Mühlen – Sägen – Schmieden (Maria Lehner)
Die Geschichte der Mühlen beginnt mit kleinen, primitiven Handmühlen, die die Menschen der Jungsteinzeit entwickelt hatten, um das Getreide nicht mehr stampfen zu müssen. Jahrhunderte lang war das Müllergewerbe von großer Bedeutung – Getreide wurde zu Mehl vermahlen und daraus unter anderem Brot gebacken. „Brot war schließlich der Inbegriff des Lebensmittels, nicht umsonst steht es in einer Vaterunser-Bitte stellvertretend für Nahrung überhaupt“.[1] Bauern, die selber keine eigenen kleinen Mühlen in Betrieb hatten, brachten das Getreide zum Müller.
An den Gewässern Sarming-, Gießen-, Blümel- und Dimbach gab es in früherer Zeit zahlreiche Gewerbebetriebe. Mit der Kraft des Wassers wurden Mühlen, Sägen und Hammerschmieden betrieben. Infolge der fortschreitenden Industrialisierung und der Inbetriebnahme von Großmühlen begann das Mühlensterben in den 1950er Jahren.
In dem Buch „Mühlviertel – Leben auf Stein“ (von Reinhold Tauber und Gerhard Trumler, Landesverlag S. 80) kann man im Kapitel „Nur mehr leise klappert es….“ folgendes nachlesen: „Am Gießenbach war ehedem eine Mühle hinter der anderen. Eine war die „Sagmühle“. Der Bruder der Frau, der Müller, starb im Krieg. Ihr Mann, kein Müller, hielt den Betrieb mit Hilfe des Müllers Richard Freinschlag so lange über Wasser, bis sie 1947 die Konzessionsprüfung gemacht hatte. 1973 war endgültig Schluss.“
In Dimbach wurden folgende Mühlen, Sägewerke und Schmieden betrieben. Betriebe (Hausmühlen, Gemeinschaftssägen) ohne Gewerbeberechtigung sind hier nicht angeführt:
Fichtinger Johann – Kloibmühle – Dimbachreith 4
Mühle und Sägewerk bis 1961
Foto: Ansicht um 1950 (47/1307)
Foto: Mahlaufzeichnung 1937 (47/1309) und (47/1310)
Freinschlag Engelbert – Graßmühle – Dimbachreith 5
Mühle bis 1968, Sägewerk bis 2007
Foto: Familie Freinschlag vor ihrem Haus mit Säge im Jahre 1927. (47/1942)
Freinschlag Josef – Dimbach 7
Hufschmied bis 1967
Furtlehner Karl – Auger/Gassen – Gassen 51
Sägewerk bis 1969
Haider Florian – Zeitlhofer – Kleinerlau 6
Sägewerk bis 1960
Hinterdorfer Leopold – Schreinmühle – Großerlau 23
(gehört zur Gemeinde St. Georgen/Walde)
Mühle bis 1960
Hintersteiner Maria – Sagmühle – Dimbachreith 15
Mühle und Sägewerk bis 1973
Foto: Wasserrad in der Sagmühle in Dimbachreith 15 (44/359)
Schwaighofer Karl – Holzmühle – Großerlau 24
Mühle bis 1961
Foto: Wasserrad und Säge bei der Holzmühle. (47/2193)
Seyer Friedrich – Schmied/Mühlberg – Kleinerlau 9
Sägewerk bis 1950, Hammerschmiede, Mühle
Nachfolger Alois Haider (geb. 1910) führte die Betriebe nicht mehr gewerblich, sondern nutzte sie nur für den Eigenbedarf.
Foto: Schmied/Mühlberg um 1940 (47/1748)
Foto: Transmissionsrad mit Seilantrieb (47/1749)
Foto: Friedrich Seyer und Schmied-Lois um 1940 (47/1747)
Steinbauer Klaus – Sägewerk KRAMERMÜHLE - Hornberg 19
Seit dem 12. Jahrhundert ist die Kramermühle urkundlich erwähnt. Am 25. März 1317 verkaufte Ulrich der Harlung an das Kloster Waldhausen sein freies Eigentum, die „Krämlmühle“ am Sarmingbach.[2]
Besitzer der Kramermühle:
1786: Leopold und Theresia Raab (Leopold +1805)
1806: Theresia Raab
1810: Balthasar Fellner und Theresia Raab
1821: Sebastian Raab und Anna, geb. Edlinger
1847: Anton Raab (Sohn von Sebastian und Anna Raab)
1854: Anna Raab (Tochter von Sebastian und Anna Raab). Diese heiratete 1854 Josef Barth – Übergabe an den Sohn.
1901: Franz Barth
1903: Franz und Maria Barth, geb. Hinterkörner (Franz +1921)
1921: Maria März (vorher Barth)
1948: Karl und Christine Steinbauer (geb. Barth)
1970: Karl und Klaus Steinbauer
1980: Klaus Steinbauer
1989: Klaus und Brigitte Steinbauer
1904 ist die Kramermühle abgebrannt und wurde anschließend wieder neu errichtet.[3]
Foto: Alte Aufnahme der Kramermühle (Datum unbekannt) (46/446)
Foto: Lehrvertrag von Alois März (47/1725)
Foto: Urkunde über das Brotopfer 1946 (47/1728)
1905: Bau der Kunstmühle – weißes Mehl konnte gemahlen werden.
