Verkehrswesen (Rudolf Freinschlag)

Straßen sind die Lebensadern des ländlichen Raumes. Es ist sehr interessant, wie früher die Hauptverkehrswege verliefen.

Wer von Grein nach Dimbach wollte, musste zuerst nach St. Nikola/D. und dann im Tal des Dimbaches bis zum Gattererwirtshaus am Fuße des Redlberges. Dort mündete auch die Straße von Waldhausen ein. Über den gefürchteten Redlberg und den Gruberberg ging es weiter nach Dimbach. Von Grein führte auch ein Fußweg über die Viertelleiten und Aumühle bis zum Haselböck und Kronberger, von wo Dimbach dann in einer Stunde erreicht werden konnte.

Foto: Aumühle in früherer Zeit (94/1074)

Wie beschwerlich der Weg war, schildert ein Bericht in der Pfarrchronik:

„Am 21. Juli 1890 hat der hochwürdigste Herr Bischof Franz Maria Doppelbauer die Pfarre Dimbach zur größten Freude der Pfarrangehörigen besucht; derselbe kam am 20. Juli 5 Uhr nachmittags hier an; er musste über den Redlberg fahren; den Pferden wurde der Wagen zu schwer und der Redlberger leistete mit 2 Ochsen Vorspann.“[1]

Foto: Straßenverbindungen um 1827 (60/2086)

Nach St. Georgen/W. führte eine halbwegs gute Straße, die jedoch ebenfalls einige hohe Berge zu überwinden hatte, namentlich sind der Engelbrecht- und Kleinhaiderberg (Gemeindeausschuss 23. Oktober 1921) und der Panholzerberg in der Pfarrchronik erwähnt.

Nach Pabneukirchen führte eine schlecht erhaltene Gemeindestraße, die ebenfalls über sämtliche hohen Berge und dann wieder zu den Bächen führte (Route Dimbach, Wegerer, Riegelhofer, Furtlehner, Hammereck = heutiger Steinbruch, Käferböck, Sagmühle, Schau nach Pabneukirchen). Nach Bad Kreuzen konnte man sich beliebig einen Weg suchen und wer fremd war, sollte sich von einem Bauernhaus zum anderen durchfragen.[2] Zu diesen beiden Orten war daher auch wenig Verkehr.

Auch Grein war verkehrsmäßig schlecht erschlossen. Die Eisenbahn zwischen Mauthausen und Grein wurde am 3. Juli 1899 eröffnet (einen Tag nach „unserer“ Kaiser Franz Josef Jubiläumsstraße). Nach Amstetten kam man mit der sogenannten Drahtseil-Fähre zwischen Grein und Tiefenbach über die Donau, die seit 1858 in Betrieb war. Nur die Donauschifffahrt war von überörtlicher Bedeutung.

Mehr als 25 Jahre dauerte es, bis die Trassenführung samt Finanzierung für die Umlegung der „Marterstraße“ über den Redlberg feststand. Heftigen Widerstand leistete St. Nikola/D., das mit Recht befürchtete, an Bedeutung zu verlieren, wenn der gesamte Verkehr nach Dimbach, St. Georgen/W. und weiter in das Waldviertel bzw. Königswiesen am Ort vorbeiliefe.

Das Projekt setzte sich aus zwei Teilen zusammen: die Umlegung des Redlberges wurde durch eine neue Straße erreicht, die jetzt der Langenbachstraße entspricht und weiter ungefähr auf der heutigen Greiner Bundesstraße nach Dimbach führt. Nicht ganz uneigennützig setzten sich die Greiner Bürger für eine direkte Verbindung nach Dimbach ein. Wie wichtig ihnen diese Verbindung war, zeigt sich darin, dass die Sparkasse in Grein und die Stadtkommune große Summen zum Bau und zur Erhaltung der Straße beitrugen. Bei der Erhaltung gab es eine Aufteilung von 60% durch Grein, 30% durch Dimbach und 10% durch St. Georgen/W. 1898 wurde mit dem Bau der Straße begonnen und am 2. Juli 1899 wurde sie feierlich eröffnet. Da immer hunderte Arbeiter aus verschiedenen Nationen (Deutsche, Südtiroler, Italiener, Krainer, Böhmen etc.) beschäftigt waren, herrschte ein reges Leben.[3]Anlässlich des 50. Thronjubiläums des Kaisers wurde die Straße „Kaiser Franz Josef Jubiläumsstraße“ benannt. Am Tag nach der Eröffnung, Montag, 3. Juli 1899, verkehrte das erste Mal die Fahrpost von St. Georgen über Dimbach nach Grein, und der Postillion spielte wunderbare Weisen auf seinem Horn.[4] Früher hatte nur ein Fußbote die Postsachen von Waldhausen geholt.

