Die Entwicklung des Geldes (Karl Hahn)
Geld – was ist das eigentlich? Geld ist die Gegenleistung für Waren und Dienstleistungen. Das früher verwendete Naturalgeld (Vieh, Salz, Geräte, …) wurde durch das Münz- und Papiergeld abgelöst. Angeblich verwendeten die Chinesen schon im 8. Jahrhundert Papiergeld, die ersten erhaltenen Scheine stammen aber aus der Ming-Dynastie im 14. Jahrhundert.
In Europa verwendete man Papiergeld erstmals im 16. Jahrhundert, in Österreich wurden unter Kaiser Franz I. im Jahre 1759 die ersten Papiergeldscheine ausgegeben („Wiener-Stadt-Banco-Zettel“), wobei es von 1762 bis 1806 sechs verschiedene Gulden-Emissionen gab.
Foto: 5 Gulden Schein aus dem Jahre 1762 (Wiener-Stadt-Banco-Zettel).[1] (17/2275)
Im Zuge einer Währungsreform erfolgte am 2. August 1892 per Gesetz die Umstellung von Gulden auf Kronen, am 11. August 1892 die Umstellung von der bisherigen Silberwährungsbedeckung auf die Goldwährung. 1 Gulden „österr. Währung“ wurde dabei auf 2 Kronen (1 Krone = 100 Heller) umgetauscht. Bis 1900 war der Gulden neben der Krone gültiges Zahlungsmittel.
Foto: Banknote zu 20 Kronen aus dem Jahre 1913. Die Vorderseite war in der jeweiligen Landessprache der verschiedenen Völker der Monarchie (hier Deutsch) bedruckt, die Rückseite auf Ungarisch. (17/2279) und (17/2280)
Nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wurden die Kronenscheine mit dem Aufdruck „Deutschösterreich“ noch bis zum Ende des Jahres 1921 verwendet. Auch in den Nachfolgestaaten verwendete man die alten Kronenscheine, mit Stempel oder Marken gekennzeichnet, noch weiter, wobei sie auf Grund der unterschiedlichen Inflation in den einzelnen Ländern ganz unterschiedliche Werte hatten.
Kleingeldmangel im täglichen Geldverkehr veranlasste viele Gemeinden in Österreich, so auch Dimbach, zur Ausgabe von Notgeldscheinen. Die kleinen Münzen wurden oft eingeschmolzen oder in das Ausland gebracht, wodurch sie im täglichen Gebrauch fehlten.
Foto: Notgeldscheine im Wert von 20, 30 und 50 Heller aus Dimbach vom Dezember 1920. (35/1842), (35/1843) und (35/1844)
Mit 2. Jänner 1922 erfolgte die Ausgabe von neuen Kronenscheinen, wobei durch die herrschende enorme Inflation nach dem Ersten Weltkrieg Geldscheine mit einem Wert von bis zu 500.000 Kronen hergestellt wurden. In Deutschland wurden in manchen Orten sogar 200 Billionenscheine ausgegeben.
Foto: 1000-Kronen-Schein vom 2. Jänner 1922. (17/2273)
Der Schilling, mit dem Schilling-Rechnungsgesetz vom 20. Dezember 1924 beschlossen und am 1. März 1925 in Österreich eingeführt, ersetzte die Krone. Per Gesetz wurde der Wert des Schillings auf 10.000 (Papier-)Kronen festgelegt. Er blieb (ausgenommen die Jahre 1938–1945) bis 28. Februar 2002 offizielles Zahlungsmittel der Republik Österreich.
Ein Schilling entspricht 100 Groschen. Ursprünglich war statt des Groschens der „Stüber“ geplant. Dies ist insofern interessant, als es sich bei Schilling und Groschen historisch um die gleiche Einheit handelt (12 Pfennig/Pence). Es gab Münzen zu 1, 2, 5, 10, 50 Groschen und ½, 1, 2, 5 Schilling und Banknoten zu 5, 10, 20, 100 und 1000 Schilling. 1926 erfolgte die Ausgabe von Goldmünzen im Wert von 25 und 100 Schilling. Bereits kurz nach der Einführung war der österreichische Schilling eine relativ stabile Währung, weshalb er bald auch als „Alpendollar“ bezeichnet wurde.
Fotos: 1 Groschen (17/2276), ½ Schilling (17/2278), 1 Schilling (17/2277), 25 Schilling (17/2281)
Im Jahr 1938 wurde der Schilling nach dem Anschluss an das Deutsche Reich durch die Reichsmark mit einem Wert von 1 Mark = 1,50 Schilling abgelöst. Nach Ansicht der Österreichischen Nationalbank war der Kurs stark politisch motiviert festgelegt worden, um die Zustimmung zum „Anschluss“ zu erhöhen.
Foto: 5 Reichsmarkschein aus dem Jahre 1942. (17/2271)
Als Anfang 1945 durch die Kriegswirren der Geldscheinnachschub aus Berlin nicht mehr funktionierte, wurden in Graz, Salzburg und Linz Reichsmarkscheine mit einem Aufdruck versehen und auf fotomechanischem Weg selbst vervielfältigt. Dabei fanden 10, 50 und 100 Markscheine Verwendung.
Bereits 1945 begann die alliierte Militärbehörde in Österreich mit dem Druck von Schilling-Scheinen (0,5 bis 100 Schilling), welche nach dem Zusammenbruch zum Teil bis 1948 als Übergangswährung ausgegeben wurden.
Foto: 1-Schilling-Schein der alliierten Militärbehörde. (17/2270)
Ab 1948 gab die Österreichische Nationalbank die ersten Banknoten für die Zweite Republik heraus. In mehreren Serien wechselte das Erscheinungsbild, der 10-Schilling-Schein verschwand mit der Serie von 1966.
Foto: 10-Schilling-Schein aus dem Jahre 1950. (17/2272)
Foto: 1000-Schilling-Schein 1997. (17/2282)
Am 1. Jänner 1999 wurde der Euro als Buchgeld, drei Jahre später am 1. Jänner 2002 erstmals als Bargeld mit einem Umrechnungskurs von 13,7603 Schilling eingeführt. Damit wurden viele nationale Währungen durch eine einheitliche abgelöst und die sogenannte Eurozone geschaffen. Der Euro ist neben dem US-Dollar die wichtigste Währung der Welt.
Foto: Euro-Banknoten (17/2283)
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