Neuzeit (ca. 1500 – 1920) (Josef Rafetseder)
1492: Beginn der Neuzeit mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus
Markt und Wappen
Im Jahre 1511 erhielt Dimbach das Marktrecht von Kaiser Maximilian I. („Aygen zu unser lieben Frauen zu Dünpach“). 1572 verlieh Kaiser Maximilian II auf Bitten des Propstes von Waldhausen ein Wappen (weitere Informationen dazu siehe Kapitel „Name und Wappen“).
1517: Reformation durch Martin Luther
Foto: Martin Luther 1483 – 1546 (34/2258)
Martin Luther war Augustinermönch. Er trat vor allem gegen den Ablasshandel auf. Seine alleinige Glaubensgrundlage ist nur die heilige Schrift. Er sprach in seinen Thesen auch von der Freiheit des Christenmenschen. Das gefiel der damals hart unterdrückten Bevölkerung, besonders den Bauern, daher schloss man sich ihm an.
Deswegen bemühte sich die katholische Kirche wieder, die Menschen zum katholischen Glauben zurückzubringen. Beim Konzil von Trient 1545 – 1563 wurden entsprechende Reformen beschlossen. Unter anderem untersagte man den Handel mit Ablässen wie auch den Kauf von Kirchenämtern.
1520 bis 1648: wirkte die Reformation durch Martin Luther, es begannen die Glaubenskämpfe.
Den Bauern wurde bis 1500 die freie Nutzung des Waldes gewährt (Reserven für Notzeiten). Ab nun mussten sie alle Waren vor dem Verkauf dem Grundherrn vorlegen, der sie zu einem Spottpreis ablöste. Die Tauf- oder Hochzeitsmähler und die Leichenzehrungen durften nur mehr in den herrschaftlichen Tavernen abgehalten werden (hohe Preise - schlechte Qualität). Ab 1555 durften die Grundherren ihre Untertanen zur Annahme des katholischen oder lutherischen Glaubens zwingen. Die Bauern kämpften um ihre Existenz. Aufstände wurden mit grauenhaften Urteilen (Ohren, Nase, Hände, Zunge abgeschnitten) bestraft. Auch in unserem Gebiet wurden Befestigungsanlagen errichtet (Schanzberg in St. Georgen/W. wurde zu einer Festungsanlage umgebaut).
Luthers Lehre hatte auch in Österreich Eingang und Verbreitung gefunden. Um 1580 bekannten sich die meisten Menschen zur neuen lutherischen Lehre. Darum wurde mit kaiserlichem Patent vom 10. Oktober 1625 allen Einwohnern befohlen, bis Ostern 1626 katholisch zu werden oder das Land zu verlassen.
1517: Vergleich des Propstes von Waldhausen mit Johann, Grafen von Hardeck wegen u.a. des Landgerichtes in Waldhausen, Sarmingstein, St. Nikola und Dimbach.
1529 und 1683: Türkenkämpfe in Wien; es folgten schwere wirtschaftliche Lasten für die Bevölkerung.
1.9.1572: scheint in einer Urkunde folgende Eintragung auf: “Propst Johann zu Waldhausen verkauft an den Richter zu Dimbach das Bad daselbst mit allen Stücken“.
Foto: Originalurkunde aus 1572 (34/1771)
1577: „ward der Probst Johann, Verordneter der Landschaft ob der Enns, stürzte aber in diesem Jahre vom Pferde und blieb todt“. Auf ihn folgte damals als Propst Hermann (Partenreuther), welcher laut Pfarrchronik in Dimbach geboren worden sein soll. Neueren Erkenntnissen zufolge stammte er aber aus Deutschland. Der Bischof Urban von Passau bestätigte am 4. Dezember 1577 seine Erwählung. Hermann Partenreuther regierte lange und löblich, war 1594 und 1600 Verordneter der Landschaft ob der Enns.
1582: Einführung des Gregorianischen Kalenders durch Papst Gregor XIII.
Nach den Türkenkriegen folgte bald die Pestzeit.
Böse Pestjahre waren 1585, 1614 bis 1625, 1634 sowie 1679. Viele Bewohner wurden dahingerafft, zum Teil wegen Platzmangel nicht auf den Friedhöfen, sondern in der Nähe der Wohnhäuser begraben.
