Bauern und ihre Wetterzeichen (Josef Rafetseder)

Foto: Schon die Babylonier, Ägypter und Griechen suchten das Wetter zu deuten. (95/899)

Die Bauern waren wie kein anderer Berufsstand immer schon von der Natur abhängig. Sie dürfen die Schönheit der Natur erleben, sind aber auch ihrer Widerwärtigkeit ausgesetzt. So waren sie angeleitet, aber auch gezwungen, sich mit der Natur auseinanderzusetzen, sie zu beobachten sowie Schlüsse zu ziehen, Erkenntnisse anzuwenden und sich fortan danach zu richten.

Lostage – ihnen wird von Meteorologen eine gewisse Treffsicherheit zugesprochen - werden von den Bauern auch heute noch gerne verwendet. Durch die zunehmende Klimaänderung kommt das Wetter allerdings immer mehr durcheinander, und somit verlieren auch die Lostage an Zuverlässigkeit.

Nachfolgend sind einige solcher „Wetteranzeiger“ angeführt. Nicht alle sind im Kalender zu finden, viele wurden von Generation zu Generation mündlich weiter gegeben.

Wetterboten:

  1. Auf einen schönen Sonnenuntergang folgt ein schöner neuer Tag.
  2. Abend rot, Morgen grau, bringt ein schönes Tagesblau.
  3. Am frühen Morgen Sonnenschein bringt Wolken den ganzen Tag herein.
  4. Kräht der Hahn beim Tor hinaus, kommt schönes Wetter, kräht er herein, kommt schlechtes Wetter.
  5. Beginnt es zu regnen und die Hühner laufen schnell beim Tor herein, kommt bald wieder Sonnenschein.
  6. Gehen die Hühner spät schlafen, wird der nächste Tag Regen herbei schaffen.
  7. Eine Bauernweisheit in diesem Zusammenhang passt ganz sicher: Kräht der Hahn am Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist.
  8. Bleiben die Tauben in der Nähe von ihrem Schlag, kein schönes Wetter kommen mag.
  9. Schwalben in hohen Lüften bedeutet Schönwetter, fliegen Schwalben tief, herrscht Schlechtwetter. (Das ist auch nachvollziehbar, denn auch die Insekten sind bei Schönwetter hoch in der Luft, während sie bei Schlechtwetter knapp über oder am Boden sind).
  10. Gibt der Misthaufen schlechten Geruch von sich, wird auch das Wetter schlecht.
  11. Maria Opferung (21. November) hell und rein bringt einen harten Winter ein.

Bauernregeln:

  1. Ist der 1. Fastensonntag schön, sollte der Frühjahrsanbau früher beginnen. Ist er nicht schön, sollte mit der Frühjahrssaat etwas gewartet werden. (Nach Beobachtungen könnte hier zumindest ein Stück Wahrheit sein).
  2. Steigt im Frühjahr einmal Dunst aus dem Ackerboden auf, ist günstige Zeit zum Frühjahrsanbau (genügend Bodenerwärmung).
  3. Bauen die Ameisen ihren Bau entlang der Grashalme in die Höhe, so gibt es ein regnerisches Jahr. (Diese Bauernmeinung dürfte den Beobachtungen zufolge auch etwas Wahres an sich haben).
  4. Wenn bei kräftigem Regen die „Wassermänner“ (Luftblasen) schwimmen, bleibt es regnerisch.
  5. Steigt der Rauch aus dem Rauchfang hoch auf, gibt es Schönwetter.
  6. Wind in der Nacht gern am Tag Wasser macht.
  7. Treibt im Frühjahr die Esche vor der Eiche aus, sollte das Jahr trockener sein. Ist es umgekehrt, sollte das Jahr etwas feuchter werden.
  8. Gibt es schon frühzeitig Fliegenpilze, sollte die Wintersaat früher erfolgen. Späte Fliegenpilze – späte Saat.
  9. Blitze zur Blütezeit verbrennen die Blüte.
  10. Lichte Mette – finstere Stadel (und umgekehrt).
  11. Wie das Wetter am 1. und 4. ist, so wird es häufig im ganzen Monat sein.
  12. Feuchter November verspricht reichlich Futter im nächsten Jahr.

Aberglaube:

  1. Wenn der Viehstall zusammengekehrt wird, soll nichts bei der Stalltür hinausgekehrt werden, da sonst auch das Glück hinausgekehrt wird.
  2. Wenn eine schwarze Katze über den Weg läuft, bedeutet es Unglück. Allerdings wird eingeschränkt, nur dann bedeutet es Unglück, wenn sie von links kommt.
  3. Der erste Weideauftrieb sollte nicht an einem Dienstag oder Donnerstag erfolgen, da die Tiere sonst nicht so gerne auf der Weide bleiben würden.
  4. An einem Freitag sollte keine neue Arbeit begonnen werden.
  5. Wenn Tote in den Sarg gelegt und der Sarg verschlossen wurde, durften schwangere Frauen nicht zusehen. Ebenso sollten Schwangere keine Toten anschauen. All das wäre für das Ungeborene schädlich.
  6. Hört der Wind nicht zu blasen auf, hängt vielleicht jemand am Baume drauf. Der Wind, so wurde gesagt, hört erst auf, wenn der Tote „herunten“ ist.