Das Innere der Kirche (Karl Hahn)
Eine kurze Führung durch die Wallfahrtskirche Dimbach soll die vielen sehenswerten Schätze dieses Gotteshauses etwas näher erläutern.
Das Langhaus der Kirche ist 3-schiffig und 3-jochig über einem quadratischen Grundriss und hat ein Kreuzrippengewölbe, welches im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Die Längsrichtung wird durch Scheide-Bögen betont.
1510 wurden die Westempore und der Chor fertiggestellt und das Langhaus spätgotisch umgebaut. Im 17. Jahrhundert erfolgte eine Barockisierung der Kirche.
Man betritt die Kirche durch den Südeingang, in dessen Vorhalle die Figur des Hl. Michael zu sehen ist.
Foto: Hl. Michael (21/1653)
Im Inneren der Kirche beginnt man den Rundgang am Seitenaltar Nord und bewegt sich anschließend im Uhrzeigersinn zum Chorraum mit dem Hochaltar, zum Seitenaltar Süd und über das Mittelschiff zur Westseite der Kirche.
Seitenaltar Nord:
Der Seitenaltar Nord wurde 1682 von Georg Christoph Obermayer als Säulen-Retabel mit gesprengtem Giebel gebaut. Das sich darin befindliche Hauptbild stellt den Hl. Sebastian dar und wurde vermutlich um 1682 von Michael Purghart hergestellt. Das Aufsatzbild stellt den Hl. Johannes den Täufer als Knaben dar.
Foto: Seitenaltar Nord (21/1637)
Triumphbogen:
An der Nordseite des Triumphbogens steht der 8-eckige, neugotische Taufstein, welcher 1899 von Georg Horner aus „Sterzinger Marmor“ angefertigt wurde. Das maßwerkverzierte Becken ist auf einem Pfeiler situiert, dessen Abschluss ein neugotischer Holz-Deckel aus Zirbelholz bildet.
Foto: Taufstein (21/1639)
Ebenfalls an der Nordseite des Triumphbogens befinden sich ein großes Kruzifix und darunter die Schmerzens-Muttergottes mit durchbohrtem Herzen, welche aus der Zeit um 1700 stammt.
Foto: Kruzifix (21/1635)
An der Südseite des Triumphbogens befindet sich die aus dem vierten Viertel des 17. Jahrhunderts stammende Kanzel. Der rechteckige Korb wird durch Säulen gegliedert und mit Ranken-Dekor eingefasst. Den Kanzel-Schalldeckel bekrönt eine Akanthusranken-Bügelkrone.
Foto: Kanzel (21/1631)
Chorraum:
Der Chorraum der Kirche ist 2-jochig mit 5/8-Schluss und hat ein Kreuzrippengewölbe. An der Nordwand befindet sich ein Bild aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts aus dem Umkreis Kremser Schmidt mit dem Thema „Herabkunft des Hl. Geistes“. Ein weiteres Bild stellt die Kreuzigung Jesu dar und stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Foto: Herabkunft des Hl. Geistes. (21/1613)
Foto: Kreuzigung (21/1615)
Das Fenster der Nordwand wurde 1897 von Leopold Rafetseder gespendet und stellt Josef und Barbara dar. Josef ist mit blühender Lilie und Winkelmaß, Barbara mit Kommunionskelch, Turm und Schwert dargestellt.
Foto: Fenster der Chor-Nordseite. (21/1617)
Darstellung Hl. Barbara: Barbara ist die Schutzheilige der Bergleute und Totengräber. Sie wird häufig mit dem Turm dargestellt, seltener mit Schwert und Kommunionskelch. Totenkapellen werden fast immer der Hl. Barbara geweiht.
Ihr Vater sperrte sie in einen Turm, weil sie keinen Heiden heiraten wollte. Im Turm-Gefängnis empfing sie die Kommunion, sie starb 310 unter Kaiser Maximian durch das Schwert. Ihren Vater traf am Richtplatz seiner Tochter der Blitz.
Das Fenster der Südwand zeigt rechts den Hl. Johannes den Evangelisten und links die gekrönte Maria.
