Von der Mutter weggegeben
(Maria Nenning, Hackl, Maria Fichtinger)
Foto: Maria Nenning mit Gatten. (44/161)
Meine Mutter hatte mit einem Mann bereits sieben Kinder, doch dieser starb jung an Lungenschwindsucht. Ein anderer Mann versprach ihr die Heirat, da jedoch eine andere Frau bereits ein Kind von ihm erwartete, wurde nichts aus der Hochzeit.
Auch meine Mutter war von diesem Mann schwanger und stand nun alleine mit all den Kindern da. In ihrer Not fragte meine Mutter auf der Gemeinde, was sie tun sollte. Auf der Gemeinde gab man ihr den Rat, die Kinder zu Bauern zu geben.
So fügte sich mein Schicksal:
Am 28. November 1921 wurde ich geboren, und als ich noch keine vier Jahre alt war, marschierte meine Mutter mit mir los. Beim Stadler kam uns „die Hacklmutter“ (zukünftige Stiefmutter) entgegen. Sie gab mir ein Sackerl Zuckerl in die Hand und ich ging sofort mit. Meine Mutter ging weinend heim, was ich damals allerdings nicht ahnte. Am selben Abend fragte ich immer nach der Mutter, aber ich wurde vertröstet: „Die kommt eh morgen.“ Nach einer Woche besuchte sie mich das erste Mal.
Alle waren sehr gut zu mir, und ich wurde auch von den „Hackl Leuten“ adoptiert. Die „Hackl Leute“ hatten mich aufgenommen, weil sie selber keine Kinder bekommen konnten.
Die Verhältnisse waren damals sehr ärmlich, bei meiner Geburt war der erste Weltkrieg erst drei Jahre vorbei. Meine Mutter verdiente ihren Unterhalt mit Schule putzen und Geschirrabwaschen in den Gasthäusern - es gab drei Gasthäuser in Dimbach. Das Geld hätte für so viele Kinder nicht ausgereicht, und so kamen wir alle zu Bauern.
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