Sauerkraut einmachen (Maria Fichtinger)

Beim Sauerkraut war maßgebend nicht nur die Menge der Salzbeigabe, der Wacholderbeeren und der Lorbeerblätter, sondern auch die Stärke der Verdichtung und vorwiegend die Sauberkeit bei der Arbeit und der Entnahme.

Welch riesige Mengen Sauerkraut eingesäuert wurden, sah ich einmal beim Holzer in Dimbach. Im Keller stand ein ca. 1m hoher Steintrog mit einem Durchmesser von 2 m. Ein Sohn des Hauses stand beim Eintreten des Krautes barfuß vom Vormittag an bis zum Abend in dem Trog. Es war aber auch der Bedarf groß, da es sich um eine Großfamilie handelte.

Foto: Krauthäupel[1] (22/2136)

Quelle: Franz Hamminger, Lehrjahre sind keine Herrenjahre, Seite 86f.



Ein verhängnisvoller Dreschertanz

Quelle: Heinrich Hahn (Leimhofer), Großerlau 9, aufgezeichnet von Karl Hahn, überarbeitet von Maria Fichtinger

Foto: Dreschen in Großerlau 9. (46/507)

„Einmal sind wir beim Rauh bis ½ 6 Uhr früh beim Dreschertanz gewesen. Wir haben dabei Tee getrunken, in den sie uns etwas hineingetan haben, die Teufeln. Der Eigner Walter, der Daxberger und ich sind miteinander nach Hause gegangen. Der Eigner Walter und der Daxberger sind nach Hause gekommen. Ich habe damals noch in der Kloibmühle gewohnt. Beim Eigner haben sie Steine gesprengt gehabt, einige sind auf dem Weg gelegen. Da bin ich gestolpert und dann weiß ich lange nichts mehr. Der Hut ist dort gelegen. Dann bin ich aufgestanden und wäre wieder zurück gegangen, Richtung Pirner hinunter. Die Daxbergerin ist schon in die Messe gegangen. Sie hat mich angesprochen und gefragt, wo ich denn hingehe. Ich habe nicht geantwortet und bin weiter gegangen. Dann bin ich umgekehrt, bin über das Feld gegangen zum Großeder hinauf. Dort bin ich dann beim Pirner-Wald bei einem Baum gesessen. Da ist der Kasberger zu mir gekommen – aber da weiß ich nichts davon. Ich weiß nur, dass ich wieder einmal aufgestanden und heruntergegangen bin zu einem Kobel beim Großeder mitten im Feld, den es heute nicht mehr gibt. Da ist ein Baumstrunk gewesen, und da habe ich mich drauf gesetzt. Ich weiß, dass da die Sonne sehr schön geschienen hat. Ich bin wieder aufgestanden, gerade über das Feld hinunter gegangen und entlang der Böschung wieder hinauf Richtung Großeder. Dort ist mir die ‚Holzer Hermal‘ entgegen gekommen. Sie ist am Steig gegangen, ich außerhalb der Böschung. Sie hat mich angesprochen, wo ich denn hingehe. Auf einmal war ich wieder voll bei mir und habe sie gefragt, wo sie denn herkomme. Sie sagte, dass sie von der Messe nach Hause gehe. Na dann hättest mich sehen sollen. Hinein über die Böschung, hinunter durch das Holz, und schon war ich zu Hause.“

Ein Leben im Dienste der Landarbeit (Josef Puchner)

Anton Kaiselgruber - wer kennt schon in Dimbach unter diesem Namen den treuen Landarbeiter, dem viele Zeilen gewidmet sind? Ich sehe fragende Gesichter.

„Nein, kennen wir nicht!“

Doch hinter „Kaiselgruber“ verbirgt sich kein anderer wie der siebzigjährige „Menzel Toni“ – so kennen ihn alle Dimbacher - der in den dreißig Jahren seines Hierseins einer von ihnen geworden ist.

