Geschichte des bäuerlichen Wirtschaftslebens
(Josef Rafetseder)

Seit es Menschen gibt, waren sie immer auf Nahrung angewiesen, um überleben zu können. Die Nahrungsquelle bot ursprünglich die Natur. Die Menschen waren also Naturbenützer – Jäger und Sammler.

Der schöpferische Geist, der dem Menschen innewohnt, trieb ihn an und befähigte ihn auch, die Nutzung der Natur zu verändern. Er entwickelte einfache Steinwerkzeuge und so begann er, den Boden zu bearbeiten sowie Pflanzen und Tiere zu züchten und zu betreuen. In Teilen Westeuropas ist das Rind als Zugtier vor dem Pflug bereits 4000 Jahre v. Chr. anzutreffen.

Mit einher ging die Sesshaftwerdung der Menschen. Feste Strukturen wie Behausungen wurden geschaffen. Die Menschen wurden so von Benützern zu Bewirtschaftern der Natur und somit zu Kulturträgern sowie im vollen Sinne zu Bauern. Diese Epoche ist in der Jungsteinzeit (etwa nach 10000 vor Christus) anzusetzen.

Im Gegensatz zur Landwirtschaft, die zunehmend zur Kulturwirtschaft wurde, blieb der Wald – soweit er nicht den Rodungsflächen weichen musste- weitgehend in seinem Naturelement. Es wurde wohl Holz für Wärme oder Bauzwecke (Hütten…) gebraucht, aber nur aus dem Naturbestand entnommen.

Naturgemäß vermehrten sich die Menschen, und so musste unentwegt neuer Lebensraum geschaffen werden. Es waren immer wieder mühsame Rodungen notwendig. Besonders in unserer Gegend stellten die häufig vorkommenden Granitfelsen ein besonders kraftraubendes Hindernis dar. Dazu kam noch, dass viele dieser Steine durch ihre Formation sehr bedrohlich, ja sogar magisch wirkten.

Foto: Stein bei Kloibmühle

Kein Wunder, dass solches für den damaligen archaischen und an vielerlei Naturgötter glaubenden Menschen unerklärbar und geheimnisvoll wirkte und ihn immer mehr von verschiedenen Mächten und Kräften abhängig machte, welchen er sich meist hilflos ausgeliefert fühlte. Manchmal spürten die Menschen durch sie aber auch fruchtbringende, ja sogar beschützende Helfer. Die Jungsteinzeitbauern dürften vermutlich den Boden für Aberglauben gut aufbereitet haben.

Die Bauern als uralte Kulturträger kamen mit den verschiedensten Elementen in Berührung, dabei gewonnene Eindrücke konnten zu dieser Zeit wissenschaftlich nicht geklärt werden. Praktische Beweise oder Gegenbeweise sind offenbar auch nicht gelungen oder wurden nicht akzeptiert. So blieb fortan der Deutung dieser Kulte ein breiter Raum.

Dazu kommt, dass Bauern eine vielleicht etwas stärker ausgeprägte Kultneigung als andere Berufsgruppen haben, da sie in der Natur, mit der Natur und von der Natur leben. Man bedenke nur, wie sinnlich die Arbeit mit dem Pflug ist: Da werden lebende Elemente wie Pflanzen oder Bodentiere buchstäblich unter die Erde eingebracht oder zumindest mit ihr vermischt, und im gleichen Arbeitsgang wird Erde mit Wurzelbeständen, verschiedenen Organismen usw. oder auch tote Erde zu Tage gebracht. Und – welcher Bauer kennt das nicht, wie eigenartig anmutend sich der Wald bei Dämmerung oder Finsternis darstellt.

Foto: Diese Buche könnte uns wahrlich viel erzählen. Mit rund 1,5 m Brusthöhen-Durchmesser kann sie ein Alter von bis zu 300 Jahren haben. (44/1569)

Mit der Verbreitung des christlichen Glaubens begann sich die Vorstellungswelt der Menschen allmählich zu verändern.

Die geschichtliche Entwicklung des Bauernstandes von den ersten Rodungsarbeiten, der Abhängigkeit von verschiedenen Herrschaften und der damit verbundenen Not und Unterdrückung bis hin zur Befreiung im Jahre 1848 kann im Kapitel „Namens- und Herrschaftsgeschichte“ nachgelesen werden. Viele urkundliche Nennungen von Bauernhäusern sowie die Entwicklung und mögliche Bedeutung von Familien- und Hausnamen sind ebenfalls dort festgehalten.

Alte Urkunden, Verträge und Verlassenschaftsabhandlungen bestätigen einerseits das Elend, andererseits wird auch die Form der Abhandlung damit dokumentiert.

Beispiele dafür:

Hofübergabe:

Übergabe vom 10.02.1780:

Leopold Furtlehner, hiesiger Untertan am Unterebersdorfer, Maria seine Ehewirtin, bekennen, verkaufen und übergeben mit herrschaftlichen Konsens ihre innegehabte Behausung ihrem eheleiblichen Sohn, dem ehrbaren Anton Furtlehner, Juliana seiner zukünftigen Ehewirtin um den Kaufschilling 400 fl (Gulden).

Ausnehmen:

Lebenslängliche Wohnung in der Stubenkammer, Kost mit den jungen Leuten, jährlich 3 Metzen Korn und 2 Metzen Haabern (Hafer), 2 Metzen Schmalz, 2000 Weinstöcke (das sind Pflöcke zum Hochbinden der Weinstöcke), 1 Henne mitlaufen zu lassen und zu füttern und dann die Betreuung zu leisten.

Wasserbrief Eberstorfer

Fotos: Wasserbrief Ober Eberstorfer (44/1884), (44/2122), (44/2123)

„Wasserbrief

Auf dem Ehrbahren
Jacob Lumesberger
am oberen Eberstorf
Guthe
Ambt Dimbach
Wasser - Vergleich

Jacob Lumesberger am obern Eberstorf erscheindt an heindt (heute) vor allhiesiger Hof Kantzley vorgebend, wie daß ihm der hiesige Unter Eberstorfer Michäel Furthlehner Ihm sein benöttigtes Haußwasser strittig zu machen, willens war.

Weillen dan ermelter Ober-Oberstorfer ohne dieses Wasser, welches sich zwahr auf seinen Unteröberstorfer Gründten höbet, und darumben bey Auß- und abtheilung dieser beiden Gütter khein Dienst darauf geschlagen worden, in dem solches selbsten nicht hatte bewohnet und bestritten werden könne, wie es mithin auch das alte Stiftsbuech ordenlich aufweißet. Also wird ihm nochmahlen aller gewalt ertheillet sich dieses sambt dem Wassergraben, wie es vor alters her gebraucht worden, zu berechtigen und zu genießen, wie es ihm beliebt und belangt, ohne menigliches Einworth, irre oder Hinterniß. Dessen zu Urkund werden zwey gleich lauthende Acte (sub specie du..... ?) aufgerichtet und eines Ermelten Oberoberstorfer Jacob Lumesberger auf sein gehöriges Bitten zu seiner Richtschnur zu Handten gestellt worden.

Gegeben Closter Waldhausen, den 1. October 1708

Siegel Unterschrift

Cantzley alda“

Verlassenschaftsvertrag von 1718 (Auszug)

Kronberger

früher Cronberger, Hoch Cronberger

Herrschaftsarchiv Greinburg Hs. 14 (LAFR – 116), fol. 306
Urbar Herrschaft Kreuzen von 1681, Khainamt

Cronberger

Gregorius Winkhler

Raicht Jährlich                     f         ß        d
Natiuitatis Maria                            7      
Landtsteuer                         1        5       10
Robach Geldt                       1        2      
AnfailGeldt                                     4      
Pinngeldt                                       4      
HundtsHabern                      1 ¼ Mezen.

Ist ain Hoffstatt.

Hat vier Feldter, Äckher    12         Tagwerckh
Zwo Wiesen                     2           Tagwerckh
Zway Holzstättl                1 1/2     Tagwerckh
Ain Hausgartten               ½          Tagwerckh

Gibt den Zehent völlig zum Gottshauß auf Timpach

Haltet 4 Zug Oxen
3 Khür
2 Junge Galte Rinder
1 Schwein

Khaufrecht            200 f

Würdet bey begebender Veränderung mit dem Zehentenpfundt verfreyet.
Hat daß Sterbhaubt
Ligt in Timpeckher Pfarr
Vnnd in alhiestiger Graffschafft Creuzen Landt Gericht: vnnd Wildtpaan.

Kaufvertrag (Auszug)

„Thoma Huebmer an der Cronberg Hoffstatt Fol. 132 Ein Paur ohne gewerb

Zu dem Viertel Machland S.               In der Pfarr Dimpach

Bauet an ein Jahr ins andere:  Pflegt zu fächsen in mittleren Jahren:
9 Mezen                                    Korn                27 Mezen
13 Mezen      8 Maßl                  
Haaber            36 Mezen
                   4 Maßl                  
Haar                4
                                              
Hanff               7 tt

Hat Zug und nuzbares Vieh.
4 Ochsen
2Kühe
6 Schaaf
1 Gaiß
1 Schwei

Hat sonst an Grundstucken:              Nuzen hievon ein Jahr ins andere:
Wiesen                        2 Tagwerk         2 Färtl Heu
Obst Gärte                    ¼ Tagwerk        2 Emmer Most                          Zur Hauß..
Kraut Gärte                  ¼ Tagwerk                                                     Zur Hauß..
Holzgründe weiches       1 ½ Tagwerk     15 f für verkauffendes Holz.       Vnd Hauß..

Dessen Kauff: oder Schäzungspreis:     1718       450 fl
                                                            1727       484 fl

[Anmerkung: Leistungen an die Herrschaft]

Betrag zu einem Rüstgeld              fl      kr
Zur Graffschaft Creuzen                     2      30

Dessen Jährliche Gaaben                     
Nat. Mar.                                                52
Landsteuer                                      1      40
Robothgeld                                      1      15
Anfaillgeld                                              30
Pinngeld                                                 30
Vorlaggeld                                              45

1 Mezen 11 Maßl Hundts Haaber nach dem Creizner…
Zum Gottshauß nach Dimbach ganzen Getrydt: Zehent.“

Trotz der im Jahre 1848 endlich erlangten Freiheit mussten die Bauern in ärmlichen Verhältnissen dahinleben. Noch einmal 100 Jahre sollte diese entbehrungsreiche Zeit dauern.

Die Adelsherrschaft hatte zunehmend ihre Macht eingebüßt, dafür breitete sich das kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftssystem weiter aus. Die Bauern konnten am beginnenden Wohlstand wieder nicht teilnehmen und wurden von der entstehenden Welthandelsliberalisierung stark unter Druck gesetzt. Außerdem kamen sie mit dem neuen Finanzwirtschaftssystem kaum zurecht. Bauern, Arbeiter und Landarbeiter gehörten weiterhin zur ärmsten Klasse.

Nur langsam veränderten sich die wirtschaftlichen Strukturen.

In der Zeit von etwa Anfang 1600 bis Ende 1800 waren bei vielen Bauernhäusern kleine einfache Häusl mit etwas Grund dabei. Diese Häusl wurden errichtet, um einerseits eine Auszugsmöglichkeit zu haben, andererseits, um den weichenden Familienmitgliedern eine bescheidene Existenz zu sichern.

Als sich nun die wirtschaftlichen Bedingungen etwas verbessert hatten und Arbeiter in anderen Berufszweigen gebraucht wurden, verließen viele diese so genannten „Inhäusl“. Oft überwiegend aus Holz gebaut, verschwanden sie bald wieder.

Foto: Dachsbergerhäusl (94/1390)

Foto: Wegererhäusl (46/481)

Der Wohlstand ließ immer noch auf sich warten

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es in unserer Gemeinde noch kaum maschinelle Hilfsmittel, aber bei den Bauern war man nun guter Dinge, denn es wurde doch allmählich besser. Sie sahen nun Möglichkeiten, ihre Betriebe besser zu bewirtschaften und die Erträge zu behalten.

Dies war auch dringend notwendig, da ja ihre Häuser äußerst baufällig waren. Selbst einfache Geräte wie Futtermaschinen oder Schrotmühlen konnten sich die Bauern kaum leisten. Alles geschah durch Handarbeit.

Foto: Baufälliges Haus (46/649)

Fotos: Viele Arbeits- und Gebrauchsgeräte waren aus Holz. Ein ganz einfaches Holzgüllefaß (46/644) sowie eine aus Holz hergestellte Uhr (44/2161), (44/2162), (44/2163)

Die Felder bestellte man mit ganz einfachen Pflügen und Eggen, gezogen von Ochsen oder Kühen. Gemäht wurde ausnahmslos mit der Sense, Getreide mit der Hand gesät. Die Ernte war wiederum hart und schweißtreibend.

Foto: Daxberger (46/505)

Die Entfernung der Körner vom Stroh wurde mit der „Drischel“ erledigt oder man schlug sie überhaupt von Hand aus, indem man Strohbündel solange über einen Balken oder dergleichen schlug, bis sich keine Körner mehr im Stroh befanden. Auch Ochsen und Kühe setzte man ein, um das Korn aus dem Stroh herauszutreten.

Foto: Dreschflegel (44/1525)

Schon kurz vor oder während des ersten Weltkrieges hatten Kleinbauern eine so genannte „Stiftendreschmaschine“. Sie wurde von Hand angetrieben – eine enorm schwere Arbeit.

Etwas größere Bauern hatten bereits eine Dreschmaschine, welche von einem Benzinmotor angetrieben wurde. Die mit Holz aufzuheizenden Dampfkessel wurden Anfang der 20er Jahre angeschafft und mussten aufgrund ihrer Masse (etwa 3000 kg) von mehreren Ochsengespannen gezogen werden.