Foto: Erinnerungstafel an die Fertigstellung der Kaiser Franz Josef Jubiläumsstraße (60/2198)

Nach Fertigstellung der Umlegung des Redlberges baute Waldhausen eine Straße nach Langenbach, um hier eine Anbindung zu erreichen.

Wie wichtig diese direkte Verbindung war, zeigte sich daran, dass mit der Errichtung der Lokalbahn von Mauthausen nach Grein (die ebenfalls 1899 eröffnet wurde) auch der Bahnanschluss für unsere Gegend interessant wurde. Der Holzreichtum unserer Gemeinde konnte so besser vermarktet werden.

Foto: 1. Seite der Dienstvorschrift für die Straßenarbeiter (60/2197)

Bürgermeister Johann Gürtler aus Grein erließ eine detaillierte Dienstvorschrift für die sogenannten „Straßeneinräumer“ (Straßenarbeiter). In Dimbach wurde Josef Königslehner damit betraut. Die Pfarrchronik (Seite 210) berichtet darüber:

„Josef Königslehner, der am Mittergassner lebte, brachte sich im Taglohn, Strohdecken und Viehschlachten fort. Als die Jubiläumsstraße nach Grein fertig war, wollte ihm die Gemeinde die Stellung eines Wegmachers zukommen lassen; der Bürgermeister (von Dimbach) rüstete ihm mit lauter neuem Werkzeug aus; einen Tag lang hielt er es aus, während der folgenden Nacht stellte er in der neuen Scheibtruhe dem Bürgermeister den neuen Werkzeug vor die Haustüre; ihm ist die Freiheit lieber.“

Foto: Straßenarbeiter mit ihren Scheibtruhen (6.v.l. Konrad Hader, Großerlau 54 und 7.v.l. Rupert Palmetshofer, Dimbach 35) (60/1998)

Foto: Schotterbrecher (vorne 1.v.l. Konrad Hader hinter 2.v.l. Rupert Palmetshofer). Mit dem Steinbrecher wurde am Ort des Straßenbaues der Schotter hergestellt, für groben bis sehr feinen Schotter wurden die Scheibtruhen untergestellt und so gut sortiertes Unterbaumaterial für den Straßenbau geschaffen. (60/1999)

1931 wurde die „Jubiläumsstraße“ in „Marchsteiner Straße“ umbenannt (LGBl. 15/1932) und bis 1971 als Bezirksstraße geführt. 1971 benannte man sie mit der noch heute gültigen Bezeichnung B119 Greiner Straße (BGBl. Nr. 286/1971). Sie führt nun von Amstetten, Ardagger über Grein nach Dimbach und St. Georgen/W. weiter ins Waldviertel bis nach Weitra und hat eine Gesamtlänge von 82 km. Speziell der Abschnitt zwischen Grein und Dimbach gilt wegen des Kurvenreichtums als beliebte Motorradstrecke.

Die Greiner Donaubrücke, welche 1967 offiziell eröffnet wurde, machte die Verbindung Richtung Amstetten erst richtig attraktiv. Sie ersetzte die Fähre zwischen Grein und Tiefenbach. Heute ist die Anbindung nach Amstetten für die Gemeindebevölkerung genauso wichtig wie jene in die Bezirkshauptstadt Perg (Arbeitsplätze, Einkauf, Ämter usw.). Die Greiner Straße befand sich wie die anderen ehemaligen Bundesstraßen in der Bundesverwaltung. Seit 1. April 2002 steht sie unter Landesverwaltung und führt zwar das „B“ in der Nummer weiterhin, nicht aber die Bezeichnung Bundesstraße.

