Flüchtlingskolonnen in Dimbach
(Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)

Gegen Kriegsende im Frühjahr 1945 herrschte großer Aufruhr in unserem Markt. Von St. Georgen kommend zogen Kolonnen von Flüchtlingen durch Dimbach. Es waren unzählige Menschen aus Polen, Tschechoslowakei und Sudetendeutsche, die den Kriegsereignissen entkommen wollten und mit Planenwagen, Leiterwagen und allerlei anderen Fahrzeugen durch unseren Ort zogen. Wir sahen voll Staunen und auch voll Grauen, wie diese Menschen, aus ihrer Heimat weggetrieben, da durchzogen. Die Fahrzeuge wurden bei den besser situiert gewesenen Flüchtlingen von Pferden, Ochsen oder Kühen gezogen. Die ärmeren Flüchtlinge zogen die Wagerl selbst oder hatten große Hunde vorgespannt. Wir Kinder schauten neugierig, denn so etwas hatten wir noch nie gesehen. Unsere Eltern waren voll Unruhe wegen der Gefahren des Krieges, die auch uns drohten. Die Flüchtlinge wurden bemitleidet, denn sie taten uns leid. Gefahr drohte uns von denen ja keine. Wie viele Stunden und Tage die Menschen da durchzogen, weiß ich nicht mehr, aber das Bild der Flüchtlingskolonne voll Staub und Schmutz - Asphalt gab es ja damals keinen - ist mir heute noch gegenwärtig.

Ungefähr zu der Zeit kamen auch die Flüchtlinge aus dem Banat und Siebenbürgen in unsere Gegend. Wir waren sehr verwundert, weil sie alle einwandfrei deutsch sprachen. Sie kamen mit Pferdewagen daher und hatten hinten noch mehrere Pferde angebunden, die sie zu verkaufen suchten. Mein Vater hatte solch ein Pferd erworben, denn eines unserer eigenen Pferde musste ja zu Kriegsbeginn „einrücken“ und er musste immer mit dem Nachbarn zusammenspannen, wenn es schwerere Arbeit zu tun gab. Nur hatten wir mit dem Pferd keine Freude, es war sehr leicht gebaut und schlug bei jeder passenden Gelegenheit aus. Man musste sehr vorsichtig mit ihm umgehen. Wir Kinder hatten aber mit dem Pferd eine große Freude, denn es bekam bei uns ein Junges, das wir über alles liebten. Nur hatte es dieselbe Angewohnheit wie die Mutter, es schlug bereits als Fohlen. Ich bekam bald meinen Teil ab, denn mit 6 Wochen bereits bekam ich einen Huf ins Gesicht und musste genäht werden. Mein Vater verkaufte dann bald beide Pferde. Die Narbe im Gesicht aber habe ich heute noch.