Kirtage, Jahr- und Wochenmärkte (Rudolf Freinschlag)
Mit der Markterhebung Dimbachs im Jahr 1511 waren wirtschaftliche Vorteile verbunden. Die Bürger durften nun alles kaufen und verkaufen, was sie selbst herstellten oder was in der Umgebung produziert wurde. Zur Zeit der Markterhebung dürften auch die Jahrmärkte und „Kirchtage“ entstanden sein. Anfangs wurden an Frauentagen Jahrmärkte abgehalten. In der Marktrechnung von 1690 sind Standgelder für einen Kirtag zu Mariä Geburt (8. September) verzeichnet. Die Einnahmen aus den Märkten fielen der Marktkommune zu. Tatsache war aber, dass die Wallfahrt Märkte und Kirtage belebte. Es hatten alle Häuser des Marktes auch die volle „Schankgerechtigkeit“, sie durften also ihre eigenen Produkte ausschenken. Dies zeugt von einem regen Marktleben, unterstützt von einer florierenden Wallfahrt in Dimbach.
Foto: Bäuerliche Kirmes, Hans Bol, 2. Hälfte 16. Jahrhundert [1] (44/2224)
Im Jahr 1788 bemühte sich die Bürgerschaft von Dimbach, die acht Kirtage oder Jahrmärkte, die schon mehr als 300 Jahre bestanden, vom Kreisamt bestätigen zu lassen. Durch Abhaltung eines wöchentlichen Vieh- und Garnmarktes sollte ein besseres Fortkommen ermöglicht werden und daher jeden Samstag ein Vieh- und Garnmarkt „begnadigt“ (genehmigt) werden. („…dem Markte aber vor allem den Händlern, Spinnern und Wöbern und überhaupt allen Bürgern aufgeholfen seyen würde“).
Foto: Bitte um wöchentlichen Vieh- und Garnmarkt (44/2225)
In der Pfarrbeschreibung von 1823 führte Pfarrer Atzelsdorfer an, dass acht Märkte abgehalten werden durften und zwar an den drei ersten Fastensamstagen, am „Ertag“ (= Dienstag) nach Ostern, Ertag (Dienstag) nach Pfingsten, am Tag des Hl. Laurenz (10. August), am Tag des Hl. Bartolomä (24. August) und am Tag des Hl. Martin (11. November). Es durfte jedoch kein Kirtag an einem Sonntag stattfinden. Zu dieser Zeit hatten die Kirtage jedoch schon ihre Bedeutung verloren, nur einige Schuster, Hammerschmiede und Hafner fanden sich noch ein. Doch wird angemerkt, dass „der schlechteste Dimbacher Markt noch besser ausfällt als der beste Markt in Waldhausen“.
Kaiser Franz I. bestätigte im Jahr 1827 dem Markte Dimbach die Abhaltung eines wöchentlichen Garn- und Viehmarktes an jedem Donnerstag von Mitte Fasten bis Allerheiligen.
Foto: Urkunde über die Erlaubnis zur Abhaltung eines wöchentlichen Garn- und Viehmarkts (34/1773)
Die Schulsprengelbeschreibung von Aichberger im Jahr 1904 erläutert den kontinuierlichen Bedeutungsverlust des Leinanbaues (Flachs) in Dimbach. Durch das Aufkommen der Baumwolle und deren maschinelle Verspinnung bauten die Bauern nur mehr Lein für den Eigenverbrauch an. Über Bürgermeister Karl Neulinger berichtet die Pfarrchronik, dass er die Weberei gelernt hatte, da aber der Flachsanbau immer mehr abnahm, lohnte sich auch die Weberei nicht mehr. Er lernte dann das Zimmererhandwerk. Daraus kann man ableiten, dass um 1850 die Garnmärkte immer mehr an Bedeutung verloren. Im Jahr 1869 wurde in der Marktrechnung als Einnahme ein Kuhmarkt und im Jahr 1871 ein Viehmarkt angeführt. Das Standgeld des Martinikirtages gehörte nach altem Brauch dem jeweiligen Marktrichter für seine Mühe.
1926 verringerte der Gemeindeausschuss auf Ansuchen der Marktkommune die Anzahl der Kirtage von acht auf vier: Samstag in der Josefiwoche, Pfingst- und Ostermontag sowie Martini.
Foto: Jahrmarkt-Ordnung der Gemeinde Dimbach aus dem Jahr 1926 (44/2226)
Der Kirtag am letzten Fastensamstag und der Martinikirtag kamen im Laufe der Zeit ab, und es wurden nur mehr der Oster- und Pfingstkirtag abgehalten. Auf Betreiben einiger Aussteller belebte man in den 1990er Jahren den Martinikirtag wieder. Der Gemeinderat legte 1998 diese drei Kirtage fest.
Noch heute wird die jahrhundertelange Tradition der Kirtage in Dimbach gelebt. Sie sind ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt, viele ehemalige Dimbacher nutzen sie zu einem Besuch in der Heimatgemeinde.
Foto: Pfingstkirtag 1999 (44/ )
Quellen:
OÖLA. MA.Dimbach Urk. Nr.10 (Kirtage 1827)
OÖLA. MA.Dimbach Sch.Bd.4 Nr. 4 (Jahrmärkte und Kirchtage 1788-1847)
Schulsprengelbeschreibung von Aichberger 1904: Seite 35
Pfarrchronik Dimbach
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