1592: Propst Hermann von Waldhausen und Hans Jakob Löbl von der Greinburg trafen ein Abkommen bezüglich des Fluderwerks (aus Holz zusammengesetzte Wasserleitungen), der der Herrschaft Greinburg unterworfenen Strudener im St. Nikolaer Burgfrieden und des Holzführens und Auflegens im Dimbacher Burgfrieden.
1595: zweiter, nicht sehr umfangreicher Bauernkrieg.
1598: 18. April - mehrere Bauern der Herrschaft Greinburg brachten Klage gegen ihre Herrschaft beim Landeshauptmann ein. Unter diesen Bauern war auch „Hanß Reutmer an der Graßmill“.
1614 : 4. März - Propst Maximilian von Waldhausen restituierte die im Bauernaufstande entzogenen Rechte und Freiheiten der Märkte Sarmingstein, Nikola, Dimbach und Riedersdorf, d. h. stellte diese wieder her.
1618 bis 1648: 30-jähriger Krieg - ein schrecklicher Religionskrieg, da Katholiken und Protestanten total verfeindet waren. Selbst das katholische Frankreich trat in den Krieg ein und half zu den Protestanten. Letztlich entstand daraus ein brutaler Eroberungskrieg. Es wurden auch viele Söldner eingesetzt, die gegen Bezahlung raubten und mordeten. Die einzigen, die mit echten und edlen Motiven kämpften, waren am ehesten die Bauern. So kann man es in der „Oberösterreichischen Landeschronik“ lesen. Und weiter: „Wallenstein, ein Söldnergeber des Kaisers, sagte: `der Krieg muss den Krieg ernähren`“ – gemeint sind die Bauern.
Ohne die habsburgische Zwangskatholisierung wäre Österreich heute ähnlich wie Deutschland mehrheitlich protestantisch.
Foto: Originaltracht (Festtagsgewand) einer oberösterreichischen Bäuerin zur Zeit des Bauernkriegs. Um 1625. (34/1775)
1625/1626: Bauernkriege. Not und Unterdrückung der Bauern waren sehr groß. So machten sie einen Aufstand. Daraufhin hielt der kaiserliche Statthalter Graf Herberstorff ein furchtbares Blutgericht. 26 Bürger und Bauern mussten um ihr Leben würfeln (Frankenburger Würfelspiel – 15. Mai 1625). Graf Herberstorff bezeichnete dieses Blutgericht als Gottesurteil.
Bild: Der verhassteste Mann der oberösterreichischen Geschichte: Graf von Herberstorff. Anonymes Ölgemälde auf Leinwand. 17. Jahrhundert.[1] (34/1777)
In diesen Bauernkriegsjahren wurden vor allem die festgenommenen Bauernanführer grausam gefoltert, z.B. schlug man ihnen eine Hand ab und enthauptete sie. Zudem wurde der Leichnam noch geteilt und an den öffentlichen Straßen zur Schau gestellt.
Sohin machten die Bauern neuerlich einen Aufstand unter Führung von Stephan Fadinger und Christoph Zeller. Stephan Fadinger, aus St. Agatha stammend, starb 7 Tage nach einer schweren Schussverletzung (Beinzerschmetterung) im Hauptquartier der Bauern in Ebelsberg eines qualvollen Todes.
Bild: Der Bauernführer Stephan Fadinger.[2] (34/1783)
Auch Christoph Zeller, ein Schwager Fadingers und ebenfalls Bauernführer, fiel beim Kampf um Linz. Neben vielen anderen richtete man auch die mühlviertler Bauernführer Christoph Hayden und David Spat hin.
Der kaiserliche Feldherr Pappenheim besiegte mit großen Truppen schließlich die Bauern. „Kaiserliche Hoheit“ in dieser grausamen Zeit war Kaiser Ferdinand II.
Bild: Kaiser Ferdinand II., der das Land ob der Enns an Bayern verpfändete. Ölgemälde von Joseph Heintz d.Ä., 1604.[3] (34/1779)
1667: Das Kloster Waldhausen kaufte ein kleines Schulgebäude, welches nicht alle Schüler fassen konnte.
1668: Johann Franz Reininger, ein mühlviertler Schulmeister, kaufte am 5. März 1668 von den Zechpröpsten zu Dimbach die dortige Schule um 150 fl.
