Mesner (Karl Hahn)
Seit dem Bestehen der Volksschule in Dimbach (Urkunden reichen hier bis in das 15. Jahrhundert zurück) besorgte der „Schulmeister“, wie man damals den Oberlehrer nannte, den Kirchendienst eines Organisten und Mesners. Mit der Einführung der sogenannten Neuschule im Jahre 1870 wurde die Schule von der Kirche getrennt und insbesondere der Mesnerdienst mit dem Lehrerstande als nicht mehr vereinbar angesehen. Die betroffenen Schulleiter kündigten daher den Mesnerdienst, und an ihre Stelle kamen provisorische Mesner. Der damalige Bischof Franz Josef Rudigier war der Meinung, dass sich die Wogen des Liberalismus wieder legen und die Lehrer selbst zum Kirchendienst zurückkehren würden. Aber er hatte sich getäuscht, die Lehrer kamen nicht mehr zum Kirchendienst zurück. In der Folge wurden alle provisorischen Mesner definitiv angestellt.
Diese Entwicklung zeigte sich auch in Dimbach.
Der damalige Oberlehrer Leopold Brenner kündigte am 31. März 1870 den Mesnerdienst, worauf man auf Vorschlag der Kirchenvermögensverwaltung Dimbach den Schneidermeister Karl Fink, geboren in Dimbach 12, provisorisch als Mesner anstellte.
Diesem Mesner wurde als Entlohnung die sogenannte „Schulmeistersammlung“ überlassen. Darunter verstand man eine freiwillige Abgabe von Naturalien, die sich der Mesner selbst zusammenbetteln musste. Mit dieser Entlohnung nicht ganz einverstanden, suchte Karl Fink beim bischöflichen Ordinariat um Erhöhung an, ohne allerdings etwas zu erreichen.
Fink wohnte zunächst im sogenannten Leichenhaus, Dimbach 22, welches der Gemeinde gehörte. Der Name Leichenhaus lässt sich folgendermaßen erklären: Mit der Verlegung des Friedhofes außerhalb des Ortes im Jahre 1842 wandelte man dieses Leichenhaus einfach in ein Wohnhaus um. Die Gemeinde wurde beauftragt, beim neuen Friedhof ein Leichenhaus zu bauen. Zur Aufbringung der Baukosten beabsichtigte diese, das alte Leichenhaus zu verkaufen. Karl Fink war aber selbst nicht in der Lage, der Gemeinde das Haus abzukaufen. Er fand in der Person des Leopold Rafetseder, eines Seilermeisters und Produktenhändlers in Eggenburg, N.Ö., der vom Plumpferhaus abstammte und mit Fink den Militärdienst geleistet hatte, einen Gönner, der bereit war, ihn zu unterstützen. Übrigens hat sich dieser Leopold Rafetseder in mehrfacher Weise als Gönner der Pfarre Dimbach erwiesen.
Während Fink noch mit der Gemeinde verhandelte, kaufte der Schuhmacher Theodor Urmann das Haus, und der Mesner war obdachlos.
Rafetseder war nun entschlossen, für den Mesner ein neues Haus zu bauen. Als Bauplatz stand allerdings nur ein Grund zur Verfügung, der teilweise der Marktkommune und teilweise der Gemeinde gehörte. Beide stellten ihn kostenlos zur Verfügung. So wurde begonnen, für Fink und seine Schwester, die ihm den Haushalt führte, eine Wohnung zu bauen, die sie lebenslänglich behalten sollten. Erst nach ihrem Tod sollte dieses Mesnerhaus in den Besitz der Pfarrkirche Dimbach übergehen und dem jeweiligen Mesner als unentgeltliche Wohnung dienen.
Am 1. September 1895 begannen die Grundarbeiten der Maurer. Als Baumaterial wurden die Steine der zwei abgerissenen alten Friedhofstore verwendet, welche zwischen den Häusern der Familie Menzl und des Haider Franzl, das andere zwischen Pfarrhof und Mesnerhaus, gestanden hatten. Während des Baues zeigte sich vor allem Josefa Fink, die Schwester von Karl Fink, unzufrieden über die Größe des Hauses. Ihre Beschwerden kamen auch dem Leopold Rafetseder zu Ohren, der daraufhin beschloss, den Neubau gleich der Pfarrkirche zu vermachen und den Geschwistern Fink nur das Wohnrecht für die Zeit der Mesnertätigkeit einzuräumen.
Im Spätherbst 1895 war der Bau vollendet und der Mesner Karl Fink zog ein. Im Frühjahr 1896 wurde noch ein Keller gegraben. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 1200 Gulden.
Karl Fink war in seinem Dienst ergraut und allmählich weiß geworden. Reiches Haar und ein buschiger weißer Schnurbart schmückten seinen Kopf.
Am 12. Oktober 1902 war er das letzte Mal mit dem abendlichen Gebetläuten beschäftigt, ging noch ein Stück vom Läuthaus weg, als ein Herzschlag seinem Leben ein jähes Ende bereitete.
Sofort nach dem Ableben Karl Finks übernahm der Tischlermeister Michael Leinmüller provisorisch den Mesnerdienst. Auf Antrag der Kirchenvermögensverwaltung der Pfarrkirche Dimbach, welche am 23. November 1902 mit Michael Leinmüller einen Vertrag abgeschlossen hatte, wurde dieser laut Erlass des bischöflichen Ordinariates Linz vom 30. November 1902 zum definitiven Mesner ernannt.
