Der Komponist Franz Xaver Müller (Eva Hader)

Foto: Franz Xaver Müller im Jahre 1935 (66/1715)

„In dem Komponisten Franz Xaver Müller verehrt Oberösterreich eine der bedeutendsten und zugleich liebenswürdigsten Männergestalten, die je dem Lande geschenkt wurden. Als Zeitgenosse von Max Reger, Hans Pfitzner und Richard Strauß trug sein Wirken und Schaffen wesentlich dazu bei, das musikalische Leben seines Heimatlandes nahezu 50 Jahre hindurch mitzugestalten.“ Mit diesen Worten leitet Josef Mayr-Kern das Buch ein, in dem das Leben und Wirken des wohl berühmtesten Bürgers von Dimbach, des Komponisten und Domkapellmeisters Franz Xaver Müller, wieder lebendig wird.

Franz Xaver Müller wurde am 10. Mai 1870 geboren. Er war das zweite von fünf Kindern der Eheleute Franz und Anna Müller. Der Vater, Franz Müller, entstammte einer Fleischhauerfamilie in Mauthausen und seine Mutter, Anna Müller, war die Tochter des bürgerlichen Webermeisters Michael Neulinger aus Dimbach.

Foto: Geburtshaus von Franz Xaver Müller 1960 (66/2232) und 2010 (66/788)

Fotos: Stube mit Kachelofen (66/2234) und (66/2235) sowie Vorhaus (66/2231)

Sein Elternhaus steht in der Nähe der Pfarrkirche von Dimbach, gegenüber einem ehemals stattlichen Gasthof (hat heute den Betrieb eingestellt), mit dessen blühender Fleischhauerei nur schwer zu konkurrieren war, was sich auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Müller negativ auswirkte.

Die Musikalität hat Franz Xaver Müller von seinen Eltern geerbt. Müllers Vater besaß eine schöne Bassstimme und die Mutter sang Sopran. „Um die beiden scharten sich oft ihre fünf Kinder, die alle musikalisch waren, und deren Freunde wie der Neffe und Cousin Karl Neulinger zu gemeinsamem Singen.“[1]

Franz Xaver Müller hatte das Glück, dass er in dem damaligen Schulleiter und Lehrer Julius Oßberger (1873 bis 1887) nicht nur einen für die Musik begeisterten Menschen, sondern einen idealistisch gesinnten Musikpädagogen fand. „Er unterwies Franz Xaver Müller und Karl Neulinger außerhalb der Schulzeit in Gesang und Violine mit einer heutzutage kaum zu glaubenden Gründlichkeit und Selbstlosigkeit. Dies bezeugen die im Nachlasse Müllers erhaltene Sing- und Violinschule, die Oßberger für diesen Zweck handschriftlich anlegte.“[2]

Bereits mit neun Jahren durfte Müller im Kirchenchor mitsingen, sodass er schon sehr früh die lateinischen Messen kennen lernte. „Mit besonderer Freude erinnerte er sich später vor allem der Rorate - Ämter im Advent. Diese Rorate - Ämter legten den Grundstein zu seiner Begeisterung für die Vokalmusik.“[3]

Oßberger war es, der die große Begabung, die in Franz Xaver Müller schlummerte, erkannte und ihm den Weg zu den Florianer Sängerknaben ebnete. Am 19. August 1880 wurde Müller als Sängerknabe in St. Florian aufgenommen. Dies war wohl der bedeutendste Schritt für seine weitere Zukunft.

Damals gab es im Stift St. Florian nur sechs Sängerknaben, die einen wichtigen Bestandteil des Stiftschores bildeten. Müller erhielt Unterricht in Violine, Klavier und Gesang.

„Von entscheidender Bedeutung für Müllers späteren künstlerischen Weg waren die Begegnungen mit Anton Bruckner. Müller, zu dem schon die anderen Sängerknaben ob seiner Begabung und Tugend mit verhaltener Ehrfurcht aufschauten, stand Bruckner besonders nahe.“[4]

Müllers väterlicher Freund und Lehrer Ignaz Traumihler förderte seine Begabung und ebnete ihm den Weg für sein weiteres Studium.

Im Sommer 1883 fasste Müller den Entschluss, Priester zu werden und trat im Herbst 1883 ins Gymnasium der Jesuiten auf dem Freinberg in Linz ein. Müller studierte dort sieben Jahre und legte im Sommer 1890 die Matura ab. Am 28. August 1890 trat er in den Orden der Augustiner – Chorherren des Stiftes St. Florian ein und am 28. Juli 1895 erhielt er die Priesterweihe. Er wurde Aushilfspriester in St. Florian und später Stiftskooperator.

Sein musikalisches Wissen vergrößerte er durch ständige Weiterbildung. So studierte er in den Jahren 1895/96 bei Johann Evangelist Habert in Gmunden und in den Jahren 1898/99 bei Josef Venantius Wöß in Wien.

