Kriegs- und Zwischenkriegszeit (Josef Rafetseder)
1914 – 1918 - Erster Weltkrieg
Politischer Anlass für den ersten Weltkrieg war die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau in Sarajevo (Bosnien). Österreich war damals ein Vielvölkerstaat mit entsprechend verschiedenen Kulturen. Das daraus resultierende Nationalitätendenken ist wohl ein bedeutender Grund für diese Tat und die späteren kriegerischen Auseinandersetzungen. So ist anzunehmen, dass der erste Weltkrieg auch ohne den Thronfolgermord kaum zu verhindern gewesen wäre. Dieser Krieg, der mit voller Härte und großen Verlusten geführt wurde, brachte Österreich noch dazu eine schwere Niederlage. So war auch die Donaumonarchie, welche die Habsburger in 600 Jahren zusammengefügt hatten, am Ende.
Foto: Kriegschronik des Florian Gassner (33/285)
Gegen Ende dieses grauenhaften Krieges war die Kampfmoral der österreichischen Soldaten schon ziemlich schwach. Schließlich waren sie bereits vier Jahre ununterbrochen im Feld. Allmählich zogen sie sich in die Heimat zurück. So steht es in der Ortschronik geschrieben. Darin wird aber auch angemerkt, dass Kaiser Karl I. gestürzt und das schöne Österreich-Ungarn eine Republik wurde. Des Weiteren beklagte der Chronist, dass viele unserer Soldaten als Gefangene im heißen Italien schmachten mussten. Die Zeiten waren sehr schlecht und wurden immer noch schlechter. Die Bauern wollten mit der Begründung, dass es kein Gesetz mehr gäbe, auch nichts mehr liefern. Die Not in den Städten wurde zunehmend ärger.
Foto: 2 Kronen-Schein 1914 (33/1856)
Foto: 10 Heller-Schein 1915 – Lagergeld aus einem Kriegsgefangenenlager (33/1858)
Foto: Segensbild aus dem 1. Weltkrieg, mit dem Schutz und Fürsprache erbeten wurde (33/289)
1916: Inmitten des ersten Weltkrieges starb nach fast 68-jähriger Herrschaft Kaiser Franz Josef I.
Foto: Gustav Kitzler (links) und vermutlich Fritz Höflinger (Rückkehr aus russischer Gefangenschaft im Juli 1916) (33/1066)
1916: Erstmalige Einführung der Sommerzeit. Der damals die Pfarrchronik schreibende Pfarrer Karl Geistberger bemerkte dazu vielsagend: „Etwas Verrückteres hat die Welt noch nicht gesehen.“
Foto/Text: Kriegsweihnachten 1917 im Felde – ein Zeitungsbericht (46/384)
1918: November – schulfrei wegen Grippeepidemie (Spanische Grippe). Diese Grippe wütete fürchterlich. In St. Georgen/W. waren einmal an einem Tag fünf Begräbnisse von Personen, die an dieser Grippe verstorben waren.
1919: Beim Zusammenbruch Österreich-Ungarns wurde zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung eine Wache gegründet und zwar die Volkswehr. Diese bestand aus vom Militär zurückgekehrten Soldaten und unterstand dem von ihnen gewählten Soldatenrat.
Da in Dimbach und in mehreren anderen Gemeinden nichts geliefert wurde, kam am 6. April 1919 (Passionssonntag, Sonntag vor Palmsonntag) eine 63 Mann starke Volkswehrabteilung zur Aufbringung von Lebensmitteln und besetzte mit einem Maschinengewehr den Markt Dimbach. Man äußerte verschiedene Schuldzuweisungen. Die einen meinten, ein Nationalrat wäre Schuld, die anderen bezichtigten den Pfarrer, wieder andere den Oberlehrer oder gar alle Bewohner des Marktes. Laut Meinung des Pfarrers waren die Bauern schuld an der Besetzung, weil sie ihrer Lieferungspflicht nicht nachgekommen wären. Ein Wehrmann äußerte sich, dass „Dimbach nicht besetzt worden wäre, wenn die ganze Gemeinde nur so viel geliefert hätte, als beim Sägemüller allein an Überfluss gefunden worden war.“[1]
In der Gemeindechronik ist zu diesem Thema folgendes zu lesen:[2]
„Sie gingen von Haus zu Haus und durchsuchten alles, ob nicht etwas (wie Getreide, Kartoffel, Fleisch, usw.) versteckt ist.
