Ur- und Frühgeschichte (bis ca. 500 n. Chr.)
(Josef Rafetseder)

Allgemeine Geschichte

Ob eine Besiedelung von Dimbach schon vor Christi Geburt gegeben war oder erst zur Zeit der Frühgeschichte bis 400 nach Christus oder in der Völkerwanderung von 400 bis 600 nach Christus ist nicht bekannt.

Zwei Steinwerkzeugfunde, welche 1931 von Josef Leitner am Redlberg in Hornberg 7 gefunden wurden, könnten - wie Fachleute sagen - bereits auf eine kleine Siedlergruppe - sogar mit Ackerbau - schon in der späten Jungsteinzeit (etwa 2000 vor Christus) hinweisen. Jedoch, so muss betont werden, kann diese Besiedelung beendet worden und viel später bei der umfassenden Rodung und Besiedelung wieder neu entstanden sein. Die Stammeszugehörigkeit dieser Siedler ist nicht bekannt. Am wahrscheinlichsten waren es Zugehörige zu Donaustämmen.

Foto: Dieses Steinwerkzeug (Steinbeil) aus der Jüngeren Steinzeit besteht aus Quarzit, einem bei jungsteinzeitlichen Geräten im Mühlviertel häufig verwendeten Material und hat eine Größe von ca. 5,3 mal 3,3 mal 1,3 cm. (29/2164), (29/2165)

Foto: Lochkeule (Bruchstück), welche 1931 am Redlberg gefunden wurde. Dieser aus der Jüngeren Steinzeit stammende Gegenstand besteht aus hellgrauem, dunkel gesprenkeltem Serpentin und wurde laut Aufzeichnungen des Heimathauses Freistadt von Kindern zerschlagen. Daher blieb nur ein Bruchstück in der Größe von 5,1 cm mal 6,3 cm erhalten. (29/2166), (29/2167)

Auf eine frühe (keltische) Besiedelung - die keltischen Boijer ließen sich um 400 vor Christus nördlich der Donau nieder - würden Namen wie Unter-Ort, Ober-Ort oder Ortmühle hinweisen. Ort bedeutet Ende - Siedler am Ende einer Ortschaft. Auch der Name Kasberger (= steile Anhöhe) hat vermutlich keltischen Ursprung. Von einem Heilbründl – zwischen Kirche und Wimmer Kapelle gelegen - sagt man, dass es heidnischen Ursprungs wäre. Ein Menschenkopf auf einem Mauerstein an der Westseite des Neulingerhauses wird ebenfalls mit den Kelten in Verbindung gebracht.

Foto: Steinkopf auf der Westseite des Neulingerhaus (29/1870)

Jedoch wird auch eindeutig gesagt, dass die erste Besiedelung von Dimbach sicher nicht auf die Römer zurückzuführen ist. Nach J. Staub ist der Name Dimbach keltischen Ursprungs – wieder der Hinweis auf eine frühe Siedlertätigkeit.

Demnach könnten kleinere räumlich begrenzte Besiedelungen unserer Heimat im letzten Viertel des ersten Jahrtausends nach Christus als realistisch betrachtet werden. Diese Annahme wird noch verstärkt durch eine geringe Entfernung zum – wie Fachleute es nennen – „Altsiedelland“ wie dem Machland und dem dazugehörenden Nordrand (Besiedelung schon ab dem 6. Jh. nach Christus). Die Donauniederungen boten von Natur her günstige Besiedelungsvoraussetzungen. Dies hatte dann klarerweise Auswirkungen auf die an den Donauraum angrenzenden Gebiete. Die Donau als Wasserweg spielte seit jeher eine wichtige Rolle. Sie war über lange Zeiten die einzige Infrastruktur für Handel, aber auch Kriege. Dimbach dürfte eine Rodungspfarre gewesen sein. Siehe Auszug aus dem Buch über Ortsnamen der politischen Bezirke Perg und Freistadt (Hohensinner/Wiesinger).

Foto: Ausschnitt aus dem Holzstich Totentanz (1538) von Hans Holbein dem Jüngeren. Gezeigt wird die Rodung eines Waldes zur Gewinnung von Ackerland.[1] (29/1738)

Die Hauptrodungszeit und somit auch eine bedeutende Besiedelung des Mühlviertels gab es im zehnten bis zwölften Jahrhundert nach Christus. In Gunstlagen schon etwas früher, in schwer zu rodenden Gebieten - dazu gehörte auch Dimbach - erstreckte sich die Rodung bis in das zwölfte und dreizehnte Jahrhundert hin. Eine umfangreiche Besiedelung setzte dann im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert ein.