1913 kauften die Bauern Obergassner und Wiesecker eine Dreschmaschine und einen Benzinmotor.

Foto: Dreschen beim Großspendling in Dimbachreith 21 (46/405)

Bei der Familie Lehner in Kleinerlau wurde noch 1987 das letzte Mal mit der „Stiftendreschmaschine“ gedroschen.

Zwischen 1900 und Beginn des ersten Weltkrieges kamen auch die ersten Pferde zu den Bauern. Diese waren schneller und beweglicher als Kühe und Ochsen, womit die Arbeit schneller bewältigt werden konnte.

Foto: Pferdefuhrwerke beim Wegerer in Vorderdimbach 6 (46/513)

Foto: Ackern mit Pferd, Sagmühle, Dimbachreith 15 (46/374)

Foto: Fam. Käferböck um 1928 (46/696)

In dieser Zeit begannen die ersten Bauern auch mit der Verbesserung ihrer bis dahin sehr schlechten Gebäude. Erste Wohnhäuser wurden mit einem Stockwerk versehen, also „aufgestockt“.

Foto: Strohgedecktes Haus, Stadler, Vorderdimbach 9 (46/552)

Foto: Strohgedecktes Haus, Achleiten, Gassen 6 (94/1434)

Foto: Familienfoto, Obergrammersdorfer, Hornberg 5 (46/342)

Noch ehe die Betriebe einigermaßen „zusammengerichtet“ waren, so nannten es die Bauern, brach ziemlich überraschend der erste Weltkrieg herein, und alle Hoffnung auf ein besseres Leben war dahin. Die meisten wehrfähigen Männer mussten zum Kriegsdienst, Bäuerinnen und Mägde hatten die Hauptarbeit zu bewältigen, auch Kinderarbeit war ganz normal. Einer Erzählung zufolge mussten Kinder so viel arbeiten und hatten so wenig zu essen, dass manche vor Schwäche zusammengebrochen und auch gestorben waren.

Überall machte sich ein krasser Nahrungsmangel breit. Pferde oder anderes Vieh mussten für Kriegszwecke abgeliefert werden. Pferde mussten zur Stellung. Nach der Ausmusterung setzte man die besten Tiere zum Transport von Kriegsmaterial ein. Während der Kriegsjahre war weitgehend wirtschaftlicher Stillstand.

Nach Kriegsende begann sich die Bewirtschaftung der Betriebe nur langsam zu erholen. Es fehlten vor allem die im Krieg gefallenen oder verwundeten Männer.

Foto: Heuernte mit Leiterwagen. Heiratswillige Mädchen, welche gut „Heu- und Getreidefasten“, gut mähen und gut melken konnten, waren sehr begehrt. (46/420)

Foto: Heuernte Sagmühle (46/368)

Bildung

Die Gegebenheiten dieser Zeit ließen auch der Bildung keinen Raum. Die heranwachsenden Bauernkinder mussten viel am Hof mitarbeiten und hatten fast nur Volksschulbildung, welche 6,5 Jahre dauerte. Jene, welche nach 6,5 Jahren das 14. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten, mussten bis zur Erreichung desselben einmal pro Woche noch in die Schule gehen – Donnerstagschule („Pfingsta-Schule“).

Landwirtschaftliche Kurse - 1926 besuchten 32 Personen einen Obstbaukurs - steigerten allmählich das Wissen in verschiedenen Bereichen. In den Zwischenkriegsjahren hatte die Dimbacher Bauernschaft fünf Absolventen in „Landwirtschaftlichen Fachschulen“ zu verzeichnen. Es sind dies: Karl Furtlehner (Auger in Gassen), 1928, Fachschule Schlierbach, Karl Leonhartsberger, (Wegerer – späterer Mesner und Organist), 1928, Fachschule Schlierbach, Josef Dirringer (Hilber), 1935, Fachschule Aigen-Schlägl, Josef Gruber (Untergrammersdorfer), 1931, Fachschule Aigen-Schlägl, Johann Gruber (Untergrammersdorfer), 1937, Fachschule Aigen-Schlägl.

Fotos: Besuch einer Landwirtschaftsschule (44/477) und (44/478)

Auch der Besuch einer mittleren oder höheren Schule war eine äußerst seltene Angelegenheit. Eine Hochschulbildung hatten eigentlich nur die Priester, von denen Dimbach mehrere hatte.

Ähnlich schlecht wie die Bildung war auch die medizinische Versorgung. Weil das Geld fehlte, wurde die medizinische Behandlung oftmals unterlassen. Die Folgen waren sehr häufig langes Leiden, Siechtum und früher Tod. Es gab weder Krankenversicherung noch Pensionsversicherung und natürlich auch keine Pensionsleistung – heute unvorstellbar. Besonders hart wurden jene Menschen getroffen (meist ältere und hilfsbedürftige), die keine Angehörigen und auch sonst niemanden hatten, die ihnen Hilfe gewährt hätten. Solche waren dann gezwungen, in die so genannte Einlage zu gehen. Diese Einleger mussten von den Bauern eine bestimmte Zeit (etwa eine Woche, je nach Größe des Betriebes) aufgenommen werden. Nach dieser Versorgungszeit mussten die Einleger mit den wenigen Habseligkeiten zum nächsten Bauern gebracht werden. Dabei kam es oft zu emotionalen Szenen, wenn die Einleger von einem guten Haus nicht weggehen wollten. Die letzte Einlageperson war die Furtlehner Hanni (so nannten sie die Leute). Nachdem sie ihre bescheidenen Ersparnisse durch die Geldentwertung verloren hatte, musste sie völlig verarmt in die Einlage gehen und starb 1937 beim Schützenhofer. In diesem Jahr starben beim Schützenhofer nicht nur die Einlegerin, sondern auch 2 Familienangehörige.

Geschichte aus dem Leben: „Die Einleger“ von Franz Hamminger

Bekleidung

Kleidung und Schuhwerk der Bauern war sehr dürftig. Die Sonntagskleidung musste teilweise jahrzehntelang halten, man gab daher darauf besonders acht. Die schlechten, morastigen Wege brachten so manchen „Dreckspritzer“ auf die Kleidung. Damit es nicht zu arg wurde, stülpten die Männer ihre „Hosenhaxen“ etwas auf, und die Frauen, die damals ziemlich lange Röcke trugen, zogen diese etwas hoch. Manche Frauen, so wurde erzählt, hielten ihre Röcke fast bis zur Kirchentüre ein bisschen „auf“, manchmal wohl auch deshalb, damit die umstehenden Leute die feinen Unterröcke begutachten konnten.

Foto: Die Bäckergasse als Kirchenweg – das Hochhalten der Sonntagsröcke ist hier verständlich (36/586)

Das Wochentagsgewand wurde so lange geflickt, bis es nicht mehr möglich war. Ein kärgliches Schuhwerk - selbst hergestellte Pantoffel oder sogenannte „Holzbundschuhe“ (Holzsohle mit von alten Schuhen stammendem Leder darauf, welches geschnürt werden konnte) ergänzte die ärmliche bäuerliche Erscheinung. Vielfach ging man auch bloßfüßig.

Handarbeit und einfache Maschinen

Nur ganz langsam kamen Maschinen zum Einsatz: Einfache Futterschneidemaschinen, Dampf-Dreschmaschinen mit überbetrieblichem Einsatz, Sämaschinen und Mähmaschinen, etwas später Kartoffelrodler, einfache Futterhäksler und Schrotmühlen. Ende der 30er Jahre gab es zunehmend Benzin- und Dieselmotoren.

Foto: Dreschen mit Dampfkessel mit Maschinisten (44/461)

Foto: Maschindreschen in Gassendorf (44/436)

Die ersten Traktoren waren 1941/42 beim Auger in Gassen und Bauerngruber angeschafft worden (Marke Kramer 11 PS, Marke Primus ca. 20 PS).

Foto: Traktor vom Bauerngruber (44/1268)

Insgesamt betrachtet kam die Mechanisierung zu dieser Zeit nicht richtig voran. Ein spürbarer Wohlstand war immer noch nicht möglich. Wirtschaftskrise sowie soziale und politische Spannungen verhinderten ihn.

Gegen Ende der 30er Jahre kam die Wirtschaft überraschender Weise ein bisschen in Schwung. Die Bauern konnten mehr Produkte verkaufen und den dabei erzielten Erlös nutzten sie für Investitionen. Schon glaubte man, Hitler bringe etwas Wohlstand – welch ein verhängnisvoller Irrtum. Diese kurze Wirtschaftsbelebung hatte bereits mit der Kriegsvorbereitung zu tun. Bald darauf wurden auch schon die ersten jungen Männer zum Arbeitsdienst eingezogen.

Anstatt des Wohlstandes kam der Zweite Weltkrieg.

Ein unsägliches Leid nahm seinen Anfang. Abermals mussten Väter, Söhne und Knechte in den Krieg ziehen. Die Arbeitslast blieb bei den Frauen, Kindern und alten Leuten.

Bei der Erstellung der Einberufungsbefehle war man oftmals absolut nicht sensibel. Franz Heiligenbrunner (Lurberger) erzählt, dass alle drei Brüder einrücken mussten, obwohl ihre Mutter, auch nicht mehr gesund, alleine am Hof war. Fallweise gab es eine Mithilfe von einem Nachbarn.

Mancherorts beklagte man ein höchst eigenartiges und nicht nachvollziehbares Auswahlsystem für den Kriegseinsatz. Besonders schwer getroffen hat es zum Beispiel die Familie Bindreitner aus St. Georgen/W. Alle fünf Söhne wurden eingezogen, alle fünf waren gefallen – ein besonders hartes Schicksal.

Der Krieg lichtete den ländlichen Raum. Waren vor Kriegsbeginn vielfach sechs, sieben oder mehr Arbeitskräfte am Hof, so waren es nach Kriegsbeginn oftmals nur mehr drei oder vier Personen, manchmal auch weniger, welche die Arbeit bewerkstelligen mussten. Zu dieser Zeit, so wird erzählt, wurde nur mehr das Allerwichtigste getan, alles andere musste unerledigt bleiben. Arbeiten an Gebäuden wurden verschoben, Waldpflege und –nutzung wurde beinahe eingestellt.

Der teilweise Einsatz von Fremdarbeitern bei den Bauern - oft waren es gefangene Russen oder Serben – brachte unterschiedliche Ergebnisse. Manche konnten sehr vielseitig eingesetzt werden, andere waren mit der Landarbeit völlig überfordert.

Eine äußerst unangenehme Aufgabe war die Überbringung der Einberufungsbefehle, welche teilweise durch „Zustellungshelfer“ aus der jeweiligen Region erledigt werden mussten. Zum Bürgermeister kam von der Kriegsbehörde der Auftrag, in Frage kommende Personen zu benachrichtigen. Dieser hatte gemeinsam mit seinen Mitarbeitern wie dem Ortsbauernführer sowie anderen örtlichen Helfern die schwierige Aufgabe, dafür zu sorgen, wegen der kriegspflichtigen Einbeziehung entstehende Probleme und Härten im landwirtschaftlichen, gewerblichen und persönlichen Bereich soweit wie möglich zu minimieren. Der Bürgermeister informierte den Gemeindediener, zu Kriegsbeginn Johann Lumesberger (Haiderfranzl), welcher wiederum die Zustellungshelfer verständigen musste.

Einer dieser Helfer war Franz Gruber (Grammersdorfer Franzl). Dieser – selbst kriegsversehrt aus dem ersten Weltkrieg - musste dann auch noch am gleichen Abend oder zu weiter vorgerückter Stunde zum Bürgermeister kommen, die Einrückungsbefehle entgegennehmen und diese dann manchmal noch in derselben Nacht zustellen.

In einem Fall kam er etwa um 2 Uhr früh zu einem Kriegspflichtigen (Plumpfer), klopfte an, weckte ihn auf und teilte ihm mit, er müsse noch in derselben Nacht fort und schon mit dem ersten Zug nach Linz und dann weiter nach Deutschland fahren.

Einen anderen Einrückungsbefehl musste er Josef Leimhofer (Rois) überbringen. Dieser war gerade beim Grasmähen. Josef Leimhofer hörte sofort zu arbeiten auf, ging nach Hause, hängte seine Sense auf, zog andere Kleidung an und ging noch zur selben Stunde fort.

Jedes Mal, wenn jemand in den Krieg ziehen musste, war in der Familie ein großes Wehklagen.

Frau Margarete Lumesberger (Ebersdorfer) erinnert sich noch daran, wie sie einmal ihren Bruder Josef nach einem Heimaturlaub wieder zum Zug begleitete, um wieder zur Front einzurücken. „Dies war eines meiner schmerzhaftesten Erlebnisse“, schildert sie.

Viele Bauernfamilien, ja die gesamte Pfarrgemeinde, hatten einen hohen Preis an Menschenleben in diesem Krieg zu entrichten. Von den meisten Familien musste jemand einrücken, viele von diesen wurden verwundet oder waren gefallen. Nachdem damals der Anteil der bäuerlichen Bevölkerung sehr hoch war, gab es naturgemäß bei den Bauern auch einen hohen Anteil an Verwundeten und Toten.

Natürlich erlebten die Soldaten an der Front schreckliche Zustände. Todesängste, schwerste Verletzungen, Hunger und Durst setzten ihnen nachhaltig zu. Besonders bitter war es für jene Soldaten und ihre Familien, welche nahezu den ganzen Krieg mitmachen mussten und schließlich noch in den letzten Kriegstagen gefallen waren.