Foto: Original-Text des Schulkaufs von 1668 (34/2071)
„Anno 1668 Verkaufft das Wirdige Gotshauß, das Schullhaus Liegent am Freythof Thor, dem Ehrnuesten Herrn Joh: Francisco Reiniger der Zeit Schullemeister allhier, mit Vorstellung seiner Stüfftporgen, alß Nemlichen Thoma Vmpauer Burger und Handlman in Bemelten Markt Dimbach, auch Veith Prantstötter Haußsessig an der Leitten Bey dem Redlberg, auch Wolf Hayder am vnter grämerstorf, umb ein Benante Summa geld pr: 115 fl die weill es schlecht erbauet, Bey Kauf 1 Reichs Daller, geschehen im gerichts Haus Dimbach. Christoph Schnaus Richter alda m.p.“
Einige Auszüge aus Gerichtsprotokollen des Klosters Waldhausen über strafbare Handlungen (von Prof. Hans Wimmer)
Bei der Betrachtung früherer Zeiten ist ein Blick auf die Gerichtsbarkeit oft von hohem Nutzen, da man aus ihr doch wertvolle Aspekte ableiten kann, die vor allem gesellschaftliche Gegebenheiten erklären.
Als Markt hatte Dimbach natürlich eine eigene Gerichtsbarkeit, die sich allerdings auf den An- und Verkauf von Häusern, auf Gewerbeangelegenheiten und auf geordnete Verhältnisse in der Gesellschaft der Bürger beschränkte.
Für wichtigere Dinge, die dann natürlich auch eine höhere Strafe einbrachten, war die Grundherrschaft zuständig. Der Markt Dimbach unterstand ausschließlich und die Ortschaften Hornberg und Erlau überwiegend der Grundherrschaft Waldhausen.
Aus dem Hofgericht des Stiftes Waldhausen sind wenige Gerichtsurteile erhalten.
Für die Jahre 1673 bis 1716 sind jedoch alle Verhandlungen und Urteile noch vorhanden. Deshalb wollen wir uns in unseren Betrachtungen über die Gerichtsbarkeit auch auf diese Zeit beschränken.
Damals war diese Gerichtsbarkeit, die natürlich einmal grundsätzlich zur Wahrung der guten Sitten diente, durchaus auch eine Möglichkeit des Gelderwerbs. Denn bei Geldstrafen kassierte der Richter ein Drittel der Strafsumme, die Herrschaft zwei Drittel, wovon sie jedoch gnädig Nachlässe gewähren konnte.
Als Strafen wurden ausgesprochen: Geld- oder Arbeitsstrafen, Ehrenstrafen (Schandgeige, Stock usw.) und Leibesstrafen (u.a.: Kerkerhaft, Rutenstreiche, Todesstrafe). Geldstrafen wurden im Falle der Uneinbringlichkeit durch Arbeitsstrafen ersetzt.
Foto: Diese Schandgeige in der Größe von 66 cm mal 23 cm und einer Dicke von 2,7 cm stammt aus dem 17. bis 18. Jahrhundert und wurde im Jahre 1942 vom letzten Kommunevorstand Schuster Bily vom Dachboden des Hauses Menzl, Dimbach 4, gesichert und so der Nachwelt erhalten. (34/2141)
Als Delikte galten auch Verhaltensweisen, von denen es als sicher galt, dass sie auch verübt wurden. So ist es kein Wunder, dass fast alle Einnahmen der Herrschaft auf der Bestrafung vor- oder außerehelicher Beziehungen beruhen, woraus dann auch der Hofrichter und die Herrschaft ihre (finanzielle) Befriedigung erfahren haben.
Besonders bemerkenswert ist dabei immer wieder die Frage, ob es jemand wagte, diese Dinge anzuzeigen und vor den Richter zu bringen. Man muss also annehmen, dass einflussreiche Personen dabei immer eine größere Toleranz erfahren haben, vor allen Dingen dann, wenn sie selbst im Richterkollegium gesessen sind.
Die Hofgerichtsprotokolle des Stiftes Waldhausen beginnen mit folgender Eintragung:
Protocoll aller der bey dem Closter Walthausen fierfallenten Straffbaren Handlungen und Verbrechen de Anno 1673
1. Beispiel: Diebstahl, verübt von drei Ärzten an einem Krämer
Aus dem Sommer des Jahres 1673 finden wir folgendes Ereignis aus Dimbach aufgezeichnet:
Die Hauptpersonen dabei sind drei Ärzte, deren Art der Berufsausübung sich doch in wesentlichen Punkten vom heutigen Berufsbild eines Arztes unterscheidet.