Foto: Die mittelalterliche Rodung zwischen Aist und Naarn.[2] (29/1737)

Zumindest in unserer größeren Region südlich der Donau gegenüber von Grein gibt es Spuren menschlicher Tätigkeit schon bis vor 15000 bis 20000 Jahren, also noch in der Steinzeit. Auf Spuren menschlicher Anwesenheit von mehr als 100000 Jahren vielleicht sogar 200000 Jahren deuten Werkzeugfunde in Gusen (Berglitzl) hin.

Etwa vor 8000 bis 5000 Jahren - schon in der Jungsteinzeit - vermehren sich die Hinweise menschlicher Tätigkeit in der Gesamtregion. Es wurden Funde von Steinwerkzeugen gemacht. Wesentliche Fundorte in unserer Nähe aus dieser Zeit sind Saxen und Dornach.

Foto: Steinwerkzeuge[3] (29/1742)

Ebenso gibt es aus dieser Zeit im westlichen Teil unseres Bezirkes Hinweise auf Werkplätze zur Herstellung von Steinwerkzeugen (Berglitzl in Langenstein).

Hallstattzeitliche Funde aus der Zeit etwa vor 2500 Jahren wurden vor wenigen Jahrzehnten bei Ausgrabungen in Mitterkirchen entdeckt. In welchem Zustand die Gegend bei uns zu dieser Zeit war, ist nicht bekannt. Es gilt jedoch als sicher, dass die Landnahme und Sesshaftwerdung zunehmend Erwerb von Siedlungsraum erforderte. Dafür waren fortan kraftraubende Rodungen notwendig, denn unser Gebiet war ursprünglich von teils riesigen Waldflächen und großen Steinmassen bedeckt. Gerade der auch in Dimbach vorherrschende grobkörnige, sehr harte und erdgeschichtlich alte, sogenannte „Weinsberger-Granit“ (östliches Mühlviertel und Waldviertel), war wohl ein besonderes Hindernis bei der Rodung. Wir alle kennen den Ausspruch: „Feldspat, Quarz und Glimmer (die Hauptbestandteile unseres Granits), diese drei vergess ich nimmer.“

Durch die starken Witterungseinflüsse sind diese Steine oft zerklüftet und verformt. Wegen ihres hohen Radium-, Thorium- und Kaliumgehalts entwickeln sie auch eine beachtliche Strahlungskraft, die man schon in alten Zeiten spürte und mit Geistern und überirdischen Mächten in Verbindung zu bringen suchte. Andererseits bilden genau diese Strahlungsprodukte im Granit die Grundlage der Heilbäder wie z.B. in Bad Zell. Besonders in der vorchristlichen Zeit, wo man heidnische Gottheiten verehrte, etwa bei Naturstämmen, aber auch in der Kultur der Kelten, Römer und Germanen, waren diese Geistervorstellungen weit verbreitet. Auch vom Tod hatte man besondere Vorstellungen, wie uns Ausgrabungen von alten Grab- und Bestattungsstellen vor mehr als 2500 Jahren in Mitterkirchen zeigen.

Also Steinkult, Sagenbildung und Aberglaube waren allgegenwärtig. Manches an Sagen hat sich bei uns bis heute gehalten. In so manchen Wäldern, Wiesen und Feldern liegen Steine mit markanten Formen. So wird z. B. von einem Stein, der in einem Waldgraben im Gießenbachtal liegt und einer „Heufuhre“ ähnlich ist, behauptet, es handle sich hier um eine Fuhre Heu, die vergessen wurde und somit versteinerte. Unheimliche Vorstellungen aus einer uns eigenartig anmutenden Zeit. Erst in unserer Zeit, wo die Rationalität das Maß der Dinge zu sein scheint, will man diesen Dingen nicht mehr so recht glauben.

