Baracken und Erdbunker der Deutschen Wehrmacht in Dimbach (Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)
Gegen Kriegsende baute die Deutsche Wehrmacht zwei bunkerähnliche Unterstände in Dimbach, einen in der Nähe des Marktes an der Marchsteiner Bezirksstraße, heute Bundesstraße 119, sowie einen in der Nähe der Familie Hader (Kaar). Beide waren sehr weit in die Erde versenkt, aus Holzbalken und Brettern gefertigt, oben schräg und zur Gänze mit Erde bedeckt. Die Länge betrug 6 bis 8 m, die Breite 3 bis 4 m und die Innenhöhe ca. 2 m. Ein Eingang sowie Sehöffnungen, Fensterschlitze, die ich viel später als Schießscharten erkannte, ermöglichten das Betreten der Baracken bzw. das Beobachten der Umgebung.
Für uns Marktkinder und die Kinder der Umgebung war die Baracke in der Nähe des Marktes eine wunderbare Spielstätte, wo wir uns gerne und häufig trafen.
Der Zweck dieser Bauten wurde mir erst Jahre später klar. Da die Wehrmacht an dieser Straße und im Ort eine Frontlinie erwartete und den Häuserkampf vorbereitete, waren dies getarnte Unterstände, Bunker und Schützenstellungen.
Die eine Baracke beim Markt stand auf der Wiese südöstlich vom ehemaligen Kühböck Häusl, Hornberg 23, welches der Familie Holzmann (Bauerngruber) gehörte und an der Innenseite der Kurve gegenüber dem jetzigen Feuerwehrzeughaus und dem Heizwerk, oberhalb des Übungsplatzes der Feuerwehr-Bewerbsgruppen gelegen war. Heute ist fast alles mit Sträuchern verwachsen, das Häusl abgerissen.
Das Kühböck-Häusl war sehr einfach aus Steinen und Holzbalken gebaut und mit einem sehr kleinen Ziegenstall versehen. Bewohnt wurde es von der Familie Kühböck. Michael Kühböck war ein eher kleiner, aber zäher und arbeitsfreudiger Mann, der überall in der Umgebung bei den Bauern als Taglöhner sehr beliebt und begehrt war. Er war damals auch Totengräber in Dimbach. Von woher er stammte, ist mir nicht bekannt. Mit seiner Frau Seraphine, die vom Kleinwachsmut abstammte, hatte er drei Kinder: Heinrich, Maria und Rosi. Seraphine arbeitete viel bei den Gastwirten und verschiedenen Familien als Wäscherin und half auch vielen Bauern bei den Erntearbeiten. Später wohnte sie bei der Familie Kitzberger in Dimbach 17, bis sie zu ihrer Tochter nach Amstetten in Pflege kam.
Michael verstarb Anfang September 1960 ganz plötzlich in relativ jungen Jahren. Ich kann mich an diese Stunde und an diesen Todestag noch sehr gut erinnern.
Das zweite dieser Gebäude stand unterhalb des Grammersdorfer Holzes, wie es damals genannt wurde, am Ende der Geraden vor der großen Linkskurve zur Kaar-Zufahrt mit der großen Eiche, rechts auf einer kleinen Erhöhung. Von dort hatte man einen weiten Blick auf den unteren Straßenverlauf fast bis zur Gassner Kapelle. Auch das ganze Gebiet nach Westen hin und weit in das Tal des Gassner Baches hinein waren einsehbar. Diese Baracke war strategisch sehr geschickt angelegt.
Die Bauart beider Bauten war gleich, und beide sollten dem gleichen Zweck dienen. Es war ein großes Glück für uns Dimbacher, dass sie umsonst gebaut worden waren.
Mit Kriegsende verloren sie ihre Bedeutung. Wann und von wem sie abgebaut und entfernt wurden, weiß ich nicht. Es geschah einfach und sie gingen niemanden ab, nicht einmal uns Kindern. Sie waren einfach nicht mehr da. Die Gräben, wo sie gestanden hatten, waren noch lange zu sehen. Alle Spuren dieser Bauten verschwanden mit dem Ausbau und der Begradigung des Straßenverlaufes. Nichts erinnert mehr an diese Zeit.
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