Geschichte der Ärzte (Rudolf Freinschlag)
Wundarzt war die frühere, vom Mittelalter bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verwendete, heute nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für Chirurgen. Wundärzte, beim Militär Feldscher genannt, hatten in der Regel eine handwerkliche Ausbildung, sprich eine Handwerkslehre bei einem Bader oder Barbier mit abschließender Gesellenprüfung absolviert. Hauptaufgabe der Wundärzte war, wie der Name bereits vermuten lässt, neben dem damaligen Allheilmittel, dem Aderlass, die Versorgung äußerer Wunden. Außerdem behandelten Wundärzte Abszesse, Tumore, Hämorrhoiden, Verbrennungen und Krampfadern, führten Starstiche, Blasenstein- und Bruchoperationen und Darmnähte durch, renkten Gelenke ein, versorgten Knochenbrüche und zogen Zähne. Außerdem nahmen Wundärzte Amputationen vor und stellten Prothesen her.
Foto: Werkzeuge des Wundarztes[1](55/1997)
Akademische Ärzte nahmen keine chirurgischen Eingriffe vor, es war ihnen die Innere Medizin vorbehalten. Andererseits war es Wundärzten untersagt, Innere Medizin zu betreiben. Es war ihnen somit nicht erlaubt, den Ärzten „in die Kur zu pfuschen“. Viele Wundärzte missachteten die strikte Trennung in der Praxis und wurden so zu „Kurpfuschern“, was zunächst nicht die Qualität der Behandlung bewertete, sondern die Tatsache zum Ausdruck brachte, dass der „Kurpfuscher“ eine Behandlung durchführte, zu der er im Grunde nicht berechtigt war.
Um 1792 war ein Adam Johann Klein als Chirurg in Dimbach tätig. Er starb 1799. Dessen Witwe Maria Anna heiratete im selben Jahr den Chirurgen Johann Franz Jehle. Johann Jehle starb 1833 und ab 1834 war Rupert Josef Taferner aus Tamsweg in Salzburg Chirurg in Dimbach. Bei der Geburt seiner Tochter Karoline (3. Oktober 1834)[2] wurde er als Wund- und Geburtsarzt bezeichnet. Er starb am 20. September 1864[3]. Das Baderwirtshaus in Dimbach 6 (Gasthaus Zisterer) war die Wirkungsstätte dieser Wundärzte. Danach war Josef Niescher als Wundarzt tätig. Dieser wohnte in Dimbach Nr. 5 (Kaufhaus Kitzler). Er verzog im August 1879 nach Martinsberg (NÖ).
Eine neue Phase leitete das Reichssanitätsgesetz von 1870 ein. Fortan wurden nur noch an Universitäten in einem 5-jährigen Studiengang ausgebildete Ärzte zugelassen, für die ab 1872 der Titel "Doktor der gesamten Heilkunde" üblich wurde. Mit der Abschaffung der Wundarztdiplome im Jahre 1873 traten gleichzeitig neben die staatlich gelenkte Sanitätsverwaltung (Innenministerium) auch Landessanitätsräte und Sanitätsbezirke. Kleinere Gemeinden schlossen sich ab 1888 zu Sanitätsgemeinden zusammen, die Gemeindeärzte waren gleichzeitig praktische Ärzte.
In Dimbach dürfte kein nach diesen Kriterien ausgebildeter Arzt tätig gewesen sein. Der Gemeindeausschuss hat am 24. Jänner 1909 beschlossen, die ganze Gemeinde der Sanitätsgemeinde Waldhausen zuzuweisen. Später kamen die Ortschaften Groß- und Kleinerlau zur Sanitätsgemeinde St. Georgen am Walde.
Foto: Dr. Hans Meissl (55/2290)
Zwischen 9. Jänner 1954 und 12. Juli 1958 war Dr. Hans Meissl als Arzt in Dimbach tätig. Er wohnte im Hause Dimbach 32 (Hader Transporte) und hatte seine Ordination im Hause Dimbach 18 (Schuhbauer-Freinschlag).
Foto: Dr. Max Zeilinger (55/1485)
Nach dessen Weggang hielt ab Februar 1959 Gemeindearzt Dr. Max Zeilinger aus Waldhausen (siehe Kapitel Ehrenringträger) wöchentlich einmal Ordination in Dimbach im Gasthaus Luger (Dimbach 4), wie er es schon vor der Zeit von Dr. Meissl gehalten hatte.