Foto: Steinerne Heufuhre im Gießenbachtal (29/1859)

Erst als in den ersten Jahrhunderten nach Christus christliche Glaubensboten wie z.B. der hl. Severin (er gilt als Apostel Österreichs) oder christliche Legionäre der römischen Armee über die Alpenpässe zu uns heraufkamen, begannen sich die alten Naturkultvorstellungen langsam, aber dauerhaft zu lichten.

Foto: Heiliger Severin (Severinaltar in Neapel. Meister von San Severino. Um 1470)[4] (29/1741)

Wohl waren die Menschen auch damals zwischen der alten Götterverehrung und ihrer Abhängigkeit und dem neuaufkommenden Christusglauben hin- und hergerissen. Die Verehrer von Naturgottheiten - wozu auch unsere heidnischen Vorfahren gehörten - hatten nicht nur eine besondere Beziehung zu Steinen, sondern auch zu Wasserquellen, wie auch das zwischen der Kirche und der Wimmer Kapelle befindliche „Heilbründl“, welches wahrscheinlich heidnischen Ursprungs ist, zeigt. Die katholische Kirche wollte diese heidnischen Bräuche verdrängen. Es ist ihr aber nicht völlig gelungen. So hat sie versucht, christliches Gedankengut über diese heidnischen Vorstellungen zu legen. Der hl. Markus wurde gern dafür eingesetzt. In Dimbach führt die Markusprozession jedes Jahr am 25. April nicht zum Wasserbründl - um dort dem Gott der Fruchtbarkeit zu opfern - sondern zur Kapelle, um zu Christus zu beten und Maria zu ehren.

Foto: Markusprozession (94/1393)

Manche unserer heutigen Bräuche gehen noch auf heidnischen Ursprung zurück. Das Festessen zu Weihnachten oder auch die Geschenkbescherung waren römische und germanische Sitten. Das eigentliche Geburtsfest Christi war wohl von „himmlischer Freude“, ansonsten aber besinnlich und teilweise sogar ärmlich.

Dass die Kirche mit den Verehrern der Naturgottheiten viel Ärger hatte, zeigen die Homilien (Predigten) des hl. Hieronymus (um 345 bis 420 nach Christus), wo er sich beklagte, dass die Menschen nicht den wahren Schöpfer anbeten, sondern Steine.

Eine beachtliche kulturelle Erschließung gab es im ersten Jahrtausend nach Christus. Die Christianisierung ganzer Regionen setzte stark ein und forderte auch gleich ihre Opfer. So fand der von den Bauern hoch verehrte hl. Florian gemeinsam mit weiteren 40 Gefährten unweit unserer Heimat in Lorch bei Enns 304 nach Christus den Martertod, weil er die römischen Götter nicht anerkannte und verehrte. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde bei vielen Bauern am Florianitag (4. Mai) der Rosenkranz „bitte für uns o heiliger Florian, dass uns das Feuer nicht schaden kann“ gebetet. Trotz allem nahmen die Leute den christlichen Glauben - der sich bis in unsere Zeit gut gehalten hat - schrittweise an. Denn nur so sind die frühen Denkmäler, Kirchen- und Klostergründungen zu erklären.

Foto: Typische Darstellung des Heiligen Florian mit Löscheimer.[5] (29/1740)

Im ersten Jahrtausend nach Christus machte nicht nur die kulturelle Erschließung große Fortschritte, sondern auch die wirtschaftliche. Überall begannen sich Siedlungen zu bilden. Schon kurz nach 800 nach Christus wurden die ersten Siedler des Mühlviertels urkundlich für die Pfarre Saxen genannt. Auch Dimbach gehörte gemeinsam mit den Nachbarspfarren zu den frühen Pfarrgründungen.

Geschichtliche Zeittafel zur allgemeinen Geschichte und zur Geschichte unserer Heimat

Altsteinzeit (Paläolithikum): bis 10000 Jahre vor Christus

Die ersten Menschen lebten in Österreich. Sie waren Höhlenbewohner, Jäger, Fischer und Sammler, benutzten Steinwaffen und Steinwerkzeuge. Fundorte in Oberösterreich: Gusen (Berglitzl), Rameschhöhle (Warscheneck), Nixluke bei Losenstein.

Wie der Totenkult zeigt, hatte der Neandertaler auch religiöse Vorstellungen.

Foto: Die „Venus von Willendorf“ ist eine Venusfigurine aus der jüngeren Altsteinzeit.[6] (29/1732)

Mittlere Steinzeit (Mesolithikum): 10000 bis 5000 vor Christus

Funde im Berglitzl und im Ennstal.

