Kriegserlebnisse von 1941 bis 1946
Josef Lumesberger (Ober Eberstorfer), Gassen 15, aufgezeichnet von Franz Leonhartsberger, bearbeitet von Maria Fichtinger
Ich sollte im Herbst 1941 von der deutschen Wehrmacht zur Wehrertüchtigung eingezogen werden, kam aber erst im Frühjahr 1942 nach Kammer-Schörfling zur Wehrertüchtigung, da die Männer in der Landwirtschaft zu wenig waren. Ich wurde dann zurückgestellt und schließlich am 7. Dezember 1942 zur deutschen Wehrmacht nach Krumau an der Moldau eingezogen. Ich wurde der 145. Infanterie Division Deutschmeister zugeteilt und diente dort.
Nach kurzer Ausbildung kamen wir nach Kroatien in ein Lager namens Pretge, das war unweit von Agram. Dort wurden wir gleich gegen die Partisanen eingesetzt, bis Stalingrad aufgegeben wurde. Von dort kam der Rest der Soldaten von Russland nach Sison in Frankreich. Mit uns aus Kroatien wurde die Einheit wieder aufgefüllt, und es sollte dann wieder nach Russland gehen. In der Zwischenzeit war Mussolini umgefallen und hatte Hitler den Kampf angesagt. So wurden wir dort eingesetzt und mussten nach Italien und die italienischen Soldaten und die Zivilen entwaffnen.
Es gab sehr viele Italiener, die mit Ross und Wagen zu den Partisanen gegangen und mit diesen vermischt waren. Diese zu entwaffnen war sehr schwer, da man nie wusste, wo der Feind sitzt. Mir wurde dabei beispielsweise das Fahrrad zerschossen.
Ende 1943 ging es an die Südfront nach Monte Cassino. Die Amis waren schon eine Woche hinter uns her, aber es hieß, es gäbe kein Zurück.
In der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner 1944 wurde ich von amerikanischen Einheiten gefangen genommen. Sie warfen mir etwas in das Schützenloch, ich konnte nicht sehen, ob es eine Handgranate oder ein Stein war, denn es war Nacht.
Mir war Gott sei Dank nichts passiert, mein Schutzengel war immer bei mir.
Wir wurden zu einer Sammelstelle nach Naversa gebracht und mussten auch verwundete Amis mitnehmen. Wir hatten großen Hunger. Zum Glück hatten die Amerikaner die Taschen voll Süßigkeiten und ließen uns daran mitnaschen. Als genug Gefangene beisammen waren, wurden wir mit einem Schiff in 22 Tagen nach Amerika gebracht. Die Fahrt war sehr anstrengend, da viele seekrank wurden und das Essen aus der Dose auch nicht das Wahre war. Die Fahrt dauerte deshalb so lange, weil die Gefahr, von deutschen U-Booten angegriffen zu werden, sehr groß war, und die Gefangenentransportschiffe oft weite Umwege machen mussten.
In Norfolk, unweit von New York in den USA, konnten wir endlich wieder Land besteigen. Von dort ging es mit der Bahn in drei Tagen und drei Nächten ununterbrochener Fahrt nach Colorado ins Camp Greeley. Das war ein ganz neues Lager und alles war für unsere Begriffe sehr gut. Die Verpflegung und die Behandlung waren ganz in Ordnung. Im Winter hatten wir keine Arbeit und im Sommer holten uns die Farmer der Umgebung zur Arbeit. Am Abend brachten sie uns wieder ins Lager zurück. Auch im Hospital „Ohio“ gab es für uns allerhand Arbeiten.
Nach Kriegsende wurde uns eine baldige Heimreise in Aussicht gestellt, aber es kam anders, denn die Gefangenen, die aus Wien stammten, fingen mit den Deutschen zu streiten an.
Die Gefangenen wurden dann in Österreicher und Deutsche getrennt. Die Österreicher waren aber zu wenige für einen Heimtransport. So kamen wir nur bis nach Frankreich und mussten dort in einem Lager bis 6. April 1946 auf die Heimreise warten. Wir wurden im Lager St. Pölten entlassen und mussten nach Amstetten zurückfahren, von dort ging es dann zu Fuß endlich heim nach Dimbach.
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