Der erste von den unglücklichen Bauern war Englbrecht (dermaliger Besitzer Karl Neulinger) in Großerlau Nr. 43, dem eine ganze Fuhr von Lebensmitteln beschlagnahmt wurde.
Der zweite war Sagmühler (Besitzer Michl Leonhartsberger Dimbachreith 15) dem 46 kg Schweinefett und einige Tausend kg Hafer weggenommen wurden (3600 kg).
Weiters wurden dem Lehner (Karl Hofer Dimbachreith 14 (Anmerkung: Vorderdimbach 14)) ein Schwein weggenommen.
Beim Unterbrunner drei große, im Heu versteckte Mostfässer mit Korn, Mehl und 60 kg versteckt gefundenes geselchtes Fleisch.
Dem Untergassner (Besitzer Ant. Schauer, Gassen Nr. 22) etwas Getreide und Mehl, weiters ziemlich viel verstecktes Fleisch.
Dem Dipplhofer ziemlich viel Mehl, Hafer und Fleisch.
Vor Abgang der Volkswehr wurden auch Walddurchstreifungen gemacht wobei sie beim Obergrammerstorfer (Besitzer Josef Grünberger, Hornberg Nr. 6) und Josef Leitner Hornberg 7 (Leitnergut in Redlberg) zusammen 42 Säcke Getreide fanden.
Obergrammerstorfer hat sein Getreide auf einen Wagen im Walde stehen gehabt, nebst bei eine Ziege mit zwei Kitze, ein Topf mit ca. 2 l Milch und zwei Kalbsfelle, wo es dann beschlagnahmt wurde.
Leider haben wir armen Marktler jetzt nichts zu lachen, da die Bauern behaupten, wir haben die Schuld, dass die Volkswehr hierher gekommen ist, obwohl wir überhaupt davon gar nichts wussten.
Am 13.4.1919 (Palmsonntag) zog Herr Soldatenrat Braun die Volkswehr wieder nach Linz zurück.
Die Volkswehr hatte täglich pro Mann:½ kg Brot, ½ kg Fleisch, ½ l Milch und außerdem 5 Kronen Lohnung. Der Gemeinde kostete die Volkswehr (da die Kosten die Gemeinde tragen muss) nicht weniger als 8.000 Kronen.“
Der Gemeinderat trat am 6. April 1919 um 3 Uhr nachmittags zu einer Sitzung zusammen um Lebensmittel aufzubringen. Da aber die Volkswehr sofort mit der Aufbringung begonnen hatte, kam dieser Beschluss zu spät. Die genauen Kosten betrugen 7.635 Kronen, wovon die Hälfte vom Landesrat ersetzt wurde. Der verbleibende Betrag von 3.817 Kronen stellte ungefähr 25% des Gesamtbudgets der Gemeinde Dimbach im Jahr 1919 dar.
Foto: 1919: Volkswehr auf der Straße nach Grein nach ihrem Einsatz in Dimbach mit konfisziertem Getreide auf den Ochsengespannen (33/476)
1919: Friede von St. Germain - Österreich als Kriegsverlierer wurden die Friedensbedingungen diktiert.
1919: 8. Juli -ein fürchterlicher Sturm wütete in Dimbach. „Fast 90 % aller Obstbäume lagen entwurzelt oder zerschellt am Boden. Große Waldflächen wurden zerstört, Häuser, Hütten und Scheunen schwer beschädigt. Beim Dippelhof und Oberdiemer wurden die Scheunen völlig zerlegt, beim Gastwirt Grabmer hat der Orkan die neugebaute Scheune gehoben und einen Meter neben die steinernen Auflagesäulen gestellt. Selbst erzeugten Most können sich unsere Landwirte durch Jahre denken, und der Wertverlust an den zersplitterten Waldbäumen, die in ungeheuren Mengen liegen, trifft manchen sehr schwer.“ (aus einem Zeitungsbericht aus dem Jahre 1919).
