„Schabmachen“ fürs Dachdecken
(Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)

Im Herbst, wenn die Arbeit draußen zu Ende war und wir sonst auch keine besondere Arbeit hatten, mussten wir die „Schab“ fürs Dachdecken machen.

Bereits beim Kornschneiden wurde das schönste und längste Korn, welches einen starken Halm hatte, ausgeschieden und speziell „gemandelt“ und auch im Stadel separat aufbewahrt - das war das Schabstroh.

Im Stadel wurde in die Steigsäule eine kurze, spezielle Gabel eingeschlagen und darauf die Garbe gesteckt. Mit Gabeln wurden die Ähren ausgeschlagen, damit das Korn weg war und die Halme doch nicht geknickt wurden. Anschließend zwickte man die Garbe mit den Ähren in den Schabstock und entfernte mit dem Schabrechen das Gras und die kürzeren Halme. Im Futterstock wurde die Garbe auf die richtige Länge zugeschnitten und mit einem Strohband gut gebunden.

60 solcher Garben waren ein „Schober Schab“. Diese wurden aufbewahrt und für das Dachdecken verwendet. Es war eine schöne, aber anstrengende Arbeit. Die Schab wurden über die langen Deckleitern aufs Dach getragen und mit Bindgarten und Wieden an die Dachlatten angebunden. Die Wieden hatte damals der Altbauer vom Kleinleitner-Gut aus dünnen Fichtenästen gemacht. Meine Schwester Hermi und ich mussten zum Kleinleitner hinausgehen und sie heimtragen. Ich war damals so ungefähr dreizehn Jahre alt. Es war eine sehr anstrengende Arbeit.

Der letzte Strohdecker, an den ich mich erinnern kann, der auch bei uns zu Hause noch ein Strohdach deckte, war der Dirringer Franz (Hilber Franzl). Er hatte sich im Markt sein Haus gebaut und ist nun auch schon lange Jahre tot. Das letzte Schabstroh, das wir machten, gehörte für das Wegerer Häusl im Riegel unten, welches noch mit Stroh gedeckt war. Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude war in den späten 50er Jahren des 20. Jahrhunderts nach und nach mit Ziegel gedeckt worden.

Foto: Wegerer-Häusl, Vorderdimbach 3, mit Stroh gedeckt. (46/481)

Besen binden und Holzschuh machen
(Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)

Foto: Besenbinder bei der Arbeit. (22/2294)

Ich war ungefähr 15 Jahre alt, als ich von meinem Vater im Winter das Besenbinden und das Holzschuhmachen lernen musste. Dazu gingen wir zuerst in die Birkenkobel, die es damals genug gab, und holten schönes Birkenreisig für die Besen. Dabei lernte ich die richtige Auswahl zu treffen. Anschließend holten wir von den Felberstauden, die in der Reitwiese standen, schöne Felberruten zum Befestigen der Besen. Zu Hause wurde in der alten Küche die „Hainzelgeiß“ aufgestellt. Die bekam ein Brett „ins Biss“, auf welchem die Birkenruten aufgelegt und eingezwickt wurden. Mit dem Reifmesser wurden die Birkenruten zugeschnitten, was meine Aufgabe war. Der Vater legte die Ruten schön rund zusammen. Dann kam ein eiserner Ring herum, in den der Besenstiel eingeschlagen wurde. Dadurch saßen die Reiser fest. Der Stiel hatte unten ein Loch. Dort wurde der Besen mit Eisendraht in die richtige Form gebracht und am Stiel befestigt. Zur endgültigen Befestigung, aber auch zur Verzierung wurden die Felberruten um den Stiel gewunden. Der Besen wurde dann auf die richtige Länge zugeschnitten und kam auf den Getreideboden, wo er mit Pfosten beschwert wurde und trocknen konnte.

Auch das Holzschuh machen lernte ich von meinem Vater. Ein passendes Holzstück, das für diesen Zweck schon gerichtet war, wurde zugehackt. Auf der „Hainzelgeiß“ wurde mit dem Reifmesser die richtige Form, die mit Zimmerblei angezeichnet war, zugeschnitten. Mit einem speziell gebogenen Reifmesser schnitt man die Fußform und auch die Sohle mit dem Absatz, der mit der Säge vorbereitet war, aus. Anschließend wurde mit dem Stechbeitel die Nut, wo das Oberleder angenagelt wurde, ausgearbeitet. Wenn die Holzsohle gut zum Fuß passte, wurde der Leisten befestigt, das Oberleder darüber gezogen und mit Täkselnägeln befestigt. Von der Mitte aus wurde zu den beiden Seiten hin gleichmäßig mit einem schmalen Lederstreifen das Oberleder angenagelt. Man musste genau aufpassen, dass das Leder am Leisten und auch auf der Seite gut anlag und keine Beulen machte. Wenn alles passte, konnte man nach dem Entfernen des Leistens die Holzschuhe probieren. Als Holz wurde entweder Birke oder Fichte genommen. Ich habe einmal Erle genommen, weil sie sich so leicht arbeiten ließ. Die Lebensdauer war aber sehr gering.