Er trat damals im Gasthof Menzel seinen Dienst an und blieb dort bis zum Lebensende. Die bekannte Gaststätte wechselte zwar durch Todesfall ihren Besitzer - dieser heißt heute Reiter - doch der im Hause verbliebene Knecht wurde in der Leute Mund noch immer „Menzel Toni“ genannt.

„Es gab gute und schlechte Zeiten für mich, wie´s halt schon geht! Aber in Dimbach bin ich immer ganz gerne gewesen!“ meinte er, als er mir gegenübersitzend und von seinem reichen Arbeitsleben erzählte.

Die meisten Dienstgeber übertrugen ihm gewöhnlich die Betreuung ihrer Pferde, denn hierfür erwies er besonders viel Tüchtigkeit und Geschick.

Es gibt wohl keinen Weg in Dimbach, den er nicht mit seinem Fuhrwerk befahren hätte. Der Viehhandel seiner Dienstgeber bot hiezu reichlich Gelegenheit. Gern erinnerte sich der „Toni“ seiner Beschäftigung als Kutscher in der Kuranstalt Bad Kreuzen.

„Dort gab´s von den Kurgästen immer ein hübsches Trinkgeld!“, meint er.

Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg sah ihn in Sarmingstein. „Damals gab es noch kein Auto, dafür standen oft hundert Wagen beim Füttern auf einem Platz. Das war ein Leben!“

Freudige Erinnerung glänzt in seinen Augen, wenn er Jahrzehnte zurückdenkt, da noch der Fuhrmann „König der Landstraße“ gewesen…

Seit frühester Kindheit, die er in Sankt Georgen am Walde verlebte, arbeitete er in der Landwirtschaft.

Sechzig Jahre! „Wie leicht gesagt, doch wieviel Mühen und Schweiß forderten sie von ihm!“

Die Spur der Arbeit ist eingegraben in Hände und Gesicht. Wann hat schon ein Knecht einmal wirklich Zeit zum Ausruhen? Nie! Oder nur sehr, sehr selten.

Hin und wieder mag sich wohl der eine oder andere Leser denken: Warum macht man eines schlichten Knechtes wegen so viel Aufhebens in der Zeitung. Steht doch nicht dafür!

Ihm gilt die Antwort: Warum soll nicht eines einfachen tüchtigen Menschen genau so lobend gedacht werden wie eines verdienten Professors, Ingenieurs oder Wissenschaftlers? Der Knecht oder die Magd, deren Leben von emsiger Arbeit für ihre Mitmenschen erfüllt war, verdient das genauso. Denn ohne sie könnte ein Volk nicht leben!

Dem greisen Arbeitsjubilar wünschen wir Glück und Gesundheit noch für viele Jahre!

Quelle: Mühlviertler Nachrichten, Seite 10, 4. September 1952

Das stand früher auf dem Speiseplan
(Anna Enengl, Schützenhofer, Maria Fichtinger)

Foto: Kartoffel mit Sauerkraut[1] (22/2133)

Die Hauptspeise bestand jeden Tag aus Erdäpfel und Sauerkraut. Ansonsten gab es manchmal Grieskoch, Mohnnudeln, Mohnstrudel, Mohnknöderl (in jedem Garten wurde früher Mohn angebaut), Erdäpfelschmarrn und verschiedene Strudel. Fleischtage gab es nicht so viele. Hauptsächlich gab es geselchtes Fleisch, weil es auch noch keine Kühltruhe gab.

Im Winter wurden Schweine geschlachtet, und das bessere Fleisch war im Sommer schon aus. Das Fleisch war früher viel fetter als heute.

In der Früh gab es eine Stosuppe (Rahmsuppe) oder eine Brotsuppe - die war mir viel lieber.

Gegessen wurde immer aus einer Schüssel.

Eine Speise habe ich bis heute nicht mehr gemacht - den Erdäpfelsterz. Erdäpfel wurden gekocht und zerstoßen, dann wurden Löcher gemacht und Mehl darüber gestaubt. Man gab viel Schmalz dazu und das Ganze wurde im Rohr herausgebraten.