Besonders schwer getroffen wurde die Familie Hofer (Lehner). Nachdem ihr ganzer Wald am Lehner Berg vernichtet worden war, wurde für dessen Aufräumung ein ganzes Jahr gebraucht. Der Erlös von diesem Holz wurde nicht sofort verwendet, sondern zur Bank gebracht. Die nachfolgende Geldentwertung machte den gesamten Erlös zunichte.
1920: Zur Behebung des Geldmangels stellten fast alle Gemeinden (auch Dimbach) Notgeld her. In Dimbach wurden insgesamt 60.000 Stück erzeugt. 20.000 Stück à 20 Heller, 20.000 Stück à 30 Heller und 20.000 Stück à 50 Heller. Der 20-Heller-Schein zeigt das Marktwappen von Dimbach, der 30-Heller-Schein die „wahre Abbildung der gnadenreichen Mutter Gottes zu Dimbach in Oberösterreich“ (Dimbach in alter Zeit) und der 50-Heller-Schein eine Ortsansicht (Dimbach in neuer Zeit).
Foto: Notgeld von Dimbach: 20 Heller (35/1842)
1920: Die ersten Jahre nach diesem zerstörerischen Krieg waren hart und spannungsgeladen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten entzweiten die politischen Parteien immer weiter. Letztlich war sogar eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich. Ideologien wurden immer heftiger ausgetragen, obwohl die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage dringend eine Zusammenarbeit gebraucht hätte.
1922: Prälat Dr. Ignaz Seipel übernahm in dieser fast aussichtslosen Situation die Bundesregierung. Er bemühte sich um eine wirtschaftliche Stabilisierung. Diese verlangte allerdings wieder Opfer von der Bevölkerung. So wurde dieses – wie Experten sagen – gute Sanierungskonzept von Teilen der Volksvertretung wegen Unausgeglichenheit abgelehnt. Unwilligkeit, Misstrauen und letztlich Feindseligkeit wurden unüberwindbar. Immer öfter prägten autoritäres Denken und Handeln die Politik. Die politischen Parteien hatten sich zudem eigenständige Wehrverbände aufgebaut. Für die Christlichsozialen war es die Heimwehr, für die Sozialdemokratie der Schutzbund. Diese paramilitärischen Verbände, welche sogar bewaffnet waren, hatten zunehmend das politische Leben beeinflusst. Der politische Kampf fand teilweise auch auf der Straße statt. Um die Ordnung wiederherzustellen, rief man besonders in den Wehrverbänden nach dem sogenannten „starken Mann“.
Die Zwischenkriegszeit war eine wirtschaftlich und politisch sehr schwierige Zeit. Wirtschaftsstillstand, Finanzkrise, Gewaltausbrüche, Bürgerkrieg, Arbeitslosigkeit etc. prägten diese Jahre. Besonders der Geldwertverlust war enorm. Zeitzeugen berichten, dass für ein schönes Erbgut letztlich nur noch ein Laib Brot zu bekommen war. Weiters erzählten die Leute, dass die entwerteten Kronen-Geldscheine als Klopapier Verwendung fanden. Im Wald lagen nun als Klopapier verwendete einst wertvolle Geldscheine.
1925: Einführung des Schillings.
Foto: 5 Schilling 1927 (35/1846)
1929: Neue Bundesverfassung für Österreich.
1929: 12. Februar –sehr kalt, minus 27 Grad; Weltwirtschaftskrise.
1932: Im Mai übernahm Dr. Engelbert Dollfuß – bereits einer aus der härteren Mannschaft – die Regierungsführung, die damals in den Händen der Christlichsozialen lag. Die Zusammenarbeit der großen Parteien verschlechterte sich zusehends.
