Ein Leben im Dienste der Landarbeit (Josef Puchner)
Anton Kaiselgruber - wer kennt schon in Dimbach unter diesem Namen den treuen Landarbeiter, dem viele Zeilen gewidmet sind? Ich sehe fragende Gesichter.
„Nein, kennen wir nicht!“
Doch hinter „Kaiselgruber“ verbirgt sich kein anderer wie der siebzigjährige „Menzel Toni“ – so kennen ihn alle Dimbacher - der in den dreißig Jahren seines Hierseins einer von ihnen geworden ist.
Er trat damals im Gasthof Menzel seinen Dienst an und blieb dort bis zum Lebensende. Die bekannte Gaststätte wechselte zwar durch Todesfall ihren Besitzer - dieser heißt heute Reiter - doch der im Hause verbliebene Knecht wurde in der Leute Mund noch immer „Menzel Toni“ genannt.
„Es gab gute und schlechte Zeiten für mich, wie´s halt schon geht! Aber in Dimbach bin ich immer ganz gerne gewesen!“ meinte er, als er mir gegenübersitzend und von seinem reichen Arbeitsleben erzählte.
Die meisten Dienstgeber übertrugen ihm gewöhnlich die Betreuung ihrer Pferde, denn hierfür erwies er besonders viel Tüchtigkeit und Geschick.
Es gibt wohl keinen Weg in Dimbach, den er nicht mit seinem Fuhrwerk befahren hätte. Der Viehhandel seiner Dienstgeber bot hiezu reichlich Gelegenheit. Gern erinnerte sich der „Toni“ seiner Beschäftigung als Kutscher in der Kuranstalt Bad Kreuzen.
„Dort gab´s von den Kurgästen immer ein hübsches Trinkgeld!“, meint er.
Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg sah ihn in Sarmingstein. „Damals gab es noch kein Auto, dafür standen oft hundert Wagen beim Füttern auf einem Platz. Das war ein Leben!“
Freudige Erinnerung glänzt in seinen Augen, wenn er Jahrzehnte zurückdenkt, da noch der Fuhrmann „König der Landstraße“ gewesen…
Seit frühester Kindheit, die er in Sankt Georgen am Walde verlebte, arbeitete er in der Landwirtschaft.
Sechzig Jahre! „Wie leicht gesagt, doch wieviel Mühen und Schweiß forderten sie von ihm!“
Die Spur der Arbeit ist eingegraben in Hände und Gesicht. Wann hat schon ein Knecht einmal wirklich Zeit zum Ausruhen? Nie! Oder nur sehr, sehr selten.
Hin und wieder mag sich wohl der eine oder andere Leser denken: Warum macht man eines schlichten Knechtes wegen so viel Aufhebens in der Zeitung. Steht doch nicht dafür!
Ihm gilt die Antwort: Warum soll nicht eines einfachen tüchtigen Menschen genau so lobend gedacht werden wie eines verdienten Professors, Ingenieurs oder Wissenschaftlers? Der Knecht oder die Magd, deren Leben von emsiger Arbeit für ihre Mitmenschen erfüllt war, verdient das genauso. Denn ohne sie könnte ein Volk nicht leben!
Dem greisen Arbeitsjubilar wünschen wir Glück und Gesundheit noch für viele Jahre!
Quelle: Mühlviertler Nachrichten, Seite 10, 4. September 1952
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