Kirchenmusik in Dimbach (Edeltraud Freinschlag)

Da vom Kirchenchor aus früheren Zeiten keine Chronik auffindbar ist, stammen alle Daten bis zum Jahr 1975 aus der Pfarrchronik. Es gibt zu diesem Thema auch eine Fachbereichsarbeit aus dem Jahre 2003 von Claudia Reithner, die sich ebenfalls Großteils auf die Pfarrchronik bezieht.

Foto: Kirchenchor Dimbach im Jahr 1925 mit Pfarrer Geistberger. (92/182)
1. Reihe sitzend: Theresia Leonhartsberger (später Kaar), geb. 1903; Theresia Leitner (Bauerngruber), geb. 1881; Leomann (Reichebner Häusl); Karl Leonhartsberger (Mesner), geb. 1901; Franz Leonhartsberger (Wegerer jun.), geb. 1904, Franz Staudinger (Wirt); Josef Hader (Kaar), geb. 1905;

2. Reihe: Franziska Dirringer (Hilber), geb. 1908; Berta Hader (Kaar, später Mesnerin), geb. 1901; Rosa Buchberger (Bauernhader, später Daxbergerin), geb. 1903; Pfarrer Karl Geistberger, Organist Josef Weilbuchner, Michael Neuhauser (Schwarzer), geb. 1901; Franz Holzer (Hackl), geb. 1892; Michael Holzer (Hackl), geb. 1889; Gustav Kitzler (Kaufmann), geb. 1896;

3. Reihe: unbekannt, Josef Leonhartsberger (Wegerer sen.), geb. 1864; Hans Reichl (Lehrer), geb. 1880; Leopold Neulinger (Markt 9), geb. 1872; unbekannt; Josef Lumesberger (Unterbrunner), geb. 1897; Karl Staudinger (?);

Wie auf dem Foto ersichtlich, wurden damals die Sänger von einigen Musikern begleitet. Auch das Notenarchiv des Chores beweist das Mitwirken mehrerer Musiker. Zu fast jeder lateinischen Messe gibt es Noten für Bläser und Streicher (größtenteils noch handschriftlich). Der letzte Geigenspieler war Josef Dirringer (Hilber), geb. 1911, der auch ein ausgezeichneter Chorsänger war.

Bläser wurden erst wieder ab dem Jahr 1999 bei deutschen Messen eingesetzt (Musiker des MV-Dimbach).

Primizämter

Eine willkommene Abwechslung waren für die Dimbacher immer die Primizämter, also die ersten hl. Messen von Neupriestern in der Heimatgemeinde, bei denen Franz Xaver Müller mitwirkte. Darüber steht folgendes in der Pfarrchronik:

  • 5. August 1909

„Dieser Tag war für die Pfarrgemeinde ein Tag der Ehre und Freude. Der regulierte Chorherr des Stiftes St. Florian, Johann Gruber, (Bauerssohn vom Untergrammersdorfergute in Hornberg 5) feierte an diesem Tage sein erstes hl. Messopfer. Bei dem Primizamte wirkten auf dem Chore die hochwürdigen Herren Franz Müller und Johann Schmutzhart mit, man vernahm – eine seltene tröstliche Ausnahme – gute Kirchenmusik zu hören.“[1]

  • 30. Juli 1914

„Bei der Primiz des hochw. Herrn Josef Leitner vom Grubergute spielte Herr Müller, Regens Chori von St. Florian die Orgel.“[2]

  • 1921

„Primiz von P. Philibert Leitner vom Mutentalergute. Der Kirchenchor mit der ausgerackerten Orgel leistete sein Möglichstes.“[3]

  • 2. Juli 1929

„Primiz von Johann Leitner, ein Bruder des Primizianten vom Jahre 1914. Als Organist fungierte zur allgemeinen Freude der berühmte Komponist Franz Müller, Domkapellmeister, der mit unserem Chor eine Messe von Geppert Filke zur Aufführung brachte.“[4]