„Wo nicht im Herzen wohnt die Pflicht, dort helfen auch Gesetze nicht.“ (Spruch)
1933: Hitler kam in Deutschland an die Macht. Somit verstärkte sich auch der Druck auf Österreich.
1933: 4. März – Dollfuß forderte eine Abstimmung über die Ausschaltung des Parlamentes. Nationalratspräsident Dr. Karl Renner legte dabei seine Stelle zurück, um bei dieser wichtigen Abstimmung mit den Sozialdemokraten stimmen zu können. Dasselbe taten auch die beiden anderen Präsidenten. Die Lage eskalierte auf das Äußerste. Allerdings riefen verantwortungsvolle Männer von Christlichsozialen und Sozialdemokraten wie Leopold Kunschak (Christlichsozialer) und Dr. Robert Danneberg (Sozialdemokrat) zur Versöhnung auf. Leider ohne Erfolg. Auch gab es vertrauliche Gespräche zwischen Christlichsozialen und Sozialdemokraten, um den Frieden im Land zu erhalten. Ebenfalls ohne Erfolg. So kam es wegen der heftigen innenpolitischen Gegensätze und einer wachsenden ausländischen Einmischung seitens Italiens und Deutschlands zum Bürgerkrieg.
1934: 12. Februar –Bürgerkrieg. Die sozialdemokratische Partei wurde aufgelöst. Dollfuß verkündete am 1. Mai den Ständestaat. Das Parlament war außer Kraft gesetzt, die christlichsoziale Partei löste sich selbst auf. Trotz zum Teil harter oder vielleicht wegen dieser harten Maßnahmen konnte Dollfuß weder die Ruhe im Land herstellen noch vermochte er die Nationalsozialisten von Österreich fernzuhalten.
1934: 25. Juli –Nationalsozialisten bzw. Dollfuß feindlich Gesinnte drangen in das Bundeskanzleramt ein und ermordeten Bundeskanzler Dollfuß. Der damalige Bundespräsident Miklas ernannte daraufhin Dr. Schuschnigg zum Bundeskanzler. Auch ihm gelang es nicht, eine für alle zufriedenstellende Lösung im Land zu finden. Es wurden wohl die verschiedenen Wehrmachtsverbände aufgelöst und durch eine allgemeine Wehrpflicht ersetzt. Doch eine Basis für eine gemeinsame Arbeit kam nicht zustande. Da Schuschnigg eine dringend notwendige Hilfe auch aus dem Ausland nicht erhielt, war das schwere Schicksal Österreichs bald besiegelt.
Diese Zustände waren der beste Nährboden für einen weiteren Krieg. Die Menschen sehnten sich zunehmend nach besseren Zeiten. Adolf Hitler hatte sie versprochen und begeisterte das Volk für sich und seine Idee. Durch eine Aktivierung des Arbeitsmarktes, unter anderem auch wegen der Aufrüstung, glaubte man, diesem Ziel tatsächlich näher zu kommen.
1938: 12. März - Hitler marschierte in Österreich ein und erklärte dieses umgehend zu einem Bestandteil des deutschen Reiches. In der Folge wurde Österreich zur „Ostmark“. Die Bundesländer funktionierte er in Reichsgaue um. Schließlich wurde auch der Name Ostmark abgeschafft. Es gab nur noch den Namen Alpen- und Donaugaue. Der Name Österreich war damit verschwunden. Die bitterste Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten. Es gab Krieg.
1939 bis 1945: Zweiter Weltkrieg
Foto: 5 Reichsmark aus 1942 (33/1857)
Eine der ersten Maßnahmen war die Judendeportation in die Konzentrationslager (Mauthausen, Dachau, Auschwitz). Darin landeten auch viele dem Regime unliebsame Personen, aber auch Behinderte und Erbkranke sowie viele Hitler feindlich gesinnte, damals im funktionellen Leben stehende Personen. Viele von diesen beteiligten sich nach Kriegsende erfolgreich am Wiederaufbau. Die harten Jahre im KZ ließen diese Männer – trotz unterschiedlicher Weltanschauungen - zusammenarbeiten. Für die gesamte Bevölkerung bedeutete der Krieg eine sehr schmerzvolle Zeit. Ein Einrückungsbefehl nach dem anderen wurde zugestellt. Die Musterung und damit ein möglicher Kriegseinsatz waren bis zum 65. Lebensjahr möglich.
