Schulzeit in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts
(Anna Enengl, Schützenhofer, Maria Fichtinger)

Der Schulweg war oft beschwerlich. Im Winter war nichts ausgeräumt, und es gab auch die heutigen Straßen noch nicht, der Weg führte durch Wald und Flur. Einer ging nach dem anderen, hinterher hat es oft den Pfad wieder zugeweht. Wenn wir schnell gingen, erreichten wir im Winter nach 1 1/2 Stunden die Schule. Regelmäßig kamen Schüler zu spät in die Schule. Einmal fehlten viele Schüler, weil das Wetter so schlecht war, ich war aber in der Schule. Da sagte der Lehrer Topitz zu mir: „Mein Gott, wenn´s doch du daheim ´bleibertst, wann´st eh so weit hast.“

Kleidung hatten wir fast keine. Die Mädchen hatten Stutzen, die sie mit einem Strumpfband hochhielten. Im Winter fiel der Schnee hinein und der Rock gefror. In der Schule blieb man im nassen Gewand sitzen und ging damit wieder nach Hause. Es gab zwar einen Ofen in der Klasse, aber von dem hatten auch nicht alle etwas.

Einmal lieh mir der Lehrer seine Patschen, weil meine Füße von der Kälte schon ganz blau waren. Und in Handarbeiten machten wir Strohpatschen, damit wir die Schuhe in der Schule ausziehen konnten. Ein Mädchen hatte keine Schuhe, so kam es, dass sie den ganzen Winter nicht in die Schule ging - was sollte man machen?

Alte Schuhe reparierte man, indem man Holzsohlen daran machte. Im Sommer gingen alle barfuß.

Vor dem Unterricht gab es zu Hause etwas warme Milch und ein Stückchen Brot. In der Schule gab es nichts zu trinken, und als Jause gab es wieder ein Stück Brot, manchmal vielleicht mit etwas Butter. Wurst kannte damals keiner, die lernte ich erst kennen, da war ich schon aus der Schule.

Die einzelnen Klassen hatten nicht alle am Vormittag Schule. Der Unterricht war über den Tag verteilt. Die 1. Klasse hatte zu Mittag Schule, die 2., 3. und die 6., 7., 8. Klasse hatte in der Früh, die 4. und 5. Klasse am Nachmittag Unterricht.

Ich habe in der ersten Klasse noch mit Tafel und Griffel schreiben gelernt. In der zweiten Klasse bekamen wir Hefte, diese hatten aber eine sehr schlechte Qualität. Bei jedem Tisch war ein Tintenfass und eine Feder mit Spitz. Das Papier war so schlecht, dass manchmal die ganze Tinte auseinander geronnen ist. Während dem Krieg haben wir nur mit Bleistift geschrieben. Unsere Lesebücher waren wie Zeitungen.

In der Schule mussten wir mit „Heil Hitler“ grüßen und am Morgen hieß es: „Spruch!“ Dieser lautete folgendermaßen: „Unser Schule Arbeit leite, segne deutsches Volk und Land, über unsrem Führer breite, deine starke Gnadenhand. Hilf empor aus aller Not und sei ewig unser Gott.“ Das mussten wir jeden Tag sagen, Vater unser gab es keines mehr.

Foto: Klassenfoto der Jahrgänge 1939 und 1940. (62/619)

1945, als der Krieg aus war, war auch eine Zeit lang keine Schule, nicht ganz ein halbes Jahr vielleicht. Wir verbrachten auch einige Zeit im Luftschutzkeller. Bei Fliegeralarm gingen wir in den Keller der Schule oder beim Reiter (ehemaliges Gasthaus) in den Eiskeller. Wir verbrachten so ein bis zwei Stunden im Bunker, es gab keine Beschäftigung für uns, jeder ist nur unten gestanden oder gesessen und niemand hat geredet. Da war ich 11 Jahre alt. Beim Wegerer und beim Plumpfer sind tatsächlich Bomben gefallen.

1948 kam ich mit 14 Jahren aus der Schule.