Besen binden und Holzschuh machen
(Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)
Foto: Besenbinder bei der Arbeit. (22/2294)
Ich war ungefähr 15 Jahre alt, als ich von meinem Vater im Winter das Besenbinden und das Holzschuhmachen lernen musste. Dazu gingen wir zuerst in die Birkenkobel, die es damals genug gab, und holten schönes Birkenreisig für die Besen. Dabei lernte ich die richtige Auswahl zu treffen. Anschließend holten wir von den Felberstauden, die in der Reitwiese standen, schöne Felberruten zum Befestigen der Besen. Zu Hause wurde in der alten Küche die „Hainzelgeiß“ aufgestellt. Die bekam ein Brett „ins Biss“, auf welchem die Birkenruten aufgelegt und eingezwickt wurden. Mit dem Reifmesser wurden die Birkenruten zugeschnitten, was meine Aufgabe war. Der Vater legte die Ruten schön rund zusammen. Dann kam ein eiserner Ring herum, in den der Besenstiel eingeschlagen wurde. Dadurch saßen die Reiser fest. Der Stiel hatte unten ein Loch. Dort wurde der Besen mit Eisendraht in die richtige Form gebracht und am Stiel befestigt. Zur endgültigen Befestigung, aber auch zur Verzierung wurden die Felberruten um den Stiel gewunden. Der Besen wurde dann auf die richtige Länge zugeschnitten und kam auf den Getreideboden, wo er mit Pfosten beschwert wurde und trocknen konnte.
Auch das Holzschuh machen lernte ich von meinem Vater. Ein passendes Holzstück, das für diesen Zweck schon gerichtet war, wurde zugehackt. Auf der „Hainzelgeiß“ wurde mit dem Reifmesser die richtige Form, die mit Zimmerblei angezeichnet war, zugeschnitten. Mit einem speziell gebogenen Reifmesser schnitt man die Fußform und auch die Sohle mit dem Absatz, der mit der Säge vorbereitet war, aus. Anschließend wurde mit dem Stechbeitel die Nut, wo das Oberleder angenagelt wurde, ausgearbeitet. Wenn die Holzsohle gut zum Fuß passte, wurde der Leisten befestigt, das Oberleder darüber gezogen und mit Täkselnägeln befestigt. Von der Mitte aus wurde zu den beiden Seiten hin gleichmäßig mit einem schmalen Lederstreifen das Oberleder angenagelt. Man musste genau aufpassen, dass das Leder am Leisten und auch auf der Seite gut anlag und keine Beulen machte. Wenn alles passte, konnte man nach dem Entfernen des Leistens die Holzschuhe probieren. Als Holz wurde entweder Birke oder Fichte genommen. Ich habe einmal Erle genommen, weil sie sich so leicht arbeiten ließ. Die Lebensdauer war aber sehr gering.
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