Foto: Musterung (um 1940) (94/338)
Fotos: Wehrpass des späteren Bürgermeisters Leopold Leitner, Hornberg 1 (Auszüge). (33/388), (33/389), (33/391), (33/393)
Foto: Johann Lumesberger, Großerlau 52 (vorne links) mit Kameraden bei der Errichtung einer Schutzanlage. (33/1522)
Junge Burschen und Männer wurden in den Krieg geholt. Ebenso hatte die Zivilbevölkerung schwer zu leiden. Hitler führte einen Mehrfrontenkrieg. Einen besonders harten Kriegseinsatz stellte der Russlandfeldzug dar. Vor allem die sehr kalten Wintermonate 1942/1943 verlangten den Soldaten höchsten Einsatz ab. Sie wurden in Stalingrad buchstäblich eingekesselt. Viele von ihnen kamen nicht mehr heraus. Auch Soldaten aus Dimbach waren dort im Kriegseinsatz.
Anton Redl (Zehetner), damals 20 Jahre jung, weiß noch, wie unsere Soldaten, unter ihnen auch er selber, von der russischen Armee eingekesselt wurden. Er musste mit einem Pferdegespann Kriegsmaterial transportieren und kann sich noch heute an die besondere Treue der Pferde erinnern. In diesem mörderischen Kessel wurde er gefangen und kam in ein russisches Arbeitslager. Er weiß noch zu erzählen, dass er in Gefangenschaft bei einem Gefangenenaufseher seine Taschenuhr gegen dringend gebrauchtes Brot eingetauscht hat.
Foto: Versenkung einer Brücke im zweiten Weltkrieg. (33/1523)
Foto: Leben im Felde (33/1897)
Foto: Ostern im Krieg (2. v.l. ist Josef Hader, Dipplhofer, Großerlau 37). (33/2177)
Pfarrer Mascherbauer war im Zweiten Weltkrieg nur knapp einer Verhaftung und Deportation entgangen. Der energische Einsatz des damaligen Oberlehrers Hans Reichl bewahrte ihn vor der Verhaftung. Aussagen wie „Von diesem Pfarrer könnte ich lebend herunterschneiden“ belegen, dass Pfarrer Mascherbauer bei den Nazis nicht besonders beliebt gewesen sein dürfte.
Oberlehrer Reichl bewahrte auch andere Bürger unseres Ortes vor der Naziverfolgung, so zum Beispiel Frau Franziska Holzer, Bauernhackl. Das Ehepaar Hackl sollte aufgrund der Aussage: „Wegen so einem Schädel“ (gemeint war Hitler) „müssen die Menschen so viel leiden!“ abgeführt werden. Das Abholkommando war bereits unterwegs, beendete aber die Aktion aufgrund des heftigen Protests von Oberlehrer Reichl ohne Verhaftung des Ehepaares Holzer wieder.
Familie Holzer (Hackl) hatte im Laufe des Zweiten Weltkrieges unter großen Gefahren vielen Marktbewohnern, vor allem auch dem Kaufhaus Riener, durch das Verstecken von Sachwerten und Lebensmitteln sehr geholfen.
Ständige Angst verfolgte auch die Schulkinder in der Heimat. Anna Redl erzählte, wie bei Fliegeralarm die Kinder aller Klassen in den Keller flüchten mussten, wo sie kaum noch Platz fanden. Der Schulweg bedeutete oftmals ständige Gefahr, eine Flucht in das Gebüsch war oft notwendig.
Franz Jägerstätter – inzwischen seliggesprochen, weil er eine Kriegsteilnahme aus religiösen Gründen ablehnte – wurde, wie viele andere Wehrdienstverweigerer, hingerichtet (enthauptet).