Foto: Dr. Franz Eder (55/2268)
Nach dessen Pensionierung setzte Dr. Franz Eder diese Tradition fort. Dr. Zeilinger war von 1938 bis 1981 Gemeindearzt, von 1981 bis 2007 hatte Dr. Eder diese Funktion inne. Ihr Zuständigkeitsbereich war das Gemeindegebiet von Dimbach ohne die Ortschaften Groß- und Kleinerlau, für diese waren die Gemeindeärzte aus St. Georgen/W. zuständig.
Originalbericht Dr. Eder:
„1980 habe ich meine Tätigkeit als Gemeindearzt von Waldhausen und Dimbach begonnen.
Die Arbeitsbedingungen waren zwar schon etwas besser als die meines Vorgängers, doch noch immer war ein Großteil der Güterwege unbefestigt. Da war es keine Seltenheit, dass eine Visite von Waldhausen nach Großerlau bis zu 2 Stunden in Anspruch nahm.
Bis 1988 ordinierte ich jeden Dienstag ab 16 Uhr mit „open end“, das bedeutete manchmal auch bis nach 20 Uhr. Im Gasthaus Luger diente das Extrazimmer als Ordinationsraum und das Gastzimmer war gleichzeitig Wartezimmer.
In diesen ersten Jahren gab es noch kein Notarztsystem zur Unterstützung bei Notfällen. An eine Hilfe aus der Luft, wie heute üblich, war damals überhaupt nicht zu denken. Daher waren die medizinischen Anforderungen manchmal extrem.
Als Frau Dr. Anna Altzinger 1988 ihre Ordination in Dimbach eröffnete, bedeutete dies für mich eine große Arbeitsentlastung.
Seit 2008 ist Dimbach nun eine eigene Sanitätsgemeinde, sodass ich seither auch dem Gesetz nach von meinen gemeindeärztlichen Verpflichtungen entbunden bin.
Mein Dank gilt allen Patienten, die in dieser anstrengenden Zeit oft große Geduld bewiesen haben, meinen „Ordinationsgehilfinnen“, der Familie Luger und auch meiner Kollegin Anna Altzinger, mit der es nun seit 22 Jahren eine sehr gedeihliche Zusammenarbeit gibt.“
Folgende Gemeindeärzte waren in St. Georgen am Walde tätig:
1926 – 1939: Dr. Emil Fick (Vertreter während Kündigungszeit: Dr. Norbert Gassner )
1939 – 1952: Dr. Tassilo Norman (Vertreter während Kriegsdienstleistung: Dr. Fritz Sengmüller und Dr. Roman Kusiw)
1952 – 1959: Dr. Dietmar Lechleitner (verstorben)
1959 – 1963: Dr. Hans Böhme
1963 – 1978: Dr. Rudolf Strozer
1978 – 1982: Dr. Herbert Mayr
1982 – 2004: Dr. Christian Supan
seit 2004: Dr. Gerald Moser (zuerst nur Kassenarzt)
Foto: Dr. Anna Altzinger (91/2067)
Seit 1. Jänner 1988 ist Frau Dr. Anna Altzinger als praktische Ärztin in Dimbach 46 (Lehrerwohnhaus) tätig. Mit der Errichtung einer eigenen Sanitätsgemeinde in Dimbach mit Wirkung vom 1. Oktober 2007 ist sie auch Gemeindeärztin.
Frau Dr. Altzinger, geborene Knoll, stammt aus Perg, ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Schon bald begann sie sich in Dimbach zu engagieren, besonders in der Pfarre und im Sport (siehe Kapitel Pfarre und Union Sektion Schi). Sie war schnell eine Dimbacherin geworden. Durch ihre menschliche Wesensart ist sie auch über die Gemeindegrenzen hinweg beliebt und wird gerne aufgesucht. Neben der sogenannten Schulmedizin sind ihr auch die Anwendung von Hausmitteln ein Anliegen. Gerne macht sie ihre Patienten auch auf eine gesunde Lebensweise aufmerksam (gesunde Ernährung, Bewegung usw.), auch wenn dies nicht jeder so gerne hören will.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wundarzt(15.10.2010)
Schulchronik Volksschule Dimbach; Seite 18 und 25
www.aeiou.at/aeiou.encyclop.s/s676277.htm(15.10.2010)
K. C. F. Strobl: Das Gesundheitswesen in Österreich, 1978
Taufbuch Dimbach (TOM I fol 82)
Sterbebuch Dimbach (TOM III fol 75)
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