  • 7. Juli 1932

„Primiz von Alois Leitner (Mutenthalergute). Die Orgel zur Messe in D von Geppert Filke spielte Herr Franz Müller, Professor und Domkapellmeister in Linz.“[5]

  • 1941

„Nachprimiz: Sanitätsgefreiter Franz Berger. Hochw. Herr Professor Müller, Domkapellmeister in Linz, dirigierte den Kirchenchor, der unter so hervorragender Führung natürlich auch sein Bestes bot.“[6]

Auch bei der Installationsfeier von Pfarrer Ferdinand Mascherbauer am 18. August 1935 war F. X. Müller in Dimbach und „meisterte“ die Orgel. „Die kirchliche Feier wurde verschönt durch die Leistungen des Kirchenchores und durch das Solo des Herrn Höckner (Pfarrprovisor).“[7]

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte die Kirchenmusik in Dimbach eine ungewöhnliche Abwechslung. Hier stationierte deutsche Soldaten betätigten sich als Sänger und Organisten. Die Pfarrchronik berichtet: „Mitte April 1945 wird auch Dimbach von starken deutschen Truppen belegt. Der Stab eines Pionierbau Battailons wird hier einquartiert. Unter diesen Soldaten sind einige sehr gute Organisten, gratis reparieren sie die schwer schadhafte Orgel in der Kirche und stellen einen herrlichen Männerchor zum Soldatengottesdienst am Sonntag den 22. April 1945. Abends wurde bereits jeden Tag ein ausgezeichnetes Soldaten Konzert im Gasthof Schachenhofer gegeben.“[8]

Einkünfte der Kirchenmusiker

Über die Einkünfte der Kirchenmusiker ist in der Pfarrchronik folgendes vermerkt:

1894[9]

Beichtamt und Segen

davon erhält der Organist

der Mesner

Kosten 2 fl

45 kr

17 kr

Meßstipendien nach der neuen Stolordnung[10] ab 1. Jänner 1899

 

Kosten

davon erhält der Organist

der Mesner

für eine Messe:

1 K 20

 

6 h

für eine Segenmesse:

2 K 40

50 h

10 h

ein Amt (lateinisch)

3 K

1 K

10 h

ein Segen-Amt (lat.)

3 K 20

1 K 20 h

10 h

Von dem Kirchenwachse am Lichtmeßtage oder Mariä Reinigung erhalten die Mitglieder des Kirchenchores je ein achtel Kilo Wachsstock.

1896 wurden die Bezüge des Regens Chori aus dem Kirchenvermögen etwas erhöht, der Gehalt auf 12 fl jährlich, da er früher gar zu gering war.“[11]

Repertoire und Notenmaterial

Für den Kirchenchor gab es früher nur lateinische Messgesänge.

Im Notenarchiv des Chores befinden sich 73 lateinische Messen,  Gradualien (Zwischengesänge), Offertorien (Lieder zur Gabenbereitung), Libera (Grabgesänge) und viele lateinische Litaneien.

1956 wurden erstmalig bei der Palmprozession deutsche Lieder gesungen. Palmweihe war am Friedhof, dann hat der Chor während der Prozession zur Kirche Lieder gesungen - Lobt froh den Herrn! Singt dem König Freudenpsalmen![12]

1965 – Visitation  Bischof Zauner

„Der Chor sang zum Empfang das Ecce sacerdos und zum Segen das Tantum ergo.“[13]

Das Hochamt an Feiertagen wurde nur bei der zweiten Messe und für die ganze Pfarrgemeinde gefeiert. Lateinische Messen wurden nicht nur an kirchlichen Hochfesten und allen Feiertagen während des Jahres, sondern auch an allen „Bauernfeiertagen“ gesungen, sowie auch am Altjahrstag.

Am Anbetungstag (28. Februar) waren um 6 Uhr Aussetzung mit Tantum ergo und eine lateinische Messe üblich. Um 18 Uhr erfolgte dann immer ein musikalischer Segen mit dem Genitori.