1921: Alois März betrieb eine Brettersäge, die mit einem Wasserrad angetrieben wurde.
1954: Karl Steinbauer übernahm die Führung der Mühle und des Sägewerkes, gleichzeitig wurde die gleichlautende Berechtigung des Alois März gelöscht.[4]
1977: Ende des Mühlenbetriebs
1980: Klaus Steinbauer wurde Betriebsführer
1995: Sägewerk wurde neu errichtet – Verarbeitung von Nadelholz aus der Region zu Bauholz, das für die umliegenden Zimmereibetriebe für den Holzbau verwendet wird.
Foto: Neues Sägewerk (48/1791)
Hornbergmühle/Scharfmühle – Hornberg 13
Fotos: Haus mit Fluder (46/347) und Haus mit Wasserrad (46/349)
Königsmühle – Großerlau 6
Foto: Königsmühle (47/1051)
Johann Fichtinger (Kloibmühle) berichtet aus seinem Müllerleben:
„Ich habe noch die Müllerei in einem Betrieb in Perg und im Betrieb meines Vaters gelernt und mit dem Gesellenbrief abgeschlossen.
Foto: Johann Fichtinger (47/1745)
Foto: Gesellenbrief von Johann Fichtinger (47/1722)
Ich war einer der letzten in Dimbach, der noch die Ausbildung zum Müller machte. Zuhause musste ich in der Müllerei meines Vaters mitarbeiten. Unsere Mühle war eine Lohnmüllerei. Bis zum Jahre 1942 wurde die Mühle mit einem Wasserrad betrieben, danach mit einer „Francis-Schach-Turbine“, wodurch die Leistungsfähigkeit erhöht werden konnte.
Die Bauern lieferten das Getreide in Jutesäcken an, diese „Mehlsäcke“ hatten zum Teil ein Gewicht von 70-80 kg. Die Arbeit des Müllers war also auch Schwerarbeit. Das angelieferte Getreide wurde in großen Behältern gesammelt – bis zu 3000 kg konnten wir bei uns einlagern.
Dann wurde wieder mit dem Mahlen begonnen. Wichtig war, dass die Unkrautbestandteile mittels Sieben und Schüttelvorrichtungen sauber entfernt wurden. Je nach Art des Mehls waren mehrere Mahlvorgänge notwendig.
Das Mahlgut teilte sich auf Weißmehl, dunkleres Mehl, Futtermehl und Kleie auf.
Hauptsächlich wurde Roggen vermahlen, denn das Roggenmehl wurde zum Brotbacken verwendet. Da in früheren Zeiten die Anzahl der Leute am Bauernhof groß war, gab es auch einen großen Bedarf an Brot. Hafer wurde nur geringfügig zu uns zum Vermahlen gebracht, es war ein anderer Mahlvorgang notwendig und er wurde dann als Viehfutter gebraucht.
Als Lohn erhielten wir Müller kein Bargeld. Bei der Anlieferung wurde das Getreide gewogen und 10 % wurde als „Mahllohn“ zurückbehalten.
Die Qualität des Kornes musste mein Vater auch immer kontrollieren, es musste gut ausgereift sein, durfte keinen schimmeligen Geruch haben und nicht „ausgewachsen“ sein. Er warnte immer die Bauern, nicht zu bald mit dem Kornschneiden zu beginnen, er sah da schon die schlechtere Qualität bei der Kornanlieferung voraus. Die Bauern wollten ja auch ihrerseits wieder eine gute Mehlqualität haben. Auf ein gutes, geschäftliches Vertrauensverhältnis von Müller und Bauer wurde großer Wert gelegt.
Mit der Zeit verringerte sich die Anlieferung des Getreides. Die Bauernfamilien wurden kleiner und das selbstgebackene Brot durch „Bäckerbrot“ ersetzt. So wurde der Mühlenbetrieb mit der Zeit unrentabel. Ich selber übte den erlernten Beruf zuhause nicht mehr aus.
Neben den gewerblichen Mühlen wurden auch noch kleinere Hausmühlen betrieben, welche den eigenen Bedarf an Getreideschrot für die Tiere, zum Teil aber auch Mehl zum Kochen herstellten. Geringfügig ließen auch die nächsten Nachbarn ihr Getreide in diesen Mühlen mahlen.“
Trumler, Gerhard: Das Buch der alten Mühlen; Edition Brandstetter; S. 8
Vergl.: Archiv für österreichische Geschichtsquellen; Neunter Band; Wien
Vergl.: Kommunalarchiv Dimbach, Handschrift 2
Quelle: BH Perg – Gewerbeberechtigungen; Ordner Gemeinde Dimbach – Gewerberecht 131/1
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