Auch die Heimkehrer hatten viele Hindernisse zu überwinden und kamen oftmals erst viele Monate nach Kriegsende nach Hause. Viele von ihnen trugen derart große Kriegsleiden davon, dass sie oft nur mit Mühe ihre Bauernhöfe wieder bewirtschaften konnten.

Wie immer in Kriegszeiten war auch großes Leid unter der Zivilbevölkerung zu beklagen. Feindliche Soldaten stahlen und bedrohten die Bevölkerung, besonders dann, wenn sie keine Nahrungsmittel bekamen.

Frau Maria Göschl erzählte, dass man den ganzen Tag über aufmerksam war, ob nicht fremde Soldaten daherkommen würden. War dies der Fall, versteckten sich vor allem die Frauen und jungen Mädchen sofort. Sie wurden besonders leicht Opfer von Gewalt und Missbrauch.

Leid und Entbehrung jeder Art war allgegenwärtig. Dennoch, so wurde erzählt, war die Not im Ersten Weltkrieg noch größer.

Auch die Nachkriegswirren zogen unheilvolle Spuren und bargen viele Gefahren in sich. Unsicherheit und Gewalt beherrschten die ersten Nachkriegsmonate. Noch vorhandenes Kriegsgerät wurde meist durch Sprengung unbrauchbar gemacht und als Schrott zurückgelassen. Herumliegende Munition beeinträchtigte nach dem Krieg teilweise die Bewirtschaftung von Grundstücken schwer und war zudem sehr gefährlich. Daneben gab es noch zahlreiche Bombentrichter oder -krater im Ausmaß von 8-10 m Durchmesser und bis zu 3 m Tiefe, welche nach dem Krieg alle wieder zugeschüttet werden mussten. Im „Zwicklgraben“ ist heute noch ein solcher gut erkennbar.

Ein bitteres Erlebnis hatten auch die Bauern Franz und Anton Gruber (Grammersdorfer), als sie bei der Feldarbeit waren. Plötzlich kamen Personen fremder Nationalität, die kurz zuvor aus dem KZ Mauthausen befreit worden waren, daher und nahmen ihnen kurzerhand die Pferde weg, die sie nie mehr zurück bekamen. Auch beim Dipplhofer und Schwarzer wurden Pferde umgetauscht oder mitgenommen. Ähnliches wird wohl auch bei anderen Bauern geschehen sein.

Nachkriegszeit

Spruch:
Oh Friede, du bist ein edler Schatz,
hast nicht bei allen Leuten Platz.“

Als der Krieg endlich vorbei war und die Nachkriegswirren überstanden waren, sahen sich die Leute einem riesigen Trümmerhaufen gegenüber. Not und Elend waren überall. Dazu noch hohe Arbeitslosigkeit. Dennoch, die Menschen waren nicht ohne Hoffnung, sie ahnten gewissermaßen eine neue, bessere Zeit heraufkommen. Das gab Kraft zu einem großen Aufbauwillen. Sie packten praktisch überall zu, wo etwas zu tun war. Wichtigste Aufgabe war nun, genügend einfache Lebensmittel zu erzeugen.

Foto: Traktor mit Ladewagen von der Sagmühle (44/1882)

Eine bescheidene Mechanisierung wurde vorgenommen und, soweit möglich, Wohnhäuser und Betriebsstätten instand gesetzt.

Foto: Traktor von Kloibmühle (44/1297)

Vielfach wurden die Grundelemente für den Hausbau, nämlich die Ziegel, von den Leuten selbst hergestellt – „Ziegelschlagen“ – wie es damals hieß. Lehm, das Ausgangsmaterial für den Mauerziegel, kommt auch stellenweise in Dimbach vor.

Foto: Ziegelherstellung beim Unterhöftner, Großerlau 11 (47/1294)

Auch Zementdachziegel erzeugten die Leute bis in die 60er Jahre herauf oft in größeren Mengen selbst.

Foto: Dachziegelerzeugung bei Familie Buchinger (Pointler), Vorderdimbach 23 (51/1915)

Allmählich kam es zu einer merkbaren Mechanisierung. Landmaschinen aller Art wurden angekauft und erleichterten die Bauernarbeit. Daneben veränderte der Strukturwandel auch den Personenstand. War es früher üblich, dass zumindest vier bis fünf Personen am Hof arbeiteten, fiel nun der Personalstand auf unter vier zurück.

Die Bauern selber suchten sich oft einen Nebenerwerb, womit mehr Geld zur Verfügung stand. Dieser Nebenerwerb forderte allerdings auch seinen Tribut: Die Arbeit am Betrieb verlagerte sich vermehrt zu den Frauen.

Mopeds, Motorräder und Autos machten die Menschen mobiler

Soweit erfahrbar, dürfte es 1953 die ersten PKW bei den Familien Bauerngruber und Sagmüller gegeben haben. Die Familie Sagmüller besaß 1950 auch bereits ein Motorrad.

Foto: PKW Bauerngruber 1953 (94/1266)

Ein weiterer großer Fortschritt war der Beginn der Elektrifizierung. Dadurch gab es auch im bäuerlichen Haushalt große Arbeitserleichterungen. Einher ging eine Verbesserung der oftmals noch sehr ärmlichen Gebäude.

1957 wurden mit dem Landwirtschaftlichen Zuschussrentenversicherungsgesetz die Grundlagen für das bäuerliche Sozialsystem geschaffen.

1959 errichteten 34 Interessenten ein Kühlhaus, welches für eine abwechslungsreichere Ernährung auch in den Sommermonaten sorgte (siehe Kapitel „Gemeinschaftseinrichtungen“).

Etwa ab 1955-1960 setzte der Senkgruben- und Silobau ein, wobei man meist Hochsilos aus Holz oder Beton errichtete.

In den 1960er Jahren wurde bei Rindern mit TBC-Untersuchungen begonnen. Viele Tiere mussten „ausgeschieden“ werden, für die Bauern oftmals ein schmerzhafter finanzieller Verlust.

Telefonverbindungen entstanden, erster Obmann der Telefongemeinschaft war Herr Josef Lumesberger (siehe auch Kapitel „Geschichte des Telefonierens in Dimbach“).

In den 70er Jahren begann eine rege Bautätigkeit an den bäuerlichen Betriebsgebäuden. Somit konnte der Viehbestand vergrößert werden. Auch Wohngebäude wurden saniert oder neu errichtet.

Spruch:
Das Bauen vom Haus war eine Lust,
was´s kosten wird, habe ich nicht gewusst.“

Der wirtschaftliche Aufschwung ermöglichte die Anschaffung neuer Maschinen wie Ladewagen und Mähdrescher. Die Familie Ober-Grammersdorfer erwarb 1964 das erste dieser Erntegeräte (Mähdrescher).

Foto: Moderner Mähdrescher beim Hilber (44/1579)

Von der Mechanisierung zur Technisierung

Die in den 50er und 60er Jahren einsetzende Mechanisierung, die den Bauern gewaltige Arbeitserleichterungen brachte, wird nun etwa seit der 2. Jahrtausendwende zunehmend von der Technisierung abgelöst. Vor allem in der Milchwirtschaft findet Hochtechnologie erste Anwendung. Dazu werden die Rinderstallungen mit der lange Zeit bewährten Anbindeform mehr und mehr von Laufställen abgelöst.

Auch der ursprünglich einfache Traktor, der als Zugmaschine beste Dienste leistete, wird nun vielfach nach seiner High-Tech-Ausrüstung beurteilt, obwohl diese zur eigentlichen Aufgabe als Zugmaschine gar nichts Entscheidendes beiträgt.

Dass diese starke Überbetonung modernster, aber auch sich wieder schnell überlebender Entwicklungen an die Bauern hohe Anforderungen stellt, kann bereits als gesichert gelten.

Foto: Mähdrescher Schützenhofer (44/1581)

Foto: Siloballen (44/1587)

Mia hom dahoam a Bauernhaus,nit groß und a net kloa,
heufti vü Orbat gibt`s do zan toa.
In da Früha um fünfi hoast`s aussa aus`n Bett,
Lieg`n bis um siemi, na dös gibt`s bei uns net.

D´Muatta und da Vota san ollwei fleißi gwen,
won a schlechte Zeitn woan, ba ea hots ollas gem.
Oa, Brot, Müch und Butta, dös woa gmua do,
und so moncha Städtla woa domois drüwa froh.

Mia Kinda mia san gwochsn, so ois wia dö Ruam,
san a recht lusti gwen, d`Menscha und dö Buam.
O mei, dös woa a schöne Zeit, oft denk i drüba noch,
es hot si ollas gändert, d‘Erinnerung bleibt woch.

Dö neichi Zeit, sie is varuckt,
weis in an jedn Kopf umspuckt.
Neamt hot Zeit, doch si wa do,
a jeda rennt si söwa no.

Bauer sei is nimma leicht,
weil`s hint und vorn nit reicht.
D`Maschinen kostn so vü Göd,
weil‘s Vahötnis nimma zöht.

D`Müch kost an Pakadö,
da Bierpreis steigt schnö,
S´Korn bringt fürs vabrenna mehr,
es is a Schaund und a Malea.

S´Jammern nutzt do freili nix,
EU-Preise san fix!
Vielleicht kimmt wieda dö Zeit
der Versorgungsnotwendigkeit.

Wo Grund und Bod´n kriagn an Wert,
so wias es ghört.
Won wos wochst und gedeiht
für D´Menschheit.
Lebensmittl van Bauernstand
wünsch i ma füa unsa Laund!

(Margarete Sickinger)

Foto: Getreidefeld Schützenhofer (44/1575)

Foto: Maisfeld (44/1583)

Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Österreich als Mitgliedsland der EU seit 1995

Schon Anfang der 90er Jahre wurde die Agrarpolitik zwar langsam, aber sehr zielbestimmt und ohne dass es die Bauern richtig fassen konnten, auf den EU-Beitritt vorbereitet. Die landwirtschaftliche Produktion wurde nicht zuletzt durch massive Beratung ständig gesteigert. Das Resultat: Eine sehr teure Überproduktion und sinkende Produzentenpreise bei zunehmender Bodenbelastung.

Dem oftmals geäußerten Gedanken des Wachsens und Weichens wurde ganz bewusst Vorschub geleistet.

Die EU-Volksabstimmung im Jahr 1994 brachte wegen der stark einseitigen Pro-EU-Werbung und einer unverhohlen ausgesprochenen Warnung für den Fall eines Nicht-Beitrittes 66 % Zustimmung. Allerdings waren und blieben viele Bauern bis zum heutigen Tag dem EU-Beitritt gegenüber immer misstrauisch. Und wie die Dinge sich entwickeln, haben sie zunehmend recht. Heute geht das Bestreben dahin, möglichst den gesamten Agrarmarkt zu liberalisieren. Das war auch immer das Ziel vieler EU-Mitgliedsländer. Österreich verhält sich diesbezüglich etwas zurückhaltender. Die Welthandelsorganisation WTO nützt diese Chance und versucht, eine gesamte Welthandelsliberalisierung durchzusetzen, wie man sieht, mit einigem Erfolg. Die landwirtschaftlichen Produktpreise erreichten vor allem bei Milch, Getreide und Fleisch einen Tiefststand, der nicht nur den österreichischen Bauern, sondern auch den viel größeren europäischen Bauern ein starkes Einkommensminus – trotz Ausgleichszahlungen – einbringt. Dazu kommt noch, dass infolge der Liberalisierung und des damit verbundenen Wettbewerbes den Bauern eine Höchstarbeitszeit abverlangt und eine gravierende Umweltbelastung mit Klimaveränderung begünstigt wird.

Sollte diese Entwicklung so weiterlaufen, wird das in Österreich in den kommenden Jahren vielen zehntausenden Bauern das endgültige Aus bringen.

Gott sei Dank kann man aber bei genauer Beurteilung des Agrargeschehens bereits erkennen, dass bei den Bauern die Lust am Aufhören bei weitem nicht so groß ist, als die Agrarpolitik sich das erwartet hätte. Ganz im Gegenteil, es ist sogar ein zunehmendes Interesse an einer kleinen bäuerlichen, naturnahen Eigenversorgung zu erkennen.

Die Bauern waren, so wie alle anderen Berufsgruppen und Lebensarten auch, einem ständigen Wandel unterworfen. Jedoch, so scheint es, nahmen die Bauern das niemals und zu keiner Zeit sehr bereitwillig hin.

Dass das so ist, beweist ein Vorwort von Josef Dirringer (Hilber – verstorben im Jahr 2000), welches er 1935/36 als landwirtschaftlicher Winterschüler in Aigen-Schlägl an seinen Berufsstand richtete. Darin schrieb er:

Angeregt von inniger Heimatliebe und der Pflege der Überlieferung sei hier versucht, meiner Heimat Geschichte und Vergangenheit in knappen Umrissen zu schildern und besonders auch meiner Geburtsstätte – meinem Elternhaus - ein kleines Denkmal zu setzen.

Der Bewohner des Landes, der Bauer, hat heute schon sehr viel von seiner Eigenheit – der alten Bauernkultur - eingebüßt, wollte seine Lebensbeziehungen dem Städter nachahmen. Die Folge – er verlor viel kernhafte Kraft seines erdgewachsenen Bauerntums durch eine Alleweltkultur. Der Verfall des alten Bauerntums brachte in allen Stücken eine Verödung des früher so schönen Dorflebens.

Nun gilt es, ein vollwertiges Bauernleben zu schaffen, eine neue Bildung auf das Land zu bringen. Der Bauer soll sich frei machen von dem überwiegenden Einfluss der Stadt, der ohnehin schädlich ist und der ihm viel Schönes geraubt hat. Die Bildung des Bauern darf ihn nicht aus seinem Stand herausheben, aus Natur, Heimat und Geschichte, weil diese drei Lebensbedingungen ihn auch mit dem Volksganzen aufs Innigste verbinden.