Einmal haben die Männer, darunter auch mein Bruder, im Wald Holz gestreift. Als es dann zu Mittag Erdäpfelsterz gab, hat er fast geweint, weil er sich bei der Arbeit so anstrengen musste und es nichts Gescheiteres als Erdäpfelsterz zu essen gab.



Erinnerungen einer Magd
(Theresia Eigner, Dimbachreith 3, geb. 1931, aufgezeichnet von Maria Fichtinger)

Ich wurde in Bad Kreuzen als drittes von sieben Kindern geboren. Wir hatten nur ein kleines Haus mit ein paar Kühen und Ziegen, auf den Wiesen stand vorwiegend saures Gras. Mein Vater hatte keine Arbeit, und es gab damals noch kein Arbeitslosengeld.

Äpfel hatten wir immer genug, aber nur Obst mag man halt auch nicht. Manchmal brachte sogar unsere Nachbarin etwas zum Essen vorbei, weil wir so wenig hatten.

Als Kinder mussten wir immer die Ziegen in den Wald zum Laubfressen treiben. Dabei gingen wir durch einen Hohlweg, den niemand einsehen konnte. Da trieben wir die Ziegen ab und zu heimlich in das Haferfeld des Nachbarn, damit sie schneller satt wurden. Als ich einmal über das Haferfeld lief, stürzte ich und schnitt mir die Knie mit dem Hafer auf.

Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage unserer Familie konnten nicht alle Kinder zu Hause ernährt werden. Darum kam ich mit 9 1/2 Jahren zu meiner Firmpatin in die Kloibmühle. Auch ein Bruder und eine Schwester kamen zu einer anderen Familie.  Ich ging somit 4 Jahre in Bad Kreuzen in die Schule und 4 Jahre in Dimbach.

Anfangs habe ich mich in der Kloibmühle sehr gefürchtet. Ich musste alleine in einem Stüberl schlafen und hörte dort immer die Mäuse herumlaufen und pfeifen. Dadurch konnte ich oft lange nicht schlafen und verkroch mich in meinem Strohbett unter der Tuchent, damit ich die Mäuse nicht mehr hörte. Heimlich weinte ich auch manchmal, weil ich Heimweh hatte.

Mein Elternhaus war über eine Stunde entfernt, darum ging ich nur am Sonntag zu meiner Mutter, dort weinte ich mich aus und musste trotzdem wieder fortgehen.

Wie der Name schon sagt, war die Kloibmühle eine Mühle. Die Leute kamen von weit und breit z.B. aus Mönchdorf und Pabneukirchen, um ihr Getreide mahlen zu lassen.

1941 wurde die Mühle neu eingerichtet, und es kam anstelle des Mühlsteins ein Walzenstuhl zum Getreidemahlen zum Einsatz. Beim Mahlen gab es immer mehrere Durchgänge, als erstes erhielt man weißes Mehl, dann Brotmehl und dann das schwarze Mehl und die Kleien.

Foto: Kloibmühle (47/1308)

Foto: Mahlaufzeichnungen 1937 (47/1309)

Nach der Schule blieb ich als Magd in der Kloibmühle. Zu meinen Aufgaben zählte unter anderem das Betreuen der Kinder, das Waschen, das Hüten der Kühe, das Weisen der Ochsen, das Einschaufeln des Getreides, das Tragen der Getreidesäcke, …

Zusätzlich musste ich in der Erntezeit auch bei anderen Höfen als sogenannter „Tagwerker“ aushelfen. Als „Tagwerker“ half man beim Schneiden des Korns, beim Dreschen und Kartoffel klauben.

1957, als das letzte Kind in die Schule kam, musste ich die Kloibmühle verlassen. Bis 1960 arbeitete ich anschließend in der Sagmühle als Magd. 1960 heiratete ich zum Eigner, wo wir selber eine kleine Wirtschaft hatten.