Schulalltag (Margarete Kelcher, Maria Fichtinger)
Als Lehrerfrau musste man auch in der Schule mit anpacken. So half ich meinem Mann Faschingsumzüge zu veranstalten. Wir gründeten eine Theatergruppe, wo ich das Malen der Kulisse übernahm. Wenn sich ein Kind weh tat, wurde es zu mir geschickt, um es zu verarzten. Einmal musste ich sogar eine Schiefer von einem Hintern rausziehen. In der Pause versammelten sich alle Lehrer inklusive des Herrn Pfarrer Mascherbauer in unserer Küche.
Eines Tages wurden im ganzen Land Schulküchen eingerichtet, Amerika spendete nach dem Krieg Lebensmitteldosen, welche in der Schule verkocht wurden, damit die Kinder wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit hatten.
Am letzten Tag bevor es in Dimbach mit der Schulküche losging, sagte die Köchin ab, weil sie sich die Arbeit doch nicht zutraute. Mein Mann sagte zu mir: „Dann musst du das übernehmen.“ Und so war es dann auch.
Die Kinder nahmen in der Früh einen geschälten Erdapfel mit, der verkocht wurde. Später wurde ich von Hilda Schübany abgelöst.
Es war zur damaligen Zeit alles sehr einfach, einfacher ging es nicht mehr, aber alle waren zufrieden.
Ich habe die Dimbacher Schulkinder in sehr guter Erinnerung, sie waren sehr liebe Kinder und die Schule war etwas Außergewöhnliches für sie.
Einmal kam eine Gruppe von Beamten aus Linz, sie wollten Aufklärungsarbeit im Bezug auf Hygiene betreiben. Mittels Fragen wollten sie die Kinder auf den Gedanken bringen, sich nach der Schule zu Hause die Hände zu waschen. Die Kinder kamen auf die verschiedensten Ideen: spielen, Aufgabe machen,… Einer wollte sich in gepflegter Umgangssprache versuchen und sagte: „Da geh ich hoam und zoig mein Schampa a.“ Soll heißen: „Da gehe ich nach Hause und ziehe meine Jacke aus.“
Eine andere Anekdote erzählte mir Herr Pfarrer Mascherbauer von einer ersten Religionsstunde bei den Erstklasslern. Er hatte die Kinder gefragt: „Wer kennt mich?“ Unter den Kindern herrschte Stille. Der Pfarrer dachte sich, die Kinder würden sagen, dass sie ihn aus der Kirche kennen. Vorerst traute sich aber niemand etwas zu sagen. Plötzlich aber meldete sich ein Junge und sagte: „Ja, i kenn di. I kenn di, weil du hast amoi bei uns zum Scheiterstoß zuwi brunst.“
Daraufhin konnte der Pfarrer sein Lachen nicht mehr zurückhalten, stürmte zu mir in die Küche und erzählte mir diese Geschichte.
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