Foto: Fenster der Chor-Südseite. (21/1619)
Darstellung Hl. Johannes: In der christlichen Tradition wird der Apostel und Evangelist Johannes gleichgesetzt mit dem Verfasser der Johannesbriefe und der Offenbarung. Dies ist allerdings historisch nicht gesichert. Der Überlieferung nach ist der Apostel Johannes der Bruder von Jakobus und Sohn des Zebedäus. Er gilt als Lieblingsjünger von Jesus und wird bei den Abendmahl-Darstellungen häufig an der Brust seines Herrn dargestellt.
Aus der Zeit um 1900 stammt ein Oratoriums-Fenster, welches sich ebenfalls in der Südwand des Chorraumes befindet.
Hochaltar:
Der Hochaltar wurde 1682 vom Bildhauer Georg Christoph Obermayer und vom Maler Michael Purghart hergestellt.
Der Hochaltar-Aufsatz zeigt den Gnadenstuhl mit der Dreifaltigkeit, darunter befindet sich das Bild Mariä Himmelfahrt (Patrozinium der Kirche) aus dem Umkreis Kremser Schmidt. Den Aufsatz links ziert die Statue des Hl. Nikolaus mit Bischofsstab, Buch und 3 Goldkugeln, den Aufsatz rechts der Hl. Leonhard mit gesprengten Ketten und Bischofsstab.
Foto: Hochaltar (21/1641)
Darstellung Hl. Nikolaus: Der Hl. Nikolaus war Bischof in Myra in der Nähe des heutigen Antalya in der Türkei. Folgende Geschichte wird von ihm berichtet: Ein armer Mann hatte drei Töchter. Da sie ohne Aussteuer kaum Aussicht auf Verheiratung hatten, drohte ihnen die Prostitution. Eines Abends warf Nikolaus drei Goldkugeln durchs Fenster, wodurch die Töchter nun heiraten konnten.
Nikolaus zerstörte den Heidentempel der Diana/Artemis. Deren Geburtstag, der 6. Dezember, ist daher der Gedenktag des Hl. Nikolaus.
1087 wurden die Gebeine von Nikolaus aus seinem Grab in Myra geraubt und nach Bari in Süditalien gebracht. Dort wurde über dem ehemaligen byzantinischen Gouverneurspalast die Kirche San Nicola errichtet.
Darstellung Hl. Leonhard von Limoges: Leonhard war ein Schüler von Remigius, er predigte in der Einsamkeit und lehnte ein ihm angebotenes Bistum ab. Weil er von König Clodwig die Freilassung vieler Gefangener erreichen konnte, wird er häufig mit gesprengten Ketten dargestellt. König Clodwig schenkte ihm Land aus Dankbarkeit für die Rettung seiner Frau Chlotilde. Auf diesem Land errichtete er das noch heute existierende Kloster Noblac in Frankreich.
Am Hochaltar sind links die Statue des Hl. Johannes des Evangelisten und rechts die Statue des Hl. Augustinus angebracht.
Foto: Hl. Johannes (21/1627)
Foto: Hl. Augustinus (21/1625)
In der Mitte befindet sich die laut Denkmalamt um 1450, laut Dr. Lettner zwischen 1480 und 1490[1] von einem unbekannten Künstler vermutlich aus dem Umkreis der Werkstatt des Kefermarkter Altares geschnitzte Gnadenstatue Maria mit dem Kind. Früher war dort, wo der jetzige Volksaltar steht, auf einer Säule eine Gnadenstatue, eine bekleidete Madonna mit Kind. Bis zum Ende der Wallfahrt stand auch die Statue des Hochaltars dort.
Foto: Marienstatue am Hochaltar (21/1629)
Darstellung Hl. Augustinus: Augustinus wurde nach jugendlichen Ausschweifungen Professor für Rhetorik in Mailand und dort von Bischof Ambrosius getauft. 395 wurde Augustinus Bischof von Hippo, dem heutigen Bone in Algerien. Er starb 430 während der Belagerung von Hippo durch die Vandalen unter Geiserich. Seine Glaubensregel gilt auch heute noch für viele Ordensgemeinschaften. Er gilt neben Ambrosius, Hieronymus und Papst Gregor I d. Gr. als einer der vier Kirchenlehrer. Sein Grab befindet sich in der Kirche San Pietro in ciel d’oro in Pavia.
