Leichentransport mit Pferden
(Josef Aistleithner sen., Daxberger, Gassen 48, Maria Fichtinger)
Früher war ich in der Gemeinde Dimbach eine Zeit lang für den Leichentransport zuständig. Wir fuhren damals noch mit Pferden. Auf dem Leichenwagen waren Bögen, die eine Kabine bildeten und mit schwarzem Samt überzogen waren. Wenn eine Leiche transportiert wurde, war der Wagen immer schön mit Kränzen geschmückt. Auch die Pferde und das Zaumzeug wurden immer sauber geputzt damit alles glänzte. Ein Problem war, dass der Wagen sehr hohe, schmale Räder hatte und infolgedessen sehr leicht umstürzte. Einmal war mir das auch passiert. Ich holte den Leichenwagen am Vorabend eines Begräbnisses. Bei einem G´stetterl beim Wegerer stürzte der Wagen um und fiel in einen Acker. Die halbe Nacht mussten meine Frau und ich dann den Wagen putzen, damit er am nächsten Tag wieder sauber war.
Foto: Leichenzug in Erlau (44/956)
Foto: Leichenwagen mit Sarg (46/942)
- Details
- Zugriffe: 526
Totenstroh brennen (Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)
In meiner Jugendzeit gab es noch den Brauch des Totenstrohbrennens, welcher mittlerweile abgekommen ist.
Damals gab es anstatt der Matratze große Strohsäcke im Bett. Diese wurden mit schönem Roggen- oder Haferstroh gefüllt und dienten unter einem „rupfernen“ (aus Leinen bestehenden) Tuch als Liegefläche. Wenn das Stroh noch frisch war, versank man im Strohsack und es war warm. Wenn aber das Stroh schon abgelegen war, war das Bett bretthart und das Liegen unangenehm. Außerdem ging es im Winter von unten kalt an den Körper, also beileibe kein Vergnügen.
Foto: Vor der Errichtung der Leichenhalle wurden die Toten zu Hause aufgebahrt. (94/432)
Wenn nun jemand im Hause in so einem Bett starb, wurde vom Hausherrn oder Bauern der Strohsack mit dem Schubkarren zum Hauskreuz, zur Kapelle oder zum Bildstock gebracht und dort angezündet. Es wurde das Totenstroh verbrannt. Die Nachbarn wussten nun Bescheid, dass jemand von seinem Leiden erlöst war und am Abend das „Nachtwachen“ stattfand. Es wurde damals noch in jedem Bauernhaus in der Stube gebetet, also die Totenwache gehalten. Zwei und manchmal auch drei Rosenkränze und Litaneien wurden gebetet. Als Sitzgelegenheit zum Beten in der Stube wurden Pfosten verwendet, die man auf Holzstöcke oder Fässer legte. Die Stube, die Küche und das Vorhaus waren voll betender Menschen. Man konnte nicht einmal mehr durchgehen. Nach der Totenwache wurde Brot und Most gereicht. Das war überall so üblich. In meiner Jugendzeit nahm ich an vielen solchen Nachtwachen in der Nachbarschaft und in der Verwandtschaft teil. Als ich schon größer war, musste ich die Litanei vorlesen, weil der Vorbeter regelmäßig keine Brille mit hatte. Bei dem schlechten Licht in den Stuben war das Lesen kein Vergnügen.
Am Begräbnistag holten der Daxberger oder der Wachsmut mit den Pferden und mit dem Leichenwagen der Gemeinde den Toten vom Haus ab und überführten ihn in die Kirche und in den Friedhof. Das wurde so lange so gemacht, bis ein Leichenbestatter aus Pabneukirchen Einspruch erhob. Hernach wurde die Überführung mit den Pferden verboten, da der Leichentransport nun dem Bestatter vorbehalten war.
- Details
- Zugriffe: 563