Foto: Mesnerhaus am 26. November 1906; Personen von links nach rechts: Johanna Leinmüller, Tochter; Christina Steinkellner, Enkelin; Michael Leinmüller, Mesner; Karolina Leinmüller, dessen Ehefrau; Karl Steinkellner, Enkel (16/1543)
Josefa Fink musste das Mesnerhaus räumen und verbrachte ihre letzten Jahre in der Einlage (Erklärung „Einlage“ siehe Kapitel „Geschichte des bäuerlichen Wirtschaftslebens“).
Folgende Bezüge standen dem Mesner zur damaligen Zeit zu:
1. Unentgeltliche Benützung des Mesnerhauses in Dimbach Nr. 23; 2. eine jährliche Besoldung von 24 K; 3. Stiftungen von 5 K 75 h; 4. für die Kirchenwäsche 54 K; 5. für das Wassertragen 1 K; 6. für die Kirchenreinigung 40 K; 7. für das Schneeabwerfen 3 K. Außerdem hatte er noch die Stolgebühren von Hochzeiten und Leichen, die Trinkgelder bei Taufen und Versehgängen sowie für jede stille Messe vom Pfarrer 6 h, für jeden anderen Gottesdienst, welcher für ein Stipendium gelesen wurde 10 h. Ihm stand es auch zu, sich von den Bauern eine freiwillige Sammlung in Naturalien zu holen.
Michael Leinmüller, der zweite hauptamtliche Mesner von Dimbach, starb am 13. Mai 1913 an tödlicher Blutarmut. Pfarrer Geistberger beschrieb ihn mit folgenden Worten: „Er war ein Mesner, wie man sich keinen besseren wünschen konnte. Er hat sich seinem Dienste mit ganzer Seele hingegeben und war von größter Sorgfalt für die Reinheit und die Zierde des Hauses Gottes. Der Herr, der höchst Getreue und Gerechte, vergelte ihm alles, was er zu seiner Ehre getan.“[1]
Wer von 1913 bis 1917 den Mesnerdienst versah, konnte nicht restlos eruiert werden. Seit der Karwoche des Jahres 1917 bis zum 9. März 1926 war Josef Weilbuchner, ein aus Franking im Innviertel stammender Mann, hier Mesner und Organist. Er erwarb sich vor allem durch die Heranbildung von Sängern große Verdienste.
Nach seinem Tod führten für kurze Zeit seine beiden Söhne den Mesnerdienst fort, bis am Gründonnerstag des Jahres 1927 Herr Erich Stögbauer, ein erst 21-jähriger Bauernsohn aus Münzbach, dieses Amt übernahm. Die Unzufriedenheit mit der Entlohnung und sein Grundsatz: „Lieber fasten als arbeiten!“ führten um Allerheiligen 1929 dazu, dass er aus dem Dienst entlassen werden musste.
Foto: Karl Leonhartsberger (16/1544)
Am 1. Jänner 1930 wurde Herr Karl Leonhartsberger, Bauernsohn vom Wegerergute als Mesner angestellt. Er lernte als Autodidakt auch das Orgelspiel, sodass ihm auch der Organistendienst übertragen wurde.
Leonhartsberger hatte vor, auf das Mesnerhaus ein weiteres Stockwerk aufzubauen, was man ihm aber versagte. Auch ein eigenes Haus auf Kirchengrund durfte er zunächst nicht bauen.
1932 fanden seine Bitten aber Gehör. Er konnte sich das bisher der Kirche gehörende Mesnerhaus und 18 m² Grund dazu kaufen. Nach dem Abriss des alten baute er ein neues, sehr hübsches Haus.
Foto: Mesnerhaus im Jahre 2010 (16/1869)
Leonhartsberger war nicht nur Organist und Mesner, sondern auch in anderen Funktionen sehr aktiv. Er war Buch- und Kassaführer der Raiffeisenkasse in Dimbach, hat die Prüfung als Fleischbeschauer gemacht, führte mit Karl Furtlehner vom Augergute in Gassen die Gemeindekrankenkasse, war lange Jahre aktiver Musiker in der Musikkapelle und Gemeindeamtsleiter.
Am 20. Mai 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam in russische Gefangenschaft (Murmansk), von wo er erst im September 1946 nach Hause kam. In der Zeit seiner Abwesenheit leistete seine Frau Berta den Mesnerdienst.
Foto: Berta Leonhartsberger (16/1545)
Am 18. März 1975 starb Karl Leonhartsberger im Spital der Barmherzigen Brüder in Linz. Die Chronik beschreibt ihn als „Muster an Pünktlichkeit und Verlässlichkeit“. Mit ihm ging der bisher am längsten dienende Mesner. Seine Witwe Berta besorgte noch bis zu ihrem Tode am 19. Februar 1978 den Mesnerdienst.
In der Folge übernahm die Wirtschafterin von Pfarrer Reiter, Frau Anna Klaus, diesen Dienst bis zu ihrer Abwanderung aus Dimbach im Jahre 1981. Seit damals gibt es in Dimbach keinen offiziell angestellten Mesner mehr.
Für den Kirchenschmuck sorgen seit 1. November 1981 abwechselnd 24 Frauen. Laut Diakon Franz Leonhartsberger wurden die Mesnerdienste lange Zeit noch von Pfarrer Wegrzyn ausgeführt. Heute besorgt Zechpropst Karl Sponseiler, Dimbach 21, unentgeltlich einen Großteil dieser Dienste mit Umsicht und großem Verantwortungsbewusstsein.
Pfarrchronik S. 293
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