Kindheit in Dimbach (Margarete Kelcher, Maria Fichtinger)
Foto: Margarete Kelcher (22/1214)
Einmal waren Seiltänzer in Dimbach. Das Fräulein Inge balancierte mit einem rosa Kleidchen und einem Schirm über ein Seil, das hoch über die Straße vom Kitzler zum Staudinger gespannt war. Unsere Kinder und ihre Freundinnen spielten daraufhin mit ihrem Erstkommunionkleid und einem Schirm auch immer Seiltänzerinnen.
Für unsere Kinder war Dimbach das Schönste was es gibt. Auf den Straßen fuhren fast keine Autos, nur ab und zu ein Weinzinger Auto mit Holzbloch. Das erste Auto hatte der Doktor Meißl.
Unsere Kinder waren immer irgendwo unterwegs, sie kamen nur mittags und abends heim oder wenn ein Gewitter kam oder Zigeuner unterwegs waren, denn da sagten wir immer, die nehmen die schlimmen Kinder mit.
Als unsere ältere Tochter 10 Jahre alt war, zogen wir nach Grein, damit sie dort die Hauptschule besuchen konnte.
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Schulgeschichte (Dr. Schediwy, Maria Fichtinger)
Vor vielen Jahren, als es noch kein Fernsehen gab und die Männer am Stammtisch über die Regierung schimpften, Gedanken austauschten, gescheite und dumme, eigene und fremde, als die Frauen noch am häuslichen Herd standen, … damals erzählte der inzwischen längst ins Jenseits übersiedelte Tischlermeister Ernst Beitel am Stammtisch im „Goldenen Kreuz“ in Grein eine Geschichte aus Dimbach.
Gesangsstunde in der Volksschule Dimbach: Gesungen wurde die klappernde Mühle am rauschenden Bach, wobei der Peperl beim ersten „klipp, klapp“ um einen halben Ton, mindestens, zu hoch war. „Pass auf“, sagte der Lehrer, „ich spiele dir das jetzt auf der Geige vor, damit du es endlich lernst.“ Der konzertreifen Wiedergabe der Melodie durch den Herrn Lehrer lauschte der Peperl mit offenem Mund. Am Ende erklärte er hochachtungsvoll: „Herr Lehrer sind ein Hund auf der Geige!“
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Probleme mit Mitschülern
Quelle: Heinrich Hahn (Leimhofer), Großerlau 9, aufgezeichnet von Karl Hahn, überarbeitet von Maria Fichtinger.
„Wie ich so um 1942 von Bad Kreuzen nach Dimbach gekommen bin, musste ich natürlich auch in die Schule gehen. Am Anfang ist alles gut gegangen, eine gute Woche, dann haben die Mitschüler wegen meines Namens zum Krähen und „Gagertzen“ angefangen. Aber das ist mir egal gewesen, das war ich ohnehin schon gewöhnt. Aber dann hätten sie das Boxen angefangen, das Stoßen und alles Mögliche. Aber da habe ich nicht mehr mitgemacht. Einmal habe ich einem ganz frechen Burschen eine saftige geschmiert, dann habe ich wieder ein wenig Ruhe gehabt. Aber das Beste war, wie drei andere Buben und ich den „Riegl“ herunter gegangen sind zum Pirner und sie mich immer wieder gehänselt haben. Sie haben immer wieder hergeboxt und sind immer frecher geworden. Da bin ich davongelaufen. Sie sind mir natürlich nachgelaufen bis zum Wegerer Holz. Auf einer ebenen Strecke ist ein „Kleuhaufen“ (Äste) gelegen. Ich bin voraus gelaufen, hinter mir die anderen. Wie ich die Äste gesehen habe, habe ich einen genommen und dem ersten eine übergezogen. Ich habe ihn so am Kopf getroffen, dass er geblutet hat. Wie die anderen das gesehen haben, sind sie davon gelaufen und ich hinter ihnen her mit dem Ast. Das hätte man filmen sollen. Daraufhin habe ich meine Ruhe gehabt, sie haben mich nicht mehr gehänselt, und wir sind gute Freunde geworden. Ich habe mir gedacht, wenn ich mir alles gefallen lasse, habe ich überhaupt keine Ruhe vor diesen Leuten.“
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Schulklasse ging im Klaus-Teich baden
(Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)
In den 1940er Jahren gab es in Grein und Langenbach die Holzfirma Weinzinger. Sie brachte täglich mit LKW sowie mit Traktoren und Anhängern vom Herrschaftswald in Marchstein Langholz nach Langenbach. Mit den Chevrolet-Lastwägen und den Meili-Traktoren aus den amerikanischen Wehrmachtsbeständen brachten sie die Stämme zu den Sägen, auf dem Rückweg waren die Fahrzeuge leer.