Martin Rinpis, ein Arzt und Handelsmann mit Catharinen Öl, gebürtig aus Schwaben, Heinrich Huber, ein Wundarzt und gebürtig aus der Wienerischen Neustadt, und Barhtlme Ruepp, ein Oculist (Augenarzt), Stein- und Bruchschneider (zuständig für Gallen- und Nierensteine, Hoden- und Leistenbrüche), gebürtig von Stadion in Schwaben, waren bei einem Verbrechen ertappt worden und legten folgendes Geständnis ab:
Nachdem sie auf dem Jacobikirtag (25. Juli) in Perg ihre ärztlichen Künste angeboten hatten, wären sie auf Hannsen Weinmair, einen Bürger und Krämer aus Augsburg gestoßen und hätten sich diesem angeschlossen. Um größere Sicherheit vor räuberischen und militärischen Überfällen zu haben, hätten sie auf ihrem Weiterweg einsamere und abgelegenere Strecken ausgewählt und wären dabei nach Dimbach gekommen. Im Stadel eines Bürgers hätten sie dort übernachtet.
Während der Krämer Weinmair seelenruhig und nichts ahnend neben ihnen eingeschlafen sei, hätten sie aus Verhängnis Gottes und Antrieb des bösen Feindes dessen große mit eisernen Banden beschlagene Truhen von seinem Wagen genommen, hinaus auf das Feld zu einer Steinmauer getragen, diese mit Gewalt erbrochen und die darinnen sich befindlichen Waren von etwa 300 Gulden Wert an sich genommen und an verschiedenen Orten versteckt. Als Weinmair anderntags erwachte und den Verlust entdeckte, konnten trotz des Leugnens der drei Delinquenten bald die wahren Umstände aufgeklärt und die versteckten Waren gefunden werden. Die Angeklagten wurden daraufhin nach Waldhausen eskortiert, daselbst verurteilt und zur sogenannten Urfehde veranlasst (bedingungslose Anerkennung des Urteils und jedweder Verzicht der Verurteilten auf etwaige Rache- oder Vergeltungsmaßnahmen).
Die ursprünglich vorgesehene Geldstrafe von 90 Gulden wurde auf inständiges Bitten gnädig auf 75 Gulden gemildert. Es ist also anzunehmen, dass die Verurteilten nicht mehr Geld bei sich hatten. Man hätte ihnen also gar nicht mehr nehmen können. Ebenso wurden sie des Landgerichtes verwiesen.
Foto: Diese Fuß- und Handschellen stammen aus dem 17. bis 18. Jahrhundert und wurden von Johann Lumesberger am Dachboden des Hauses Dimbach 3 (Franz-Xaver-Müller-Haus) gefunden und am 10. Juli 1942 dem Landrat (Bezirkshauptmann Dr. Gustav Friedrich Brachmann) übergeben. Heute werden sie im Heimathaus Freistadt verwahrt. Dr. Brachmann (1891 - 1966) war von 1921 bis 1938 Beamter in der OÖ. Landesregierung und von 1938 bis Ende 1944 als Mitglied der NSDAP Landrat (Bezirkshauptmann) von Perg. Als Heimatforscher und Schriftsteller hatte er wesentlichen Anteil am Aufbau von Heimathäusern. (34/2169)
Bei folgendem Beispiel sind zwei Fassungen abgedruckt, der erste Text stellt die Schreibweise vor, wie wir sie in den Originalbüchern finden, die zweite Art, wie wir uns den Inhalt in unserer Sprache vorstellen können:
2. Beispiel: Der liederliche Fleischhacker und Wirt
Clag
Der Fleischhackher Zu Dimpach
Clagt wieder Richter vnd Gmein alda zu gedachten Dimpach, wie dass Selbige ihn an der leithgebschafft hintern: vnd solche ihme Niederlegen wollen.