Im Jahre 1904 wurde Müller Stiftsorganist und 1906 Regens chori von St. Florian. In dieser Eigenschaft war er auch Lehrer und väterlicher Freund von Johann Nepomuk David. Zu seinen prominentesten Schützlingen zählten auch die Brüder Leopold und Ludwig Daxberger.

Das musikalische Schaffen Müllers erstreckt sich auf nahezu alle Musikgattungen. Nur die Oper schließt er aus. Als 40-jähriger komponierte er eine Sinfonie, zwei Streichquartette und kleinere Instrumentalkompositionen folgten. Sein kompositorisches Schaffen galt aber vor allem der Vokalmusik, zu der er als Regens chori von St. Florian und Domkapellmeister von Linz einen unmittelbaren Zugang hatte. Seine Messen und Propriengesänge, Hauptbestandteile seines Werkes, gehören neben zahlreichen geistlichen und weltlichen Liedern zum Repertoire vieler Chöre in unserem Land.

Das größte Werk Müllers stellt das Oratorium „Der heilige Augustinus“ dar. Es entstand zwischen 15. März 1913 und 23. Juni 1915 und umfasst neun Bilder mit einem Leitspruch und einem Vorspiel. „Für das ganze Werk vermerkte Müller in seinem Tagebuch 523 wirkliche Arbeitstage.“[5]

Die Uraufführung fand an zwei aufeinander folgenden Tagen unter Beteiligung von jeweils 600 Sängern, 200 Kindern und einem Orchester von 100 Mitgliedern in der Linzer Südbahnhofhalle statt.

Foto: Uraufführung des Oratoriums „Der heilige Augustinus“ in Linz, Südbahnhofhalle (66/2236)

Foto: Ferien in Bad Kreuzen – Müller komponiert auf einer Bank in freier Natur (66/2230)

1922 wurde Müller Musiklehrer am bischöflichen Lehrerseminar und 1924 bestellte man ihn zum Domkapellmeister in Linz. Während seiner Tätigkeit als Domkapellmeister (1924 bis 1943) brachte Müller 112 neue Messen zur Aufführung, was einem Durchschnitt von sechs neuen Messen pro Jahr entspricht. Dies weist darauf hin, dass Müller den richtigen Zugang zu seinen Sängern gefunden hatte, sonst wäre dies niemals möglich gewesen.

Foto: Originalnoten einer Komposition „Wiegenlied zur Weihnachtszeit“ vom 9. März 1909 (66/2001)

Ab dem Jahre 1938 wurde Müllers Arbeit mit dem Domchor immer schwieriger. Viele Mitglieder des Chores mussten in den Krieg ziehen, andere zogen sich „wegen der herrschenden Partei-Ideologie“[6] vom Chor zurück. Außerdem verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand. Bereits während seiner Zeit als Regens chori litt Müller unter starken Kopfschmerzen, die sich in den dreißiger Jahren zu einem schlimmen Nervenleiden entwickelten. Im August 1943 legte er sein Amt als Domkapellmeister nieder.

Kriegswirren, der Zusammenbruch des Dritten Reiches und die sorgenvolle Nachkriegszeit überschatteten Müllers Lebensabend. Franz Xaver Müller starb am 3. Februar 1948 nach einer an sich gut überstandenen Operation in Linz und wurde am 6. Februar 1948 am Priesterfriedhof von St. Florian zu Grabe getragen.

Foto: Müller auf dem Totenbett (66/2233)

Foto: Totenbild (66/784)

Zu Ehren Müllers brachte man an seinem Elternhaus in Dimbach eine Gedenktafel an. In der Schulchronik der Volksschule Dimbach ist dazu folgendes vermerkt: „Am Sonntag den 6. Juni 1948 fand, gemeinsam von der Gemeinde Dimbach und dem Bruckner-Chor, in Dimbach die feierliche Enthüllung der am Hause Nr. 3 angebrachten Frz.-X. Müller – Gedenktafel statt.
Der Inhalt der Gedenktafel lautet: ‚In diesem Hause wurde am 10. Mai 1870 der große Komponist, Professor Franz Xaver Müller, Chorherr des Stiftes St. Florian und Domkapellmeister von Linz geboren. Die dankbare Heimatgemeinde.‘“[7]

Foto: Gedenktafel an Müllers Geburtshaus in Dimbach 3 (66/795)

Der Schülerchor unter der Leitung des prov. Oberlehrers R. Dammayr sang das von Müller komponierte Lied „Da Greinawald“.



Josef Mayr –Kern: Franz Xaver Müller; Ein oberösterreichischer Komponist zwischen Anton Bruckner und Johann Nepomuk David

Ebenda S. 8

Ebenda S. 8

Ebenda S. 11

Ebenda S. 26

Ebenda S. 38

Schulchronik der VS Dimbach, S. 255