Wir Schüler wollten im schönen Sommer so gerne baden gehen und bettelten daher unseren Lehrer Karl Fröschl inständig an, mit uns einen Ausflug zum Klaus-Teich zu machen. Dieser Teich liegt unweit des Eisernen Bildes, einige Kilometer nach Unterweg an der Grenze zu Arbesbach in Niederösterreich. Unser Lehrer sprach mit dem Direktor und verkündete uns, dass wir in den nächsten Tagen hinfahren würden. Unser Jubel war groß.
Eines Tages fuhr also die halbe Schule vormittags mit dem Weinzinger Holzlastwagen auf der offenen Ladefläche zum Klaus Teich. Es war auch für damalige Begriffe eine riskante Sache, einige Schulklassen auf dem LKW mit den offenen Rungen ohne Bordwände zu transportieren. Aber es passierte nichts, und wir kamen gut beim Eisernen Bild an. Wir stürmten zum Klaus-Teich hinunter, um zu baden, denn schwimmen konnte keiner von uns. Es wurde geplanscht und gespielt. Der Teich wurde bewundert, denn er war für unsere Begriffe riesengroß. Ein großer Damm begrenzte ihn nach Westen, wo auch der große Abfluss war. Der Lehrer erklärte uns, dass dieser Teich zum Holzschwemmen angelegt worden war. In Kanälen wurde das Holz fortgeschwemmt, wenn der Teich abgelassen wurde. Das Holz wurde später aus der Naarn herausgefischt und auf der Straße zu den Sägen transportiert.
Die Stunden vergingen rasch. Der Heimweg führte uns zu Fuß durch die Wälder, Felder und Wiesen seitlich von St. Georgen vorbei durch Gegenden, die ich nie mehr zu sehen bekam. Wo wir da gegangen waren, weiß ich bis heute nicht. Aber wir kamen heim, hundemüde zwar, aber glücklich über den schönen Badeausflug.
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Schulalltag (Margarete Kelcher, Maria Fichtinger)
Als Lehrerfrau musste man auch in der Schule mit anpacken. So half ich meinem Mann Faschingsumzüge zu veranstalten. Wir gründeten eine Theatergruppe, wo ich das Malen der Kulisse übernahm. Wenn sich ein Kind weh tat, wurde es zu mir geschickt, um es zu verarzten. Einmal musste ich sogar eine Schiefer von einem Hintern rausziehen. In der Pause versammelten sich alle Lehrer inklusive des Herrn Pfarrer Mascherbauer in unserer Küche.
Eines Tages wurden im ganzen Land Schulküchen eingerichtet, Amerika spendete nach dem Krieg Lebensmitteldosen, welche in der Schule verkocht wurden, damit die Kinder wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit hatten.
Am letzten Tag bevor es in Dimbach mit der Schulküche losging, sagte die Köchin ab, weil sie sich die Arbeit doch nicht zutraute. Mein Mann sagte zu mir: „Dann musst du das übernehmen.“ Und so war es dann auch.
Die Kinder nahmen in der Früh einen geschälten Erdapfel mit, der verkocht wurde. Später wurde ich von Hilda Schübany abgelöst.
Es war zur damaligen Zeit alles sehr einfach, einfacher ging es nicht mehr, aber alle waren zufrieden.
Ich habe die Dimbacher Schulkinder in sehr guter Erinnerung, sie waren sehr liebe Kinder und die Schule war etwas Außergewöhnliches für sie.
Einmal kam eine Gruppe von Beamten aus Linz, sie wollten Aufklärungsarbeit im Bezug auf Hygiene betreiben. Mittels Fragen wollten sie die Kinder auf den Gedanken bringen, sich nach der Schule zu Hause die Hände zu waschen. Die Kinder kamen auf die verschiedensten Ideen: spielen, Aufgabe machen,… Einer wollte sich in gepflegter Umgangssprache versuchen und sagte: „Da geh ich hoam und zoig mein Schampa a.“ Soll heißen: „Da gehe ich nach Hause und ziehe meine Jacke aus.“
Eine andere Anekdote erzählte mir Herr Pfarrer Mascherbauer von einer ersten Religionsstunde bei den Erstklasslern. Er hatte die Kinder gefragt: „Wer kennt mich?“ Unter den Kindern herrschte Stille. Der Pfarrer dachte sich, die Kinder würden sagen, dass sie ihn aus der Kirche kennen. Vorerst traute sich aber niemand etwas zu sagen. Plötzlich aber meldete sich ein Junge und sagte: „Ja, i kenn di. I kenn di, weil du hast amoi bei uns zum Scheiterstoß zuwi brunst.“
Daraufhin konnte der Pfarrer sein Lachen nicht mehr zurückhalten, stürmte zu mir in die Küche und erzählte mir diese Geschichte.
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