Bomben in Dimbach (Franz Leonhartsberger, Karl Hahn)
Bei meinen Eltern waren während des 2. Weltkrieges ukrainische Zwangsarbeiter eingesetzt. Es war ein Mann und eine Frau. Sie waren verheiratet. Er hieß Peter Drost und seine Frau Nagia. Sie lebten auf unserem Hof mit uns zusammen wie eine Familie. Wir Kinder hatten sie beide recht gern, denn sie waren gut zu uns. Auch meine Eltern waren gut zu ihnen. Sie bekamen bei uns zwei Kinder, und wir lebten ganz gut miteinander. Meine Schwester, die ungefähr so alt wie das ältere Mädchen der beiden war, sprach mit der Familie perfekt ukrainisch und das kleine Mädchen perfekt deutsch.
Gegen Kriegsende wurde von den Alliierten an einem kalten Wintertag wieder die Fernmeldelinie am Ostrong bombardiert. Da es aber sehr nebelig war, fanden sie die Leitung und den Ostrong nicht. Am Rückflug Richtung Westen flogen sie südlich von Dimbach vorbei und entledigten sich der Bombenlast. Es fielen dabei die Bomben im Wimmer Graben, beim Grammersdorfer und ca. 150 m südlich vom Wegerer beim Rauh Weg. Die letzte Bombe fiel ca. 100 m weiter westlich am Feld und Wiesenrand, dort, wo jetzt die Riegelhof-Gemeindestraße darüber führt.
In der Schule wurde uns gesagt, dass in Dimbach Bomben gefallen wären, der Ort wurde uns aber verschwiegen. Als ich nach Hause kam, erfuhr ich von meinen Eltern, dass es beim Rauh-Weg gewesen war. Wir liefen hinunter, um alles anzusehen. Der Ukrainer begleitete uns und sah sich den Trichter nochmals an. Mein Vater war auch dabei und sagte dazu, dass es kein besonders großer Graben sei. Die Aussage des Ukrainers Peter habe ich bis heute nicht vergessen, so markant war sie. Er sagte zu meinem Vater: "Du Bauer, wenn wir und Rauh einen Winter hinein scheißen gehen, so ist der Graben voll!" Wir gingen heim, und ein paar Stunden später gab es ein paar starke Explosionen, dass die Fensterscheiben klirrten. Die Bomben waren hochgegangen. Es waren Zeitzünderbomben gewesen. Da wurde uns klar, in welcher Gefahr wir alle gewesen waren, als wir die Trichter besichtigten. Wir sahen uns die Sache nun nochmals an. Jetzt waren es Trichter von mehr als 15 Meter Durchmesser.
Die Gräben wurden später mit allerlei Gerümpel und Steinen ausgefüllt und sind heute nicht mehr zu erkennen.
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