Die Freude zur Natur rege uns an zur Berufsbildung in der Fachschule, in praktischer Ertüchtigung.

Die Liebe der Heimat sei uns Pflege des Volksliedes, der Sitten und Gebräuche unter anderem.

Der Hang zur Geschichte sei uns Erforschung wie unsere Heimat entstanden, wie unsere Vorfahren die Scholle bebauten, welche Ahnenreihe unser Elternhaus aufweist.“

Alte Bauersleute erzählen

Am Anfang dieser Erzählungen soll ein sinniger Spruch Zeugnis für die Mühen der Generationen, zu der unsere Eltern und Großeltern gehörten, geben:

„Wer im Frühjahr nicht zawelt (sich beeilt),
im Sommer nicht gabelt,
im Herbst nicht früh aufsteht,
der muss erst sehen, wie es ihm im Winter geht.“

Während wir heute alle unsere Tätigkeiten nahezu zur Gänze mit einem Monatsdatum festmachen, schauten früher die Menschen auf die verschiedenen Anlassdaten. Besonders die sogenannten „An-Feiertage“ („On-Feiter“) wurden für allerlei Erledigungen herangezogen. Antonitag, Fabian und Sebastian, Paulibekehrung, Faschingtag, Josefitag, Florianitag, Veitstag, Sonnenwendtag, Bartolomätag, Egyditag, Michaelitag – um nur einige wichtige zu nennen. Wesentliche Arbeiten sollten an diesen Tagen begonnen bzw. abgeschlossen werden.

Im Winter mussten die Dienstboten an solchen Tagen etwas weniger arbeiten. Neben der Stallarbeit, die allerdings immer verrichtet werden musste, konnten sie an solchen Tagen mehr für ihre eigenen Bedürfnisse tun. Die Auszahlung der Löhne erfolgte auch häufig an solchen Tagen.

Der Josefitag (19. März), so erzählt man, war früher noch ein „freier“ Tag. Die Bauern gingen an diesem Tag gerne „Handeln“ (Viehkauf). Aber nach dem Josefitag ging dann die Arbeit richtig los.

Im Frühjahr mussten die Wiesen von Laub, Ästen und Wasserüberläufen „geräumt“ werden. Die Felder waren zu bestellen. Eine Arbeit für viele Tage, wenn man bedenkt, dass man mit einem Pferd an einem langen Tag (ca. 9 Std.) etwa 1 Joch (5755 m2) Land pflügen konnte. Mit 2 Ochsen oder Kühen schaffte man etwa „1 Tagwerk“ (3400 m2). Das Flächenmaß „Tagwerk“ kommt in alten Verlassenschaftsabhandlungen oder Übergabeverträgen früherer Zeiten immer wieder vor und kennzeichnet jene Fläche, welche an einem Tag bearbeitet werden konnte.

Einige Zeit später mussten die Erdäpfel eingelegt werden. Diese waren damals ein dringend notwendiges Nahrungsmittel bzw. zur Schweinefütterung unumgänglich notwendig. Vielfach wurde ein ganzes Hektar Boden damit bebaut.

Foto: Kartoffelernte (Saatgutvermehrung) beim Auger bei Gassen, Gassen 51 (46/422)

Im Mühlviertel setzte sich der Erdäpfelanbau schon frühzeitig (um etwa 1785) durch. Auch Kleinhäusler oder Häuslbesitzer bauten bei Bauern Erdäpfel zu ihrem eigenen Gebrauch an. Dafür mussten sie beim Bauern eine gewisse Zeit arbeiten. Die Pflege der heranwachsenden Erdäpfelkulturen erfolgte überwiegend von Hand.

Foto: Kulturpflege mit Hand und Tier. Die Erdäpfel wurden früher mit Pferden (Ochsen) und Pflug „angehäufelt“ (mit Erde bedeckt). Es war reine Handarbeit. Heute werden zur Kartoffelpflege moderne Maschinen eingesetzt. (44/1221)

Eine besonders intensive Zeit war die Zeit der Heuernte. Der Arbeitstag begann zwischen 3 und 4 Uhr früh mit dem Mähen mit der Sense. Diese Arbeit dauerte, nur unterbrochen durch das auf die Wiese gebrachte Frühstück (Rahmsuppe, „Stosuppe“ oder Malzkaffee) oft bis 9 oder 10 Uhr. Nach zwei Tagen Sonnentrocknung – dazwischen wenden, Heuschöber machen – erfolgte das Einfahren des Heus, wobei täglich vier bis fünf „Fachterl“ (Fuhren) ins Trockene gebracht werden konnten. Am Abend brachten mehrere Personen das Heu in schwerer Handarbeit auf den Heustock.

Foto: Heuernte mit Leiterwagen (46/983)

Die Wiesen wurden früher meistens zweimal gemäht. Die „Frühmahd“ brachte etwa zwei Drittel Futter, die „Spätmahd“ (Grummet) ein Drittel. Heute wird vier- oder fünfmal gemäht. Früher war die Herbstweide weit verbreitet.

Foto: Heuernte bei Auger bei Gassen, Gassen 51 (46/419)

Ähnlich hart wie die Heuernte war die Getreideernte. Im Gegensatz zu heute bauten viele Bauern damals große Flächen Roggen an, aus welchem das damals zur Gänze noch selber gebackene wichtige Grundnahrungsmittel Brot erzeugt wurde.

War die Zeit des „Kornschneidens“ – wie es die Bauern nannten - gekommen, mussten alle am Hof verfügbaren Arbeitskräfte mithelfen. Oft standen auf den Feldern 500 bis 600 „Kornmandl“ dicht nebeneinander.

Foto: Bei jedem Bauernhaus sah man sie im Sommer – die „Kornmandl“. Heute hat sie der Mähdrescher gänzlich verdrängt. (44/1919)

Foto: Kornschnitt beim Bauernhader, Dimbachreith 25 (46/536)

Foto: Auf Steilflächen mussten beim Getreide- oder Heueinfahren auf der Hangoberseite kleinere Räder aufgesteckt werden. (46/537)

Zur Hafermahd gingen oft fünf bis sechs Personen ans Werk, wobei teilweise mit Nachbarbauern zusammen gearbeitet wurde. Um dem manchmal herrschenden Platzmangel entgegen zu wirken, musste die Ernte am „Haferstock“ (Bezeichnung für den Bergeraum in der Scheune) getreten werden. Diese Arbeit verrichtete man mit einem Ochsen oder Pferd. Das mag sehr romantisch anmuten, war aber in Wirklichkeit eine mühevolle Arbeit.

Haferkäse „Hafer-Schaferlkas“ – eine Köstlichkeit:

Bei der Haferernte wurde Topfen in einen Bottich gegeben, dieser mit einem Tuch zugebunden und im Haferstock aufbewahrt. Im Herbst, wenn der Hafer gedroschen wurde, kam auch das „Schaferl“ mit dem „Kas“ zum Vorschein. Gemeinsam aß man ihn, der, wie berichtet wurde, sehr gut war. Manchmal war er schon von Maden bevölkert, welche man kurzerhand entfernte.

So wie der Roggen besonders der menschlichen Ernährung diente, wurde Hafer für die Zugtiere und als allgemeines Futter eingesetzt.

Foto: Haferernte beim Rauh, Vorderdimbach 4 (44/489)

Getreide stammt aus verschiedenen Arten von Wildgräsern. Getreidekörner sind sehr mehlhaltig, sie kommen in Ähren, Rispen und Hülsen vor.

Im Mittelmeerraum reicht Getreide bis in die Steinzeit (mehr als 10000 Jahre vor Christus) zurück. In unserer näheren und weiteren Umgebung dürfte der Getreideanbau in der Jungsteinzeit (etwa 4000 vor Chr.) anzusetzen sein. Älteste Getreideart ist die Gerste.

Kaum war die Getreidearbeit samt „Stoppelsturz“ zu Ende, kamen die Vorbereitungen für die Herbstsaat.

Ägydius (1. September) war fast ein magisches Datum für die Bauern: „Ägydi bau`s Korn, wart nimmer bis morgen!“

Bereits in der ersten Septemberwoche begannen die Bauern mit der Wintersaat. Wenn es jemandem in der „Ägydiwoche“ noch zu früh war oder er es zeitlich nicht schaffte, gab es die nächste passende Gelegenheit in der „Kreuzwoche“ (14. September – Kreuzerhöhung). Wer die Kreuzwoche auch vorübergehen ließ, hatte noch eine letzte Chance in der „Motthais-Woche“ (Matthäus, 21. September). „All jene, die auch in dieser Woche nicht angebaut haben, sind ohnehin selten zurechtgekommen“, erzählen die Bauern.

Zur Information: Heute ist aufgrund der Saatgutzüchtung und der besseren Böden auch ein Oktobertermin für die Herbstsaat noch möglich.

In den Monaten August und September begann auch die Herbstweide. Damals gab es noch keine elektrischen Weidegeräte. Weideflächen mit Stacheldrahteinzäunung waren in unserer Gegend auch eher selten, so musste jemand vom Hauspersonal das Vieh hüten.

Eine ganz wesentliche Arbeit im Herbst war die Obsternte. Früher, wo viele Menschen am Bauernhof harte Arbeit verrichteten, wurde viel Most konsumiert. Die meisten Bauern erzeugten 40 bis 50 Eimer (1 Eimer = 56 Liter) Most.

Foto: Mostkrug (44/2126), (44/2131)

Beim Leitner am Redlberg wurden in früherer Zeit in guten Obstjahren an die 200 Eimer Most hergestellt. Bei diesem Betrieb steht heute noch ein aus schönen Granitsteinen erbautes Presshaus mit einem großen Gewölbeerdkeller – ein idealer Raum für guten Most.

Most als Getränk

Die Arbeit der Bauern war hart, der Flüssigkeitsbedarf daher – vor allem im Sommer - sehr hoch. Das Getränk am Bauernhof war hauptsächlich Most, welcher leicht und billig hergestellt werden konnte. Zahlreiche knorrige Obstbäume säumten und zierten die Landschaft.

Mit der Abnahme der Landbevölkerung verringerte sich auch das Ausmaß des Mostverbrauchs. Ein Teil davon konnte daher zu Schnaps gebrannt und dieser wiederum zum „Ansetzen“ von Beeren und Obst verwendet werden.

Foto: Obstquetsche aus 1873 beim Leitner am Redlberg (44/1860)

Vor dem 18. Jahrhundert war Most weniger verbreitet. Möglicherweise konnte aus den damaligen Obstsorten kein besonders guter Most hergestellt werden. Damals wurde viel Wasser, Tee und, wenn vorhanden, Milch getrunken. Wein und Kaffee gab es nur für die gehobenen Bevölkerungsschichten.

Für Bauern war auch Kaffee eine Rarität. Wenn es ihn gab, wurde er in eigener Produktion aus gerösteter Gerste hergestellt. Dabei füllte man ein pfannenähnliches Gefäß mit Gerste, stellte es auf den Herd oder über offenes Feuer und röstete sie unter ständigem Rühren. Manchmal gab die Bäuerin, damit die Gerste schön glänzte, noch etwas Fett (Butter oder Schweinsschmalz) dazu (siehe auch Kapitel „Bäuerliches Handwerk“).

Waren die Körner goldgelb oder bräunlich, waren sie fertig. Waren sie zu dunkel oder gar angebrannt, so schmeckte der Kaffee dementsprechend bitter. Das ganze Haus hatte einen Röstgeruch. In einer Holz- oder Blechdose wurde die geröstete Gerste dann gelagert.

Die Kinder „durften“ sich dann die Kaffeemühle zwischen den Schenkeln einklemmen und die Gerste mahlen. Die Mühle hatte unten eine Lade aus Holz, die meistens auch ein Maß für ca. 2 Kaffeekannen voll war. Manchmal röstete man auch Zuckerrüben dazu, welche dem Kaffee die dunkle Farbe und einen etwas bitteren Geschmack verliehen. Wer weiß, welches geheime Rezept da noch manchmal am Dachboden schlummert?

Foto: Kurbel-Kaffeemühle[1] (44/2157)

Weinbau gab es ganz in unserer Nähe.

In der Zeit zwischen dem 10. und 15. Jahrhundert, in welcher eine klimatische Erwärmung um etwa 1 Grad über der heutigen Durchschnittstemperatur stattfand, war an den Donausüdhängen von Saxen und Dornach, wahrscheinlich bis Grein herunter, Weinbau möglich. Eine Kälteperiode im 18. Jahrhundert vertrieb den Weinbau wieder aus unserer Gegend.

War nun der Großteil der Erntearbeit langsam zu Ende, kam die Drescherzeit. Die alten Bauern erinnern sich noch heute an das „Dreschengehen“.

Die Drescherzeit war gewissermaßen der Höhepunkt des Erntejahres. Und das sogar in zweifacher Hinsicht:

Einerseits bedeutete sie anstrengende Arbeit und andererseits auch die Möglichkeit des gemütlichen Beisammenseins. Oft wurde nach einem harten Druschtag bis in die Nacht hinein getanzt. Es hieß sogar, dass es manchmal etwas „zu rund“ gegangen war. Wie dem immer auch war, Fröhlichkeit besiegte damals wie heute die Müdigkeit.

Als es noch wenige Dreschmaschinen gab, kamen manche Bauern erst zu „Heiligen Drei Könige“ zum Dreschen dran.

