Wallfahrtswunder heute (Josef Rafetseder)

Wallfahrten, sowohl zu Fuß als auch mit Fahrzeugen durchgeführt, werden auch Bet-, Buß-, Dank- und Bittfahrten oder Dank- und Bittgänge genannt und sind in der katholischen Kirche sehr beliebt und werden bzw. wurden vielfach durchgeführt. Es ist ein Hinpilgern zu Heiligenstätten wie Grabmälern, Bildern, Statuen usw., um dort Vergebung, aber auch Gnade und Segen für Zeit und Ewigkeit zu erlangen.

Dimbach besitzt mit der Marien-Statue „Maria am grünen Anger“ ein sehr bedeutendes Heiligtum. Die katholische Kirche verehrt die Gottesmutter Maria als Königin des Himmels und der Erde. Einen höheren Stellenwert als ein Marienheiligtum hat nur noch ein Glaubensort, welcher Jesus Christus als Erlöser geweiht ist, so z. B. die Geburts- und die Kreuzigungsstätte Jesu oder Christusbilder und dergleichen.

Menschen erhoffen sich an solchen Orten Änderungen an ihren Gegebenheiten oder erleben sie. Viele glauben das, manche Menschen spüren und erleben es sogar, wie einige Wallfahrer in Dimbach in der jüngeren Vergangenheit bekundeten.

Unter den Wallfahrern aus Polen, welche in den vergangenen Jahren einige Male eine Woche lang Tag und Nacht in unserer Kirche beteten, werden zumindest zwei Heilungen bekundet, welche medizinisch nicht erklärbar sind. Eine Frau hatte starke Schmerzen im Knie und sollte operiert werden. Während eines innigen Gebets in der Kirche in Dimbach hörten die Schmerzen auf und kamen nicht wieder. Eine anschließende Untersuchung in ihrer Heimat bekräftigte, dass eine Operation nicht mehr notwendig wäre. Die Frau war geheilt.

Eine andere Frau, welche ein Kind erwartete, bekam kurz nachdem sie von der Wallfahrt in Dimbach wieder zu Hause war, schwere Schwangerschaftskomplikationen, welche sie und ihr ungeborenes Kind an den Rand des Todes brachten. In folgendem Schreiben, welches im Anliegenbuch der Wallfahrtskirche dokumentiert ist, schildert sie selbst die dramatische Situation:

„Die wunderbare Rettung von Mutter und Kind

Im September 2003 weilte ich mit meinem Gatten und meiner Tochter zusammen mit einer Gruppe von 50 Personen aus Polen anlässlich einer Gebetswache, welche 7 Tage und 7 Nächte dauerte, vor dem Allerheiligsten in Dimbach. Da ich im 5. Monat in gesegneten Umständen war, bat ich die Mutter Gottes für mich und für mein ungeborenes Kind um ihren Beistand. Ich vertraute ihr mein Schicksal an. Während eines meiner Gebete fühlte ich in meinem Herzen eine unbeschreibliche Ruhe und die tiefe Überzeugung, dass alles gut gehen werde. Dieses Gefühl begleitete mich weiter in der nächsten Zeit. Doch als ich plötzlich Angst bekam, kehrte ich in meinen Gedanken an diesen Moment zurück und es fiel mir wieder ein, dass nun die Mutter Gottes am Grünen Anger über mir wachen werde und ich keine Angst haben müsse.“

Im weiteren Abschnitt des Berichts wird über die schwierige Geburt und über den Kampf um das Leben des Kindes berichtet, der schlussendlich gewonnen werden konnte. Frau C. ist zutiefst davon überzeugt, dass die Mutter Gottes ihr hier geholfen hat und bringt es im letzten Abschnitt des Berichts so zum Ausdruck:

„Hier in Dimbach danke ich vor der Statue der Mutter Gottes für die Gnaden, für unser Leben und unsere Gesundheit. Der heiligsten Mutter sage ich innigen Dank für ihre Fürsprache, und allen, welche für mich und meine Tochter gebetet haben, besonders Herrn Pfarrer Jakubiak und seinen Pfarrangehörigen möchte ich aus ganzem Herzen danken.

