Hebammen (Rudolf Freinschlag)

Der Beruf der Hebamme ist so alt wie die Menschheit. Frauen haben schon immer anderen Frauen vor, während und nach der Geburt geholfen. Dieser Dienst war zu Anfang allerdings kein Beruf, eher eine naturbedingte Aufgabe.

Früher wurden Frauen, die zur Entbindung gerufen wurden, auch „weise Frau“ oder „Wehmutter“ genannt und waren hoch angesehen. Es bildete sich der Berufsstand der Hebamme (»hevianna« = »die Hebende« zusammengesetzt aus »ana« als Großmutter/Ahnin und »heben«) heraus. Bereits im 15. Jahrhundert waren Hebammen(ver)ordnungen bekannt, wo die Aufgaben ausführlich beschrieben waren (z.B. 1452 in Regensburg die erste Hebammenverordnung, 1491 in Ulm eine Hebammenordnung).

Leider starben durch mangelnde Hygiene sehr viele Frauen und Kinder am Kindbett- oder Wochenbettfieber. Man betrachtete dies als unausweichliches Schicksal, bis der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis (1818-1865) den Zusammenhang zwischen mangelnder Hygiene und dem Kindbettfieber herstellte. Als auch die Hebammenausbildung intensiviert wurde und jedes Dorf eine ausgebildete Hebamme vorweisen konnte, ging auch die Säuglingssterblichkeit stark zurück. In Dimbach findet man die erste Erwähnung einer Hebamme im Taufbuch vom 9. Dezember 1825, wo von einer geprüften Hebamme Anna Peheböckin die Rede ist.

Foto: Erste Erwähnung einer Hebamme in Dimbach im Taufbuch vom 9. Dezember 1825 (55/1989)

Im Jahre 1848 ist bei einem Taufbucheintrag von einer Amtshebamme Pischinger die Rede. In diesem Jahr sind auch die Hebamme Josefa Kurzmann aus Kreuzen sowie einfach eine „Hebamme von hier“ vermerkt. Auch Klara Freinschlag (Freynschlag) war zu dieser Zeit Hebamme in Dimbach. Ab 1855 waren die Hebamme Huber, ab 1859 Theresia Urmann und Anna Palmetshofer sowie Hebammen aus Nachbargemeinden in Dimbach tätig. Theresia Urmann war bis 1893 Hebamme (sie starb am 25. Oktober 1893)[1], dann übte Maria Enengl die Funktion der Hebamme aus. Diese beiden Hebammen wohnten im Haus Dimbach 17.

Maria Enengl, geb. Grünberger, stammte vom Stelzergut in Gassen 12 (geboren 21. Jänner 1843, gestorben 17. Dezember 1917) und war bis 1917 Hebamme.

Danach war die Hebamme Maria Haiberger in Dimbach kurze Zeit tätig. In der Gemeindeausschusssitzung vom 27. November 1921 wurde festgestellt, dass die „Gemeinde eine junge und gesunde Hebamme zu beschaffen hat“. Im Jahr 1924 legte der Gemeindeausschuss fest, dass „der Resi Rausch, die zukünftige Schwiegertochter des Zimmermeisters Grünberger aus Neudorf, für die Lehrzeit als Hebamme 3.000.000,00 Kronen zur Verfügung gestellt werden.“ Die ersten im Taufbuch der Pfarre Dimbach verzeichneten Geburten von Theresia Rausch waren im September 1925 im Hause Großerlau 24 (Holzmühle) und im November im Hause Gassen 40 (Abrandtner). Sie stammte aus Saxen und heiratete am 16. November 1925 den Zimmerer Franz Grünberger.

Foto: Theresia Grünberger (Bildmitte) im Jahre 1963 (55/1284)

Die Aufgabe der Hebamme endete nicht mit der Geburt, sondern Mutter und Kind wurden etwa eine Woche lang täglich betreut und besucht, danach jeden zweiten Tag. Nachbarin Elfriede Ebner, Obergrammersdorfer erzählt:

„Während der Berufslaufbahn hat Theresia Grünberger etwa 1250 Entbindungen betreut, es sind nur zwei Mütter gestorben. Angesichts der damals herrschenden Zustände zeugt das von großer Gewissenhaftigkeit, mit der sie ihre Arbeit ausführte. Als meine Tochter Brigitte 1964 geboren wurde, kam sie zur Entbindung, obwohl sie schon in Pension war. Ich bin ihr heute noch dankbar, dass sie oft auf meine Kleine aufgepasst hat, damit ich selber die viele Arbeit leichter bewerkstelligen konnte.

Bei ihren Einsätzen hatte Frau Grünberger oft weite Strecken zu bewältigen. So hat sie gelegentlich ihren Nachbarn Anton Gruber, Untergrammersdorfer, gebeten, sie mit dem Motorrad zu den Entbindungen zu bringen, besonders in der Nacht oder in Nachbargemeinden. Sie hat eine verantwortungsvolle Arbeit mit bescheidenem Verdienst verrichtet.“

Die Zeit der Landhebammen dauerte gut ein Jahrhundert lang. Mit dem Entbindungsheim in Waldhausen nahm die Zahl der Hausgeburten ständig ab und später verlagerten sich die Geburten fast gänzlich in die Krankenhäuser. Frau Theresia Grünberger ging mit Ende 1963 in Pension. Sie war die letzte Landhebamme in Dimbach und wohnte im Grammersdorfer Häusl. Danach war noch Anna Starzer aus Grein in Dimbach tätig. 1970 ist Theresia Grünberger noch zweimal als Hebamme eingetragen. 1981 kam sie in das Altersheim Grein. Sie starb am 13. November 1987 im 85. Lebensjahr.

Foto: Theresia Grünberger (55/2079)

Foto: Grammersdorfer-Häusl (46/345)

Quellen:

Vorwort „Tagebuch einer Berghebamme“ von Roswitha Gruber
http://de.wikipedia.org/wiki/Hebamme(15.10.2010)
Pfarrchronik Seite 309



Sterbebuch IV/9