Der Fuchtelmann (Leopoldine Käferböck, Maria Fichtinger)
Es mag zwischen den Jahren 1900 und 1910 gewesen sein. Da ging mein Schwiegervater, Johann Käferböck, von der Arbeit nach Hause. Er war Zimmermann und hatte die schwere Arbeitskraxe auf dem Rücken. Er ging beim Holzer vorbei in Richtung Wiesegger. Es war sehr finster und der Weg war schlecht. Da dachte er bei sich: „Jetzt wäre es gut, wenn der Fuchtelmann ein bisschen leuchten täte.“ Aber es geschah nichts. So ging er langsam heim.
Als er zu Hause ankam, schaute er zufällig in die Richtung, aus der er gekommen war. Da sah er, wie es zwischen Holzer und Wiesegger „fuchtelte“. Er glaubte nie an Geister oder dergleichen. Er schaute sich die Sache bei Tage einmal an. Da sah er neben dem Weg ein „Moos“. „Das wird es wohl gewesen sein“, meinte er. Da steigen Dämpfe empor und wenn es recht finster ist und die Zeit passt, dann leuchten sie wie Fackeln.
Viele Leute wollten diesen Weg bei Nacht nicht gehen, weil sie sich fürchteten. Heute sieht man nichts mehr. Es stehen Bäume dort und vom „Moos“ sieht man auch nichts mehr. Johann Käferböck hat uns viel aus früheren Zeiten erzählt und diese Begebenheit hat er auch öfter erzählt.
Niedergeschrieben von Leopoldine Käferböck, Großerlau 7
Der See im Lehnerberg (Josef Puchner)
Der Hügel nordwestlich des Marktes Dimbach mit dem „Waldschopf" heißt der „Lehner-Berg" - benannt nach dem Bauernhof „Lehner" am Fuße des Hügels. Ein „Mühlviertler Mugel" wie jeder andere? Die Dimbacher sind nicht dieser Meinung. „Nein, das ist kein gewöhnlicher Berg", sagen sie, „in seinem Inneren befindet sich nämlich ein großer See, dessen Wasser am Jüngsten Tag hervorbrechen und alles Lebendige verschlingen werden..." Davon wissen die ganz Alten zu berichten, und diese haben es wiederum in ihrer Jugend von den „ganz Alten" erfahren.
Doch in Dimbach merkt man nichts von einer „Weltuntergangsstimmung". Denn vielleicht haben sich einst selbst die „ganz Alten" schon geirrt? So meinen zumindest die Optimisten.
Foto: Der sagenumwobene Lehnerberg nordwestlich des Marktes Dimbach. (23/2125)
Die Felsen vom Föhrenkobel beim Wegerer
Westlich des Wegerer Hofes in rund 120 Meter Entfernung ist ein Kobel, der voll großer Felsen ist. Als Kinder hatten wir dort eine unserer liebsten Spielstätten. Jetzt stehen dort in der Umgebung viele hohe Bäume. In meiner Kindheit war alles überwiegend ein karges Gebiet und mit Sträuchern bedeckt.
Die Felsen soll der Teufel verloren haben, als er die Pfarrkirche „Maria am Grünen Anger“ in Dimbach zerstören wollte. Die Glocke hat zum Engel des Herrn geläutet als er angeflogen kam, und da hat er voll Wut die Felsen hingeworfen. Der Großteil fiel auf diesen Kobel. Der Rest wurde auf die Wiesen und Felder Richtung Kirche hingestreut. Sie sind in den letzten Jahrzehnten gesprengt und entfernt worden. Es waren sehr viele große Felsen.
Aufgezeichnet von Franz Leonhartsberger, Diakon in Dimbach, bearbeitet von Maria Fichtinger.
Sagen und Erzählungen um den Wegerer Hof
(Aufzeichnung: Franz Leonhartsberger, Bearbeitung: Maria Fichtinger)
In meiner Jugend wurde erzählt, dass beim Riegl Kreuz, das ist rund 170 Meter vom Wegerer Hof in östlicher Richtung, beim Waldeingang eine Reihe gefallener oder verstorbener französischer Soldaten begraben sind. Die Wege die dort gingen, waren die früheren Durchzugswege, vom Grammerstorfer durch die alte Sandgrube von Waldhausen her, von Dimbach und nach Pabneukirchen, die alle am Wegerer Hof vorbeigingen.
