Schafherden weiden in Dimbach

(Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)

Während des Zweiten Weltkrieges, es mag so um 1944 gewesen sein, erlebten wir eine große Überraschung. Eines schönen Tages im Spätsommer zogen riesige Schafherden in Dimbach ein. Die Herde, die beim Wegererhof ankam, dürfte so um die 400 Tiere gezählt haben. Sie wurden von einem Schäfer mit einigen Hirtenhunden, so wie man sie aus dem Film von der Lüneburger Heide kennt, zusammengehalten. Ich weiß noch, dass sie auf den bereits abgeernteten Feldern und Wiesen weideten. Am Abend trieb der Schäfer die Tiere mit seinen Hunden in den Hof des Wegerer Hauses. Wir konnten nicht genug staunen, wie die Hunde das meisterhaft schafften. Voran ging der Schäfer mit seinem krummen Stab und hinterher marschierte die ganze Herde, von den Hunden zusammengehalten. Ich weiß noch, dass es im Hof beim großen Wassergrander ein großes Gedränge gab. Alle wollten trinken. Das Hoftor wurde geschlossen und der ganze Hof war voll Schafe. Ärgerlich war das dauernde Geplärre dieser Menge Schafe. Es war fast nicht auszuhalten. Sie blieben einige Tage bei uns und dann zog die Herde wieder weg. Wie wir später erfuhren, stammte die Herde aus Deutschland und wurde nach Ungarn geschickt, wo sie die großen Pußtagebiete beweiden sollte. Es sollte dort eine Schafzucht eingerichtet werden. Soviel mir bekannt ist, waren mehrere Herden in Dimbach. Bei welchen Bauern sie waren, ist mir nicht bekannt. In den nächsten Tagen stellten wir fest, dass in der Senkgrube die Kadaver mehrerer junger Schafe lagen. Wahrscheinlich, so nahmen wir an, waren sie in dem Gedränge ums Leben gekommen und vom Schäfer auf diese einfache Weise entsorgt worden. Wir hatten dann die Ehre, diese Körper zu vergraben, denn eine Tierkörperverwertung gab es zu der damaligen Zeit noch nicht.

Vom Schicksal des Schäfers und seiner Herde hörten wir nie mehr etwas.