Bei den Bitttagen wurde bis zum Ortsende die Allerheiligenlitanei gesungen, ebenfalls beim Zurückgehen vom Ortsanfang bis zur Kirche.

Auch das Requiem (Totenmesse) wurde lateinisch gesungen und vor dem Auszug aus der Kirche das Libera. Von der Kirche bis zum Friedhof sang der Chor ununterbrochen das „Miserere“ – nach Aussagen älterer Chormitglieder dürfte es sich auch so angehört haben.

Natürlich wurden auch Hochzeitsmessen in lateinischer Sprache gesungen. Da passierte es schon einmal, dass nur vier Chorsänger anwesend waren. 1 Sopran, 1 Alt, 1 Tenor und 1 Bass haben dann eine lateinische Messe gesungen.

Zur Not meisterten die „Mesner Leute“ Berta und Karl Leonhartsberger auch eine lateinische Messe mit Orgelbegleitung alleine. Dies war oft beim zweiten Requiem der Fall (1 – 2 Tage nach einem Begräbnis wurde nochmals ein Requiem gesungen).

Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) wurden auch in Dimbach lateinische Messgesänge wie Graduale und Offertorium durch deutsche Lieder ersetzt. Die lateinischen Messen wurden erst ab dem Jahr 1975 nach und nach durch deutsche Messen ersetzt. Die letzte lateinische Messe wurde im Jahr 1988 aufgeführt.

An Sonntagen wurde nachmittags eine Segenandacht gehalten, welche an Feiertagen vom Chor mitgestaltet wurde. Am Beginn wurde das Tantum ergo gesungen, während der Andacht eine lateinische Litanei und zur Einsetzung das Genitori (2. Strophe von Tantum ergo). Diese Segenandachten wurden im Jahre 1976 abgeschafft – wegen Besucher- und Organistenmangel.[14]

Franz Xaver Müller

Am 10. Mai 1870 um 11 Uhr vormittags erblickte Franz X. Müller in Dimbach Nr. 3 das Licht der Welt. Genau 100 Jahre später wurden im Dom zu Linz, in St. Florian und in Dimbach Gedenkfeiern abgehalten. Aufgeführt wurden die Missa in G von Casali, das Graduale Veni Creator von Franz X. Müller und als Offertorium ein Ave Maria. Anschließend war dann der Festakt vor dem Geburtshaus, dabei sang die Chorgemeinschaft Grein das Lied „Greinerwald“ vierstimmig, und ein Schülerchor der Volksschule Dimbach das „Veigerl“ (beide Lieder sind von F. X. Müller).[15]

Probentätigkeit

Die Chorproben wurden früher immer in der Kirche abgehalten, auch im Winter bei großer Kälte. Zu „Leonhartsbergers“ Zeiten (1946 bis 1975) gab es vor Weihnachten im Mesner Haus Tee und Kekse.

Ab 1975 gab es für den Chor einen eigenen Proberaum, nämlich die Schulküche in der Volksschule (heute im Jahr 2010 befindet sich dort die Schülergarderobe). Später wurde der alte Proberaum des Musikvereins in der Volksschule benützt. Da die Gemeinde im Jahr 2007 diesen Platz für eine zweite Kindergartengruppe benötigte, musste man kurzfristig in das Feuerwehrzeughaus ausweichen. Nach Anfrage beim Musikverein (Obmann Fichtinger) darf nun seit 2008 der Chor den Proberaum der Musikkapelle im neuen Mehrzweckgebäude benutzen.

Im alten Proberaum in der Volksschule wurde zum Proben ein Klavier verwendet, im Proberaum des Musikvereins wird nun ein Keyboard benützt.

Neuorganisation

Am 21. Jänner 1999 wurde der Kirchenchor erstmals vereinsmäßig organisiert.