Verandtwortdung der beclagten
N:N: Richter vnd Gmein bringen wieder den bemelten Cläger vor, wie dass Er
1:mo vnterschiedtlichs getranckh als Wein, pier: vnd Most, welches Er gmeiniglich bey der Nacht Eingezogen; darvon aber der burgerschafft niemals den Tätz geraicht, Noch raichen wollen,
2:do habe Er denen Paurn Most für Wein verkhaufft: auch
3:tio fürgeben, dass Er an 3 Vnterschiedtliche orth Wein vnter dem Raiffen verkhaufft habe, darvon Er kheinen TäzZugeben schuldig; welches sich aufgehaltenes Nachfragen Nicht befundten: vnd ihmeinContrarium erwisen worden,
4:to habe Er die Mauth Zu Arbesbach vbergangen; dahero die Gmein alda Zu Dimpach Einige Handlschafft Nacher Arbesbach nicht fürnehmen dörffen, Massen ihnen betrohet wirdtet, dass Man ihnen aldorthen wegen dieser vbergangenen Mauth, das ihrige vorendthalten wolle.
5:to habe Er In offenen Wirthshaus wieder Gnediger Herrschafft Preuhaus: vnd Pier Nachtheillig Geredt: vnd dass Herrschafftliche pier Einen Hänzl genendt.
6:to hetten Sie Zwar Vnterschiedtliche Clagen Mehr wieder gedachten Fleischhackher fürzuwendten. In deme Er nicht Ein, sondern öfftermahlen nicht allein vngerechtes Viech Verhackht, sondern die burgerschafft Mit vielen andern Vortheilhafftigkheitten Mehr hintergangen, Welches Sie doch bis auf Ein anders vor dismahl bewendten lassen wollen; gehorsam bittent, Sie die burgerschafft bey ihrer burgerlichen gerechtigkheit obrigkheitl: Zu Schuzen: vnd ihme Fleischhackher seiner Verbrechen halber gebürlich abzustraffen.
Bschaydt
Weillen der offtermelte Fleischhackher sich wieder der burger fürgebrachte Clag vnd bschwerdten nicht Zu verandtwortten weis, sondern Mehrentheils vberwisen worden, als wirdet ihme hiemit obrigkheitlich auferlegt, dass Er
1:mo wegen des begangnen betruegs In die burgerschaffts Ladt Zu Dimpach Einen duggaten Straff Erlegen: vnd
2:do Inner 8 tagen Zu Arbesbach wegen der vbergangnen Mauth aller richtigkheit Machen; auf dass hinführ aldorth kein burger Mehr gespart: vnd in seiner Handlschafft aufgehalten werde, auch dass solches beschehen bey Pöen 3 Duggaten glaubwürdige Attestation zuruckh bringen solle.
3:tio Zumahlen Er sichauchGanz vnrechtmessig Zumb Kläger gemacht: vnd Gnedige Herrschafft wieder die burgerschafft vngleich Informirt, als seint ihme derentwegen 5 Duggaten Zur Straff dictirt worden. Beschehen den 7. Martii 686.
Auf gehorl. Bitten seint ihme diese 5 Duggaten auf 3 gelassen worden. Id est 9 fl
Sinngemäße Übertragung in unsere Sprache
Klage:
Der Fleischhacker zu Dimbach klagt gegen Richter und Gemeinde zu Dimbach, dass diese ihn in seiner Schankgerechtigkeit hindern und ihm solche nehmen wollen.
Verantwortung der beklagten Partei:
N.N. Richter und Gemeinde bringen gegen den Kläger vor, dass er
1. verschiedene Getränke wie Wein, Bier und Most sich bei Nacht verschafft hätte, ohne dafür der Bürgerschaft eine Abgabe bezahlt zu haben noch das zu wollen.
2. habe er den Bauern Most für Wein verkauft.
3. habe er angegeben, dass er an drei verschiedenen Orten Wein im Fass verkauft habe, wovon er keine Abgabe zu entrichten habe, was sich allerdings nach erfolgter Nachfrage als unwahr erwiesen hätte.
4. habe er die Handelsmaut bei Arbesbach übergangen, wodurch die Gemeinde zu Dimbach einige Geschäfte mit Arbesbach nicht hätte machen können, weil man den Bürgern dort das Schuldige abgerechnet hätte.
5. habe er in offener Gaststube nachteilig über das Bräuhaus und dasBier der Herrschaft Waldhausen geredet und das herrschaftliche Bier einen Hoanzl genannt.