Foto: Drescherleute (44/951)

Die Drescharbeit verlangte den „Dreschern“ viel Kraft und Anstrengung ab. Vor allem der heranwachsenden bäuerlichen Jugend, die oft schon mit 14 oder 15 Jahren zum Dreschengehen herangezogen wurde, setzte diese ungewohnte Arbeit hart zu. Es blieb nichts anderes übrig, als sich in Ausdauer zu üben. Immer wenn bei den Bauern viel Arbeit war, mussten alle zupacken. Selbst die Mitarbeit der Kinder war damals selbstverständlich. Eine alte Frau erzählte, dass sie schon als kleines Mädchen mit dreieinhalb Jahren einen halben Tag lang den Ochsen vorangehen musste.

Eine andere Frau erinnert sich, dass sie mit 8 bis 9 Jahren bei ihren Verwandten einen ganzen Tag bei der Feldarbeit helfen musste und beim Schlafengehen im Bett vor Erschöpfung sehr viel geweint hatte. Am nächsten Tag ging es wieder genauso weiter.

Foto: Viele Hände waren beim Maschindreschen notwendig, hier beim Groß-Dipplhofer in Großerlau 37. (44/1492)

Viele Bauern stellten zur Mithilfe Dienstboten ein.

Knechte und Mägde

Hüterbuben

Die Hüterbuben waren meist Schulbuben, die wegen zu geringer Ertragslage nicht in ihrem Elternhaus bleiben konnten. Sie mussten nicht nur das Vieh hüten, sondern wurden zu jeder Arbeit herangezogen, die sie leisten konnten. Geld bekamen diese Buben kaum, vielleicht etwas Taschengeld. Es gab nur Kost und Quartier und etwas Kleidung wurde ihnen gekauft. Mancher Hüterbub war dem Bauern davongelaufen und nie mehr gekommen.

War für die jungen Burschen die Zeit der „Hüterbubenschaft“ zu Ende, wurden sie sogenannte „kleine Knechte“ (etwa ab 14 Jahren), anschließend Großknechte. Schlafen mussten sie im Sommer im Stadel, auf dem Heuboden oder im Getreidekasten. Im Winter war die Schlafstelle der Stall.

Die Mägde waren jene Personen am Bauernhof, die besonders viel arbeiten mussten. Auch alle „niedrigen Arbeiten“ mussten sie verrichten. Kein Wunder also, dass sie die entwürdigende Bezeichnung „Dirn“ trugen. Allerdings, so wurde erzählt, soll so mancher Bauer seine Magd besonders geschätzt haben.

Die Mägde schliefen, wenn die Verhältnisse etwas besser waren, in der sogenannten „Menscherkammer“, ansonsten in Kellerräumen oder dergleichen. Im Winter war es oft so kalt, dass durch die feuchte Atemluft die Tuchent sogar gefroren war.

Die Großknechte und Mägde behandelten die Jüngeren nicht immer gut. Bei den großen Dienstboten war es oftmals der Druck von den Bauersleuten, und dieser wurde dann an die kleinen Dienstboten weitergegeben. Die Bauersleute selber litten ihrerseits wieder unter Existenzdruck.

Alle zusammen, Knechte und Mägde, hatten den großen Wunsch, einmal eine passende Heiratsgelegenheit zu finden. Das war sehr schwierig, denn es gab kaum anderweitig Arbeit, somit kein Geld und keine Existenzmöglichkeiten.

Nicht selten ergaben sich Heiratsmöglichkeiten nur aufgrund unglücklicher Schicksale anderer. So waren während des Krieges viele Männer gefallen. Bauernhöfe brauchten daher Arbeitskräfte und so ergab sich für so manchen Bauernknecht die Einheirat auf einen Hof. Den Frauen setzte damals das äußerst gefürchtete „Kindbettfieber“ zu. Viele Frauen mussten dadurch ihr Leben lassen. So bekamen Mägde die Möglichkeit zur Heirat und zum Bäuerinnendasein.

Die Dienstboten wechselten nach einigen Jahren gezwungenermaßen oder freiwillig ihre Stelle. Manche blieben aber auch ein ganzes Leben lang bei ihrem Arbeitgeber.

Nur weil die früheren Bauersleute einen bedingungslosen Arbeitseinsatz leisteten und keine Mühen scheuten, konnte der Wohlstand bald erreicht werden und die heutigen Bauern ihre Betriebe schnell modernisieren.

Löhne für Knechte und Mägde

Die Entlohnung der Dienstboten war bescheiden. Weit verbreitet war die Beschäftigung als sogenannte Tagwerker = Tagelöhner, also Personen, die nicht ständig bei einem Bauern beschäftigt waren, sondern bei verschiedenen.

Für Fremddienstboten wurde Versicherung bezahlt, familieneigene Arbeitskräfte (Kinder) waren ohne Versicherung. Wenn diese Personen erkrankten, erfolgte die Abgeltung der ärztlichen Behandlung oft in Naturalien. Viele Kranke wurden gar nicht behandelt, was oft zu schweren Schäden oder sogar zum Tod führte.

Bauern konnten oft nicht bezahlen, weil vielfach ihre Ertragslage sehr schlecht war. Sie erhielten für ihre Produkte wenig bzw. konnten überhaupt nichts absetzen, weil die Konsumenten, die zwar dringend Lebensmittel gebraucht hätten, sich diese nicht leisten konnten.

Löhne und Preise von ca. 1930 bis 1950 in Dimbach (soweit noch erfahrbar):

Pferdeknecht (etwas besser gestellter Knecht mit Versicherung)

30,- Schilling/Monat

1930-1940(37)

Magd

30,- Schilling/Monat

1930-1940

Kleiner Knecht

15,- Schilling/Monat

1930-1940

Kleine Magd

15,- Schilling/Monat

1930-1940

Taglohn (Taglöhner oder auch Tagwerker ohne Versicherung)

2,50 – 3,- Schilling/Tag

1946

Maurer und Zimmerleute

11,- Schilling/Std. 

1952

Große Knechte mit Versicherung

300,- Schilling/Monat

1952

Kleine Knechte mit Versicherung

200,- Schilling/Monat

1952

Sehr oft gab es für Tagelöhner kein Geld, sondern nur ein „Vergelt‘s Gott“.

Die am Hof arbeitenden Kinder waren, wie schon erwähnt, meist nicht versichert und bekamen nur Taschengeld.

Zum Vergleich einige Preise für Erzeugnisse der Bauern:

Blochholz

14,- Schilling/fm vor dem Krieg

Buchenscheiter

11,- Schilling/fm vor dem Krieg

Sägeschnittholz

26,- Schilling/fm vor 1931

 

10,- Schilling/fm 1931

Stiere

9,50/kg 1952

Schwein

9,--/kg 1952

Schlachtochsen lebend

83 Groschen/kg 1935

Kalb etwa 4 Wochen alt (70-75 kg)

30 Schilling 1937/38

Eier

6 Groschen/Stk. 1938 oder vor dem Krieg

Butter

4 Schilling/kg 1938 oder vor dem Krieg

In der Gemeindechronik ist zu lesen:

Die Steigerung und Schwankungen unserer Krone dauerten fort bis Anfang des Jahres 1923. Seit der Zeit ist alles so ziemlich stabil, jedoch die Preise sehr hoch. Ich [Anm.: Karl Neulinger] mache hier eine Aufstellung der gangbarsten Artikel vom Jahre 1914 (Anfang des Krieges) und heute 1924.

Artikel:

1914 (in Kronen)

1 Paar Schuhe

10,-

1 ganzer Herrenanzug

30,-

1 Herrenhemd

3,-

1 kg Butter

3,-

1 l Milch

0,20

1 Stück Ei

0,04

1 Laib Brot

0,50

1 kg Zucker

1,-

1 kg Mehl

0,26

1 kg Reis

0,24

1 kg Gries

0,24

1 l Petroleum

0,24

1 kg Korn

0,10

1 kg Hafer

0,06

1 kg Kartoffel

0,04

1 l Wein

0,80

½ l Bier

0,16

½ l Most

0,08

Postporto: 1 Brief

0,10

1 Karte

0,05

Ein Taglöhner bei Kost pro Tag 1914 – Kr. 1
Ein Knecht pro Monat 1914 – Kr. 10 - 12
Eine Magd pro Monat 1914 Kr. 10

Im Jahre 1914 war 1 Krone ein anständiges Trinkgeld, man konnte damit ins Wirtshaus gehen und allerhand unternehmen.

Was ist aber heute ein Tausender? Soviel, dass man sich halt gerade 2 Stück Zigaretten kaufen kann oder 3 Schachterl Zündhölzer. Zu einem halben Liter Most ist er zu minder.“

Als nun endlich so gegen Advent hin die meiste Arbeit eines „Bauernjahres“ getan war, begann teilweise eine etwas ruhigere Zeit, welche neben der beginnenden Waldarbeit auch für das bäuerliche Handwerk genutzt wurde. Die Leute, vor allem Frauen, stellten selber allerlei Ziergegenstände wie Blumen und dergleichen her. Gerne verwendeten sie dazu gefärbtes Stroh, manchmal auch Flachs oder getrocknete Blätter. Diese Blumen fanden dann einzeln, in Sträußerl oder kleinen Gestecken bei Festlichkeiten im Dorf, beim „Aufsetzen“ von Dachstühlen oder als kleines Anerkennungsgeschenk Verwendung.

EINLEITUNG ZU GRÜNLAND, GETREIDEWIRTSCHAFT UND NUTZTIERE

Schon tausende Jahre gehören Menschen, Haustiere und Kulturpflanzen zusammen. Dabei hatte der Mensch eine bedeutende Aufgabe. Er zog Haustiere wie Kulturpflanzen aus Wildarten heran.

Haustiere bildeten einen wesentlichen Teil unserer Kultur. Sie unterstützten die Menschen von jeher bei ihrer Arbeit als Zugtiere, mussten für die Menschen Kriegsdienst leisten, gaben ihnen nützliche Materialien wie Felle oder Wolle und waren und sind für die Menschen Nahrung.

Über Jahrtausende passten Tiere wie Pflanzen ihre Erbanlagen der Umwelt, in der sie lebten, entsprechend an und hielten sich so am Leben. Erst durch die moderne Züchtung in der neueren Zeit werden viele dieser beständigen und nachhaltig ausgerichteten Erbanlagen oder Gene unwiederbringlich verdrängt. In letzter Zeit erkannte man Gott sei Dank diese Entwicklung und fördert nun sogar verschiedene alte Arten und Rassen in sogenannten Generhaltungsprogrammen.

Landwirtschaft - Nutzung von Wiese und Ackerbau

Etwa im 9. Jahrhundert kam es im landwirtschaftlichen Pflanzenbau zu bedeutenden Veränderungen. Gab es bis dahin eine eher ungeplante Wechselwirtschaft von Ackerbau-, Gras- und Weidewirtschaft, so kam es nun zu einer geregelten Dreifelderwirtschaft von Winterfrucht, Sommerfrucht und Brache. Diese Dreifelderwirtschaft wurde bis ins 19. Jahrhundert gehalten. Das Ziel dabei war eine bessere Auslastung des Bodens und somit eine Ertragssteigerung, welche wegen des Bevölkerungswachstums und des in den folgenden Jahren entstandenen Bevölkerungsüberschusses notwendig wurde.[2]

Der Ackerbau dominierte vor der Viehzucht. Neben Obstbau und Bienenzucht mit Honigwirtschaft wurde in Gunstlagen auch Weinbau betrieben.

Mit der Zeit, etwa im 11. Jahrhundert, kam es zu einem spürbaren technischen Fortschritt. Zugtiere und Wagen wurden stärker eingesetzt, Produktion und Qualität verbessert. Man baute besonders Hafer, aber auch Roggen, dafür aber weniger Weizen und Gerste an.

Wichtige Nahrungsmittel waren auch Bohnen, Rüben, Kraut und Erbsen. Nördlich der Donau spielte bereits der Mohn, auch wegen der Ölgewinnung, eine gewisse Rolle. Aus dem 12. Jahrhundert ist der Anbau von Hopfen zur bäuerlichen Bierbrauerei nachweisbar. Ab dem 13. Jahrhundert führte der Flachsanbau zur Herstellung von Leinen. Die Tierhaltung betraf damals verstärkt die Schweine- und Schafwirtschaft, letztere vor allem wegen der Wolle. Zur Schweinefütterung wurden gerne die Früchte von Eichen und Buchen (Eicheln und Bucheckern) eingesetzt. Auch die Waldweide war ein wesentlicher Bestandteil. Die Milchviehhaltung war besonders in den Gebirgsgegenden daheim.

Kurzdarstellung von Boden und Pflanze

Unter Boden versteht man in der Land- und Forstwirtschaft die obersten durchlockerten, bereits von Pflanzen und Tieren (Flora und Fauna) bewohnten Verwitterungselemente der Erde. So gesehen ist der Boden die Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und letztlich auch für den Menschen.

Die Bodenarten in kurzer Form:

  • Sandboden
  • Lehmiger Sandboden
  • Sandiger Lehmboden
  • Lehmboden
  • Lehmiger Tonboden
  • Tonboden

Die Entstehung der Böden ist sehr verschieden. Der Boden in Dimbach ist im Wesentlichen verwitterter Granit (sehr alter Urgesteinsboden). Besondere Merkmale sind der große Sand-, Kies- und sogar Steingehalt. Er ist damit nicht besonders fruchtbar und stark wasserbedürftig.

Ganz anders gestaltet sich die Entstehung verschiedener anderer Böden, etwa der in Nähe von Flussgewässern befindliche Schwemmboden oder der durch Windstaub angewehte und meist fruchtbare Lößboden bzw. auch der aus verrotteten Sumpfpflanzen entstandene Moorboden. Der Boden bildet die Grundbasis für die Pflanzen.