Name des Chores: Kirchen- und Volksliederchor Dimbach
Musikalische Leitung: Karl Hahn, Hauptschullehrer, Dimbach 73
Zur Obfrau wurde Maria Offenthaler (Dirringer), Dimbach 43, gewählt, zum Obmann-Stellvertreter Altbürgermeister Alois Leitner, Gassen 2.

Die Aufgaben des Chores sind: musikalische Umrahmung von Gottesdiensten, Mitwirkung an Konzerten (Weihnachtskonzert), Mitsingen im Großchor (bei Dekanatsfeiern), aber auch die Mitwirkung an weltlichen Feiern.

Höhepunkte der letzten Jahrzehnte:

1993 - Teilnahme an der Stimmensinfonie „Der Turmbau zu Babel“ im Linzer Stadion

Foto: 1999 - Aufstellen des Maibaumes in Linz (92/185)

28. Juli 2002 - Gottesdienstgestaltung in der Stiftskirche Waldhausen (im Rahmen der Landesausstellung)

4. August 2002 – Großchor (Dekanatschor), Messgestaltung in Waldhausen und Anschlag der Friedensglocke

11. Oktober 2003 – Organisation des F. X. Müller-Konzertes mit dem Franz Schubert Chor aus Linz unter der Leitung von Anton Reinthaler

Dimbach hat wieder einen Komponisten – am 8. Dezember 2003 wurde die „Dimbacher Bläsermesse“von Karl Hahn, für gemischten Chor, Bläserquartett und Schlagzeug, erstmals aufgeführt. Karl Hahn komponierte auch ein Auferstehungslied sowie ein Trauungslied.

12. April 2004 - Ostermontag: Aufführung der „Dimbacher Bläsermesse“ von Karl Hahn in der Pfarrkirche St. Georgen/W.

Foto: 28. August 2004 – Hochzeitsmesse in der Kartause Gaming mit der „Dimbacher Bläsermesse“ (92/184)

15. Jänner 2005 - Mitgestaltung des Mühlviertler-Balls im Ursulinenhof in Linz mit den Liedern „Der Greinerwald“ von F. X. Müller - gemeinsam mit der Musikkapelle und „Mein Herz ist wie ein Mühlenrad“ von F. X. Müller

6. Oktober 2007 - Konzert des Holzbläserquintetts „WOOD 45“ (gemeinsame Organisation mit dem Kulturausschuss)

2. Mai 2010 – Konzert des Don Kosakenchors Serge Jaroff in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Dimbach (gemeinsame Organisation mit dem Kulturausschuss)

12. Dezember 2010 – Mitwirkung am vom Musikverein Dimbach organisierten Radiofrühschoppen in der Aumühle

Am 27. März 2003 legte Maria Offenthaler ihre Funktion als Obfrau zurück. Karl Reithner (Kaar), Vorderdimbach 1, wurde einstimmig zum neuen Obmann gewählt.

Der Chor besteht derzeit (Stand Dezember 2009) aus 34 SängerInnen: 14 Soprane, 10 Alt-Sängerinnen, 6 Tenöre und 4 Bässe.



Pf. Schreiberhuber, Pfarrchronik S. 290

Pf. Geistberger, Pfarrchronik S. 295

Pf. Geistberger, Pfarrchronik S. 300

Pf. Geistberger, Pfarrchronik S. 304

Pf. Geistberger, Pfarrchronik S. 305

Pf. Mascherbauer, Pfarrchronik S. 332

Pf. Mascherbauer, Pfarrchronik S. 320

Pf. Mascherbauer, Pfarrchronik S. 347

Pf. Bernecker, Pfarrchronik S. 251

Pf. Bernecker, Pfarrchronik S. 56

Pf. Bernecker, Pfarrchronik S. 256

Pf. Mascherbauer, Pfarrchronik S. 384

Pf. Mascherbauer, Pfarrchronik S. 415

Pf. Reiter, Pfarrchronik

Pf. Mascherbauer, Pfarrchronik S. 428