Dimbach, 2006.08.14

Urszula Czerska-Bojar“

Pfarrer Jakubiak ergänzte diesen Brief mit folgenden Worten:

„Ich möchte noch hinzufügen, was ich von ihrem Gatten und ihrem Arzt erfahren habe. Urszula Czerska-Bojar und ihr Kind lagen im Sterben, die medizinische Behandlung schien aussichtslos. Die Rückkehr ins Leben und die Gesundheit von Mutter und Kind sind plötzlich eingetreten – und waren nicht auf medizinische Maßnahmen zurückzuführen.“

Foto: Drei Jahre nachdem ihr Heilung zuteil wurde, kam Urszula Czerska-Bojar wieder zur Wallfahrt nach Dimbach und gab in der Wallfahrtskirche „Maria am grünen Anger“ Zeugnis von ihrer Heilung. Ihr Ehemann und die ebenfalls gerettete kleine Tochter begleiteten sie. (89/2315)

Ein weiterer Polen-Wallfahrer erklärte, er fühle sich in der Kirche in Dimbach so glücklich, dass er die ganze Nacht über in ihr bleiben möchte. Wie das Wallfahrer- und Anliegenbuch, welches in der Kirche aufliegt, ausweist, empfinden viele die Wallfahrtskirche von Dimbach als wunderschön, viele sind von einer unerklärbaren Ergriffenheit überwältigt: „Eine wunderbare Kirche, sie lädt zum längeren Verweilen ein.“

Ein anderes Beispiel aus jüngster Zeit berichtet über folgende Begebenheit: Anlässlich einer geplanten Wallfahrt aus dem Innviertel kam eine kleine Gruppe einige Wochen früher zur Wallfahrtsbesprechung. Die Gruppe kam bereits am Samstag, blieb bei Familie Hösch (Ober-Diemer) über Nacht, um am Sonntag zunächst noch den Gottesdienst in der Kirche zu besuchen. Nach dem Gottesdienst erklärten die Personen frohen und freien Mutes, dass ihnen die Hl. Messe in der Wallfahrtskirche in Dimbach so viel gegeben hätte, dass sie eigentlich damit ihre Wallfahrt schon gehabt hätten.

Foto: Wallfahrtsfahne von Dimbach

Diese Berichte werfen auch die Frage nach der Entstehung der Wallfahrt in Dimbach auf. Seit wann sie besteht und wie sie früher stattfand, ist nicht sicher dokumentiert. Hängt die Wallfahrt mit einer Heilquelle zusammen?

Berichte über Dimbach sprechen von einer Quelle mit wahrscheinlich heidnischem Ursprung sowie von Wasser, welches Gicht- und Körperkranken Heilung brachte. Dies ist aufgrund der Wasserbeschaffenheit einer möglichen Quelle mit etwas erhöhtem Radongehalt als durchaus realistisch zu betrachten. Zudem ist noch festzuhalten, dass es im Bereich zwischen Kirche und Wimmer Kapelle mehrere Quellen mit einem möglicherweise noch höheren Radongehalt oder anderen Substanzen gibt, welche jedoch nicht bekannt sind oder nicht getestet wurden. Sicher ist, dass ein heilsames Wasser aufgrund entsprechender Substanzen (wenn es dieses Wasser tatsächlich gab/gibt) sowohl für Heiden als auch für Christen wirksam war. Die Heiden mit ihrer Viel-Götter-Vorstellung könnten in einer solchen Quelle einen den Menschen besonders gut gesinnten Naturgott erkannt und diesem somit gehuldigt haben.

Sollte die christliche Wallfahrt mit einer Heilquelle zu tun haben, dann wahrscheinlich nur wegen eines Wunder wirkenden Wassers, denn heilende Stoffe kannte man damals noch kaum. Zum Dank verehrte und pries man Maria. Allerdings wäre in diesem Fall das ganz „Besondere“, welches so manche Wallfahrer heutzutage in der Kirche von Dimbach verspüren, nicht zu erklären. Oder ist es doch so, dass dieses ganz „Besondere“, dieses Ergriffensein in der mystischen Anwesenheit der Gottesmutter begründet ist?

Foto: Wallfahrer von Dimbach mit ihrer Wallfahrtsfahne