Die Orgel (Edeltraud Freinschlag)
Pfarrer Atzelsdorfer schrieb im Jahr 1823 in der Pfarrchronik:[1]
„Die Orgel ist groß und schön, meisterhaft gebaut und hat über tausend Pfeifen mit zwei Manualen und einem guten Pedal und 12 Registern.
Aus Wohltat eines jeweiligen Propstes zu Waldhausen – Namen und Jahrzahl sind hievon nicht mehr ausfindig zu machen – kam dieses Instrument nach Dimbach. Denn als die Klosterkirche zu Waldhausen eine neue und größere Orgel bekam, so wurde die alte Klosterorgel nach Dimbach geschenkt, die dermalen noch vorhanden ist. Aber leider ist dieselbe jetzt ihrem gänzlichen Verfalle und Untergange nahe, die unterlassenen geringeren Ausbesserungen und das hohe Alter haben beide zu ihrem Untergange redlich verholfen. Möchten sich doch auch zum zweitenmale Wohltäter finden, die dieses so schöne Meisterstück wieder in brauchbaren und guten Stand herstellen ließen! Freilich beträgt der hievon gemachte Überschlag 200 fl. C. M. Aber vereint guter Wille vermag ja auch sehr viel.“
Im Jahr 1826 besserte der bürgerliche Orgelbauer in Linz, Christian Wilhelm, die äußerst schlechte Kirchenorgel wieder recht gut und solid aus, „der aber bei dieser Kontraktarbeit keinen Nutzen, sondern vielmehr Schaden hatte, weil mehr fehlte als man anfänglich sah und glaubte.“[2]
Pfarrer Bernecker schrieb 1906 in der Pfarrchronik:
„Heute ist diese Orgel ausgegangen und altersschwach. Pfarrer Martinovic (1889 – 1893) hat zwei neue Register - Salizional und Holflöte – und ein neues Gebläse machen lassen, ist aber vergebliche Liebesmühe. Darum ist auch die Absicht entstanden, eine neue mit allen Vorzügen der Technik ausgestattete Orgel anzuschaffen; der Preis stellt sich für die Orgel und die Renovierung des Gehäuses auf ungefähr 4000 K. Seit einiger Zeit wird zu einer neuen Orgel, das Gehäuse muß bleiben, gesammelt; es sind jetzt etwas über 800 K beisammen.“[3]
Erst im Jahr 1922 bekam die Kirche eine neue, pneumatische Orgel, gebaut von der Orgelbauanstalt Gebrüder Mauracher, Linz. „Der Voranschlag lautete auf etwas über eine Million Kronen, die Rechnung auf 22 Millionen. Mauracher ließ aber handeln bis auf 16 Millionen herunter. Diese ungeheure Differenz war durch den wahnsinnigen Sturz der Krone verursacht worden.
Am 19. Oktober wurde die Orgel geweiht und von H. Regens-Chori Müller kollaudiert, der ein sehr günstiges Urteil abgab. Die Kosten wurden durch Erhöhung der Gemeindeumlage gedeckt.“[4]
Im Jahr 1970 stellte man nun fest, dass diese Orgel einen „schweren Geburtsfehler“ hatte. Statt der Blei-Rohre hatte man Rohre aus Papiermaché eingesetzt, darum war die Orgel schon seit jeher sehr anfällig für jede Temperaturschwankung. Im Jahr 1969 bekam Dimbach erstmals eine Kirchenheizung. Pfarrer Mascherbauer schrieb dazu in der Chronik: „Die neue Kirchenheizung hat uns sehr wohl getan, nun hat sie aber unsere Orgel fertig gemacht. Der Orgelbauer Seitz aus St. Florian hat die Orgel besichtigt und war entsetzt, hat aber doch ein Angebot gemacht zu einer Generalreparatur um S 80.000,--.“
Pfarrer Mascherbauer wandte sich auch an Professor Hermann Kronsteiner (ein ehemaliger Schüler von Mascherbauer, an der Musikakademie in Wien), dieser riet jedoch von einer aufwendigen Reparatur mit ungewissem Erfolg ab und befürwortete die Anschaffung einer neuen Orgel.
