Erinnerungen einer Magd
(Theresia Eigner, Dimbachreith 3, geb. 1931, aufgezeichnet von Maria Fichtinger)
Ich wurde in Bad Kreuzen als drittes von sieben Kindern geboren. Wir hatten nur ein kleines Haus mit ein paar Kühen und Ziegen, auf den Wiesen stand vorwiegend saures Gras. Mein Vater hatte keine Arbeit, und es gab damals noch kein Arbeitslosengeld.
Äpfel hatten wir immer genug, aber nur Obst mag man halt auch nicht. Manchmal brachte sogar unsere Nachbarin etwas zum Essen vorbei, weil wir so wenig hatten.
Als Kinder mussten wir immer die Ziegen in den Wald zum Laubfressen treiben. Dabei gingen wir durch einen Hohlweg, den niemand einsehen konnte. Da trieben wir die Ziegen ab und zu heimlich in das Haferfeld des Nachbarn, damit sie schneller satt wurden. Als ich einmal über das Haferfeld lief, stürzte ich und schnitt mir die Knie mit dem Hafer auf.
Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage unserer Familie konnten nicht alle Kinder zu Hause ernährt werden. Darum kam ich mit 9 1/2 Jahren zu meiner Firmpatin in die Kloibmühle. Auch ein Bruder und eine Schwester kamen zu einer anderen Familie. Ich ging somit 4 Jahre in Bad Kreuzen in die Schule und 4 Jahre in Dimbach.
Anfangs habe ich mich in der Kloibmühle sehr gefürchtet. Ich musste alleine in einem Stüberl schlafen und hörte dort immer die Mäuse herumlaufen und pfeifen. Dadurch konnte ich oft lange nicht schlafen und verkroch mich in meinem Strohbett unter der Tuchent, damit ich die Mäuse nicht mehr hörte. Heimlich weinte ich auch manchmal, weil ich Heimweh hatte.
Mein Elternhaus war über eine Stunde entfernt, darum ging ich nur am Sonntag zu meiner Mutter, dort weinte ich mich aus und musste trotzdem wieder fortgehen.
Wie der Name schon sagt, war die Kloibmühle eine Mühle. Die Leute kamen von weit und breit z.B. aus Mönchdorf und Pabneukirchen, um ihr Getreide mahlen zu lassen.
1941 wurde die Mühle neu eingerichtet, und es kam anstelle des Mühlsteins ein Walzenstuhl zum Getreidemahlen zum Einsatz. Beim Mahlen gab es immer mehrere Durchgänge, als erstes erhielt man weißes Mehl, dann Brotmehl und dann das schwarze Mehl und die Kleien.
Foto: Kloibmühle (47/1308)
Foto: Mahlaufzeichnungen 1937 (47/1309)
Nach der Schule blieb ich als Magd in der Kloibmühle. Zu meinen Aufgaben zählte unter anderem das Betreuen der Kinder, das Waschen, das Hüten der Kühe, das Weisen der Ochsen, das Einschaufeln des Getreides, das Tragen der Getreidesäcke, …
Zusätzlich musste ich in der Erntezeit auch bei anderen Höfen als sogenannter „Tagwerker“ aushelfen. Als „Tagwerker“ half man beim Schneiden des Korns, beim Dreschen und Kartoffel klauben.
1957, als das letzte Kind in die Schule kam, musste ich die Kloibmühle verlassen. Bis 1960 arbeitete ich anschließend in der Sagmühle als Magd. 1960 heiratete ich zum Eigner, wo wir selber eine kleine Wirtschaft hatten.
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