Die Pflanzen

Die Hauptbestandteile der Pflanze sind Wurzel, Spross, Stängel/Stamm, Blatt, Frucht und Samen. Sie sind die wichtigsten Nährstoffträger, Menschen und Tiere sind davon abhängig.

Neben den Nährstoffen des Bodens braucht die Pflanze Sonnenlicht (= Licht) und Wärme, aber auch Wasser, Sauerstoff und Kohlendioxid. Es sind zwei ganz wesentliche Aufgaben, welche die Pflanze erfüllt: Einerseits ist sie die Nährstoffquelle und andererseits ist sie in der Lage, das ständig ansteigende CO2 – welches ganz entscheidend zum Klimawandel beiträgt – durch die Assimilation in Sauerstoff zu verwandeln.

Besondere Bedeutung haben die Pflanzen in der Tierhaltung. In verschiedener Form bilden sie die Futtergrundlage in der Rinderhaltung und hier wiederum besonders in der Milchwirtschaft. Seit der Erschließung im unteren Mühlviertel (etwa vom 12./13. bis in das 20. Jahrhundert) gab es einen hohen Anteil an Dauerwiesenflächen mit vielfältigen Gras- und Kräuterarten. Dazu gab es noch einen beträchtlichen Anteil an exponierten Flächen wie Feucht- und Sumpfwiesen mit ganz spezifischen Pflanzen oder auch mit Steinen geradezu übersäten Flächen.

Foto: Viele Talflächen, besonders entlang von Bächen wie auch andere Extensivlagen waren ehemalige Wald- und Gehölzflächen. Gäbe es hier keine regelmäßige Mahd, würde schnell wieder eine Verwaldung einsetzen. (44/1591)

Etwa ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden umfangreiche Kultivierungsmaßnahmen durchgeführt, um die langsam aufkommende Mechanisierung, die unter anderem auch wegen des fortschreitenden Arbeitskräftemangels notwendig wurde, besser einsetzen zu können.

Klee, der aufgrund der Knöllchenbakterien an den Wurzeln in der Lage ist, natürlichen Stickstoff zu erschließen, brachte auch in der düngerschwachen Zeit gute Erträge. Zudem wurde er immer schon als bewährter Fruchtfolgestabilisator beim Getreidebau eingesetzt.

Mit der Kultivierung ging gleichzeitig die Veränderung der Pflanzenstruktur einher. Die moderne Pflanzenzüchtung brachte neue, leistungsstarke Arten hervor, welche, unterstützt durch merkbaren Düngemitteleinsatz, noch intensiviert wurde.

Mais, obwohl eine Hackfrucht, zählt dennoch in der Form des Silo- und Grünmaises zum Futterbau. In der Kultur steht er in unserer Gegend noch nicht sehr lange. Erst etwa ab den 1960er Jahren. Silomais liefert bei starker Düngung hohe Erträge. Allerdings führt der Maisanbau auch immer wieder zu beachtlichen Problemen. Durch seine geringe Körnerzahl pro m2 (ca. 90, Getreide ca. 350) und eine sehr späte Verwurzelung im Boden kommt es bei Starkregen besonders auf Hangflächen immer wieder zu schweren Bodenabtragungen (Erosion). Besonders in Intensivmaisbaugebieten kommt es häufig zu Dünge- und Herbizideintragungen bis ins Grund- und Flusswasser.

Das Getreide wird auch als Halm- oder Körnerfrucht bezeichnet. Es gibt Winter und Sommergetreide. Wintergetreide braucht, um gedeihen zu können, eine Zeit lang tiefe Temperaturen. Getreide wird zu Brot, Futter, Bier, Branntwein und in neuerer Zeit auch für verschiedene Energieträger verwendet.

Getreidepflanzen brauchen für eine optimale Entwicklung entsprechende Keim- und Wachstumsbedingungen. Für die Keimung ist vor allem eine gewisse Bodentemperatur notwendig. Sie ist möglich ab 1o Celsius z.B. bei Klee, Erbsen oder Roggen. Gerste und Hafer brauchen zumindest 3o Celsius, Mais und Kartoffel mindestens 8o Celsius. Die optimale Keimtemperatur liegt je nach Art bei ca. 15-30o Celsius. Erreicht die Temperatur nahe 50o Celsius, kommt die Keimung meistens zum Stillstand.

Jener Faktor, welcher von den Wachstumsbedingungen Licht, Wärme, Wasser, Nährstoff und Luft am geringsten vorhanden ist, bestimmt den Ertrag (Gesetz vom Minimum). Viel Bedeutung kommt der Bestäubung zu (Übertragung von männlichen Pollen auf die Narbe). Es gibt Selbstbestäuber und Fremdbestäuber. Bei Selbstbestäubern sind Narbe und Pollen auf der gleichen Pflanze angebracht, z.B. Weizen, Gerste, Hafer. Bei der Fremdbestäubung sind Pollen und Narbe auf verschiedenen Pflanzen, z.B. Roggen und Mais. Die Übertragung der Pollen erfolgt durch Wind und durch Tiere wie Bienen oder Hummeln, besonders bei Obstbäumen und Leguminosen (Hülsenfrüchte).

Von den 3135 Hektar Bodenfläche in Dimbach werden aktuell etwa 1300 Hektar landwirtschaftlich genutzt. Die Grundstücke befinden sich im Bergland mit zahlreichen Steilflächen. Die Talflächen sind meist Wiesen und verhältnismäßig eben.

Von Natur her gab es in unserer Gegend viele Nass- und Sumpfwiesen, von denen heute viele trockengelegt sind. Nur einige Flächen gibt es noch in naturbelassenem Zustand. Andererseits gibt es in exponierten Lagen besonders trockene Flächen.

Die größte Bodenfläche wird mit Dauerwiesen bewirtschaftet, was in einem Berg- und Talgebiet wie Dimbach völlig natürlich ist. Derzeit sind es etwa 700 Hektar. Die Erträge der Dauerwiesen sind bei uns als mäßig zufriedenstellend einzustufen.

Feld- oder Ackerfutter wird bei uns, der Lage entsprechend, mit durchschnittlich guten Erträgen auf etwa 300 Hektar geerntet. Der Getreidebau mit ca. 230 Hektar ist wegen der Hanglagen und des Futterbedarfes rückläufig, ebenso der Silomais mit derzeit 45 Hektar.

Der Erdäpfelanbau, seit Jahrhunderten eine beliebte und dringend gebrauchte Kultur, wird mit momentan 3 Hektar gerade noch am Leben gehalten.

Insgesamt ist festzustellen, dass unser Gebiet ziemlich niederschlagsabhängig ist.

NUTZ- und HAUSTIERE

Pferde

Foto: Kutscher (94/1078)

Das Pferd ist hochsensibel und reagiert auf den Willen des Menschen sehr zuverlässig. Kaum ein anderes Tier begleitete den Menschen so sehr wie das Pferd. Es kam bereits in der Antike vor. Auch Kirchenfürsten und Könige ritten auf dem Pferd durch die Lande. An Kriegen musste es teilnehmen und ganz besonders hatte es Zugarbeit zu leisten.

Schon im 19. Jahrhundert hatten bei uns die damaligen Fuhrleute Pferde im Einsatz. Noch vor dem ersten Weltkrieg wurden auch bei den Bauern schon Pferde als Zugtiere verwendet. Sie hatten gegenüber dem etwas langsamen Kuh- oder Ochsengespann plötzlich eine kraftvolle, dynamische Zugkraft. Dazu ist das Pferd sehr ästhetisch, es gehört zu den edelsten Tieren und es ist in der Lage, bei guter Haltung und vertraulichem Umgang zuverlässige Arbeit zu leisten. Also ein „treuer Diener seines Herrn“.

Für die harte Arbeit in der Wald- und Landwirtschaft, wo viel „Pferdestärke“ notwendig war, wurden die schweren Noriker Pferde eingesetzt. Sehr beliebt waren und sind die Haflinger Pferde, eine sehr ausdauernde, vitale, langlebige, etwas leichtere Pferderasse. Dementsprechend vielseitig war auch ihre Verwendung. Besonders im Tourismus werden sie heute als Kutschen- und Fiakergespann eingesetzt.

Einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen sich die Warmblutpferde. Sie sind ausgesprochene Reitpferde und wegen ihres geringen Körpergewichtes auch für lange Reitwanderungen bestens geeignet.

Pferde sind etwas insektenempfindlich und müssen daher im Sommer wiederholt mit Insektenöl eingepinselt werden. Auch ist Pferden eine gewisse Scheu eigen und sie erschrecken gerne. Das ließ so manche Rösser „durchgehen“, wie die Bauern es nannten. Besonders gefährlich sind die Hufschläge. Das Pferd schlägt also mit dem Fuß aus, was schon des Öfteren zu schweren oder sogar tödlichen Verletzungen geführt hat.

Foto: Ackern mit Pferd – 1926 wurde der Hoferbe der Familie Bauernhackl durch einen Hufschlag tödlich verletzt (Verletzung der Eingeweide). (44/486)

Foto: Pferdefuhrwerk beim Dachsberger um 1965. (46/943)

Die Größe eines Pferdes wurde nach dem Faustmaß bestimmt: 1 Faust = 10,5 cm.

Will man die Fauststärke eines Pferdes bestimmen, berechnet man es folgendermaßen: Misst man vom Boden bis zur Widerristhöhe (höchster Punkt über den Schultern) z. B. 160 cm und dividiert durch das Faustmaß 10,5 cm, ergibt sich 15,23 Faust. Das entsprach etwa der durchschnittlichen Größe der bäuerlichen Arbeitspferde. Pferde zum Holzrücken hatten meist bei 17 oder 18 Faust, waren also sehr große Pferde. Die kleineren Pferde kamen auf etwa 13 oder 14 Faust.

Ochsen

Durch Kastrieren wurde der Stier zum Ochsen. So wurde er ruhiger und als Zugtier tauglich.

Foto: Ackern mit einem Ochsengespann. (44/2213)

Die Feldarbeit mit den Ochsen ging langsam vor sich. Ein Ochsengespann war entweder lose zusammengehängt, oder im starr miteinander verbundenen Ochsenjoch, welches die Freiheit der Tiere bis auf ein Minimum einschränkte. Um während der Arbeit kein Weidegras aufnehmen zu können, wurden die Tiere mit einem Maulkorb versehen.

Foto: Ochsen im Joch (46/534)

Rind

Die bei uns weitest verbreitete Rinderrasse ist das Fleckvieh. Es gilt als sogenanntes Zweinutzungsrind, d.h., es vereint gute Milch- und Fleischleistung.

Foto: Weidetiere (44/1585)

Milchkuh

Sie ist seit alters her ein wichtiger nahrungsspendender Quell für Mensch und Tier. Zudem wurden die Kühe noch im vergangenen Jahrhundert als Zugtiere verwendet.

Von den alten Kuhrassen wurde verlangt, dass sie genügsam und robust waren. Die Milchleistung war entsprechend der Fütterung gering. Kühe mit 1500 bis 2000 kg Milchmenge waren keine Seltenheit. Die heutige gut gezüchtete und gefütterte Kuh liefert ca. 5000 bis 6000 kg Milch, Hochleistungskühe bis zu 11000 oder 12000 kg.

Neben dem Fleckvieh kommen bei uns in geringerer Zahl Rassen wie Pinzgauer (gilt als gesund und robust), die sehr milchbetonte Schwarzbuntrasse, das Angusrind als eher kleinrahmige Fleischrasse oder das Limosinerind, ebenfalls eine Fleischrasse, vor.

Als alte Rasse war früher bei uns besonders das eher leichtere Waldviertler Blondvieh weit verbreitet. Es stammt vom altillyrischen keltischen Rind in Vermischung mit dem ungarischen Steppenrind ab. Heute wird das Waldviertler Blondvieh durch das Generhaltungsprogramm geschützt.

Andere Tiere, die bei uns früher noch verwendet wurden, waren meist Mischungen verschiedener Rassen wie Murbodner, Pinzgauer, Braunvieh, Grauvieh u.a.

Foto: Dieser „Butter-Model“ aus Ahorn stammt aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert und wurde 1943 vom Landrat (Sammler alter Gerätschaften) von Ignaz Enengl (Schützenhofer) in Gassen 23 erworben. Er hatte den Brand des Anwesens am 21. Mai 1943 in der oberen Stube unbeschadet überstanden und befindet sich heute im Heimathaus Freistadt. (44/2168)

Schaf

In Fachbüchern heißt es, dass Schafe vor allem als genügsame Pflanzenfresser für extensive Grünflächen, Hutweiden usw. geeignet sind. Früher gab es vor allem wegen der wertvollen Wolle Schafe auf nahezu allen Bauernhöfen. Werden heute Schafe gehalten, dann auf Grund ihres gesunden Fleisches und der regen Nachfrage nach Schafmilchkäse.

Allgemein gilt, dass die extensiven Rassen robust und ziemlich komplikationslos sind, während die milch- und fleischbetonten Rassen einen höheren Anspruch an Haltung und Pflege stellen.

Einige Schafrassen: Merino, Schwarzkopf, Texel, alte Bergschafe.

Foto: Schafherde (44/1924)

Ziegen

Ähnlich wie die Schafe verloren Ziegen zuletzt an Bedeutung. Besonders Klein- und Kleinstbauern hielten früher wegen ihres geringen Futterverbrauches gerne Ziegen. Sie liefern eine auch für Kleinkinder gut verträgliche Milch. In manchen Gegenden begannen Bauern wieder mit der erwerbsmäßigen Ziegenhaltung. Diese beliefern ihre Kunden mit delikaten Fleisch- und Milchprodukten.

Biobauern halten gerne aus Gründen der Gesundheit im Viehstall eine Ziege.