6. hätten sie, die Bürger, noch weitere verschiedene Klagen gegen den Fleischhacker anzuführen, indem er nicht einmal, sondern öfter unerlaubtes Vieh ausgehackt hätte und sie auch in vielen anderen Dingen hintergangen hätte. Sie wollten es aber für diesmal dabei bewenden lassen, bitten gehorsam, sie in ihrer bürgerlichen Gerechtigkeit obrigkeitlichzuschützen und den Fleischhacker seiner Verbrechen halber gebührlich zu bestrafen. Der Angeklagte wird in drei Punkten schuldig gesprochen:
1. Wegen begangenen Betrugs an der Bürgerschaft zu Dimbach.
2. Die Angelegenheiten in Arbesbach müssen innerhalb von 8 Tagen bereinigt werden, dass kein Bürger Dimbachs mehr darunter Schaden zu erleiden hat.
3. Eine weitere Geldstrafe muss er hinnehmen, da er sich unrechtmäßig zum Kläger gemacht hatte und die gnädige Herrschaft falsch zum Nachteil der Bürgerschaft von Dimbach informiert hatte.
Insgesamt wird ihm die Strafe von 15 gnädig auf 9 Gulden herabgesetzt, was ungefähr den Wert einer Kuh bedeutet.
Foto: Diese Fußschelle mit Haube stammt aus dem 17. bis 18. Jahrhundert und wurde vom damaligen Bürgermeister Leopold Neulinger auf seinem Dachboden in Dimbach 9 gefunden und im Juli 1942 dem Landrat übergeben. Auch sie befindet sich heute im Heimathaus Freistadt. (34/2171)
3. Beispiel
Marckht Dimbach
Des Ehrbahren Jacob Sosshoffers Burger, vnd Peckhens Zue Dimbach Eheleibl: Dochter Elisabeth hat sich von Sebastian Christoph, des auch Ehrbahren Alexander Wachterls burger, vnd Peckhens zue Münzbach Eheleibl: Sohn der Zeit Peckhen Jungen bey gedachten Sosshofer Zue Dimbach schwängern lassen, dahero abgewandlet worden Einer andern Zum Exempl vnd abscheu Per 18 fl
Hiran zalt 10 fl
Zalt völlig
4. Beispiel
Siman Dopler burger vnnd Pökh Zu Dimpach hat mit des Halters Zu Rietterstorf Eheweib vnnd dann auch noch mit ainem Eheweib etlichmahlen sich in Vnehren versindiget, deme Zur Straff auferlegt worden 24 Gulden bringt in 2 thl (2/3) 16 Gulden
Diese 16 Gulden seint Ihro Gnaden selbst mit Leinwath Zalt worden.
1.Oct.1677
1694/1695: Hexenprozesse auf der Greinburg (Josef Rafetseder)
Die Greinburg als Sitz der Gerichtsbarkeit führte zwei Hexenprozesse durch. Sechs Richter verhörten und verurteilten zwei hauptangeklagte Frauen. Insgesamt wurden 18 Personen gehängt und am Scheiterhaufen verbrannt.
Besonders häufig wurden Frauen verfolgt, gemartert und hingerichtet - meist am Scheiterhaufen verbrannt. Den Frauen wurden offenbar ihre Weisheit und ihr geheimes Wissen um verschiedene Lebenslagen zum Verhängnis (Medizin und Heilkräuter, hellseherische Fähigkeiten).
Foto: Massenhinrichtung von angeblichen Hexen 1587[4] (34/1944)
1729 bis 1731: In den Landgerichten Prandegg, Schwertberg und Ruthenstein fanden die letzten großen Hexenprozesse in Oberösterreich statt. Eine Bäuerin, zur Herrschaft Zellhof gehörend, wurde von einem Familienmitglied der Hexerei beschuldigt, nur weil sie tüchtig und wirtschaftlich erfolgreich war, worauf man insgesamt 7 Personen dieser Familie folterte und hinrichtete. Der Bäuerin wurde sogar eine Narbe aufgeschnitten, weil darunter eine gestohlene Hostie vermutet wurde. Ein Pfarrer sammelte das herausfließende Blut mit einem Tuch. Heute kann man kaum verstehen, was damals in den Köpfen der Menschen vorgegangen ist.
1740 bis 1780: Maria Theresia
Maria Theresia leitete erste Reformen ein, welche die Untertanen aus der Abhängigkeit ihrer Grundherren ein wenig befreiten. Es wurde den Grundherren verboten, Richter über ihre Untertanen zu sein.