Seitenaltar Süd:
Auch der Seitenaltar Süd wurde 1682 von Georg Christoph Obermayer als Säulen-Retabel mit gesprengtem Giebel gebaut. Das sich darin befindliche Hauptbild stellt den Hl. Florian dar und wurde vermutlich um 1682 von Michael Purghart hergestellt. Das Aufsatzbild, ebenfalls von Purghart stammend, stellt Josef mit Jesus dar.
Foto: Seitenaltar Süd (21/1651)
Darstellung Hl. Florian: Florian lebte im dritten Jahrhundert, als das römische Heer an der Donau den Grenzwall (Limes) gegen die Germanen besetzt hielt. Er war Kanzlei-Direktor unter dem römischen Statthalter von Ufer-Noricum in Lauriacum (Lorch bei Enns in Oberösterreich). Der Christ Florian weigerte sich, den römischen Göttern das vorgeschriebene Opfer darzubringen. Deshalb wurde er unter Kaiser Diokletian am 4. Mai 304 mit einem Stein um den Hals in die Enns geworfen.
Vor dem Bildnis des Hl. Florian steht eine Herz-Jesu-Statue, die im Jahre 1889 von Ferdinand Prinoth aus Gröden geschaffen wurde.
Die Fenster der Südwand sind im Stil des Historismus mit jeweils verschiedenen Blättern gestaltet.
Foto: Fenster Südwand (21/1621)
Mittelschiff:
Die vier Säulen des Mittelschiffes werden jeweils von einer Heiligenfigur geziert, welche um 1730 entstanden. Am nordwestlichen Pfeiler befindet sich der Hl. Antonius von Padua, am Nordost-Pfeiler der Hl. Johannes der Täufer. Der südöstliche Pfeiler trägt den Hl. Josef mit Blütenstab und Jesus, der südwestliche den Hl. Franz von Assisi.
Foto: Hl. Antonius (21/1645)
Foto: Hl. Johannes (21/1643)
Foto: Hl. Josef (21/1647)
Foto: Hl. Franz von Assisi (21/1649)
Darstellung Hl. Antonius von Padua: Der heilige Antonius von Padua kam 1195 in Lissabon zur Welt und wirkte zunächst als Augustiner-Chorherr, trat aber bald dem Orden der Minderbrüder bei und nahm den Namen des Klosterpatrons Antonius an. Er wirkte als gottbegnadeter Prediger in Oberitalien und Südfrankreich.
Franz von Assisi bestimmte ihn zum ersten Lehrer der Theologie für die Minderbrüder. Antonius war ein hervorragender Kenner der Heiligen Schrift und folgte in seiner Theologie besonders Augustinus.
Er starb am 13. Juni 1231 in Arcella bei Padua.
Der Hl. Antonius ist Patron der Armen, Liebenden, Eheleute, Bäcker, Bergleute und Reisenden. Er wird angerufen für eine glückliche Entbindung, besonders für das Wiederfinden verlorener Dinge, aber auch gegen Unfruchtbarkeit, Fieber, teuflische Mächte und Viehkrankheiten.
Darstellung Hl. Johannes: Johannes war Sohn von Zacharias und Elisabeth, einer Verwandten der Gottesmutter Maria. Er erblickte rund ein halbes Jahr vor Jesus das Licht der Welt. Als Prediger kündigte er das baldige Kommen des Herrn an und gilt deshalb als letzter der Propheten. Viele Juden hörten auf seine Worte und ließen sich von ihm taufen. Eines Tages befand sich auch Jesus unter den Taufbewerbern. Johannes wollte ihn zunächst nicht taufen, denn er meinte, nicht Jesus müsse von ihm die Taufe empfangen, sondern umgekehrt. Jesus aber bestand darauf.