Die B119 wurde laufend ausgebaut, die Trassenführungen verbessert und an die verkehrstechnischen Anforderungen angepasst. Zum Beispiel wurde die Straße zwischen Schwarzer und Dipplhofer umgelegt (Kleinhaiderberg), die sogenannte Kaar-Gerade verlief früher dem Gelände angepasst sehr kurvenreich. Die größte Änderung im Bereich Dimbach war der Abbruch der Häuser Dimbach 4 (Gasthaus) und Dimbach 5 (Kaufhaus) im Jahr 1981, der das Ortsbild wesentlich veränderte.

Foto: Abriss des ehemaligen Kaufhauses Kitzler-Futterknecht (47/2192) und des Gasthauses (Reiter-Luger). (60/2199)

Frau Berta Freinschlag, damalige Amtleiterin der Gemeinde Dimbach, machte sich zum Abbruch dieser beiden Häuser damals folgende Gedanken:

Nostalgische Gedanken

Am Donnerstag, 30. Juli 1981 wurde mit dem Abbruch der Häuser Dimbach 5 (vormals Kaufhaus Futterknecht, Bärnreiter und Kitzler) und Dimbach 4 (vormals Gasthaus Luger, Reiter und Menzl) begonnen. Beide Gebäude wurden dann am 31. Juli 1981 geschliffen. Mit dem Abbruch dieser beiden Häuser wurde die Gemeinde Dimbach um ein Stück Geschichte ärmer. Auf dem Haus Dimbach 5 war, solange man sich zurückerinnern kann, ein Kaufgeschäft, beim Haus Dimbach 4 ein Wirtshaus und eine Landwirtschaft, zu Zeiten von Rudolf Reiter auch eine Fleischhauerei.

Ich hoffe, dass mit diesem Abbruch die Geschichte dieser Häuser nicht ganz vergessen und uns in lebhafter Erinnerung bleiben wird. Gleichzeitig hoffe ich auch, dass mit der geplanten Neuerrichtung des Gasthauses Luger der Ort freundlich und einladend gestaltet wird. Vielleicht ließe sich wie in früheren Zeiten ein Brunnen anbringen. Man wird oft daran erinnert, dass sich früher am Marktplatz ein Bassin befunden hat. Vor dem Kaufhaus Kitzler stand eine Linde und vor der Kirche Kastanienbäume. Diese Bäume und auch der Brunnen sind den Leuten noch in lebhafter Erinnerung und gar mancher möchte damit noch etwas Nostalgie zurückrufen.

Foto: Alte Ortsansicht mit dem Kaufhaus Kitzler-Futterknecht (links) und dem Gasthaus Reiter-Luger. Durch den Abriss dieser 2 Häuser hat sich das Ortsbild wesentlich geändert. (36/698)

Weitere Straßen:

Die Verbindung nach Pabneukirchen ist heute über die Riegelhof-Gemeindestraße hergestellt. Doch bis zum Zustandekommen dieser Straße dauerte es fast 50 Jahre:

  • 1911: Beschluss einer Petition im Gemeindeausschuss zur Umlegung der Straße samt Finanzierung

  • 20. Dezember 1936: Beschluss über die vorrangigen Straßenprojekte in Dimbach: „Vom Gemeindetag wird beantragt die Verbesserung der Straße von Dimbach bis Sagmühle und Anschluss Pabneukirchen, sowie Güterweganlegung von Sagmühle – Aumühle Anschluss an die Jubiläumsstraße. Weiters von der n.ö. Straßengrenze über Weinzinger Säge zur Langenbachstraße.“

  • 1938: Ansuchen um Erweiterung und teilweise Neuanlage der Straße nach Pabneukirchen

Die entscheidende Sitzung fand am 27. Dezember 1955 statt, wo der Bau der Querverbindung nach Pabneukirchen (Riegelhof-Gemeindestraße) vordringlich beschlossen wurde. Der tatsächliche Baubeginn war der 1. April 1957 (also fast 46 Jahre nach den ersten Planungen) und die Trasse wurde teilweise völlig neu angelegt. Damit war endlich eine ordentliche Verbindung nach Pabneukirchen gegeben. Zwischen 1992 und 1999 erfolgte eine Generalsanierung der Riegelhof-Gemeindestraße.