Foto: Rosa Palmetshofer mit Ziegen. (46/497)

Gänse

Bis vor nicht allzu langer Zeit wurden auch bei uns noch Gänse gehalten, um die wertvollen Federn und Daunen zu bekommen.

Heute wird die Gänsehaltung wegen des guten Fleisches wieder zunehmend beliebter. Außerdem sind Gänse sehr gute Pflanzenverwerter (Weidegänse) und brauchen deshalb verhältnismäßig wenig Getreide.

Foto: Landgänse (94/1392)

Hühner

Hühner gehörten früher selbstverständlich zu jedem Bauernhof. Die alten Landmischkreuzungen waren gesund und vital und legten mäßig viele Eier (200 bis 250 pro Jahr).

Später wurden die Hühner gezüchtet (Hybridrassen) und legten bis zu 280 Eier. Sie wurden vielfach zu tausenden nicht artgerecht in Käfigen gehalten, die inzwischen in Österreich verboten sind.

Vereinzelt gibt es in Österreich auch noch reinerbige Altrassen wie etwa das Sulmtaler Huhn, das früher wegen seiner Fleischfülle gerne auf den Kaiserhöfen gehalten wurde, sowie das Altsteirer Huhn. Dieses ist sehr freiraumliebend, den ganzen Tag mit der Futtersuche beschäftigt und braucht daher wenig Getreide. Die Legeleistung der beiden Altrassen ist mit etwa 150 bis 180 Eier pro Jahr eher bescheiden.

Foto: Rosa Palmetshofer beim Hühnerfüttern. (46/498)

Gab es genügend Eier, so waren nicht alle für den Eigenverbrauch bestimmt, und es konnte ein Teil davon verkauft werden. Bei uns in Dimbach war es bis in die 60er Jahre das „Oarweibi“ (Eierfrau) – die „Buchbergerin“ – die mit einem großen „Buck’lkorb“ regelmäßig zu den Bauernhöfen kam und die Eier abholte. Der Erlös aus dem Eierverkauf gehörte der Bäuerin.

Foto: „Bucklkorb“ zum Transport der Eier. (44/1526)

Schweine

Noch vor einigen Jahrzehnten war in Dimbach die Schweinehaltung ein bedeutender Betriebszweig. Heute werden nur mehr zur Eigenversorgung bei den Bauern Schweine gehalten. Der Großteil der Schweinemäster befindet sich heute in den Getreidebaugebieten.

Verbreitete Schweinerassen: Edelschwein, Landschwein, Pitroin, Schwäbisch-Hällisches Schwein.

Seltene, alte Rassen: Schwalbenbauchschwein, blonde und rote Mangalica. Gegenüber hochgezüchteten Schweinen sind die alten Rassen sehr resistent gegen Stress und Krankheiten.

Foto: Sogenannte „glückliche Hühner“ oder artgerecht lebende Schweine. Der Kontrast dazu sind Massentierhaltung und nicht artgerechte Stallungen. In früheren Zeiten, in denen die Tiermedizin noch nicht so gut entwickelt war, wäre Massentierhaltung auch aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich gewesen. Krankheiten im Stall kosteten den Bauern viel Geld und bedrohten sogar ihre Existenz. Um Geld zu sparen, griffen sie zu vielerlei Hausmittel: Lehm, Schnaps, Essig, Pechsalben, ja sogar Giftpflanzen wie die so genannte Güllwurzel fanden Verwendung. Auch ein Schnitt in den Schwanz der Schweine, von den Bauern als „Lassen“ bezeichnet, sollte durch das Ablassen von Blut Heilung bringen. (46/984), (46/499)

Foto: Grüne Nieswurz (Helleborus viridis)[3] (44/2256)

Der Fachausdruck für die „Güllwurzen“ ist „Nieswurz“ und gehört zur Gattung der teils giftigen Hahnenfußgewächse. Sie gilt als Gift- und Heilpflanze und wird teilweise sogar bei bösartigen Geschwüren erfolgreich eingesetzt. Ausgelegte „gegüllte“ Eier verwendete man dazu, unerwünschte Raubtiere wie Marder und Füchse unschädlich zu machen.

Zu den Viehseuchen, die mit der Grünen Nieswurz, mit "Schelmerwurzeln", der "Schelmrose", der "Schweine-Schwarzwurzel ", mit "Swinkrud" oder "Feuerkraut", mit der "Güllrose" oder dem "Saubleaml" behandelt wurden, gehört vor allem der Schweine-Rotlauf. Ein Landwirt berichtet im Jahre 1906:

"Wenn bei uns ein Schwein den Schelmer hat, so wird ihm derselbe gestochen. Man nimmt ein Schelmerwürzel, fährt mit diesem an einem Ohr des kranken Tieres in der Mitte desselben ringsherum, macht das Kreuzeszeichen und spricht: ‚lm Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit‘. Dies tut man dreimal. Hierauf nimmt man die Schuhahle, sticht in der Mitte des mit dem Würzel gezeichneten Ringes ein Loch und steckt das Würzel hindurch. Das Ohr schwillt bald auf und der runde Teil, den man mit dem Würzel bezeichnet hat, fällt mit der Zeit heraus, sodass im Ohr ein Loch entsteht."[4]

Hausschlachtung

Nahezu jede Art von Schlachtung am Betrieb wurde vom hauseigenen Personal durchgeführt. Nur zur Schlachtung von Großtieren wie Ochsen oder Kühen wurde meist fremdes, fachkundiges Personal beigezogen.

Foto: Leopold Gassner, Vorderdimbach 4 und Karl Schauer, Gassen 22 beim Sauabstechen. Die Sau ist tot. (46/501)

Eine besonders makabre Sache war das so genannte „Sauabstechen“. Diese Tätigkeit ist wortwörtlich zu nehmen. Während heute der Schlachtschussapparat verwendet wird, wurde in früheren Zeiten das zur Schlachtung bestimmte Tier nicht selten ohne jede Betäubung mit einem langen Messer durch einen Stich in die Herz-Lungengegend getötet. Diese Tötungsprozedur zog sich manchmal, wenn der Stich nicht gut gelungen war, durchaus eine Weile hin. Warum das Tier nicht mit einem Schlägel betäubt wurde, konnte nicht erklärt werden. In manchen Kulturen ist es heute noch üblich, dass Tieren der Hals ohne Betäubung durchschnitten wird. Hier spricht man vom Schächten. Durch diese Art des Tötens blutet das Tier besser aus. In unserem Kulturkreis würde das heute eine Anzeige wegen Quälerei bedeuten. Zur weiteren Bearbeitung wurde dann der Schlachtkörper auf einen Wagen geladen und in einer kleinen Entfernung vom Haus mit brennenden Strohbüscheln „gesengt“ = enthaart. Schließlich wurde das Schwein auf übliche Weise zerlegt.

Ebenso ohne jede Betäubung wurden männliche wie weibliche Tiere kastriert. Das Fleisch kastrierter Tiere ist geruchs- und geschmacksneutraler, weil das Sexualhormon inaktiviert ist. Außerdem sind solche Tiere wesentlich ruhiger. Die Kastration der Tiere wurde jedoch nicht von den Bauern durchgeführt (ausgenommen bei kleinen Ferkeln), sondern sie wurde meist von zwei starken Männern erwerbsmäßig bewerkstelligt. Die „Sau- u. Stierschneider“ hatte man diese Männer landläufig genannt. Noch bis nach Mitte des vergangenen Jahrhunderts waren sie auch in Dimbach unterwegs. Der letzte Sauschneider in unserer Region trug den Namen „Fingerlos“.

Der WALD als Einkommen und Winterarbeit

Foto: Waldkarte von Karl Reithner

Bewaldung des Ortsgebietes von Dimbach. Der Waldanteil liegt bei ca. 53 %. Forstwege sind nicht eigens ausgewiesen, auch kleine Staudenflächen sind unberücksichtigt.

Die meisten Bauern in Dimbach sind Waldbesitzer. Es gibt in Dimbach vier größere, je für sich zusammenhängende Waldflächen.

Den Ostteil mit dem Sarmingbachtal und dem Dimbachtal (Zwicklgraben) mit einem Ausmaß von ca. 620 Hektar. Dieses Gebiet reicht von der Südostgrenze bis zum Burgstall und Haiberg im Norden.

Das Gebiet vom Grünerberg über den Wappererberg bis zum Gruberberg und somit unmittelbar bis zum Markt umfasst eine Fläche von 215 Hektar.

Weiters die Waldfläche von Dimbachs südlichstem Punkt, nämlich dem gesamten Haselbachtal bis nahe zur Gassner-Kapelle mit einer Fläche von 115 Hektar.

Und schließlich im Westen das Gießenbachtal mit dem einmündenden Vogelsammühl- und Blümelbachtal mit einem Gesamtausmaß von 444 Hektar.

Selbst diese 4 größeren Waldgebiete sind meist nur durch schmale Talwiesen getrennt. Die übrigen Wälder mit einer Gesamtgröße von 240 Hektar sind nahezu Einzelflächen, jedoch mit zum Teil erheblicher Größe.

Durch diese großen, zusammenhängenden und teilweise geschlossenen Wälder herrscht ein günstiges Ökosystem (Grundlage für Tier- und Pflanzenwelt). Es sind beste Voraussetzungen für naturnahen Waldbau – Einzelstammnutzung mit Naturverjüngung.

Der stressgeplagte Mensch findet Ruhe und Erholung und die Jagd macht in solchen Wäldern offenbar auch viel Freude. Nicht zuletzt ist der Wald ein wichtiger Sauerstoffproduzent. Indem er Kohlendioxyd umwandelt, trägt er entscheidend zum Klimaschutz bei. Ebenso gilt er als großer Wasserspeicher und schützt vor Erosionen.

Foto: Wiese mit Wald (44/1589)

Als bäuerliches Einkommen hat der Wald bei uns einen bedeutenden Stellenwert. Dies umso mehr, als in einem Berggebiet wie Dimbach nur mäßige landwirtschaftliche Erträge möglich sind. Die Bedingungen für die Wald- und Forstwirtschaft sind hingegen in unserer Region durchwegs gut.

Ganz allgemein gilt, dass ein schlechter landwirtschaftlicher Boden durchaus noch ein guter Boden für den Wald sein kann.

Foto: Arbeit im Wald – Blochentrinden. (44/634)

Foto: Arbeit mit Motorsäge (44/636)

Viele Bauern wurden mit der Waldarbeit alleine nicht fertig, insbesondere bei Katastrophen wie 1956 nach dem Schneedruck, wo 30000 Festmeter Holz aufzuarbeiten waren. Hier mussten betriebsfremde Holzfäller eingesetzt werden. Damals musste man noch mit der Zugsäge und der Axt große, dickästige Bäume bearbeiten.

Franz Heiligenbrunner und Josef Göschl konnten noch berichten, dass zwei Holzfäller täglich mindestens acht Festmeter, bei günstigen Bedingungen bis zu 10 Festmeter bewerkstelligten – absolute Schwerarbeit!

Foto: Holzbearbeitung mit einer Zugsäge war Schwerarbeit.[5] (44/2158)

Forstarbeit „damals-heute!"von Ing. Hubert Ebner

Die Arbeit im Forst brachte damals wie heute einen wichtigen Teil zur Existenzsicherung vieler land- und forstwirtschaftlicher Anwesen ein. Die Forstarbeit war damals eine sehr anstrengende, aber auch gefährliche Arbeit und ist heute noch eine der schwersten und unfallreichsten Arbeiten, die aber durch den Einsatz von modernen Forstmaschinen effizienter und etwas sicherer geworden ist.

Foto: Schnittfläche eines gefällten Baumes. (44/2142)

Die vielerorts verwendete Seilwinde mit einer Zugleistung von 5-12 t ist eines der gebräuchlichsten Hilfsmittel für die Bringung des Holzes bis zur Forststraße. Heute sind auch noch der Krananhänger und die Rückezange zu einem wichtigen Bestandteil einer modernen Waldbewirtschaftung geworden.

Heute wird aber auch die Holzschlägerung immer mehr durch den Harvester ersetzt. Meistens erfolgt dann die Bringung bis zur LKW-Straße mit dem Forwarder. Diese Maschinenkombination ermöglicht es, einen Baum in einem Arbeitsschritt vom Stock zu trennen, zielgenau zu Fall zu bringen, zu entasten und auf die gewünschte Stammlänge abzulängen. Die Bloche werden gleich beim Ablängen vorsortiert und durch den Forwarder vom Wald bis zur Forststraße gebracht und dort so gelagert, dass der Holz-Lkw das Holz problemlos laden und abtransportieren kann. Diese Forstmaschinen können aber auch, wenn sie falsch eingesetzt werden, dem Wald Schaden zufügen. Besonders bei Durchforstungen in Fichtenbeständen (=flachwurzelnde Baumart) kann es zu Wurzelschäden kommen, wenn die Rückegassen zu schmal angelegt werden, und der Harvester nicht auf einem Astpolster fährt, der bei der Aufarbeitung des Holzes in der Rückegasse verbleiben sollte. Der verbleibende Waldbestand kann aber auch dann zu Schaden kommen, wenn durch einen Harvestereinsatz zu viel Holz entnommen wird, besonders dann, wenn die Bestände erst sehr spät durchforstet werden, da dann die einzelnen Bäume sehr lang sind und nur eine kurze Krone haben.