Auf Drängen seiner Stieftochter Salome, die von Herodia, seiner Frau, angestiftet worden war, ließ König Herodes Antipas den Prediger Johannes enthaupten.
Dargestellt wird Johannes häufig im Fellkleid, mit Kreuzstab und manchmal auch mit einem Lamm.
Darstellung Hl. Josef: Um die Jungfrau Maria bewarben sich mehrere Männer, auch Josef. Die Hohepriester gaben allen Bewerbern einen verdorrten Stab. Josefs Stab begann zu blühen und daher bekam er Maria zur Frau.
Einer anderen Version zufolge ist die blühende Lilie das Zeichen der Reinheit Mariens.
Darstellung Hl. Franziskus: Franziskus wurde um 1181 in Assisi als Sohn reicher Eltern geboren. In seiner Jugend war er lebenslustig und verprasste das Geld seines Vaters, nach Haft, Kriegsdienst und Krankheit erfuhr Franziskus aber eine geistige Wandlung.
Erfüllt von der zweifachen Liebe zu Gott und den Mitmenschen entschloss er sich vollkommen in der Nachfolge Christi in Armut und Gebet zu leben.
Franz blieb selbst Diakon und unternahm Predigt- und Missionsreisen im westlichen Mittelmeerraum und beim Sultan. Seine enge Verbindung mit Christus wurde 1224 durch den geschichtlich gesicherten Empfang der Wundmale Christi besiegelt.
Franziskus starb am 3. Oktober 1226 in Assisi; seine Gebeine ruhen in der dortigen Kirche San Francesco.
Rund um das Mittelschiff sind die Stationen des 1886 angekauften Kreuzweges in Bildform angeordnet, welche im Jahre 1987 einer gründlichen Renovierung unterzogen wurden.
Foto: Kreuzwegstation (21/1633)
Oberhalb des Westeinganges befindet sich ein Fenster im Stil des Historismus aus dem Jahre 1907. Das Fensterbild zeigt Maria mit von Schwertern durchbohrtem Herz (Mater Dolorosa).
Foto: Fenster oberhalb des Westeingangs (21/1623)
Zu guter Letzt wollen wir noch bei den 1960 von der Firma Eitzlmayr aus Bad Wimsbach errichteten Kirchensitzen inne halten. Gelegenheit dazu bieten 264 Plätze im Kirchenschiff und Presbyterium, 95 auf beiden Seiten des Chores, dem sogenannten „Taubenkobel“ und den Mauerbänken und weitere 85 im Oratorium (Böndl). Somit haben 444 Menschen die Möglichkeit, beim Gottesdienst Sitzplätze zu finden. Zusätzlich gibt es direkt auf der Chorempore für 25 Sängerinnen und Sänger eine Sitzmöglichkeit auf Sesseln oder Bänken.
Bis etwa Mitte der 1980er Jahre waren in einem heute nicht mehr auffindbaren Kirchensitzbuch alle Sitze mit den jeweiligen „Besitzern“ aufgezeichnet. Jede Familie bzw. Einzelpersonen hatten, oftmals seit Generationen, einen nummerierten und vielfach auch mit Namen versehenen „Stammplatz“, für den jedes Jahr an die Pfarre eine Kirchensitzmiete zu bezahlen war. Pfarrprovisor Wladislaw Wegrzyn schaffte diese Tradition ab, und somit steht heute jeder Person das Recht zu, auf einem beliebigen Platz in der Kirche den Gottesdienst sitzend mitzufeiern, ohne dafür – zumindest in dieser Angelegenheit – ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Einrichtung der Kirche die Entwicklung der Pfarr- und Wallfahrtskirche durch die Jahrhunderte widerspiegelt. Jedes Jahrhundert hat als Zeichen einer lebendigen Pfarrgemeinde ihre künstlerischen und geistlichen Spuren hinterlassen.
Quellen: Oberklammer, Dr. Eckhard: Bezirk Perg – Kunst und Geschichte, Trauner Verlag, Linz, 2010.
Diakon Franz Leonhartsberger
Vergl.: Lettner, Dr. Kurt; Dissertation S. 138
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