Besuchern.

Foto: „Mein Sohn, der Herr Doktor“ (76/932)

Foto: „`s Nullerl“ (76/1447)

Foto: „`s Dirndl von der Au“ (76/1448)

Als rechtlicher Träger der Theatergruppe fungierte das Katholische Bildungswerk. Neben Josef Buchberger zählten noch Karl Aschauer, Gassen 45, und Johann Hinterleitner, Großerlau 12, zu den ständigen Mitspielern, die übrigen Spieler wechselten von Jahr zu Jahr, sodass insgesamt relativ viele Personen im Einsatz waren.

Mit dem Abriss und Neubau des Gasthauses Luger in den Jahren 1980 und 1981 stand auch diese Spielstätte nicht mehr zur Verfügung, womit der Theaterspielbetrieb gänzlich erlosch.

1989 wurde mit dem Bau eines Bühnenanbaus im Pfarrheim begonnen, der 1990 fertiggestellt werden konnte. Somit war die Möglichkeit geschaffen worden, wieder Theater spielen zu können.

Kulturausschussobmann Karl Hahn war in den 1990er Jahren sehr bemüht, das Theaterspiel wieder zu beleben. Dieses Bestreben wurde vom Hosenträgerclub Dimbach 1999 aufgegriffen, der damals unter der Leitung von Andreas Sickinger stand und sich mit vier Sketches („Das Traumhaus“, „Der Patient“, „Das Spiel des Jahres“, „Die Uhr“) an den vom Kulturausschuss organisierten Heimatabenden beteiligte. Der Erfolg war entsprechend groß, und so wagte man sich im Jahr 2001 mit dem Zweiakter „Die hoamliche Liabschaft“ und dem Einakter „Der bissige Schnauzl“ an ein eigenes, abendfüllendes Programm. Die Spielleitung für den Zweiakter hatten die Autorin des Stückes, Margarethe Sickinger, und Hermann Furtlehner inne, der Einakter wurde von Josef Buchberger geleitet. Diese fünf Auftritte im Jahre 2001 wurden bereits von den „Dimbacher Theaterschecken“ unter der Gesamtleitung von Heinrich Hahn organisiert und durchgeführt. Damit war die neue Theaterspielgemeinschaft aus der Taufe gehoben. Als aktive Spieler glänzten Josef Leimhofer, Monika Mayrhofer, Silvia Domani, Herbert Kastenhofer, Hermine Kleinbruckner, Andreas Sickinger, Christian Kastenhofer, Christoph Leitner, Martha Schuhbauer, Maria Offenthaler, Johann Hofer und Andreas Schwaighofer.

Fotos: Josef Buchberger (76/920, Hermann Furtlehner (76/921), Margarethe Sickinger (76/923), Heinrich Hahn (76/922)

Bereits im darauf folgenden Jahr 2002 wagte man sich an die Aufführung eines abendfüllenden Stückes. Es trug den Titel „Das Lebenselixier“, ein bäuerliches Lustspiel von Vulmar Lovisoni, und wurde an fünf Aufführungsterminen von fast 900 begeisterten Besuchern genossen. Margarethe Sickinger als Spielleiterin verstand es, die Spieler auf ihre großen Aufgaben bestens vorzubereiten. In den Hauptrollen glänzten Johann Hofer als Rofnerbauer, Monika Mayrhofer als Rofnerbäuerin, Herbert Kastenhofer als deren Sohn, Silvia Domani als Tochter des Fichtenhofbauern, Brigitte Eigner als Walpurga Brandelmayer, Andreas Schwaighofer als Bartl, Melanie Schuhbauer als Vroni, die Magd am Rofnerhof, Christian Kastenhofer als Fichtenhofbauer und Hermine Kleinbruckner als Kräutermarie. Für das Bühnenbild zeichneten Manfred Fenster und Heinrich Hahn verantwortlich, der auch wieder die Gesamtleitung inne hatte. Marianne Hahn half als Souffleuse den Spielern über manche kritische Situation hinweg. Weitere Mitwirkende im Hintergrund an dieser ersten abendfüllenden Produktion waren Andrea Ebner, Herbert Eigner, Gerhard Eletzhofer, Gerhard Fenster, Anita Grünberger, Ludwig Hahn, Günter Mayrhofer, Petra Schuhbauer, Andreas Sickinger und Eva Sickinger.

Foto: „Das Lebenselixier“ (76/924)

Man entschloss sich, nun alle zwei Jahre ein abendfüllendes Programm auf die Beine zu stellen. So wurde im Jahre 2004 die Kriminalkomödie „Erben ist nicht leicht“ aufgeführt und dabei die bisher ländliche Umgebung der Stücke verlassen und ins bürgerliche Milieu gewandert. Mit dieser „Landflucht“ stiegen auch die Anforderungen an die Spieler. Bei fünf Aufführungen wurden ca. 850 Besucher gezählt. Neu ins Team der aktiven Spieler konnte sich Stephan Rafetseder als Kommissar integrieren.

Foto: „Erben ist nicht leicht“ (76/1080)

2006 stand das Lustspiel „Der Nächste bitte!“, eine Komödie von Helmut Schmidt, auf dem Spielplan. Um dem großen Besucherandrang gerecht zu werden, bot man diesmal zwischen 11. und 25. März sechs Spieltermine an. Die bereits bewährten Spieler boten in dieser durch Namensgleichheit sich entwickelnden Verwechslungskomödie diesmal unter der neuen Spielleitung von Silvia Domani und Angela Eder wieder eine große schauspielerische Leistung. Neu ins Team aufgenommen wurde Michael Rafetseder, der zusammen mit seinem Bruder Stephan ab sofort für Werbung zuständig war.

Foto: „Der Nächste bitte!“ (76/1082)

2008 gab man in sechs Aufführungen die Komödie in 3 Akten „Der Steuerfahnder“ von Fritz Schindlecker zum Besten. Unter der Regie von Angela Eder zeigten die Theaterschecken die teils korrupten Machenschaften eines Fremdenverkehrsortes auf, wobei Rudolf Freinschlag und Markus Lenz das altbewährte Spielerteam ergänzten. Die Gesamtleitung lag wie immer in den Händen von Heinrich Hahn. Andrea Kloibhofer ergänzte das Buffet-Team.

Foto: „Der Steuerfahnder“ (76/1086)

2010 gab es wieder eine bedeutende Änderung in der Stückauswahl. Hatte man bis jetzt auf mundartliche Aufführungen gesetzt, versuchte man in diesem Jahr mit der Kriminalkomödie in 3 Akten „Meine Leiche, deine Leiche“ von Christine Steinwasser zum größten Teil hochdeutsch zu sprechen. Eine neue Herausforderung nicht nur für die bisher aktiven Spieler, sondern auch für Martina Hinterkörner und Josef Aschauer, die diesmal das Team ergänzten. Neu im Hintergrund arbeiteten bei dieser Aufführung Johann Eder und Karin Aschauer.

Foto: „Meine Leiche, deine Leiche“ (76/1091)



Pfarrchronik S. 403