Foto: Franz Jägerstätter[3] (35/1854)
1944: Die Landung der Alliierten Mächte in der Normandie trug entscheidend zur Kriegsniederlage des Deutschen Reiches bei.
Mühlviertler Hasenjagd:
Ein eher einzigartiger Vorfall passierte drei Monate vor Kriegsende im KZ Mauthausen. Einigen hundert KZ-Insassen gelang die Flucht. NS-Verbände sowie Soldaten hatten sofort ihre Verfolgung aufgenommen und die meisten der Entflohenen - unter anderem auch wegen der Mithilfe von Personen aus der näheren Umgebung - wieder aufgegriffen und sofort hingerichtet. Unter der einheimischen Bevölkerung gab es aber auch sehr Beherzte. Sie versteckten unter Einsatz des eigenen Lebens einige Entflohene. So konnte fast ein Dutzend gerettet werden.
Der ehemalige Pfarrer von Dimbach, Wladislaw Wegrzyn, während des Krieges beim Arbeitsdiensteinsatz bei einem Bauern in der Umgebung von Gallneukirchen, hatte diese dramatischen Tage samt den zum Teil grauenhaften Suchmethoden sehr nahe miterlebt und darüber erzählt. Er konnte sich noch erinnern, wie die Flüchtlinge in KZ-Kleidung, meist jedoch erfolglos, nach Schutz gesucht hatten.
Foto: Gedenkstein an die Mühlviertler Hasenjagd, welcher im Mai 2001 in Ried in der Riedmark aufgestellt wurde.[4] (35/1853)
Der Krieg führte die jungen Männer in die weite Welt hinaus. Karl Schaurhofer war noch nicht 16 Jahre alt, als er 1943 einrücken musste. Bald nach seiner Einberufung kam er nach Norwegen. „Die Mitternachtssonne war etwas Fantastisches, aber das Heimweh, die ständige Todesangst und die schreckliche Kälte von minus 40 Grad machten es unmöglich, dieses Phänomen richtig zu erleben. Einmal war ich von einem deutschen Befehlshaber zum Erschießen aufgestellt, weil ich ein paar Lebensmittel an gefangene Russen weitergegeben hatte. Warum letztlich die Hinrichtung nicht ausgeführt wurde, weiß ich nicht. Es war für mich erschütternd zu sehen, wie man zwar jemandem hätte helfen können, dies aber bei angedrohter Todesstrafe verboten war.“
Foto: Nicht nur der Feind bedeutete oftmals den Tod, auch der Winter trug vielfach dazu bei, dass Soldaten nicht mehr nach Hause kamen (2.v.r. Johann Lumesberger). (33/1901)
Eines Tages im Jahre 1946 kam Karl Schaurhofer gegen Mitternacht in schlechtem Zustand nach Hause, klopfte beim Fenster und bat um Einlass. Seine Mutter erkannte sofort seine Stimme und ließ ihn mit großer Freude ins Haus. Nach einer ziemlich emotionalen Begrüßung durch die Familie bemerkte er in der Stube einen Kinderwagen. Die Mutter bemerkte seine fragenden Blicke und erzählte ihm, dass er während seiner Abwesenheit noch eine kleine Schwester bekommen hatte.
In beiden Weltkriegen hatte Dimbach neben vielen Verwundeten und Versehrten auch 104 Gefallene zu beklagen. Im Ersten Weltkrieg 29 und im Zweiten Weltkrieg 75.
Foto: Soldatengrab 1941. (33/1890)
Im Ersten Weltkrieg hatte das k. u. k. Heer (Österreich-Ungarn) 1,200.000 Tote zu beklagen.
Der Zweite Weltkrieg forderte in Österreich 230.000 gefallene und vermisste Soldaten und 100.000 Zivilisten, davon 60.000 Juden. Europaweit waren es 5.978.000 ermordete Juden. Die Gesamtzahl der Todesopfer beträgt 55.978.000.
30. April: Selbstmord Adolf Hitlers in Berlin.
Pfarrchronik S. 299
Gemeindechronik Dimbach S. 17 - 19
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