Foto: Das Herrscherpaar, der römisch-deutsche Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen und Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Königin von Böhmen und Ungarn, mit ihrer Kinderschar (Gemälde von Martin van Meytens).[5] (34/1781)
Unter Joseph II., dem ältesten Sohn Maria Theresias, wurden weitergehende Reformen durchgeführt (Hausbeschilderung, Katasterpläne etc.)
Bild: Kaiser Joseph II (1780-1790). Gemälde von Joseph Hickel. 1776[6] (34/1945)
1756 bis 1763: 7-jähriger Krieg (Schlesienkrieg), hart und teuer. Zur Bezahlung der Kriegsschulden führte das Habsburgerreich eine Kopfsteuer ein. Eine bis dahin unbekannte Hausnummerierung sollte zu einer besseren Erfassung der Bevölkerung führen.
1759:erstmalig Papiergeld in Österreich
1770/1771: Einführung der Hausnummern (siehe Kapitel „Namens- und Herrschaftsgeschichte“).
1776: Ende der Hexenprozesse und der Folter. Verbrecher wurden nicht mehr lebendig begraben! Auch durften beispielsweise als Strafe keine Gliedmaßen mehr abgehackt werden.
Kaiser Joseph II. untersagte Handkuss und Kniefall vor seiner Person, weil, wie er sagte, solche Ehre nur Gott allein zusteht.
Karte: Einteilung Oberösterreichs vor dem Erwerb des Innviertels im Jahre 1779. Dimbach gehörte zum Machlandviertel. (34/2259)
Bevor 1779 das Innviertel zu Oberösterreich kam, gab es auch das sogenannte Machlandviertel. Die Herrschaft Waldhausen und somit auch die Untertanen in Dimbach gehörten zu diesem Viertel. Mit dem Erwerb des Innviertels wurden das Machland- und das Mühlviertel vereint, somit hatte Oberösterreich wieder vier Viertel.
Reformsturm des Josephinismus:
1781: Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern, Reduzierung der Robotleistung auf höchstens drei Tage.
1783 – 1785: Gründung derDiözese Linz unter Kaiser Joseph II.
1784 – 1787: Obwohl das Joch der Bauern zu dieser Zeit nicht mehr ganz so drückend war, sahen sich Untertanen der Greinburg gezwungen, gegen ihre Herrschaft zu rebellieren. 55 Bauern aus dem Gebiet nördlich von Grein erhoben sich wegen zu hoher Naturalabgaben.
1788: Fünf genehmigte Kirtage oder Jahrmärkte für Dimbach.
1792: Aufhebung des Klosters Waldhausen.
Die Besitzungen des 600-jährigen Chorherrenstiftes kamen zum neugegründeten Bistum Linz. Feiertage wurden aufgehoben und Wallfahrten bis auf einige Ausnahmen verboten.
1793 bis 1815: Franzosenkrieg.
Napoleon wollte zu Beginn des 19. Jahrhunderts, ähnlich wie Hitler im zwanzigsten Jahrhundert, in Europa ein Großreich errichten. Nach Erfolgen in Italien und Deutschland konnte er sich in Russland nicht durchsetzen. Daraufhin begann seine Vernichtung.
In unsere Gegend drangen die napoleonischen Soldaten erst in den Jahren 1805 bis 1809 vor. Sie kamen auch bis nach Dimbach und St. Georgen.
Auch „Wintersport“ betrieben sie: In St. Georgen sausten französische Soldaten mit einem Hörnerschlitten zu Tal, die Bauern mussten ihn wieder nach oben ziehen. Dieses Spiel trieben sie so lange, bis bei einer Zaundurchfahrt einem Soldaten der Kopf weggerissen wurde.
1814: Ein Großbrand vernichtete alle Häuser des Ortes Dimbach, nur die Kirche blieb verschont.
1827: 20. September - Kaiser Franz I. gestattete dem Markte Dimbach die Abhaltung eines wöchentlichen Garn- und Viehmarkts an jedem Donnerstag von Mitte der Fastenzeit bis Allerheiligen.
1848: Die Bauern wurden frei. Über Antrag des damaligen jüngsten Abgeordneten Hans Kudlich stimmte das Reichsparlament über ein Gesetz ab, welches die Bauern von ihrer Untertänigkeit befreite.