Foto: Rekonstruktion eines Neandertalers im Neanderthal-Museum[7] (29/1739)

Jungsteinzeit (Neolithikum): 5000 bis 1800 Jahre vor Christus

Sesshaftwerdung: erste Haustiere wie Hund, Schaf, Ziege, Rind, Schwein; Ackerbau, Wohngruben (bereits auch in unserer Region); Gräberfunde (Hockergräberfeld).

2000 Jahre vor Christus etwa gab es Funde in Dimbach am Redlberg, die bereits auf erste menschliche Siedler hinweisen.

Bronzezeit: 1800 bis 800 Jahre vor Christus

Waffen und Schmuck aus Bronze; bereits Hausbauten, Kupferherstellung und Leinenkleider, Urnenbestattung, Salzgewinnung. Die Formschönheit von Gefäßen und Schmuck deutet bereits auf eine etwas feinere Lebensart hin.

Eisenzeit: 800 bis 15 Jahre vor Christus

Hallstattkultur, kultureller Aufschwung, schwungvolle Handelsbeziehungen; Bergbau am Erzberg; Salzbergbau in Hallstatt; Holzhäuser schon mit Strohdach;

400 vor Christus: Die Kelten kamen nach Österreich und verdrängten hier die indogermanischen Illyrer. Sie waren kunstbegabt und wurden wegen ihrer hohen Kultur auch die „Hohen“ genannt.

Foto: Die Kelten in Österreich.[8](29/1733)

Einige Details zu den Kelten, wie griechische Geschichtsschreiber und Philosophen als Zeitgenossen die Kelten beurteilten: „Der keltische Volksstamm ist kriegerisch und schnell zum Kampf bereit. Sie sind jedoch aufrichtig und nicht bösartig. Ihr Aussehen ist furchterregend und ihre Stimme tief und rau. Ihre Weiber, die nicht hässlich sind, achten sie sehr wenig. Sie liegen am Boden und zum Essen sitzen sie am Boden. Ihre Nahrung ist hauptsächlich Milch und allerlei Fleisch, besonders Schweinefleisch. Beim Essen geraten sie wegen Kleinigkeiten häufig in Streit und fordern einander zum Zweikampf heraus. Denn das Ende des Lebens achten sie für Nichts.“

200 vor Christus: Entstehung Noricums unter Führung der keltischen Noriker.

180 vor Christus: Erste Staatenbildung auf oberösterreichischem Boden (das Königreich „Regnum Noricum“).

Foto: Das Königreich Noricum.[9] (29/1734)

Römerzeit: 15 vor Christus bis 400 Jahre nach Christus

Foto: Das Herrschaftsgebiet der Römer.[10] (29/1735)

Römer südlich der Donau, Festungsbauten, Lentia (Linz), Lauriacum (Lorch bei Enns), Ovilava (Wels), Vindobona (Wien); Straßenbauten, Handel, Häuser aus Ziegel; nördlich der Donau Markomannen und Quaden; 304 nach Christus Martertod des hl. Florian in Enns. In einem Abkommen zwischen Römern und Germanen wurde nördlich der Donau ein sieben Kilometer breiter besiedelungsfreier Streifen vereinbart.

Völkerwanderung: 400 bis 600 Jahre nach Christus

375 Hunneneinfall: Hunnen drangen aus Asien (Mongolei) bei uns ein; in der Donauebene bildete sich unter dem Hunnenkönig Attila (Etzel) ein wahres Hunnenreich; Bauten und Wirtschaft verfielen.

451 können sie auf den katalonischen Feldern besiegt werden.

600 Awaren und Slawen in Noricum (Vermischung von Bajuwaren und Slawen);



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Josef Kramer: Unsere Geschichte – Leben auf der Mühlviertler Alm; Verband Mühlviertler Almen (Hrsg.), Unterweißenbach, 2008

http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Agarre_de_un_bifaz.png

Rudolf Lehr - Landeschronik Oberösterreich. Wien: Verlag Christian Branstätter 2004 S. 61 ISBN 3-85498-331-X (S. 61)

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Manfred Scheuch: Historischer Atlas Österreich; Christian Brandstätter Verlag, Wien, 2008

Ebenda

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