Durch den Riegel hinunter zum Wegerer Häusl und weiter zum Auger ging früher ein viel befahrener Weg, auf dem die Fuhrleute ihre Waren transportierten.
Es wurde erzählt, dass auf der unteren Ebene oberhalb des Wegerer Häusls eine kleine Schenke mit einer Kegelbahn war. Auf dieser Kegelbahn haben die Fuhrleute nach dem schweren Anstieg vom Häusl her und vor der Abfahrt immer schwere Kegel geschoben. Dabei ist viel gesoffen worden, und es kam dann und wann auch zu Streit und Raufereien. Es sollen dabei mehrere Männer ums Leben gekommen sein. Die Seelen der Getöteten haben aber nie Ruhe gefunden und haben in der Nacht ihr Unwesen getrieben. Sie sollen Kegel geschoben, laut geflucht und Verwünschungen ausgesprochen haben. Es ist lange niemand gerne dort in der Nacht gegangen oder gefahren. Ruhiger wurde es erst, als an einem Baum ein Heiligenbild angebracht wurde. Der Bildbaum ist heute noch dort und wird von meinen Geschwistern betreut.
Die Sage von der Ascher-Steinmauer (Maria Fichtinger)
Wie im ganzen Mühlviertel so ragen auch aus den Feldern und Wiesen Dimbachs Granitsteine. Sie bestehen aus härterem Gestein als ihre Umgebung und verwittern deshalb nicht so schnell. Ein riesiger, teilweise zerfallener Steinhaufen befindet sich in der Nähe des Bauernhauses Ascher. Von diesem erzählt die Sage:
Einst lebte ein Dimbacher Bäuerlein mehr schlecht als recht. Es sann darüber nach, wie es ein Schicksal verbessern könnte. Da trat der Teufel zu ihm und sagte: „Verschreib´mir deine Seele und ich will dir zu großem Reichtum verhelfen!“ Dem Bauern war bei dem Vorschlag nicht ganz gut, und er sagte zum Teufel: „Ich bin einverstanden. Du musst mir aber vorher einen Beweis deiner Macht geben. Baue in einer Nacht eine Mauer quer durch die Donau. Bist du vor dem ersten Hahnenschrei fertig, so gehört dir meine Seele!“ Der Teufel war einverstanden.
Schon in der nächsten Nacht begann er sein Werk. Riesige Steinbrocken riss er aus den Feldern und warf sie in die Donau. Doch das Wasser trug immer wieder die Steine fort und die Mauer wollte nicht fertig werden.
Es war schon lange nach Mitternacht. Da füllte der Teufel seinen Fürfleck voll mit riesigen Steinen vom Burgstall und wollte hinaus zur Donau. Plötzlich aber brach der Fürfleck entzwei und die Steine polterten dem Teufel auf den Pantoffel. Im selben Augenblick krähte der erste Hahn. Mit Rauch und Schwefelgestank fuhr der Teufel in die Hölle hinab. Zurück blieb der Steinhaufen, unter dem noch immer des Teufels Pantoffel liegen soll.
Quelle: PERG - Heimatkundliches Lesebuch
Die Geschichte mit den Glocken von Dimbach
(Franz Leonhartsberger, Diakon, Maria Fichtinger)
Zu den Glocken wurde gesagt, dass sie sehr mächtig und edel waren. Sie stammen der Sage nach von einer im Moor der Weinsbergerwiese bei Gutenbrunn im Waldviertel versunkenen Kirche und enthielten viel geweihtes Silber. Als die Kirche versank und nur mehr die Glockenstube herausschaute, wurden die Glocken herab genommen und vom Besitzer den Dimbachern geschenkt.
Beim Gloria am Gründonnerstag und in der Heiligen Nacht bei der Mette riefen die Glocken immer: „Von der Weinsbergerwiese bin ich und zur Weinsbergerwiese komm ich!“, aber nur ein unschuldiges Kind konnte sie hören.
Dort blieben sie bis zum ersten Weltkrieg. Der damalige Pfarrer Karl Geistberger konnte den Nachweis, dass ein hoher Silberanteil in der Bronze enthalten ist, nicht so schnell erbringen. Als er den Nachweis hatte, waren die Glocken bereits eingeschmolzen. Das war um 1915 oder 1916.
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