Der „Brand“ im Getreidefeld (Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)
In der Osternacht wurde früher vor der Kirche das Osterfeuer angezündet. Die Bauern legten in dieses Osterfeuer etwa 3 cm starke und 30 cm lange Haselstecken, die an der Seite, wo sie ins Feuer gelegt wurden, kreuzweise eingeschnitten waren. Wenn sie schön glühten, wurden sie abgelöscht und mit nach Hause genommen. Daher nannte man sie auch „der Brand“. In der Osternacht fand auch die Speisenweihe statt. Dazu wurde von einem in der Karwoche geschlachteten Schwein ein ganz spezielles Fleischstück gekocht, und zwar eines mit dem Schulterblattknochen drin. Das wurde noch am Karsamstag nach der Auferstehungsfeier bis auf den Knochen abgeputzt und verspeist. Es hatte nämlich in der ganzen Fastenzeit kein frisches Fleisch gegeben. Brot und Eier wurden ebenfalls geweiht und gegessen. Die beiden Schulterblattknochen wurden aufbewahrt.
Am Palmsonntag waren schon die Palmbesen geweiht worden. Auch einige kleine Palmbesen wurden gebunden und mit geweiht. Alles für den Brand!
Wenn dann das Getreide angebaut war und ein bisschen grün heraus spitzte, war die Zeit für das Brand stecken. Der Vater nahm einige ca. einen Meter lange kräftige Haselstecken und spitzte sie unten zu. Oben wurden sie kreuzweise eingeschnitten. In diese Schnittstelle kamen dann, mit einem starken Spagatgarn befestigt, die Knochen vom Schulterblatt, der Brand, ein kleines Fläschchen Weihwasser und ein kleines Palmbeserl. Davon wurde je nach Anzahl der Getreidefelder eine entsprechende Anzahl hergerichtet. Dann ging der Vater an einem Sonntagnachmittag mit diesen Utensilien hinaus in die Getreidefelder. In der Mitte eines jeden Feldes wurde so ein Stecken mit den geweihten Sachen eingesteckt. Das sollte das Feld vor Unwetter, Hagel und bösen Dingen, wie Mutterkorn – einer gefährlichen Pilzerkrankung beim Getreide - beschützen. Dem Kornmäher, der so einen Brand beim Kornmähen fand, winkte in dem Jahr besonderes Glück. Mit dem Einsatz der Erntemaschinen ging dieser Brauch verloren.
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