Foto: Kundmachung der Bauernbefreiung von 1848. (34/1769)
Die Revolution 1848 brachte nicht nur dem Bauernstand die Befreiung aus dem Untertanenverhältnis, sondern auch eine neue Verwaltungsreform. An die Stelle der alten Bürgergemeinde trat die meist größer gewordene politische Gemeinde, deren geographische Grundlage die Katastralgemeinden waren.
1849: gab es erstmals freie Wahlen in den Gemeinden. Die nunmehr freien Bauern durften bereits teilnehmen, Kleinhäusler, Arbeiter und Frauen waren noch nicht zugelassen. Erst 1907 erkämpfte die Arbeiterbewegung das Wahlrecht für alle Männer. Frauen durften überhaupt erst nach 1919 wählen.
1868: Perg wurde Sitz der Bezirkshauptmannschaft.
1870: Der Komponist Franz Xaver Müller wurde geboren.
1881: Eine Volkszählung ergab 1314 Einwohner, 1891 waren es hingegen nur mehr 1270. Diese Einwohnerzahl sank bis zur Volkszählung 1934 kriegsbedingt auf 1175 (ohne Bewohner der Häuser von Großerlau 14 – 23 – Gemeinde St. Georgen/W.)
Foto: 1-Gulden-Schein aus 1882 (34/1855)
1888: Eröffnung der Donauuferbahn von St. Valentin nach Grein
1889: 3. Juli – zum ersten Mal verkehrte die Fahrpost nach Grein. Bis zu diesem Tag wurde der Postverkehr durch einen Fußboten von St. Georgen über Dimbach nach Waldhausen überbracht.
1898: 1. Mai –zum Gedenken an das fünfzigjährige Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Josef wurde auf dem Marktplatz eine stattliche Linde gepflanzt. An dieser Feier war auch die Musikkapelle beteiligt. Es ist dies die erste schriftliche Erwähnung des Bestandes einer Musikkapelle. Fotos und mündliche Berichte zeigen aber, dass die Musikkapelle schon wesentlich früher gegründet wurde.
1899: 2. Juli - Eröffnung der Kaiser Jubiläums-Straße.
Das neunzehnte Jahrhundert brachte große Veränderungen in Politik, Wirtschaft, Medizin und Technik. Die Menschen bekamen größere Freiheiten, die Wirtschaft wurde liberalisiert, und gegen Ende dieses Jahrhunderts erlebte auch die Technik einen wahren Höhenflug. Flugzeuge, Autos, Züge, Fotoapparat und anderes konnten sich die Menschen zunutze machen. Allerdings richteten moderne Waffen auch immer größeres Leid an. Der erste Weltkrieg war schon der erste Beweis dafür.
Foto: Alter Ausflugsbus – auch so schauten sie aus, die alten Autos. (94/373)
1905: am 25. Oktober – so berichtet die Pfarrchronik - reiste der jungendliche Herzog Sachsen-Coburg-Gotha mit seiner Gemahlin durch Dimbach. Der Markt wurde beflaggt und ein feierlicher Empfang vorbereitet, doch „die Herrschaften ließen nicht halten, fuhren schnell durch und wir hatten das Nachsehen wie ein Fuchs, dem die Taube ausgekommen ist. Es stand die Schuljugend Spalier, der Pfarrer, die Gemeindevertretung, die Feuerwehr und die Bevölkerung wären zum Empfang bereitgestanden. Eigenartigerweise folgte später ein schriftliches Dankschreiben für den schönen Empfang!“[7]
1907: Am 25. Juni fuhr das erste Automobil durch Dimbach bis zum Friedhof, kehrte dort um und fuhr wieder weg. Wer der Besitzer bzw. Fahrer war, ist nicht bekannt.
1907: 12. Juli – in unserem Nachbarort Pabneukirchen wütete ein Großfeuer. 21 Häuser samt Wirtschaftsgebäuden wurden vernichtet, 2 Menschen starben.
1909: Eröffnung der Donauuferbahn von Grein nach Krems.
1912: 22. Juli:Errichtung einer Telefonsprechstelle am Postamt in Dimbach.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Adam_von_Herberstorff.jpg&filetimestamp=20080724002431
Vergl.: Pfarrchronik S. 272
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