Jeder wurde am Hof gebraucht: Mein Urgroßvater als Babysitter

Quelle: Bindreiter, Erwin (Hg.): Was Oma und Opa erzählen - Mühlviertler Leben vor fünfzig Jahren

Claudia Hintersteiner

Erzählt von meiner Oma Leopoldine Käferböck, geb. 1927

Unsere Familie war früher eine sehr kinderreiche Familie. Die Kinder wurden alle streng und gläubig erzogen. Nach dem Krieg wurde jede Person auch dringend am Hof gebraucht. So war es gut, wenn ein Opa oder eine Oma da waren, die die Kinder beaufsichtigten, damit die Eltern der Arbeit in der Landwirtschaft nachgehen konnten. Es gab noch keinen Kindergarten und mit sieben Jahren mussten die Kinder zur Schule gehen. Dabei hatten sie einen Fußweg von cirka einer Stunde bis nach Dimbach zurückzulegen.

In Dimbach gab es damals nur zwei Volksschulklassen. In der ersten Klasse wurden die ersten drei Jahrgänge (Schulstufen) und in der zweiten Klasse die weiteren vier Jahrgänge (Schulstufen) jeweils von einem Lehrer unterrichtet. Später wurde die Schule umgebaut und es wurden mehrere Klassenräume eingerichtet.

Der erste Kindergarten in Dimbach
(Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)

Eine der Errungenschaften, die uns die Nazizeit brachte, war ein eigener Kindergarten in Dimbach. Er wurde, soweit ich weiß, 1940 eingerichtet. Der Kindergarten wurde beim Kitzberger in dem Raum, in dem die Familie Dirringer und dann die Frau Kühböck wohnten, abgehalten.

Ich war damals 5 Jahre alt und musste laut Anordnung der Ortsparteileitung so wie viele andere Kinder auch den Kindergarten besuchen. Soweit ich mich erinnern kann, machte es mir durchaus nichts aus. Ich lernte dort Spielsachen kennen, die ich in meinem Leben noch nie gesehen hatte. Wir wurden von der Tante, wer sie war und wie sie aussah, weiß ich heute nicht mehr, als „Pimpfe“ bezeichnet. Diesen Ausdruck habe ich mir gemerkt. Ich weiß noch, dass sehr viele Kinder im Kindergarten waren und dass wir wunderbar miteinander spielten. Wir lernten auch Lieder und sangen viel - natürlich deutsche Nazilieder. Gemerkt habe ich mir keines. Diese Zeit dauerte nicht lange, denn im Jahre 1942 musste ich die Volksschule besuchen und die Kindergartenzeit war aus. Wie lange der Kindergarten in Dimbach abgehalten wurde, weiß ich nicht mehr, denn von meinen Geschwistern war, so glaube ich, keines mehr im Kindergarten.