Foto: Baubeginn der Riegelhof-Gemeindestraße (v.l.n.r. Hermine Holzer, Dimbachreith 18, Nandl, Dimbachreith 16, Josef Eletzhofer, Dimbachreith 17, Hermine Hofer, Dimbachreith 21, Maria Eletzhofer, Dimbachreith 17, Berta Buchberger (verehel. Kaiselgruber), Dimbachreith 25, Christine Brandstetter (verehel. Reithner) Gassen 46). (60/399)

Güterweg Gießenbachtal:

Dazu gab es ein Aktionskomitee für eine Straße von der Aumühle, Sagmühle, Anschluss an die Straße Dimbach, Voglsammühle bis zur Straße Pabneukirchen-St.Georgen/W. 1924 beschloss der Gemeindeausschuss die Beitragsleistungen, wogegen sich allerdings die Vizebürgermeister Anton Hader (Kaar) und Josef Dirringer (Hilber) sowie weitere Gemeindeausschussmitglieder durch die Vorlage von 112 Unterschriften von Wahlberechtigten aussprachen.

Erst wieder 1937 (Sitzungen 5. September und 17. Oktober) wurde eine Interessentenleistung für diese Straße beschlossen. Zu Beginn des 2. Weltkrieges begann man mit dem Bau, wovon noch heute die Steinmauern entlang des Gießenbaches oberhalb der Aumühle Zeugnis geben. Der 2. Weltkrieg und die wirtschaftliche Situation danach ließen den Straßenbau allerdings ruhen. 1955 wurde die Finanzierung nach Maßgabe der Mittel beschlossen und 1957 eine Beitragsgemeinschaft gegründet. Tatsächlicher Baubeginn war schließlich 1958, die Fertigstellung erfolgte im Jahr 1967. Es gab hier 40 Interessenten, davon 34 Gehöfte. Tatsächlich bis zum Haus erschlossen wurden allerdings nur 5 Liegenschaften.

Anfang der 1960er Jahre wurde mit der Erschließung von Liegenschaften unter dem Titel „Landwirtschaftliche Zufahrtswege“ begonnen, oft ohne Staubfreimachung. Der eigentliche Güterwegbau begann Ende der 60er Jahre und fand unter Bürgermeister Alois Leitner seinen Höhepunkt in den 80er Jahren. Es waren zu dieser Zeit meist vier große Projekte gleichzeitig in Bau und Bürgermeister Leitner fand unter anderem beim damaligen Straßenbaureferenten Landesrat Hans Winetzhammer immer wieder Unterstützung. Für diese Verdienste im Güterwegbau wurde Landesrat Winetzhammer am 14. November 1980 zum Ehrenringträger der Marktgemeinde Dimbach ernannt. Viele Wege wurden auch mit Hilfe der Landwirtschaftskammer errichtet, sämtliche Wege 1999 als Güterwege eingereiht. Der Güterwegbau ist in der Marktgemeinde Dimbach weitestgehend abgeschlossen, nun liegt das Augenmerk auf der Erhaltung und Instandsetzung. Die Marktgemeinde Dimbach hat ein Straßennetz von über 75 km zu betreuen, davon sind etwa 65 km Güterwege. Dimbach ist Mitglied im Wegeerhaltungsverband „Unteres Mühlviertel“. Hier bündeln alle Gemeinden des Bezirkes Freistadt und Perg ihre Kräfte zur Erhaltung des ländlichen Güterwegnetzes.

Foto: Eröffnung des Güterweges Dimbachreith mit Landesrat Hans Winetzhammer und Bürgermeister Alois Leitner (60/2085)



Pfarrchronik S. 247

Schilderung „Verkehrswege“, Pfarrchronik Seite 22 bis 31

Vergl.: Pfarrchronik Seite 261

Vergl.: Pfarrchronik Seite 262