„Da gerade jetzt am 10. Mai 1970 der 100. Geburtstag von Franz Xaver Müller ist, hat sich die Pfarrgemeinde entschlossen, zu Ehren des großen Sohnes der Heimat eine Franz Xaver Müller Orgel bauen zu lassen, als Dank und bleibende, schöne und würdige Feier für unseren großen Meister.“[5] Es wurden verschiedene Prospekte und Angebote eingeholt und letztendlich entschied man sich für die Firma Pirchner-Reinisch, Stainach am Brenner in Tirol. Aufgrund der großen Auftragslage konnte jedoch erst im Jahr 1972 mit der Fertigstellung der Orgel gerechnet werden. „Dies war uns eigentlich sehr lieb, da wir die S 400.000,--, die uns die Orgel kostet, nicht auf einmal aufbringen würden“, schrieb Pfarrer Mascherbauer in der Chronik.
Die Orgel wurde in 3 Raten bezahlt. Ende des Jahres 1970 und im Jahr 1971 wurden jeweils S 120.000,-- bezahlt. Die dritte und letzte Rate in der Höhe von S 162.399,21 beglich man bis Ende 1972. Die Gesamtkosten beliefen sich also auf S 402.399,21 und setzten sich folgendermaßen zusammen:
Orgelbaufirma Pirchner-Reinisch |
S 358.410,-- |
Vergolden des Orgelgehäuses (Pössl, Wels) |
S 33.820,-- |
Fracht der Orgel von Tirol nach Dimbach |
S 6.100,-- |
Installation von Licht und Kraft für Beleuchtung und Orgelmotor |
S 4.069,21 |
S 402.399,21 |
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Die Einnahmen setzten sich zusammen: |
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Subvention vom Land Oberösterreich (Landtagspräsident Rödlhammer) |
S 50.000,-- |
Beitrag der Marktgemeinde Dimbach (Bgm. ÖR Furtlehner) |
S 45.000,-- |
Die Pfarrgemeinde Dimbach brachte den Rest |
S 307.399,21 |
Des Weiteren musste eine Befeuchtungsanlage in die Kirchenheizung eingebaut werden, um eventuelle Schäden an der neuen Orgel und dem an den Altären angebrachten Gold zu vermeiden. Dies bedeutete zusätzliche Kosten von S 30.000,--.
In den Jahren 1970 bis 1972 musste man sich in der Kirche mit einem Harmonium behelfen.
Am 13. August 1972 wurde dann die „Franz Xaver Müller-Orgel“ feierlich geweiht. Eigentlich sollte die Einweihungsfeier am Feste Maria Himmelfahrt, dem Patrozinium der Pfarrkirche, stattfinden. Da an diesem Tag der Domchor aber keine Zeit hatte, wurde die Einweihungsfeier auf den 13. August vorverlegt. Professor Hermann Kronsteiner von der Musikakademie in Wien hielt um 10 Uhr die Festpredigt.
Da Professor F. X. Müller Domkapellmeister in Linz war, wurde der Dompfarrer, Kanonikus Josef Ledl aus Linz, eingeladen, die Orgel zu weihen. Domorganist Ludwig Daxsperger spielte die neue Orgel zum ersten Mal.
„Der Domchor von Linz hat sich bereitwillig angetragen unter seinem berühmten Domkapellmeister Monsignore Josef Kronsteiner nach Dimbach zu kommen. Es wurde eine wunderbare Bruckner-Messe (Gründonnerstagmesse) mit herrlichen Einlagen von Professor Müller zur Aufführung gebracht. Alles war über die wunderbare Leistung begeistert, so etwas hat Dimbach noch nie gehört."
Nach einem Festschmaus im Gasthaus Reiter begann um 14.30 Uhr in der Kirche eine feierliche Orgelvesper, „wobei 3 große Meister die neue Orgel spielten und der Domchor Einlagen sang. Auch dies war ein Hochgenuß für alle Musikfreunde. Damit schloß dieser schöne Tag, der noch lange in der Erinnerung aller Dimbacher bleiben wird. Möge nun die neue Orgel recht lange zur Ehre Gottes und zur Freude aller Gläubigen erklingen.“[6]
Foto: Franz-Xaver-Müller-Orgel (92/186)
Pf. Atzelsdorfer, Pfarrchronik S. 33
Pf. Atzelsdorfer, Pfarrchronik S. 228
Pf. Bernecker, Pfarrchronik S 33
Pf. Geistberger, Pfarrchronik S 300
Pf. Mascherbauer, Pfarrchronik S. 427
Pf. Mascherbauer, Pfarrchronik S. 431
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