Foto: Harvester und Krananhänger sind wichtige Maschinen der modernen Waldbewirtschaftung. (44/2147), (44/2148), (44/2149)

Heute ist jedoch in einer modernen Forstwirtschaft der Einsatz solcher Maschinen nicht mehr wegzudenken, weil einerseits durch die steigenden Arbeitskosten, aber auch durch einen Mangel an gut ausgebildeten Forstarbeitern viele Waldnutzungen nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden könnten. Man muss bedenken, dass ein Harvester in einem Durchforstungsbestand ca. 3-8 Festmeter pro Stunde, und bei einer Endnutzung ca. 8-15 Festmeter Holz pro Stunde erzeugen kann. Gerade in dicht aufgewachsenen Fichten-Stangenhölzern ist der Einsatz eines Harvesters von Vorteil, weil schon alleine das „zu Fall bringen" eines Baumes sehr mühsam ist, und auch das Entasten sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

Foto: Der Wald als Erholungsraum. (44/2145)

Es gibt für den Wald kein sogenanntes „Einheitsprogramm", nach dem jeder Waldbesitzer vorgehen kann, sondern es liegt im Interesse jedes einzelnen Waldbesitzers, wie viel Technik und Fortschritt er für seinen Wald braucht. Jeder Eingriff in das Ökosystem Wald führt zu einer Veränderung der natürlichen Struktur und birgt auch die Gefahr, durch Wind, Schnee, zu viel Sonneneinstrahlung und vieles mehr dem Waldbestand Schaden zuzufügen. Nur bei einer richtigen Durchführung aller Forstarbeiten - von der Aufforstung, der Jungbestandspflege, den Durchforstungen bis hin zur Nutzung des Waldes - werden wir und unsere Nachkommen noch lange von den Erzeugnissen der Natur leben und auch überleben können.

Religion und Glaube in der bäuerlichen Bevölkerung

Foto: Bildstock (44/159)

Obwohl, oder wohl gerade deshalb, weil das Leben hart, mühevoll und karg war und Not jeder Art die Menschen bedrängte, suchten sie Hilfe für ihre Seelen im Glauben und im intensiven Gebet. Das Gebet war für sie die direkte Verbindung zu Gott.

Von dieser tiefen Gläubigkeit erfüllt, aber auch vom Pflichtbewusstsein gegenüber ihrem Schöpfer angetrieben, versammelte sich die Bauersfamilie zumindest dreimal am Tag zum gemeinsamen Gebet – Tischgebet. Diese Gebete waren in vielen Häusern sehr ausgeprägt (mehrere Vaterunser, Glaubensbekenntnis, Engel des Herrn, Bitt- und Dankgebete). Dazu gab es noch in der Fastenzeit und im Advent das tägliche Rosenkranzgebet am Abend, ebenso an Sonn- und Feiertagen.

Ältere Leute erinnern sich heute noch an ihre Jugendzeit, wo ihnen das viele Beten zu lange dauerte. Aber es nützte nichts. Eltern und Großeltern sorgten dafür, dass es keine Ausnahmen gab.

Foto: Zum gemeinsamen Gebet in der Bauernstube versammelten sich die Hausleute rund um den großen Tisch. (46/535)

Selbst die Sitzordnung bei Tisch wurde früher bei den Bauern genau beachtet. Der Sitzplatz gegenüber der Stubentür wurde der obere Sitz genannt. Dies war eine an der Mauer stehende Bank. Folgerichtig saß dort auch der Bauer selbst. Der künftige Bauer und gegebenenfalls ein Großer Knecht saßen auf der ebenfalls an der Mauer stehenden sogenannten „Langen Bank“. Für so manchen Bauernanwärter wurde diese Bank tatsächlich zur „Langen Bank“. Weiteres Hauspersonal wie Kinder oder auch Dienstboten mussten dann auf den übrigen Plätzen auf sogenannten „Für-Bänken“, meist ohne Lehnen, oder auf Stühlen sitzen.

Der Kirchenbesuch an Sonn- und Feiertagen war für die Menschen damals eine Selbstverständlichkeit. Dazu besuchten noch viele die Segen- und Kreuzwegandachten an den Sonntagnachmittagen. Gearbeitet wurde an Sonntagen nur in dringenden Ausnahmefällen. „Sonntagsarbeit raubt dem Menschen die Kraft!“, so die Aussage der bäuerlichen Bevölkerung und der Geistlichkeit.

Foto: Fronleichnamsaltar 1963 (94/690)

Foto: Fronleichnamsprozession unter Beteiligung der Schulkinder und Direktor Karl Fröschl. (90/542)

Foto: Markusprozession 2010 (94/1394)

Bei Versehgängen musste entweder der Mesner oder später ein Ministrant (der letzte war Karl Neulinger) mit dem Pfarrer mitgehen. Beim Anblick von arbeitenden Menschen gab der Mesner ein Glockenzeichen, worauf sich die Leute niederknieten und vom Pfarrer den Segen erhielten.

Die Religiosität bei den Bauern war damals so hoch, dass der Holzfäller sofort nach dem Absägen eines Baumes als Zeichen der Dankbarkeit für die Nutzung dieses Baumes mit der Axt drei Kreuze in den Stock schlug. Ein weiteres Beispiel für die Religiosität war und ist auch heute noch der Brauch, vor dem Anschneiden eines Brotlaibs drei Kreuzzeichen darauf zu machen.

Noch vor wenigen Jahrzehnten bekamen die Tiere, wenn sie das erste Mal auf die Weide geführt wurden, das sogenannte „Geweihte“ zum Fressen. Dieses mit Weihwasser besprengte Geweihte setzte sich aus einer kleinen Schnitte Brot und ein paar Stückchen vom am Palmsonntag geweihten Palmbuschen zusammen und sollte die Tiere vor Schaden bewahren.

Früher ging man auch nie an einem Wegkreuz oder einer Kapelle vorbei, ohne sich zu bekreuzigen oder kurz in einem gedanklichen Gebet zu verweilen.

Die damaligen Bauern betrachteten nichts als Selbstverständlichkeit oder Zufall, für sie war alles gottgegeben.

Alte Bauersleute erzählten, dass der Sonntag zum guten Teil mit geistig-spirituellem Leben ausgefüllt war.

Foto: Kirchenweg und Glaubensweg gehörten bei den Bauern zusammen. Für viele sind sie gleichsam der wichtigste Teil ihres gesamten Lebensweges. Das Bild zeigt das Ehepaar Nenning sen. aus Vorderdimbach 12 am Kirchenweg. (44/160)

Der dritte bedeutende Teil der damaligen Menschen war das Fasten: Nach „Asch-, Pfingst-, Kreuz-, Lucei(ia) – merke, dass Quatember sei!“ = Vierzeitenfasten. (Mittwoch nach Aschermittwoch, Mittwoch nach Pfingsten, Mittwoch nach Kreuzerhöhung, Mittwoch nach Lucia). Dazu wurde noch zum Hl. Antonius, zu Fabian und Sebastian, am Aschermittwoch, am Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Hl. Abend gefastet.

Freitage waren immer fleischlos. Es gab Fastenspeisen, z.B. Einbrennsuppe, Eier, Butter, Topfen, Kartoffelgerichte mit wenig Fett, Speisen aus Grieß, Mehl, Milch, Brot und Äpfel.

Ältere Menschen berichteten, dass ihre Vorgänger während der gesamten Fastenzeit kein einziges Stück Fleisch zu sich nahmen.

Durch verstärktes Gebet, häufiges Fasten und umfangreiche Enthaltsamkeit erhofften sich die Menschen Hilfe in ihrem zeitlichen Leben und ein besonders glückliches Seelenheil nach ihrem Tod. Eine ältere Frau drückte es so aus: “Man muss nicht nur für den Leib, sondern auch für die Seele etwas Gutes tun.

Spruch:

Am Ende wird alles gut –
und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende.
Ois – Mensch, Tier, Natur und Arbeitsleben,
hofft auf´n Herrgott sein Segen.“

Unsere Land- und Forstwirtschaft im Wandel(Friedrich Hofer)

Milchlieferanten in Dimbach:

1980er Jahre: 122 Lieferanten
1994: 114 Lieferanten, 21.800 kg
2002: 84 Lieferanten, 21.800 kg
2008: 68 Lieferanten, 49.560 kg[6]

In Österreich:

 

1949

1957

1966

Pferde

69.739

42.834

12.937

Zugochsen

Unbekannt

10.032

992

Zugkühe

Unbekannt

52.318

9.594

       

Österreich

 

1913

1918

1950

1960

1970

1980

1990

Weizen

14,3

9,4

17,9

25,4

29,6

45,2

51,2

Roggen

14,1

9,7

15,5

20,7

29,2

40,4

42,6

Gerste

12,3

10,5

17,2

28,1

31,5

40,5

52

Hafer

14,5

9,1

10,7

21,3

26,8

34,3

39,4

Körnermais

-

-

20,5

36,5

49,3

67

81,80

Kartoffel

127

60,9

138,6

211,5

246

240,4

249,9

Zuckerrüben

-

-

303

396

444,2

510

501,3

Zuerwerb der Bauern in Dimbach (Maria Lehner)

Viele landwirtschaftliche Betriebe sind in unserem Gebiet auf einen Zuerwerb angewiesen. Die bäuerlichen Familien suchten Möglichkeiten, entwickelten Initiativen und setzten sie auch erfolgreich um. So gibt es im Zuge der bäuerlichen Direktvermarktung:

den Kräuteranbau und die Herstellung verschiedener Produkte daraus – Wimmer,

den Bio-Schulmilchproduzenten – Hackl,

Foto: Bio-Milchprodukte von Familien Nenning (Hackl). (44/1928)

die Fleischhauerei, auch mit der Herstellung von Wurstwaren – Untergassner,

Foto: Innenhof bei Familie Kastenhofer (Untergassner). (44/1927)

die Herstellung von Geweihschildern, Schnäpsen und Likören – Abrandtner,

die Schnapsbrennerei, Hofbrennerei seit mehreren Generationen – Auger/Gassen

die Bio-Gärtnerei – Käferböck,

Foto: Glashausanlage der Familie Hintersteiner (Käferböck). (44/1926)

die Herstellung von Bio-Bauernbrot, Bio-Topfenprodukte – Gatterer,

den Betrieb eines Auslieferungslagers für landwirtschaftliche Produkte – Karl-Hader,

Foto: (44/1925)

den Urlaub am Bauernhof und Verkauf von Christbäumen - Hösch/Ober-Diemer.

Obwohl der Arbeitsaufwand in der bäuerlichen Direktvermarktung ein großer ist, fanden die Landwirte mit ihren Spezialprodukten eine Marktnische, die zur Existenzsicherung ihrer Betriebe beitrug, von der auch wir, die Konsumenten, profitieren.

Kräutergarten am Bauernhof (Maria Lehner)

Kommt man zum Bauernhof „Wimmer“ in Vorderdimbach 26, bewirtschaftet von Josef und Maria Rafetseder, fällt einem sofort ein neu erbautes Gartenhaus mit einem aus Holz gestalteten Namenschild „WIMMERS SCHAUGARTEN“ auf. Betritt man das Haus, fühlt man sich in dem liebevoll gestalteten Raum sofort wohl. Selbst gemalte Bilder von Josef Rafetseder (seit 1979 beschäftigt er sich erfolgreich als Hobbymaler mit Bauern- und Landschaftsmalerei, Bemalen von Schützenscheiben, Bleistiftzeichnungen …) und seiner Tochter Romana, die ebenfalls ihre Freizeit der Malerei widmet, zieren die Wände. Daneben hängen viele Sträuße getrockneter Blumen und Kräuter. In der kleinen „Kochnische“ stehen in den Regalen selbst eingemachte Kräuterpestos, verschiedene Heilkräuter und Tees, die zum Verkauf angeboten werden. Verschiedene Gartenbücher laden in der Sitzecke zum Schmöckern ein.

Die Bäuerin Maria Rafetseder beschäftigt sich seit 1986 mit dem Kräuteranbau und ihrer Verarbeitung zu Tees, Salben und Tinkturen. Vermarkten kann sie ihre Produkte ab Hof und auf Bauernmärkten in der näheren und weiteren Umgebung. Besonders gefragt ist der Kräutertee „Dimbacher Mischung“.

Im Zuge des Leader-Projektes „Wohlfühlplatzl Dimbach“ legte die begeisterte Kräuterbäuerin einen neuen Schaugarten an. Es ist eine wahre Augenweide, durch diesen Garten zu gehen. Viele bekannte Kräuter, aber auch bei uns eher seltener kultivierte Pflanzen wachsen neben so genannten „Giftpflanzen“, die ebenfalls ihre schönen Blätter und Blüten zeigen. Viele Gewächse verbreiten einen intensiven Duft. Alle Pflanzen sind beschildert und als „Mischkultur“ angelegt.

Ein kleiner Kraftplatz lädt ein zum Sitzen und zum ruhigen Betrachten des Gartens.

Maria Rafetseder bietet Führungen für interessierte Einzelpersonen und Gruppen an, ebenso Workshops, bei denen gemeinsam unter ihrer fachlichen Anleitung mit Kräutern gearbeitet wird, Pestos usw. hergestellt werden und diese auch verkostet werden können.

Foto: Eröffnung des Kräutergartens Wimmer im Jahre 2009. (48/1317)

Foto: Kräutergarten Wimmer (48/1321)

Foto: Kräutergarten Wimmer (48/1319)



http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/db/Coffee_Grinder_Zassenhaus_edit.jpg (19.11.2010)

Quelle: Lehr, Prof. Rudolf: Landeschronik Oberösterreich; Wien-München; Verlag Christian Brandstätter; 1992

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fa/Helleborus_viridis01.jpg (21.12.2010)

http://www.oeav-obergailtal.at/index.php?option=com_content&view=article&id=134:schneerose&catid=51:pflanzenportraets&Itemid=127 (21.12.2010)

http://muehlauersaege.members.cablelink.at/pictures/zugsaege.jpg (19.11.2010)

Quelle: Berglandmilch